Lang
Lang, ein hochbegabter Klaviervirtuose aus China
Von Gao
Zhuan

Der
junge chinesische Pianist Lang Lang wurde in diesem Jahr im
Rahmen des Schleswig-Holsteinischen Musik-Festivals für seine hervorragende musikalische Darbietung mit
dem erstmals verliehenen Leonard-Bernstein-Award ausgezeichnet.
Am 31. August 2002 wurde der Preis in der feierlichen Stimmung
der Kieler Ostseehalle verliehen. Das war ein ungewöhnlicher
Erfolg für einen gerade 20 Jahre alten Musiker. Diese Nachricht
erfreute seinen früheren Lehrer, Prof. Zhao Pingguo, sehr, der
mit Begeisterung auf den Entwicklungsweg des jungen Talents
zurückblickte.
Lang
Lang wurde 1982 in Shenyang in der Provinz Liaoning geboren.
Bereits im Alter von drei Jahren nahm er bei Prof. Zhu Yafen
den Klavierunterricht auf. Auf ihre Empfehlung hin wurde er
1991 in die Klasse von Prof. Zhao Pingguo am zentralen chinesischen
Konservatorium aufgenommen. Damals war er neun Jahre alt. Bereits
bei der ersten Begegnung stellte Prof. Zhao fest, dass Lang
Lang ein hochbegabter Schüler war. Das zeigte sich vor allem
darin, dass er einen großen musikalischen Wissensdurst
und künstlerische Energie zeigte, obwohl seine Spieltechnik
gelegentlich Schwächen aufwies. Sein erster Auftritt beim
Klavierspielwettbewerb Xinghai, einem Wettbewerb auf Landesebene,
war denn auch nicht der allerbeste. Dennoch sah Prof. Zhao mit
Kennerblick in Lang Lang aufgrund seines musikalischen Potentials
einen chinesischen Evgeni Kissin. Der inzwischen weltbekannte
russische Klaviervirtuose hatte schon mit zehn Jahren seine
ersten großen Konzerte gegeben und das Publikum in Begeisterung
versetzt. Die Voraussetzung für eine glänzende Karriere
war nur, dass Lang Langs Talent zur Entfaltung gebracht würde.
Wie es am zentralen chinesischen Konservatorium üblich ist,
erhielt Lang Lang einen auf ihn zugeschnittenen Einzelunterricht.
Prof. Zhao erstellte ein Unterrichtsprogramm für ihn, das der
fleißige Schüler sehr schnell absolvierte. Seinem Fortschritt
ensprechend arbeitete Prof. Zhao erneut ein Unterrichtsprogramm
aus, das Chopins als schwierig geltende Schwarze-Tasten-Etüde
enthielt. Auch diese Aufgabe meisterte Lang Lang nach kurzer
Zeit. Durch stufenweise Erhöhung der Anforderungen wurde
Lang Langs Spieltechnik erheblich verbessert. Im Unterricht
legte Prof. Zhao außerdem großen Wert auf das richtige
Verständnis und musikalische Präzision. Lang Lang
begriff die Instruktionen des Lehrers sehr schnell und setzte
seine Anweisungen genial um.
Lang Langs Aufstieg begann. Er belegte den
ersten Platz in einer ganzen Reihe von Klavierwettbewerben für
Jugendliche in China. Im Alter von zehn Jahren gab er ein Solokonzert,
das hohe Anerkennung in Fachkreisen und beim Publikum fand.
Angesichts der schnellen Fortschritte war
Prof. Zhao der Ansicht, dass Lang Lang auf der internationalen
Bühne auftreten sollte. In seiner künstlerischen Laufbahn ist
Ettlingen eine wichtige Station. Der renommierte internationale
Musikwettbewerb für Jugendliche in diesem Ort zieht seit jeher
junge Musiker aus aller Welt an. Mit 12 Jahren nahm Lang Lang
in Begleitung seines Lehrers daran teil. Sein internationales
Debüt war überwätigend. Nach Chopins Klavierstücken und
Haydns Sonate in C Dur sowie Lizsts Tarantella
spielte er noch das chinesische Stück Der Liuyang-Fluss.
Die Jury war begeistert von dem jungen chinesischen Pianisten
und verlieh ihm den ersten Preis. Darüber hinaus überreichte
ihm die Jury einen eigens für ihn geschaffenen Preis, nämlich
den „Sonderpreis für vorzügliche künstlerische Leistung“. Die
Teilnahme am Wettbewerb in Ettlingen 1994 war ein wichtiger
Schritt für Lang Langs spätere internationale Erfolge.
Nach über drei Jahren Ausbildung am zentralen
chinesischen Konservatorium übertraf Lang Lang bereits Evgeni Kissin. 1994
erhielt er auf dem 2. Internationalen Tschaikowski-Musikwettbewerb
für Jugendliche in Sendai in Japan den goldenen Preis. Seine
Vorführung und Interpretation von Chopins Klavierkonzert
Nr. 2 verleitete die Jury beinahe zu Huldigungen, und im
gleichen Jahr wurde er dazu eingeladen, noch einmal mit seinem
Lehrer, Prof. Zhao, nach Japan zu reisen, um auf Tournee zu
gehen.
1997
wurde der hoch begabte Pianist in das renommierte Curtis Institute
of Music in Philadelphia aufgenommen, wo er derzeit noch sein
Studium beim Direktor des Instituts, Gary Graffman, absolviert.
Dort werden seine künstlerischen Fähigkeiten vervollkommnet.
Für internationales Aufsehen sorgte ein triumphaler Auftritt
beim Ravinia Festival in Chicago, wo er in letzter Minute für
den weltberühmten Pianisten André Watts, der erkrankt war, einsprang.
Diesem Konzert folgten weitere umjubelte Premieren in der Carnegie
Hall und bei den BBC Proms. In der Saison 2001/2002 debütierte
er mit dem New York Philharmonic, dem Chicago Symphony und dem
Philadelphia Orchestra. Lang Lang, ein neuer Star auf der internationalen
Musik-Bühne, wird heute als Horowitz des 21. Jahrhunderts bezeichnet.