Januar 2003
Ihre Position: Homepage >

Sonderberichte

Shenzhen, ein Ort, wo die Morgensonnen aufgeht
Shenzhens Schritt zu einer internationalen Metropole
Yu Youjun, der junge Bürgermeister von Shenzhen
Yuan Geng, einer der ersten Bahnbrecher in Shenzhen
Leserstimmen

Yuan Geng,

einer der ersten Bahnbrecher in Shenzhen

Von Shen Honglei

Nach Einbruch der Nacht ist der High-Tech-Park Nanshan in Shenzhen hell erleuchtet. In den Gebäuden in verschiedenstem Baustil sind unzählige Technologien und Produkte entwickelt worden. Das in der Nähe befindliche Shekou aber liegt ganz still in der dunklen Nacht. Die Reformen von Shenzhen begann in Shekou. Die Pioniere von Shekou waren auch die Bahnbrecher von Shenzhen. Was machen sie heute?

Am 31. Januar 1979 wurde der Industriepark Shekou gegründet. Er war das erste Versuchsgebiet bei der Einführung der wirtschaftlichen Reformen in China. Damals war Shekou ein Ödland. Um Shenzhen stand es nicht besser: Es wurde in einem Film der 60er Jahre namens „Geheime Blaupause“ nur deswegen kurz erwähnt, weil sich ein Verräter über Shenzhen nach Hongkong schmuggeln wollte.

Als Yuan Geng 62 Jahre alt war, wurde er zum ersten Leiter des Verwaltungsausschusses des Industrieparks Shekou gewählt. Deshalb zählt er zu den ersten Bahnbrechern in Shenzhen.

Yuan Geng war während des Zweiten Weltkriegs Leiter der Dienststelle der KP in Hong Kong. Während der Kulturrevolution wurde er als Spitzel denunziert und saß fünfeinhalb Jahre im Gefängnis. Als Yuan Geng mit 56 Jahren aus dem Gefängnis entlassen wurde, konnte er kaum noch gehen. Er wurde gefragt: „Haben Sie in diesen Jahren Leben gesehen?“ Er antwortete: „Ja, ich habe Ameisen untersucht.“ Am Anfang der Reformen ging er wieder nach Hong Kong und war zuständig für die Handelsgeschäfte.

Heute ist Yuan Geng 86 Jahre alt. Als wir in seiner Wohnung in Shekou über die Vergangenheit sprachen, war er ganz ruhig. Trotzdem konnten wir den harten Kampf von damals nachempfinden, der aus Deng Xiaopings Worten spricht: „Ihr müsst euch mit eurem Blut einen Weg bahnen.“ „Zeit ist Geld, Tempo ist Leben“ – in diese Worte fasste Yuan Geng seine Empfindung, als er zum ersten Mal die Marktwirtschaft berührte. Die Empfindung erschütterte alle Chinesen. Diese Worte standen während fast 20 Jahren auf einem riesigen Anschlagbrett geschrieben, das in einer lebhaften Geschäftsstraße von Shekou stand. Das Anschlagbrett war damals so sensationell wie Shenzhens Bautempo.

Yuan Geng sagte: „Ein großer Vorteil Shekous lag damals darin, dass die Leitung der KP diesem Gebiet große Aufmerksamkeit schenkte. Viele Probleme wurden unter direkter Beteiligung der damaligen Führer Chinas, wie Hu Yaobang und Gu Mu, aber auch von Jiang Zemin, damals der Vizeleiter des Verwaltungsausschusses für Im- und Export, behandelt. Aber die Leistung der Pioniere sind nicht zu vernachlässigen.“

Als wir Yuan Geng gegenüber saßen, konnten wir spüren, wie viel Kraft er noch immer besaß. Ich musste an eine Bronzeskulptur von einem muskulösen Sportler im Museum von Shenzhen denken.

Die Leute werden Yuan Geng sagen, dass Shekou im neuen Zeitalter nicht der Vergangenheit angehört. Als China seinen ersten Schritt auf dem Weg der Modernisierung tat, waren es die Leute von Shekou, die das heutige Shenzhen aufbauten. Shekou ist wie ein Monument, seine Errungenschaften sind in die Geschichte eingegangen.

Bemerkenswerterweise wurde das Anschlagbrett mit den Worten „Zeit ist Geld, Tempo ist Leben“ in der Geschäftsstraße in Shekou nie für Reklamen benutzt. Nur steht dort heute „Leere Worte führen zum Untergang eines Staats, während tüchtige Arbeit zu seinem Aufstieg beitragen“. Shenzhen wird seine Energie an den restlichen Teil Chinas weitergeben. 

-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+--+-+-+-+--+-+-+--+-
Zurück