
Ein
friedliches und behagliches Leben in Yangzhou
Von
Zhang Xueying
In
Yangzhou sind weder Wolkenkratzer noch Hochbahnen zu sehen,
selbst Kaufhäuser mit Luxuswaren findet man hier kaum. In den
Geschäftsstraßen reihen sich die Restaurants, Teehäuser
und Friseursalons aneinander. Im Vergleich zu Großstädten
wie Shanghai und Nanjing ist Yangzhou eine kleine Stadt mit
bescheidenem Reichtum, und man kann sich nur schwer vorstellen,
dass hier
vor 300 Jahren so viele
reiche Leute lebten. Die Einwohner von Yangzhou suchen nur
selten Arbeit außerhalb der Stadt, wenn doch, dann gehen
sie auch schnell mit dem verdienten Geld bald zurück in ihre
Heimat und genießen hier
ihr
schlichtes, aber nicht unangenehmes Leben.
Was
die Einwohner am ehesten zum Bleiben bewegt, sind die Gerichte.
Essen ist hier ein Genuss und bildet den Kern der Stadtkultur.
Dabei legt man großen Wert auf die Farbe, das Aroma,
den Geschmack und die Form der Gerichte. Wenn man sie nur
ansieht, ist das schon appetitanregend. Die Gerichte
sind weder fett
noch mit einer Soße
eingedickt. Die Farbe ist klar, der Geschmack ist leicht und
süßlich.
Leckere Gerichte kosten natürlich Zeit.
Selbst ein preiswertes Gericht wie „gekochter getrockneter
Bohnenkäse“ bereitet der Koch mit Sorgfalt und Mühe zu.
Um den Geschmack zu garantieren, benutzt jedes Restaurant
eigenen getrockneten Bohnenkäse. Der 1 cm dicke Bohnenkäse
wird in 30 Scheiben geschnitten, ohne dass dabei eine einzige
Scheibe zerfällt. Diese schmoren dann in der Hühnersoße
zusammen mit Bambussprossenscheiben und Garnelenfleisch, damit
die Soße jede Scheibe einweicht. Die Soße schmeckt
ausgezeichnet. Diese Art der Zubereitung kennt nicht nur der
Koch im Restaurant, sondern jede Familie.
Außerdem
ändert man in Yangzhou seinen Geschmack mit den Jahreszeiten.
Im März isst man Süßwassermuscheln, im April frischen
Spargel, im Mai und Juni dann Fische. Im Herbst schmecken
die Süßwasserkrabben am besten.
In Yangzhou kann man es sich auch gut schmecken
lassen, ohne viel ausgeben zu müssen. Die örtlichen Restaurants
werden in Luxusrestaurants, alte traditionelle Restaurants,
wie z. B. das „Yechun“-Teehaus und das „Fuchun“-Teehaus, und
Lokale eingeteilt. Das „Xingshuo“ in der Guoqing-Straße
ist ziemlich klein, sein Aushängeschild ist nicht auffallend.
Trotzdem ist es zu Essenszeit immer voll, so dass die Gäste
oft auf freie Tische warten müssen. Denn die Einheimischen
halten die Speisen in diesem Lokal für typisch heimatlich.
Die Hühnersuppe im „Wanwanji“ in der Ganquan-Straße
ist einzigartig. Die Ximen-Straße ist eine Straße
für Delikatessen. Hier findet man Restaurants verschiedener
Klassen mit verschiedensten Geschmacksrichtungen aus dem ganzen
Land.
Ein wichtiges Freizeitvergnügen in Yangzhou
ist das Baden. Auch wenn jeder Haushalt moderne Duscheinrichtungen
zu Hause hat, gehen, besonders junge Leute gern zum öffentlichen
Badehaus. In kaum einer anderen Stadt gibt es so viele Badehäuser
wie hier. Während man sich in den Großstädten
für ein besseres Leben abmüht, liegen die Leute hier ganz
bequem im warmen Wasser und entspannen sich.
