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Wohin steuert das internationale Währungssystem?

2023-04-21 17:53:00 Source:german.china.org.cn Author:
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Aufgrund der unverantwortlichen Geldpolitik der USA und der häufig irrational verhängten Finanzsanktionen nimmt der Prozess der so genannten „Entdollarisierung“ immer mehr Fahrt auf. Mit dem Begriff ist gemeint, dass viele Länder für die Abwicklung internationaler Handelsgeschäfte nicht länger den US-Dollar nutzen. 

 

In den letzten Monaten hat sich auf der ganzen Welt das Tempo der so genannten „Entdollarisierung“ (auch Dedollarisierung genannt) deutlich beschleunigt. Mehrere Länder haben in diesem Zuge neue Initiativen ergriffen, um die Abrechnung von Handelsgeschäften in ihrer eigenen Landeswährung zu stärken und die Verwendung des US-Dollars im internationalen Handel und bei Investitionen somit zu verringern.

 

Am 1. April haben sich beispielsweise Indien und Malaysia darauf geeinigt, Handelsgeschäfte auch in der indischen Rupie abzuwickeln.

 

Während der China-Reise in der vergangenen Woche besuchte Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva am 13. April auch den Hauptsitz der „New Development Bank“ der BRICS-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China, Südafrika) in Shanghai. Dabei rief er die BRICS-Länder dazu auf, ihre lokalen Währungen für die Transaktionen zu verwenden. Lulas Besuch erfolgte, kurz nachdem China und Brasilien vereinbart hatten, den US-Dollar nicht länger als Währung für bilaterale Transaktionen zu verwenden, sondern den Handel stattdessen in den beiden Landeswährungen abzuwickeln. Diese Vereinbarung kann als weiteres Zeichen dafür gewertet werden, dass die Welt beginnt, sich vom US-Dollar zu lösen.

 

Am 28. März schlossen die China National Offshore Oil Corporation und die französische Total Energy über die Shanghaier Öl- und Gasbörse (SHPGX) ein Gasimportgeschäft mit einem Volumen von 56.000 Tonnen in Renminbi (RMB) ab. Frankreich hat damit sozusagen den ersten Schuss zur „Entdollarisierung“ in den EU-Ländern abgegeben.

 

Laut der „Currency Composition of Official Foreign Exchange Reserves (COFER)“ des Internationalen Währungsfonds (IMF) sank der Anteil des US-Dollars an den weltweiten Devisenreserven im vierten Quartal 2022 auf 58,4 Prozent und damit auf den niedrigsten Stand seit 1995.

 

Eine Kombination von mehreren Faktoren 

 

Experten sind der Ansicht, zwar sei diese Welle der weltweiten „Entdollarisierung“ auf verschiedene Faktoren zurückzuführen, aber die willkürliche Verhängung von Finanzsanktionen durch die USA habe als die ausschlaggebende Ursache diese Entwicklung beschleunigt.

 

Im Bereich der Geopolitik gibt es dafür viele Beispiele: So hat die US-Regierung die US-Dollar-Guthaben der afghanischen Zentralbank in den USA eingefroren und später zum Entsetzen der internationalen Gemeinschaft entschieden, dass 3,5 Milliarden US-Dollar aus den eingefrorenen Vermögenswerten in den USA verbleiben müssen.

 

Cui Jianjun, Professor an der Hochschule für Wirtschaft und Finanzen der Jiaotong-Universität Xi‘an, erklärte, dass einige Länder unter der Führung der Vereinigten Staaten seit der Ukraine-Krise mehrere Runden von Finanzsanktionen gegen Russland verhängt hätten. Zu den härtesten Sanktionsarten gehören ihm zufolge erstens das Einfrieren der Hälfte der russischen Devisenreserven in Höhe von rund 300 Milliarden US-Dollar und zweitens der Ausschluss russischer Finanzinstitute aus dem internationalen Bankennetzwerk SWIFT.

 

Diese schwerwiegenden Verstöße gegen die international etablierten Regeln der freien Marktwirtschaft haben den US-Dollar zu einer Art Waffe gemacht und in verschiedenen Ländern große Besorgnis hervorgerufen. Sie sind somit gleichzeitig auch der Auslöser für die aktuelle Welle der „Entdollarisierung“.

 

Als Reaktion auf die Sanktionen der USA hat Russland sein eigenes grenzüberschreitendes Zahlungssystem (SPFS) weiter ausgebaut, das die Funktion von SWIFT teilweise ersetzt.

 

Die unverantwortliche Geldpolitik der US-Regierung ist ein weiterer Grund für die derzeitige Suche nach alternativen Währungen für Handelsgeschäfte. Nach dem „großen Gelddrucken“ der US-Zentralbank (Fed) ist die Inflation in dem Land mittlerweile extrem hoch, die Kaufkraft des US-Dollars ist in der Folge gesunken.

 

Im März letzten Jahres hat die Fed ihre lockere Geldpolitik dann beendet und ist abrupt zu aggressiven Zinserhöhungen übergegangen, was wiederum zu Turbulenzen auf den internationalen Finanzmärkten geführt hat. Viele Entwicklungsländer leiden nun unter einer starken Inflation und sind mit Problemen wie der Abwertung ihrer Landeswährungen und Kapitalabflüssen konfrontiert.

 

Bei der Verringerung der auf US-Dollar lautenden Staatsanleihen bei gleichzeitiger Förderung der Diversifizierung der Devisenreserven handelt es sich also eigentlich um eine widerwillige Maßnahme zur Selbsthilfe, um den von den USA ausgehenden Finanzrisiken zu begegnen.

 

Das internationale Währungssystem auf dem Weg zur Diversifizierung 

 

Ma Wei, Forscher am Institut für Amerikastudien der Chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften, wies darauf hin, dass der US-Dollar in einem historischen Prozess seinen Status als Weltwährung erlangt habe. In diesem Prozess sei der britische Pfund abgelöst worden. Ähnlich werde nun auch der US-Dollar in Zukunft von anderen Währungen abgelöst werden. Aber dieser Prozess werde sich noch über einen längeren Zeitraum hinziehen. Das internationale Währungssystem werde sich aber wahrscheinlich in Richtung Multipolarität entwickeln, prognostizierte Ma.

 

Eine mögliche Perspektive für das internationale Währungssystem sei, so Cui, dass der US-Dollar zwar weiterhin eine wichtige Rolle als internationale Reservewährung spiele, aber sein Gewicht stetig weiter abnehme. Der Status des Euros würde parallel dazu allmählich ansteigen, da die EU ihre wirtschaftliche und finanzielle Autonomie vorantreibt. Gleichzeitig könnten die asiatischen Länder mit dem weiteren Anstieg ihrer Wirtschaftskraft allmählich die Möglichkeiten zur Schaffung einer neuen Währungsordnung ausloten und somit zur Diversifizierung des internationalen Währungssystems beitragen.

 

Eine multipolare Währungswelt könnte somit früher kommen als erwartet, wie Gillian Tett, eine Kolumnistin der Financial Times, kürzlich schrieb.

 

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