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Jörn Kamrad, Vertriebsleiter von EUROGATE in Deutschland: Engagiert für den Ausbau Wilhelmshavens zu einem Drehkreuz für den chinesisch-deutschen Warenhandel

2022-10-17 15:14:00 Source:de.china-info24.com Author:Wengeng
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Seit einiger Zeit haben Faktoren wie die Covid-19-Pandemie, geopolitische Spannungen und Inflation einen großen Einfluss auf die globale Logistik und die Lieferketten. Das Jahr 2022 fällt mit dem 50. Jahrestag der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen China und Deutschland zusammen. Vor welchen Herausforderungen und Chancen steht die Logistik- und Schifffahrtsbranche in diesem Zusammenhang? Welche Veränderungen ergeben sich in der deutsch-chinesischen Hafenwirtschaftskooperation? Jörn Kamrad, Vertriebsleiter von EUROGATE, Deutschlands größter Hafengruppe, teilte seine Ansichten mit uns.

 

 

 

„Die Zusammenarbeit mit chinesischen Unternehmen hat sich in den letzten 10 Jahren rasant ausgeweitet und vertieft“ 

 

Jörn Kamrad sagte, im Chinesischen ist das Wort für Krise (weiji) eine Kombination aus Gefahr und Gelegenheit und ist für Wilhelmshaven sehr passend. Schiffsverspätungen und Lieferkettenengpässe stellen für Wilhelmshaven zwar Herausforderungen dar, aber mehr noch sind sie Chancen. Wilhelmshaven hat Vorteile, die traditionelle große Häfen in Nordwesteuropa nicht besitzen. Mit der exponierten geografischen Lage, dem 18-Meter Tiefgang, der reichlichen Containerstellfläche und den entwickelten Hinterlandanbindungen ist Wilhelmshaven sehr geeignet für ultragroße Containerschiffe auf den Asien-Europa Routen. Diese Vorteile haben zu zahlreichen unvorhergesehenen Anläufen (sogenannten Inducement Calls) und sogar neuen Diensten in Wilhelmshaven geführt. Im Jahr 2021 stieg der Umschlag in Wilhelmshaven im Vergleich zum Vorjahr um 68,5 % und erreichte mehr als 710.000 TEU.

 

„Die Zusammenarbeit Wilhelmshavens mit chinesischen Unternehmen besteht seit über 10 Jahren. Wilhelmshaven bestellte die von Shanghai Zhenhua Heavy Industry hergestellten Containerbrücken. Ich erinnere mich noch gut daran, als Anfang 2012 die ersten vier Containerbrücken mit dem Zhenhua-Spezialschiff in Wilhelmshaven eintrafen. Es waren damals die größten Containerbrücken der Welt, die 25 Containerreihen an Deck bedienen konnten, was die Kapazität der damals in Betrieb befindlichen Schiffe weit übertraf. “

 

Seitdem hat sich die chinesisch-deutsche Hafenwirtschaftskooperation intensiv weiterentwickelt. Jörn Kamrad erinnert sich, Ein Meilenstein für Wilhelmshaven war 2017, als der AEU1-Dienst von Ocean Alliance zum ersten Mal Wilhelmshaven anlief. Ocean Alliance besteht aus vier Reedereien, darunter COSCO, OOCL, Evergreen und CMA CGM. Die Schiffe des AEU1-Dienstes stammen von COSCO und OOCL.

 

Derzeit laufen vier Asien-Europa Dienste von Ocean Alliance, 2M Alliance, CMA CGM und Hapag-Lloyd Wilhelmshaven regelmäßig an. Chinesische Import- und Exportcontainer machen mehr als 70% des Umschlags in Wilhelmshaven aus.

 

„Die Zusammenarbeit zwischen Wilhelmshaven und chinesischen Unternehmen ist wie aus dem Boden gewachsen, hat sich in den letzten 10 Jahren rasant ausgeweitet und vertieft und wird auch in Zukunft weiter florieren,“ so Jörn Kamrad.

 

„Der China-Europa Güterzug bietet auch eine völlig neue Lösung für die deutsch-chinesische Logistik“ 

 

Nach mehr als zehn Jahren der Entwicklung hat die „Belt and Road“ Initiative große Erfolge erzielt. Im Juli 2021 traf erstmals ein direkter Güterzug aus der chinesischen Provinz Anhui im JadeWeserPort in Wilhelmshaven ein. Die chinesischen und deutschen Waren, die über Wilhelmshaven ein- und ausgeführt werden, sind vielfältig und umfassen komplett zerlegten Fahrzeugbausätze (CKD, Completely Knocked Down) von Daimler, chemische Rohstoffe von BASF, Möbel von IKEA, Haushaltswaren von Tchibo, deutsche Holzstämme, chinesische Autobatterien und eine breite Palette von allgemeinen und gefährlichen Gütern, die in Universalcontainer und Kühlcontainer geladen werden können.

