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Ökologische Zivilisation: ein zentraler Bestandteil im Denken Xi Jinpings

2025-11-04 12:17:00 Source:german.chinatoday.com.cn Author:Helmut Matt*
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Der Begriff der „ökologischen Zivilisation“ wächst immer stärker zu einem zentralen Element im Denken, Reden und Handeln des chinesischen Staatspräsidenten Xi Jinping. Im jüngst erschienenen fünften Band von „Xi Jinping: China regieren“ findet sich zwar kein explizites Kapitel, das sich ausschließlich mit der ökologischen Zivilisation auseinandersetzt. In den zahlreichen dort nachzulesenden Reden und Aufsätzen wird jedoch deutlich, zu welch zentralem Bestandteil seines Denkens das Schlagwort geworden ist. 

  

Im Buch wird an vielen Stellen deutlich sichtbar, dass es sich bei dem Ansatz um ein fundamentales Konzept für die nachhaltige Entwicklung der chinesischen Nation handelt. Der Gedanke fußt auf der Überzeugung, dass die Menschheit in und mit der Natur in Harmonie leben sollte. Der Schutz der Umwelt und der Lebenswelt lässt sich in diesem Zusammenhang nicht nur als ethische Pflicht, sondern gleichermaßen als Produktivkraft verstehen. 

  

„Den Umweltschutz zu fördern, bedeutet, Produktivkräfte zu schützen; die Umwelt zu verbessern, bedeutet, Produktivkräfte zu entwickeln.“ Die Auseinandersetzung mit seiner Argumentation macht die Notwendigkeit des Übergangs von industrieller zu ökologischer Zivilisation deutlich. Ökologische Zivilisation ist nichts anderes als eine transformative Vision, der Übergang von einer ressourcenintensiven Lebensweise hin zu einer nachhaltigen Gesellschaft, in der sich Elemente marxistischer Ökologie ebenso wiederfinden wie der Geist traditioneller chinesischer Weisheit und die Erfordernisse globaler Nachhaltigkeitsziele. Es zeigt sich immer mehr, dass die Menschheit in ein neues Stadium ihrer Entwicklung treten muss, wenn es ihr gelingen soll, die Welt in einem guten, lebenswerten Zustand zu erhalten. 

  

Zentrale Säule der ökologischen Zivilisation ist die „Zwei-Berge-Theorie“, die besagt, dass klare, saubere Gewässer und grüne Berge von hohem Wert sind – gleichermaßen in Gold und Silber aufzuwiegen – und dass alles getan werden muss, um einen sichtbaren Ausgleich zwischen wirtschaftlichem Wachstum und ökologischem Schutz zu erreichen. Ökologischer Fortschritt muss nicht im Widerspruch zu wirtschaftlichem Wachstum stehen, beide können sich einander fördern. 

  

Der Fokus ist dabei auf ökologische Entwicklung, Kreislaufwirtschaft und den Aufbau eines „schönen China“ („Beautiful China“) gerichtet. Die Forderung nach einer ökologischen menschlichen Zivilisation lenkt den Fokus auf die Schaffung eines ganzheitlichen Systems, das ökologische Kultur, Wirtschaft, Verantwortung, Governance und Sicherheit gleichermaßen umfasst. 

  

In der Praxis dringt die Forderung nach einer deutlichen Reduktion schädlicher Emissionen in den Vordergrund, wie auch die Kohlenstoffneutralität, die bis spätestens 2060 erreicht werden soll, wobei erneuerbare Energien wie Solar- und Windkraft sowie die Reduzierung der Abhängigkeit von Kohle zu wesentlichen Teilen der Lösung avancieren. Hinzu kommen Programme zum Ausbau von Schutz- und Feuchtgebieten sowie zur Aufforstung der Wälder, beispielsweise in Form einer „Great Green Wall“. An zahlreichen Stellen seines fünften Bandes wird deutlich, dass die Wiederherstellung von Ökosystemen auch zentral für die nationale Sicherheit ist. 

  

Eine nicht unwesentliche Forderung Xi Jinpings im Hinblick auf eine ökologische Zivilisation sind die Schaffung und der Ausbau einer Kreislaufwirtschaft, in welcher die Ressourcenverschwendung minimiert und Recycling maximiert wird – was unabdingbar ist für die Auflösung des scheinbaren Widerspruchs zwischen Wachstum und Nachhaltigkeit. 

  

Ein wiederkehrendes Thema ist die Schaffung eines rechtlichen und institutionellen Rahmens für den Umweltschutz. Xi fordert in diesem Zusammenhang strengere Umweltgesetze. Dabei sollen auch ausführende Beamte, lokale Regierungen und Wirtschaftsunternehmen im Hinblick auf die Integration von Umweltkriterien stärker in die Pflicht genommen werden. 

  

Ein zentraler Gedanke, der in dem Buch immer wieder deutlich wird, ist die Einbindung der gesamten Gesellschaft des Landes in die neuen Herausforderungen. Staatspräsident Xi sieht Umweltschutz keineswegs nur als staatliche Aufgabe, sondern als kollektive Mission aller Menschen. Gefordert wird ein neues, modernes System, in dem Regierungen, Unternehmen und die gesamte Gesellschaft gemeinsam daran arbeiten und danach streben, die globalen Herausforderungen der Umweltverschmutzung bzw. des Klimawandels anzunehmen und zu bewältigen. Xi Jinping fordert in diesem Zusammenhang eine, wie er es nennt, „ökologische Kultur“, die sich durch die gesamte Bildung, die Medien und das gesellschaftliche Engagement ziehen soll. Jeder Bürger solle Verantwortung für den Umweltschutz tragen – gestützt nicht zuletzt auf Aktionen zur Mülltrennung, zum sparsameren Einsatz von endlichen Ressourcen und letztlich zu umweltbewusstem Verhalten aller Bevölkerungsteile.  

  

Xi Jinping macht deutlich, dass man die ökologische Zivilisation als Chinas Beitrag zur globalen Nachhaltigkeit zu verstehen hat. Im fünften Band ruft Xi Jinping dazu auf, international zusammenzuarbeiten und im Schulterschluss mit anderen Staaten gemeinsame Lösungen anzustreben, wobei insbesondere der Belt-and-Road-Initiative als Plattform eine zentrale Rolle zukommt, die in vielfacher Hinsicht dafür geeignet ist, ökologische Technologien mit nachhaltigen Praktiken international zu verbinden.  

  

Xi spricht an mehreren Stellen von einer „globalen ökologischen Zivilisation“, die auf multilateraler Zusammenarbeit basiert. Als Beispiele nennt er die Unterstützung der Pariser Klimaziele, wobei er klarstellt, dass China als große Nation ganz klar Verantwortung übernimmt, zugleich aber auch die unterschiedlichen Entwicklungsstufen anderer Länder achtet und diese stets berücksichtigen wird.  

  

Es geht auch darum, Nachhaltigkeit in alle Lebensbereiche zu integrieren, von der Wirtschaft über die Politik bis zur Kultur, wobei der Fokus nicht allein auf Umweltschutz liegt. Vielmehr eröffnet sein Konzept ganz neue Wege, die China und die ganze Welt in eine nachhaltige Zukunft führen sollen. Der Volksrepublik China spricht Xi in diesem Zusammenhang eine zentrale Führungsrolle in der Welt zu, was besonders deutlich wird, wenn er vom engeren Zusammenrücken der Menschheit zu einer Schicksalsgemeinschaft spricht. 

  

*Helmut Matt ist ein deutscher Schriftsteller und China-Wissenschaftler. 

Die Meinung des Autors spiegelt nicht unbeding die Position unserer Website wider.

 

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