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Chinas Wirtschaft: Neuer Start durch Produktivkräfte neuer Qualität

2024-04-01 12:47:00 Source:german.chinatoday.com.cn Author:Xu Gang
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Xu Gang, Direktionsassistent des Instituts für Weltwirtschaftsstudien bei China Institutes of Contemporary International Relations (CICIR) 


Wer über Chinas Wirtschaft sprechen will, sollte bei den Zahlen beginnen. Der jüngste Tätigkeitsbericht der Regierung gibt hier einen guten Überblick. Demnach legte Chinas BIP 2023 um 5,2 Prozent auf über 126 Billionen Yuan zu. Im städtischen Raum gelang es, über 12,44 Millionen neue Arbeitsplätze zu schaffen, wobei die statistisch ermittelte städtische Arbeitslosenquote bei 5,2 Prozent lag. Der Verbraucherpreisindex stieg im Jahresvergleich um 0,2 Prozent. Im vergangenen Jahr kamen mehr als 60 Prozent der weltweit gebauten und verkauften New Energy Vehicles aus China. Chinas Getreideproduktion erreichte rund 695 Millionen Tonnen (1,39 Billionen Jin) und damit abermals ein neues Hoch. Chinas Kapazität der installierten Generatoren zur Stromerzeugung durch regenerative Energien übertraf erstmals die der Kohlekraftwerke. Die neu installierte Leistung in diesem Bereich machte schon mehr als die Hälfte der weltweiten Neuinstallationen aus. Das verfügbare Pro-Kopf-Einkommen der Bürger stieg im Jahresvergleich um 6,1 Prozent.  

 

An diesen Daten lässt sich erkennen, dass Chinas Wirtschaft im vergangenen Jahr eine glänzende Bilanz vorzuweisen hat - trotz verschiedener Herausforderungen wie des „Narbeneffekts“ der Coronapandemie, einer turbulenten internationalen Lage und häufiger Extremwetterlagen. Chinas Wirtschaft hat der Welt einmal mehr bewiesen, dass sie robust, widerstandsfähig und dynamisch ist und glänzende Aussichten besitzt. 

 

Hart erkämpfte Ergebnisse 

 

Es versteht sich von selbst, dass diese Erfolge nicht leicht zu erringen waren. Was das externe Umfeld betrifft, so war 2023 eines der Jahre, in denen die Weltwirtschaft auch ohne Finanzkrise nur ein schwaches Wachstum hinlegte. Hierzu haben auch die geopolitischen Krisen ihren Teil beigetragen. So ist die Ukraine-Krise noch immer in vollem Gange und der Konflikt zwischen Palästina und Israel hat sich plötzlich verschärft. All dies geht auch an der Weltwirtschaft nicht spurlos vorüber. Politisches Kalkül hat die Fragmentierung und Lagerorientierung der Weltwirtschaft verstärkt. 

 

Was das Inland angeht, so erholte sich der Konsum in China langsamer als erwartet. Die Immobilienbranche befindet sich noch immer in einem tiefgreifenden Anpassungsprozess und die Besorgnis über die lokale Verschuldung und die Risikoexposition kleiner und mittlerer Finanzinstitute haben zugenommen. 

 

China versucht nicht, derartige Herausforderungen schönzureden, stellt sich ihnen vielmehr gezielt. Der Tätigkeitsbericht der Regierung bestätigt zwar die Erholung und positive Entwicklung der chinesischen Gesamtwirtschaftslage, stellt aber auch fest, dass die Wirtschaft des Landes allerlei „Windungen und Wendungen“ ausgesetzt war und sich mit zahlreichen verflochtenen Schwierigkeiten konfrontiert sah. Letztlich konnte sie jedoch alle Herausforderungen meistern.  

