Juni 2002
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Kultur und Kunst

Sun Zi über die Kriegskunst – ein Buch, das Zeit und Raum überschreitet
Zu Person von Sun Zi, dem Verfasser von Sun Zi über die Kriegskunst
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Zur Person von Sun Zi, dem Verfasser von Sun Zi über die Kriegskunst

Von Huo Jianying

Sun Wu (Ehrenanrede Sun Zi) stammt aus dem Staat Qi und lebte im 6. Jahrhundert v. Chr., in der sog. Frühlings- und Herbstperiode. Seine Vorfahren hatten ursprünglich den Familiennamen Tian und bildeten eine große Sippe mit hoher gesellschaftlicher Stellung im Staat Qi. Sein Großvater war hoher Beamter, verfügte über großes militärisches Talent und bekam wegen seines Verdienstes beim Feldzug gegen den Staat Ju ein Lehen verliehen. Um seine Gunst zu bezeugen, verlieh ihm der Herrscher des Staates Qi auch den Familiennamen Sun. Sun Ping, Sun Wus Vater, diente im Staat Qi als Minister im höchsten Rang, der direkt dem Herrscher untergeordnet war.

Die einflußreiche adlige Familie bot Sun Wu gute Bedingungen für Erziehung und Bildung. Er befasste sich von Kindheit auf mit verschiedenen Klassikern und erwarb sich umfangreiche Kenntnisse. Seine Familie war überdies durch eine militärische Tradition geprägt, was seine Erforschung der Kriegskunst förderte. Er las eine Menge alter militärischer Bücher und durchlebte selbst Kriege.

Als Sun Wu fast 18 Jahre alt war, sah sich der Staat Qi wegen zugespitzter Machtkämpfe und Hof-Intrigen allmählich dem Untergang geweiht. Sun Wu fand solche interne Kämpfe äußerst widerwärtig und entschloss sich, der Heimat den Rücken zu kehren und seinen eigenen Weg zu gehen, um sein Lebensideal zu verwirklichen. Bald darauf, etwa im Jahr 517 v. Chr., ging er in den aufstrebenden Staat Wu und schloss Bekanntschaft mit dem berühmten General Wu Zixu.

Kurz nach seiner Ankunft führte Sun Wu ein Eremitenleben und vertiefte sich in die Abfassung eines Buches über die Kriegskunst, das aus 13 Kapiteln bestehen sollte. Das war der Vorentwurf zu Sun Zi über die Kriegskunst.

Auf Empfehlung von Wu Zixu wurde Sun Wu im Staat Wu zum General ernannt. Er führte die Truppen mit strenger Disziplin, und sein geschickter Umgang mit Strategie und Taktik erhöhte die Kampfkraft und die militärischen Fähigkeiten der Soldaten des Staates Wu erheblich. Im Jahr 512 v. Chr. errang er mit seinen Truppen in Kriegen gegen den Staat Zhongwu und den Staat Shu eine Reihe von Siegen.

Im Jahr 506 v. Chr. griff der mächtige Staat Chu einen Vasallenstaat des Staates Wu an. Im Krieg gegen den Staat Chu kommandierten Wu Zixu, der König des Staates Wu und Sun Wu 30 000 Soldaten, die nach Sun Wus Strategie ihre Stärke im Kampf auf dem Wasser absichtlich nicht ausnutzten. Stattdessen nahmen sie zur Beschleunigung des Marschtempos überraschenderweise den Landweg und drangen bis ins Landesinnere des Staates Chu ein. Diese unerwartete Aktion konnten die Soldaten des Staates Chu nicht mehr abwehren. Sie zogen ab und verloren die Hauptstadt, so dass der König des Staates Chu in der Not die Flucht ergreifen musste. Sun Wu besiegte mit 30 000 Soldaten die

200 000 Mann starke Armee des Staates Chu. Damit wurde ein glänzendes Beispiel dafür geschaffen, dass eine kleine Truppe eine zahlenmäßig überlegene besiegen kann.

In diesem Krieg wendete Sun Wu die von ihm aufgestellten taktischen Prinzipien an, dass der reguläre Truppeneinsatz mit einem ungewöhnlichen verbunden werden soll und die Schnelligkeit der Truppenbewegung als Waffe eingesetzt wird. Bis zum Jahr 484 v. Chr. verhalfen Sun Wu und Wu Zixu dem Staat Wu zur Vormachtstellung. 

Nachdem der Staat Wu in der Periode der Streitenden Reiche seine Hegemonie errichtet hatte, wurde der König Fu Chai allmählich überheblich. Er distanzierte sich immer mehr von den Beamten mit edler Gesinnung, bevorzugte niederträchtige Schmeichler, lehnte aufrichtige Ratschläge ab und ließ sogar verdienstvolle Minister hinrichten – auch der bekannte General Wu Zixu wurde zum Selbstmord gezwungen. Dies leitete den Untergang des Staates Wu ein.

Nachdem Sun Wu in vielen Jahren kriegerische Auseinandersetzungen, intrigante Machtkämpfe am Hof und gesellschaftlichen Wandel erlebt hatte, zog er sich zurück und schrieb im stillen Wald Abhandlungen über die Kriegsführung und die politische Lage. Aufgrund seiner Erfahrung mit der Kriegsführung revididerte er die13 Kapitel seines Werks sorgfältig.

Sun Wus Lebensende ist unbekannt. Doch das von ihm hinterlassene Buch Sun Zi über die Kriegskunst ist bis in die Gegenwart überliefert. Etwa hundert Jahre nach seinem  Tod trat ein anderer großer Militärstratege in der chinesischen Geschichte hervor: Sun Bin. Historischen Aufzeichnungen zufolge ist er der Nachkomme von Sun Zi. Er hinterließ ein weiteres bedeutendes Buch über die Kriegsführung: Sun Bin über die Kriegskunst.

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