 

„Niedersachsen, wo sich Wilhelmshaven befindet, und die Provinz Anhui sind freundschaftliche Provinzen. Der China-Europa Güterzug ist zeitsparender als Seefracht und hat einen Preisvorteil gegenüber der Luftfracht. Die Eröffnung des direkten Güterzuges vertieft nicht nur die Freundschaft und fördert die Entwicklung der Wirtschafts- und Handelsbeziehungen zwischen den beiden Provinzen, sondern bietet auch eine völlig neue Lösung für die deutsch-chinesische Logistik.“ Jörn Kamrad erklärte, neben dem klassischen Containergeschäft wird Wilhelmshaven in Zukunft seine Räumlichkeiten und sein Know-how nutzen, um den Projekt- und Breakbulk-Umschlag auszubauen.

 

Nicht nur Wilhelmshaven, sondern auch die Terminals der EUROGATE Gruppe in Hamburg und Bremerhaven, die Tochtergesellschaften des intermodalen Transports und des Containerdepots haben enge Geschäftsbeziehungen mit den China-Europa Zügen.

 

Die Güterzüge bringen nicht nur einen erhöhten Umschlag, sondern auch Möglichkeiten zur Entwicklung neuer Dienstleistungen. „So hat beispielsweise unser Container Freight Station (CFS) am EUROGATE Container Terminal Bremerhaven speziell für den Transport von Porsche- und Audi-Fahrzeugen mit China-Europa Zug Lasch- und Packdienste entwickelt. Unsere multimodale Transporttochter EGIM arbeitet aktiv mit dem neuen Bahnterminal in Ungarn zusammen, um neue Routen für China-Europa Züge anzubieten. Neben dem sichtbaren Umsatzwachstum geben uns die China-Europa Züge auch den Anstoß zu ständiger Innovation und kontinuierlicher Verbesserung.“

 

„Der aktuelle geopolitische Konflikt bietet gerade auch eine Pufferzeit für Deutschland, um die Eisenbahninfrastruktur zu verbessern und auszubauen und die Überlastung der Eisenbahn zu beheben. Ich rechne damit, dass in naher Zukunft weiterhin China-Europa Güterzüge mit vollen Containern über den europäischen Kontinent fahren werden,“ fügte Jörn Kamrad hinzu.

 

„Wir heißen chinesische Unternehmen herzlich willkommen, Wilhelmshaven zu besuchen und investieren“ 

 

Im Rahmen des 50. Jahrestages der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen China und Deutschland äußerte Jörn Kamrad auch einige Anregungen und Erwartungen für die chinesisch-deutsche Zusammenarbeit. In den letzten Jahren hat China rasante Fortschritte in den Bereichen 5G, künstliche Intelligenz, Automatisierung und fahrerlose Technologie gemacht. Der Umfang der in China gebauten und sich im Bau befindlichen automatisierten Containerterminals ist weltweit führend.

 

Jörn Kamrad sagte, er sei zwischen 2005 und 2006 für mehrere Monate nach Hongkong gereist. Damals war er tief beeindruckt von der großen Dynamik in Shenzhen und PRD und wie Planung und Umsetzung von großen Projekten wie bspw. der Bau des neuen Tiefwasserhafens Yangshan/ Shanghai reibungslos und zeitgerecht funktionierten. „Die digitale Vernetzung war damals schon bedeutend fortgeschritten im Vergleich zu europäischen Ländern.“

 

„Ich begrüße es sehr, wenn chinesische Unternehmen mit fortschrittlicher Technologie und ausgereifter Planung in Bahnterminals und Seehäfen in Europa investieren,“ so Jörn Kamrad weiter. Aufgrund der unterschiedlichen Kulturen und der Komplexität der Gesetze und Vorschriften schlage ich vor, dass chinesische Unternehmen mit lokalen europäischen Unternehmen zusammenarbeiten, was nicht nur die erfolgreiche Durchführung von Investitionen, sondern auch einen reibungslosen Betrieb gewährleistet.“

 

Im April dieses Jahres unterzeichneten der China Ganzhou International Dry Port und der Wilhelmshaven Container-Terminal and Logistikpark in Deutschland die " strategische Kooperationsvereinbarung ".

 

Jörn Kamrad sagte, dass das eine sehr positive Nachricht für Wilhelmshaven sei. Es bedeutet, dass Wilhelmshaven von mehr chinesischen Kunden anerkannt wird. „Wir werden die Zusammenarbeit mit Ganzhou International Inland Port nach Kräften unterstützen und hoffen, dass Ganzhou Inland Port in naher Zukunft Wilhelmshaven besuchen und dort investieren wird. Nach der Provinz Anhui freuen wir uns auf die weitere Zusammenarbeit mit der Provinz Jiangxi.“

 

Jörn Kamrad wies darauf hin, Wilhelmshaven legt großen Wert auf die Beziehung zu chinesischen Kunden. Seit seiner Inbetriebnahme hat Wilhelmshaven seinen Bekanntheitsgrad auf dem chinesischen Markt durch Roadshows, Ausstellungen und Kundenbesuche verstärkt. In diesem November wird Wilhelmshaven zum fünften Mal in Folge an der China International Import Expo (CIIE) teilnehmen.

 

Wilhelmshaven wird eine neue Runde von Roadshows in China durchführen, wenn die Pandemie vorbei ist und die Geschäftsreisen nach China vereinfacht werden. „Wir sind entschlossen, Wilhelmshaven zu einem Drehkreuz für den deutsch-chinesischen Warenverkehr auszubauen, und wir heißen auch chinesische Unternehmen herzlich willkommen, Wilhelmshaven zu besuchen und investieren.“

 

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