 

Chinas Regierung hat dem Druck von außen standgehalten und gleichzeitig die bestehenden Schwierigkeiten im Inland überwunden, indem sie Anstrengungen in sechs Bereichen unternommen hat. Die Führung in Beijing hat auf stärkere makroökonomische Steuerung, industrielle Aufwertung durch Innovationen, Reformvertiefung und Öffnungserweiterung sowie eine beschleunigte grüne Transformation der Entwicklungsweise gesetzt. Man hat die Lebenshaltung der Bevölkerung konsequent gewährleistet und den Regierungsaufbau umfassend verstärkt. Dadurch hat China im Laufe des Jahres nicht nur seine eigenen Ziele und Aufgaben für die wirtschaftliche und soziale Entwicklung erfolgreich erfüllt, sondern auch ein Drittel zum Weltwirtschaftswachstum beigetragen. Die Volksrepublik ist somit ihrer Verantwortung als zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt gerecht geworden. Sie fungiert nach wie vor als Hauptmotor des globalen Wachstums. 

 

Produktivkräfte neuer Qualität führen zur Entwicklung hoher Qualität 

 

Laut dem Tätigkeitsbericht der Regierung sind die Hauptzielvorgaben für die diesjährige Entwicklung die Folgenden: Das BIP soll um etwa fünf Prozent steigen, die Zahl der neuen Erwerbstätigen in den Städten soll sich um über zwölf Millionen erhöhen und das Defizit wird auf drei Prozent des BIP veranschlagt. Diese Ziele unterstreichen die strategisch feste Haltung und das Vertrauen der neuen chinesischen Regierung in den Weg der wirtschaftlichen Entwicklung. Chinas Führung hat den etablierten politischen Rhythmus nicht durch Störungen von außen verändert, sondern das Land ökonomisch solide vorangetrieben, damit sich Chinas Volkswirtschaft stabil und auf das Fernziel ausgerichtet entwickeln kann. 

 

Das größte Highlight des Tätigkeitsberichts ist zweifellos die erstmalige Erwähnung des Begriffs „Produktivkräfte neuer Qualität“. Dabei handelt es sich um Produktivität, die auf wissenschaftlicher und technologischer Innovation beruht. Gemeint ist also, dass China die neue Runde der wissenschaftlich-technologischen Revolution und des industriellen Wandels, die weltweit derzeit an Fahrt aufnehmen, genau erfassen und positiv darauf reagieren soll.  

 

Wie wichtig dieses Ziel ist, zeigt die folgende Formulierung: Die beiden Sätze „Tatkräftige Modernisierung des Industriesystems und beschleunigte Entwicklung von Produktivkräften neuer Qualität“ und „Intensive Umsetzung der Strategie zum Aufschwung des Landes durch Wissenschaft und Bildung und Stärkung der Grundlagen für die Entwicklung hoher Qualität“ werden als Punkt eins und zwei unter den Regierungsaufgaben im Jahr 2024 aufgeführt. Damit bricht die Regierung mit der Praxis vergangener Jahre, wirtschaftliche Stabilisierungs- und Wachstumsmaßnahmen in den Vordergrund zu stellen. Es wird sehr deutlich, welch große Bedeutung China der Innovation in Wissenschaft, Technologie und Industrie beimisst. 

 

In der Praxis führt die dynamische Entwicklung aufstrebender Industrien zu tiefgreifenden Veränderungen des Wachstumsmodus der chinesischen Wirtschaft. Neue Industriezweige treiben Chinas Volkswirtschaft dazu an, einen qualitativ hochwertigen Entwicklungspfad einzuschlagen, der intelligenter, umweltfreundlicher und effizienter ist und mehr greifbaren Output liefert.  

 

Die sogenannten „drei neuen Güter“, nämlich Elektroautos, Lithium-Akkus und Photovoltaik-Produkte, sind zu neuen Wachstumspolen und Stabilisatoren für Chinas Exporte gereift. Wasserstoff-Energie, Biopharmazeutika, kommerzielle Luft- und Raumfahrt sowie die Low-altitude Economy stehen kurz vor dem Durchbruch und es entstehen immer mehr wettbewerbsfähige Unternehmen in diesen neuen Bereichen. 

 

Weitere und stärkere Öffnung 

 

Einmal geöffnet, werden sich Chinas Tore der Welt nicht wieder verschließen. Im Gegenteil. Die Zeichen stehen klar auf noch mehr Öffnung. Chinas Wirtschaftswunder ist zweifellos ein Ergebnis der harten Arbeit des chinesischen Volkes. Gleichzeitig aber wäre es ohne Knowhow, Kapital und Technologie aus dem Ausland undenkbar gewesen.  

