Ein Bild von der Stadt Beijing vom 3. November 2025 (Foto: Xinhua)
Chinas „Öffnung auf hohem Niveau“ bringt neuen Schwung für multinationale Konzerne, Handelspartner und Investoren. Dies ist vor allem die Meinung der in China ansässigen Unternehmen und Wirtschaftsexperten. Im Zentrum stehen demnach institutionelle Liberalisierung, der Schutz des multilateralen Handelssystems und die Förderung grenzüberschreitender Kapital- und Güterflüsse – Maßnahmen, die China dabei helfen, neue Wachstumsmotoren zu entwickeln und sich gegen protektionistische Tendenzen und geopolitische Unsicherheiten widerstandsfähiger aufzustellen.
Der Appell zur verstärkten Öffnung ist Teil der Vorschläge des Zentralkomitees (ZK) der Kommunistischen Partei Chinas zur Ausarbeitung des 15. Fünfjahresplans für die Entwicklung der Volkswirtschaft und Gesellschaft (2026–2030). In einem Kommuniqué vom 23. Oktober, das nach der 4. Plenarsitzung des 20. ZK veröffentlicht wurde, heißt es, China solle die Initiative ergreifen, sich weiter zu öffnen, den Außenhandel innovativ entwickeln, den Raum für bilaterale Investitionszusammenarbeit vergrößern und eine qualitativ hochwertige Zusammenarbeit im Rahmen der Belt-and-Road-Initiative anstreben.
Wirtschaftsexperten sehen in dieser Strategie vor allem Signale an internationale Akteure, dass China auf berechenbare, regelbasierte Rahmenbedingungen setzt. Mei Xinyu, Forscher der Chinese Academy of International Trade and Economic Cooperation in Beijing, wies darauf hin, dass eine Ausweitung der institutionellen Öffnung und ein faires, regelbasiertes Handelsumfeld nicht nur qualitativ hochwertige Auslandsinvestitionen anziehen, sondern auch das Vertrauen der Weltöffentlichkeit in Chinas Entwicklungspfad stärken könnte.
Auch internationale Konzerne äußern sich optimistisch. Poh-Yian Koh, President China bei FedEx, zeigt sich von den jüngsten politischen Signalen ermutigt. FedEx werde auch weiterhin ein verlässlicher Unterstützer des globalen Handels sein. Das Unternehmen betreibe wöchentlich mehr als 300 internationale Flüge von und nach China und betrachte das Land als zentralen Motor des Welthandels sowie als wichtigen Bestandteil seiner globalen Strategie. In den vergangenen vier Jahrzehnten habe das Unternehmen sowohl vom Öffnungsprozess Chinas profitiert als auch zu dessen Entwicklung beigetragen, so die Unternehmerin.
Ausländische Hersteller und Technologieanbieter kündigen ebenfalls Pläne zum Ausbau ihres Chinageschäfts an. Der finnische Aufzugs- und Fahrtreppenhersteller Kone begrüßt die starke politische Betonung der „Urbanisierung neuen Typs“ im Rahmen der Vorschläge. Beispielsweise seien Modernisierungen von Aufzugsanlagen ein Schlüsselbestandteil für intelligentere und nachhaltigere Städte, heißt es im Dokument. Kone hat 2025 in Kunshan in Ostchina sein bislang größtes Modernisierungsprojekt abgeschlossen und ist in mehr als 40 chinesischen Städten präsent. Künftig will das Unternehmen seine Investitionen insbesondere in der Guangdong–Hongkong–Macao Greater Bay Area ausbauen.
ABB bezeichnet China inzwischen als „globalen Anker“ für Innovation, Talente und Technologietransfer. Der Schweizer Konzern plant, sowohl seine Innovations- als auch seine Produktionskapazitäten in China zu erweitern, um Lösungen für die Energie- und Industrieelektrifizierung zu liefern – sowohl für den chinesischen Markt als auch für Exportmärkte, insbesondere für jene Partner, die an der Seidenstraßeninitiative teilnehmen.
Auch aus Sicht der Verbände wurde die politische Linie positiv bewertet. Jens Eskelund, der Präsident der European Union Chamber of Commerce in China, hob hervor, dass das Kommuniqué die Bedeutung der Wechselwirkung von Angebot und Nachfrage sowie die Rolle neuer Versorgungskapazitäten betonte – ein Signal, dass staatliche Planung und Marktkräfte zusammenwirken sollten, um nachhaltiges Wachstum zu ermöglichen.
Konkrete Zeichen wirtschaftlicher Attraktivität liefern die aktuellen Investitionsdaten: So zog China nach Angaben des chinesischen Handelsministeriums in den ersten drei Quartalen 2025 ausländische Direktinvestitionen (FDI) in Höhe von 573,75 Milliarden Yuan (etwa 80,7 Milliarden US-Dollar) an. Die FDI aus Japan, den Vereinigten Arabischen Emiraten, dem Vereinigten Königreich und der Schweiz stiegen in diesem Zeitraum jeweils stark – um 55,5 Prozent, 48,7 Prozent, 21,1 Prozent bzw. 19,7 Prozent im Jahresvergleich. Allein im September 2025 legte das FDI-Volumen im Jahresvergleich um 11,2 Prozent zu.