Mai 2002
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Tourismus

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Ein friedliches und behagliches Leben in Yangzhou
Huai’an, eine historische Stadt mit neuem Antlitz
Chinas Flüsse

Huai’an, eine historische Stadt mit neuem Antlitz

Von Wu Xinyi und Gao Yan

Wenn man die Website der Stadt Huai’an öffnet, dann sieht man die Gestalt des großen Zhou Enlai, die seinen friedlichen Blick in die Ferne richtet. Früher war Huai’an als Heimatstadt des ersten Ministerpräsidenten der VR China weit herum bekannt. Heute ist das Image von Huai’an nicht mehr auf eine „alte revolutionäre Basis” beschränkt – mit einer langen Geschichte, einer günstigen geographischen Lage und reichen Ressourcen bildet Huai’an einen wichtigen Verkehrsknotenpunkt zwischen Nord und Süd und eine Produktionsbasis für landwirtschaftliche Produkte. So ist diese bedeutende historische Stadt heute zu einer neuen Industriestadt geworden.

Als wir in Huai’an ankamen, war es Abend. Die Stadt zeigte sich in der Abendröte als  moderne Stadt mit langer kultureller Tradition.

Huai’an ist der Provinzverwaltung Jiangsu unmittelbar untergeordnet und liegt in der Mitte der Subei-Ebene. Huai’an heißt auch Huaiyin („Schattenseite“ des Huai-Flusses, also südlich des Huai-Flusses - nach der onomasiologischen Tradition Chinas wird ein Ort an der Südseite des Berges oder am Nordufer eines Flusses als „Yang“, als „Sonnenseite“ bezeichnet, ein Ort an der entsprechenden Gegenseite dagegen als „Yin“, als „Schattenseite“). Die Stadt mit ihrem Umland hat insgesamt eine Fläche von über 10 000 qkm und eine 2000-jährige glänzende kulturelle Tradition.

Am 5. März 1898 kam Zhou Enlai in der Fuma-Gasse auf die Welt und verbrachte 12 Jahre seiner Kindheit hier. Er ging von hier aus zu seinen weiteren Lebensstadien im alten China und später über den Ozean nach Westen. In seinem Leben beteiligte er sich an der großartigen Sache der Gründung des neuen China. Zum Andenken an diese herausragende Persönlichkeit baute man später auf der Grundlage des ehemaligen Wohnhauses Zhou Enlais eine Gedenkstätte mit der Darstellung seines Lebens. Sie wurde ein Wahrzeichen von Huai’an.

Im Laufe der Geschichte brachte Hui’an noch weitere Persönlichkeiten hervor: Da sind z.B. der Militärstratege Han Xin aus der Han-Dynastie (206 v. Chr.–220), Wu Chengen, der Autor des berühmten Romans Die Pilgereise nach Westen aus der Ming-Dynastie (1368-1644) und der berühmte Schauspieler der Peking-Oper, Zhou Xinfang, zu nennen. Es ist deshalb nicht übertrieben, wenn von Hui’an als Heimat von Persönlichkeiten gesprochen wird. Wohl wegen der kulturellen Tradition haben die Huai’aner Einwohner besondere Charakterzüge. Sie sind schlicht und ideenreich.

In Huai’an liegt der drittgrößte See Chinas, der Hongze-See, der eine besondere Seelandschaft bildet. Im Westen mündet der Huai-Fluss in den See, und im Süden ist er mit dem Yangtse verbunden. Der See ist 2069 qkm groß und von grünen Bäumen umsäumt. Auf dem See sieht man Dämme, Schilfe, Sumpflandschaften und Vögel. Gerade wegen der vielfältigen Landschaften bezeichnen die Künstler den See als „den fünffärbigen See“ und die Fischer bezeichnen ihn als „die Schatzkammer“. Der See liefert verschiedenartige Fischereiprodukte. Das berühmteste ist der Große Krebs. In der Fangzeit dieses Krebses im September und Oktober wird jedes Jahres ein  kulinarisches Festival am Hongze-Sees veranstaltet. Dieses Fest zieht nicht nur Gourmets an, sondern auch viele einfache Touristen aus der Ferne an, um die Krebsspezialitäten zu kosten.