 

Derzeit forciert der Westen unter dem Vorwand der Sicherung der Lieferketten bzw. Überlegungen zur „nationalen Sicherheit“ die Umstrukturierung der globalen Lieferketten. Fest steht: Chinas industrielle Modernisierung stellt zunehmend eine Konkurrenz für die alten Industrienationen dar. Vor diesem Hintergrund ist zu beobachten, dass sich ausländische Kapitalgeber teils aus China zurückziehen, aus politischen oder wirtschaftlichen Erwägungen. Dies hat dazu geführt, dass die tatsächlich eingesetzten ausländischen Investitionen im Jahr 2023 zwar noch immer ein historisches Ausmaß erreichten, im Vergleich zu den Vorjahren jedoch zurückgegangen sind. 

 

Mit Blick auf die neue Lage und die genannten Probleme, die sich bei der Anziehung ausländischer Investitionen ergeben, hat China reagiert. Das Land schenkt der Problematik größte Aufmerksamkeit und hat aktiv Maßnahmen eingeleitet, um Vertrauen zu schaffen.  

 

Im August 2023 gab der Staatsrat ein 24-Punkte-Programm bekannt, welches das Klima für ausländische Investitionen verbessern und mehr Kapital ins Land locken soll. Konkret geht es um 24 Maßnahmen in sechs Bereichen, mit denen China aktiv auf die Bedenken und Forderungen ausländischer Unternehmen in China eingeht. Wenige Monate später, nämlich im Oktober 2023, kündigte Staatspräsident Xi Jinping beim dritten internationalen Kooperationsgipfelforum im Rahmen der Seidenstraßeninitiative an, bestehende Beschränkungen für den Marktzugang auswärtiger Investitionen in der Fertigungsindustrie in jeder Hinsicht abzuschaffen. Man wolle sich aktiv an den internationalen hohen Standards und entsprechenden Regeln für Wirtschaft und Handel orientieren und insbesondere die Öffnung des grenzüberschreitenden Dienstleistungshandels und der Investitionen auf hohem Niveau konsequent vorantreiben. 

 

Die Regierung hat zudem in ihrem Tätigkeitsbericht angekündigt, die Negativliste für den Marktzugang auswärtigen Kapitals ein weiteres Mal zu verkürzen, den Industriekatalog für den Ansporn von Investitionen durch auswärtige Unternehmen auszuweiten und die Dienstleistungen für auswärtige Investitionen weiter zu vervollständigen. Auch Probleme etwa bei der grenzüberschreitenden Datenzirkulation werden gezielt angegangen. 

 

„China kann sich nicht ohne die Welt entwickeln und die Welt nicht ohne China“, sagte Außenminister Wang Yi im Rahmen der zweiten Tagung des 14. Nationalen Volkskongresses vor der Presse. Wer China verleumde, schade sich letztlich nur selbst, so der Chefdiplomat, und Fehleinschätzungen zu China würden am Ende nur zu verpassten Chancen führen.  

 

Fakt ist: In der heutigen Welt, in der die internationale Lage immer unbeständiger und unsicherer wird, kann China mit seinem friedlichen und stabilen politischen und gesellschaftlichen Umfeld, seinem riesigen Einzelmarkt mit mehr als 1,4 Milliarden Menschen, seiner enormen demografischen Dividende, seinen hochqualifizierten Fachkräften und seiner hohen institutionellen Offenheit risikoscheuen ausländischen Investoren zweifellos starke Sicherheit bieten. Somit ist es das beste Investitionsziel und ein „sicherer Hafen“ für ausländische Unternehmen, die wirtschaftliche Effizienz und Kostenvorteile suchen. In den letzten Jahren lag die Rendite ausländischer Direktinvestitionen in China bei etwa neun Prozent, was im internationalen Vergleich noch immer ein vergleichsweise hohes Niveau darstellt. In Zukunft wird Chinas Wirtschaft, die sich auf einen Weg der qualitativ hochwertigen Entwicklung durch Produktivkräfte neuer Qualität zubewegt, ausländischen Investoren definitiv noch mehr Möglichkeiten und gute Renditen bieten. 

  

*Der Autor ist Direktionsassistent des Instituts für Weltwirtschaftsstudien bei China Institutes of Contemporary International Relations (CICIR). 

 

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