Am
Wochenende bleiben dann nicht wenige Leute den ganzen Tag
im Badehaus. Den Genuss, sich besonders in einer neuen Badeanstalt
die Zeit zu vertreiben, kann man sich kaum vorstellen. Eine
neue Badeanstalt verfügt oft über drei bis vier große
Becken. Die Wassertemperatur reicht von 20 bis 40 Grad Celsius.
In manchen Becken sind Steine zu sehen, die Mineralien enthalten,
denn nach der traditionellen chinesischen Medizin besitzt
Mineralwasser eine heilende Wirkung. Nach dem Baden kann man
sich massieren, frisieren, die Füße pflegen lassen,
oder Videofilme angucken, Tee trinken, plaudern und sogar
schlafen. In einer Badeanstalt kann man auch ein leckeres
Mittag- und Abendessen genießen. Der Aufwand beträgt
nicht mehr als 50 Yuan - in einer Großstadt würde es
ein Mehrfaches kosten.
Das Badehaus „Yongningquan“ ist über 100
Jahre alt. Es liegt an der Guoqing-Straße. Der alte
Baustil ist erhalten geblieben, auch die Tradition ist unverändert.
Das heißt, nur die Männer dürfen hier baden. Junge
Leute gehen lieber zu moderneren Badeanstalten. Nur alte Gäste
wollen sich hier in ihre schöne alte Zeit zurück versetzen
lassen. Aber die Geschicklichkeit der dortigen Fußpfleger
und Rückenmasseure ist unübertroffen.
Die
Fußpflege ist in Yangzhou sehr populär und weit
verbreitet. Um Kunden anzulocken, haben viele moderne Badeanstalten
in Beijing und Shanghai Fußpfleger aus Yangzhou engagiert.
Yangzhou war in alter Zeit für drei „Messer“ bekannt: das
Küchenmesser, das Rasiermesser und das Messer zum Fußpflegen.
Die Fußpflege hat sich bereits einen Namen im Ausland
gemacht. Das Rückenreiben achtet sehr auf die Kunstfertigkeit
des Reibens, dabei kann man oft ruhig einschlafen.
Auf das Aufblühen der umliegenden Städte
sind die Einwohner von Yangzhou nicht eifersüchtig. In der
Geschichte hat diese kleine Stadt mehrmals ein Auf und Ab
erlebt, und sie haben gelernt, allem mit Gleichmut zu begegnen.
Auch wenn einem gekündigt wird, macht man sich keine Sorgen
um seine Zukunft, sondern lädt mit seinem letzten Geld
seine Freunde oder Familie zum Essen ein oder verbringt die
Zeit ruhig in einem Badehaus. Die Einwohner scheinen von Natur
aus keine Belastungen im Leben zu spüren. Im alten Stadtviertel
von Yangzhou sieht man fast jeden Tag um neun oder zehn Uhr
einige alte Frauen in der Sonne Gemüse für das Mittagessen
waschen. Mittags spielen sie Mah-Jongg, und um drei oder vier
Uhr nachmittags bereiten sie dann das Abendessen vor. Der
milde Wind, die warme Sonne und das klare Flusswasser haben
den Lebensrhythmus unbemerkt verlangsamt.
In
einigen Jahren wird hier die erste Eisenbahnlinie gebaut,
und die wirtschaftliche Entwicklung des Personenverkehrs wird
die Stille und Behaglichkeit dieser kleinen Stadt unvermeidlich
stören.
Sehenswürdigkeiten:
Schmaler Westsee Er ist die
bekannteste Sehenswürdigkeit in Yangzhou. Seine schöne
Landschaft kann sich mit der des Westsees in Hangzhou messen.
Die Pavillons und Gärten verbinden sich harmonisch mit
dem See. Im April und Mai ist die schönste Zeit zur Besichtigung.
