Litschi
In
den tropischen oder subtropischen Gebieten Südchinas gibt es
das ganze Jahr über die verschiedensten Obstsorten. Darunter
ist die Litschi, wenn man so will, ein „König“. Sein Fruchtfleisch
ist schneeweiß, saftig, reich an Traubenzucker, Phosphor
und Vitamin C, angenehm im Geruch und von ausgezeichnetem Geschmack.
Su Dongpo (1037-1101), ein berühmter Dichter der Song-Dynastie,
der auf die Hainan-Insel verbannt worden war, schrieb einmal:
„Wenn ich jeden Tag 300 Litschi-Früchte essen könnte, würde
ich es sogar südlich des Nanling-Gebirges aushalten.“
Die Litschi ist ein immergrüner Baum. Er gehört zu
den Seifennussgewächsen und gedeiht nur in den südlichen
Provinzen Chinas, wie Guangdong, Fujian, Taiwan und Sichuan
sowie dem Autonomen Gebiet Guangxi der Zhuang-Nationalität,
wo das Klima warm und feucht und der Boden weich und locker
ist. Der Litschi-Baum kann über zehn Meter hoch werden, mit
einer großen, schönen Krone. Der Stamm ist manchmal
so dick, dass ein Mensch ihn allein nicht umfassen kann. Bei
den Blättern handelt es sich um gefiederte Blätter.
Anfang April treiben die Bäume Blüten, und Ende Juni reifen
dann die Früchte, sie sind herzförmig oder rund, bis zu
drei cm groß, mit rotbraunen, harten Schalen.
Es ist schwer, die Litschi-Früchte frisch zu halten. Einige
Tage nach dem Pflücken verlieren sie schon ihre Farbe, Duft
und Geschmack lassen nach. Es wird erzählt, dass auf
Befehl des Kaisers Minghuang der Tang-Dynastie (685-762) von
Guangdong bis zur Residenz Chang’an (heute die Stadt Xi’an,
Provinz Shaanxi) jeweils in einem Abstand von fünf Kilometern
Poststationen angelegt wurden, um so in sieben Tagen und Nächten
durch Staffelreiten frische Litschi-Früchte herbeischaffen
zu können. Auf diese Art kam seine Lieblingskonkubine
in den Genuss frischer Litschi-Früchte.
Bereits vor 2000 Jahren wurde der Litschi von den Chinesen
kultiviert. Bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts wuchs er ausschließlich
in China. Der Litschi hat deshalb in vielen Sprachen einen
Namen, der sich so anhört wie das chinesische Wort für
Litschi im Guangdonger Dialekt.
In China werden verschiedene Sorten von Litschi angebaut,
allein in Guangdong gibt es 130 Sorten. Form, Farbe und Geruch
sind verschieden. Die besonderen Eigenschaften werden öfter
in den jeweiligen Namen ausgedrückt. „Sanyuehong“ (rot im
dritten Monat) zum Beispiel ist eine Sorte, die früh reif
ist, und zwar schon Ende des dritten Monats nach dem chinesischen
Bauernkalender, und damit wesentlich früher als alle anderen
Sorten. Die Früchte der Sorte „Guiwei“ (Kassienduft) schmecken
sehr süß und duften angenehmen nach Kassienblüten.
Es ist nicht leicht, Litschi anzubauen. Im allgemeinen
treiben sie erst im zehnten Jahr Blüten. Mit zwanzig oder dreißig
Jahren ist der Höhepunkt in der Entwicklung der Bäume
erreicht. Die Bäume werden hundert Jahre, manche sogar
tausend Jahre alt.
Litschi-Früchten werden konserviert, zu Kompotten, Fruchtgetränken
und Obstschnäpsen weiterverarbeitet. In Guangdong wird
auch Litschi-Tee hergestellt. Der getrocknete Tee wird in
Litschi-Saft eingetaucht und dann wieder getrocknet. Wenn
dieser Tee aufgebrüht wird, riecht er angenehm nach Litschi.
(Aus Nr. 5 von „China heute“, 1978)