Am Strand des Hongze-Sees liegt noch das „Chinesische Pompeji“, das von Achäologen entdeckt wurde. Es handelt sich um die Gräber des Ururgroß-,Urgroß und Grovaters des ersten Kaisers der Ming-Dynastie (1368-1644), Zhu Yuanzhang. Im Lauf der Jahrhunderte versanken die Gräber wegen der Überschwemmung und der Ausdehnung des Sees im Wasser. Erst im Jahr 1963 und 1993 tauchten sie bei Dürren wieder auf. Im Jahr 2001 waren die Gräber noch einmal zu sehen. Neben den Gräbern mit den Reliquien sind noch 21 Paare steinerner Skulpturen von Generälen und Beamten sowie Fabeltieren am „Göttlichen Weg“ gut erhalten geblieben, sie sind den Skulpturen am Grab des Kaisers Zhu Yuanzhang in Nanjing ebenbürtig.

Huai’an ist für seine Küche bekannt. Die Huai’aner Küche ist schon längst ein wichtiger Begriff in der chinesischen Gastronomie und eine der vier berühmten Küchen in China. Die Huai’aner Küche ist dadurch gekennzeichnet, dass sie die grundlegenden Kochweisen wie Dünsten, Schmoren, Sautieren, Braten und Rösten zur Vollendung gebracht hat. Die repräsentativen Gerichte sind kleine Teigwaren mit flüssiger Fleischfüllung, Tofu- und Fisch-Gerichte, deren Zubereitung voller gastronomischer Raffinessen ist. Nimmt man die Teigtaschen mit flüssiger Fleischfüllung als Beispiel, so sieht man, dass ihr Teig so dünn ist, dass er schon beim geringsten Kontakt mit einer Flamme Feuer fängt. Die Füllung besteht im Wesentlichen aus Fleisch, hinzu kommen noch Hühnerfleisch, Krebseier, Hummerfleisch, Seegurken und Bambussprossen, so dass die Füllung eine balsamartige Konsistenz annmmt. Nach dem Dämpfen verflüssigt sich die Füllung, und die Teigtasche wird halb durchsichtig, so dass man sogar die leicht schwankende Füllung sehen kann. Beim Kosten sollte man zuerst einen kleinen Biss nehmen und die Flüssigkeit aus der Teigtasche saugen. Man kann sich kaum vorstellen, was für eine Gaumenfreude man da hat.

Huai’an, eine ökologische Stadt an der Mündung von fünf Flüssen

In Huai’an fließen fünf Flüsse zusammen: der Große Kanal ( der Kaiserkanal), der Huai-Fluss, der Yan-Fluss, der Huaishuxin-Fluss und der Hauptbewässerungskanal des nördlichen Teils der Provinz Jiangsu.

Nachdem der Große Kanal in der Sui- und Tang-Dynastie (581-618, 618-907) angelegt worden war, enstand in Huai’an ein Verkehrsknotenpunkt auf der Nord-Süd-Achse. Neben Yangzhou, Suzhou und Hangzhou bildete sich hier die vierte Metropole am Großen Kanal heraus. In den späteren Jahren verlor der Ort jedoch wegen der Veränderung des Verlaufs des Gelben Flusses und wegen Kriegswirren allmählich an Bedeutung.

In Huai’an fand der Spruch „der wirtschaftliche Aufschwung hängt von der Verkehrsbedingung ab“ in der jüngsten Vergangenheit Bestätigung. Vor einigen Dutzend Jahren konnte man wegen der ungünstigen Verkehrsbedingungen die damals wirtschaftlich unterentwickelten Regionen im nördlichen Teil der Provinz Jiangsu nicht direkt erreichen, der Umweg über die umliegenden Städte dauerte fünf, sechs Stunden. Damals gab es auch keine Zugverbindung. Viele Entwicklungs- und Geschäftschancen wurden verpasst. Im Zuge der Reform und Öffnung haben die Huai’aner Einwohner ihren Blick erweitert und einen Durchbruch beim Bau von Transportwegen erzielt.