He-Garten In der Qing-Dynastie
war der He-Garten der private Familiengarten eines chinesischen
Gesandten in Frankreich. Der westliche Teil des Gartens ist
das ehemalige Wohnviertel. Im Garten hat man ein Gefühl der
Geräumigkeit, denn der Gartenarchitekt hat großen
Wert auf die räumliche Gestaltung gelegt. Die Korridore
im Garten werden als die erste Brücke mit Über- und Unterführung
in der chinesischen Baugeschichte hochgeschätzt. Der
„Pianshi Shanfang“–Hof, repräsentativ für die traditionelle
chinesische Landschaftsmalerei, wurde von Shi Tao aus der
Qing-Dynastie entworfen und stellt seine ästhetischen
Gedanken dar.
Ge-Garten
Er liegt an der Östlichen Yanfu-Straße und war
ein privater Familiengarten eines Salzbeamten in der Qing-Dynastie.
Bizarre Felsen und Bambus sind zu bewundern. Der Überlieferung
nach wurde der Garten ebenfalls von Shi Tao konstruiert. Die
hochgestapelten Felsen verkörpern die vier Jahreszeiten.
Kranich-Moschee Sie zählt zu
den vier antiken Moscheen Chinas. Die Form der Moschee gleicht
einem Kranich und hat ihr den Namen gegeben. Der chinesische
und der arabische Baustil sind hier harmonisch miteinander
verbunden.
Museum des Han-Grabes Es liegt
westlich der Stadt. Angeblich wurde der König Guangling,
Sohn des Kaisers Wudi der Westlichen Han-Dynastie (206 v.
Chr. – 24 n. Chr.), hier begraben. Das Grab ist geräumig.
Die innere Kammer ist mit Baumstämmen umschlossen, wobei
nur wertvolles Holz verwendet wurde. Seine Baustruktur ist
typisch für Königsgräber der Han-Dynastie.
Darüber
hinaus gibt es noch viel Sehenswertes wie z. B. das Stadtmuseum,
das Grab von Shi Kefa, die Gedenkhalle für die Acht Künstler
und den Daming-Tempel.
Wenn man sich alte Bauten ansehen und das
Leben der älteren Einwohner kennenlernen will, geht man
am besten in die Guoqing- und in die Jiefang-Straße.
Die alten Häuser dort sind oft fein bemalt und die traditionellen
Lebensgewohnheiten sind noch erhalten geblieben.
Reisesaison:
Die
beste Zeit für Touristen in Yangzhou ist von Ende März
bis Mitte Mai und im September. Das Touristenfest findet jedes
Jahr statt. Man kann vom Tianning-Tempel bis zum Daming-Tempel
mit dem Schiff fahren. Das war die Reiseroute des Kaisers
Qianlong der Qing-Dynastie. Auf der Fahrt kann man die schöne
Landschaft bewundern und Delikatessen verkosten. Im September
ist es kühl in Yangzhou. Es ist die beste Zeit, um den Mond
zu betrachten. Es ist einfach herrlich, im hellen Mondschein
eine Tasse Tee zu trinken.
Reiserouten:
Schifffahrt auf dem alten Kanal: Die Schifffahrt
beginnt in Gaoyou und endet in Guazhou. Wichtige Sehenswürdigkeiten
sind die Moschee des Kranichs, das Grab von Pu Hading, der
He-Garten und die Wenfeng-Pagode.
Kulturroute:
Dabei können die Touristen die geschichtliche Entwicklung
der Stadt Yangzhou, die Blüte des Königreichs Guangling
der Han-Dynastie und das königliche Leben kennenlernen,
die Taten des Volkshelden Shi Kefa zur Kenntnis nehmen und
die Werke der Acht Künstler bewundern.
Wichtige Sehenswürdigkeiten: Das Grabmuseum
des Königs Guangling der Han-Dynastie, das Museum der
Ruine der Tang-Dynastie (618-907), die Gedenkhalle für Shi
Kefa und die Gedenkhalle für die Acht Künstler von Yangzhou.