Die Inbetriebnahme der Autobahn Beijing-Shanghai stellt für die Entwicklung des Verkehrs in Huai’an einen Meilenstein dar. Durch das neue Straßennetz ist der Weg nach Shanghai und in den südlichen Teil der Provinz Jiangsu erheblich kürzer geworden, so dass die Stadt mit den wirtschaftlich entwickelten Regionen Schritt halten kann. Außerdem wurden auch dadurch die Verkehrsverbindungen mit Beijing und anderen Regionen im Norden Chinas intensiviert. Huai’an gewinnt als Verkehrsknotenpunkt wieder an Bedeutung. Durch diese Autobahn und andere neue Straßen erfährt  Huai’an nach einem Jahrhundert der Abgeschiedenheit eine wirtschaftliche Wiederbelebung.

Heute treffen in Huai’an die Küstenlinien der Eisenbahn und die Nord-Süd-Autobahn zusammen. In Huai’an gibt es ein Autobahnnetz mit einer Länge von 330 km. Außerdem hat man auch den Schiffsverkehr reguliert, so dass Huai’an heute auf diesem Gebiet zu einem Verkehrsknotenpunkt nationalen Rangs geworden ist.

Beim Städtebau bildet Ökologie das Thema Nr. 1. Das Leitkonzept sieht vor, dass die Stadt zu einer grünen, ökologischen Stadt ausgebaut wird. Sie soll nicht nur mit Gärten geschmückt, sondern gar zu einer großen  parkartigen Stadt werden. In der Stadt soll es dereinst Seen und Flüsse geben, wobei sie gleichzeitig von Gewässern umschlossen sein wird, und die Stadt soll grüne Anlagen haben, wird aber zugleich von Wäldern umsäumt sein. Zur Zeit gibt es in der Stadt über zehn Parks bzw. Gärten. Davon ist der Qingyan-Garten der bekannteste. Er war in der Qing-Dynastie (1644-1911) der Privatgarten des Generalinspekteurs für Getreidetransport und ist im typischen Gartenstil in der Region südlich des Unterlaufs des Yangtse angelegt. Im Teerosen-Garten, der als eines der acht Teerosenzentren des Landes gilt, werden einige Dutzend Teerosenarten gepflegt und gezüchtet. Die Teerose ist die Stadtblume von Huai’an.

Huai’an verfügt über reiche Wasserressourcen – vier Flüsse fließen durch die Stadt. Die Stadtregierung hat hintereinander liegende Wiesen zu beiden Seiten des alten Kanals und einen 5000 m langen grünen Korridor angelegt. Die alten Sandbänke des Gelben Flusses sind heute bewaldet, so dass eine ökologische Sehenswürdigkeit entstanden ist.

Neben den grünen Anlagen hat man auch Plätze für die Bevölkerung angelegt,  mogens und abends betreibt man dort  körperliche Ertüchtigung. Am Abend ist die ganze Stadt hell erleuchtet. Verschiedene neue Gebäude zeigen in der Beleuchtung ihre Profile.

Huai’an, die nach außen geöffnete Kornkammer

Huai’an hat ein verzweigtes Gewässerssystem, zudem liegt es noch in der Nähe des Hongze-Sees. Es erzielt hohe Erträge an Getreide und Fischereiprodukten.

Huai’an verfügt über eine Wasserfläche von vier Millionen Mu (1 Mu = 1/15 Hektar). 1998 betrug die Produktionsmenge von Fischreiprodukten 205 700 Tonnen, von denen  die wichtigsten Fischarten der Große Krebs, die Große Krabbe, die Karausche, die Weichschilkröte und der Aal sind. Die wichtigsten landwirtschaftlichen Erzeugnisse sind: Reis, Baumwolle, Raps und Geflügel. Den Bedürfnissen des Markts entsprechend hat man begonnen, die landwirtschaftliche Struktur zu verändern, indem man den Produktionsumfang von Gemüse, Geflügel und Fischereiprodukten erheblich erweitert hat. Um diese Produktionszweige zu stärken, hat man die Produktion normiert. Man hat vor, diese Region zur ökologischen Produktionsbasis aufzubauen, damit die Industrialisierung der landschaftlichen Produktion beschleunigt wird.

Als die neue Industriestadt verfügt Huai’an über fünf Schlüsselindustriezweige: Hüttenindustrie, Maschinenbau, Textilindustrie, Chemieindustrie und Tabakindustrtie. Die neuen Industriezweige, Biotechnik, und Phamarzie, Energieeinsparung und neue Werkstoffe werden gerade aufgebaut. Einige Unternehmen wie der Huai’an-Stahl, die Tabakfabrik Huaiyin oder die Petrochemie-Gruppe Huaiyin gehören den wirtschaftlichen Indizes nach zu den Topunternehmen des ganzen Landes. Die Industrie gewann durch die weitere Vergrößerung des Produktionsumfangs eine neue Struktur.

Huan’an ist ein wichtiges Handelszentrum in der Huai’an-Ebene. Mit dem beschleunigten Aufbau des Verkehrsknotenpunkts spielte es als Handelszentrum eine immer wichtigere Rolle, und jetzt blüht der Handel. Heute stehen hohe Kaufhäuser und Handelsmärkte dicht nebeneinander. Huan’an ist der wichtigste Güterumschlagsort in der Gegend. In der ganzen Stadt gibt es über 450 Handelmärkte, 20 davon haben einen jährlichen Umsatz von 100 Millionen Yuan. Es gibt 50 000 Einzelmärkte. In der Stadt bildet der Huaihai-Platz  ein Handelszentrum. Es gibt ein dichtes Netz von Einzelhandelshäusern.

In den letzten Jahren wurde bei der Öffnung nach außen großer Erfolg erzielt. Einheimische Waren werden u.a. nach Japan, Südkorea, in die USA und in die EU exportiert. Die Stadt hat Handelskontakt mit über einhundert Ländern aufgenommen. Es gibt 15 Kategorien und über 400 Arten von exportierten Waren. Über 20 international bekannte Firmen investieren und haben sich in der Stadt niedergelassen. Dies ist vor allem den sogenannten „weichen“ politischen Rahmenbedingung“ zu verdanken. In der Stadt sind acht Erschließungsgebiete angelegt. Durch die Begünstigungspolitik, eine leistungsfähige Infrastruktur und gute Service-Einrichtung sind viele Investoren aus den USA, Korea und Neuseeland gekommen. Dazu sagte der Parteisekretär, Ding Jiemin: „Das Umfeld bildet eine erstklassige Konkurrenzfähigkeit, in gewissem Sinne sind die „weichen“ Rahmenbedingungen wichtiger als die ‚harten’ – materiellen - Einrichtungen, und sie sind auch als Kapitel zu betrachten.“

Die Öffnung nach außen zeigt sich auch darin, dass die Stadt Huai’an Partnerschaften mit einer Reihe ausländischer Städte geschlossen hat, und enge Kontakte mit 30 Ländern und Regionen der Welt unterhält.

Die fünf Millionen Einwohner Huai’ans haben sich das Ziel gesetzt, den Aufbau der Heimatstadt von Zhou Enlai zu intensivieren und die Wirtschaft ihrer Stadt anzukorbeln. Sie haben eine Strategie für nachhaltige Entwicklung ausgearbeitet, nach der die Stadt durch Wissenschaft und Technik einen Aufschwung erfahren und ihre Leistungsfähigkeit durch die Industrie verstärkt werden soll. Zur Zeit wird Huai’an zu einer modernen Metropole mit prosperierender Wirtschaft, einer schönen Umgebung und einem hohen Entwicklungsgrad aufgebaut.

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