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Fußballweltmeisterschaft in Katar: So viel China steckt in der WM

2022-12-15 13:25:00 Source:german.chinatoday.com.cn Author:Xia Yuanyuan
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Nach vier Jahren Vorfreude fiel am 20. November endlich der Startschuss für das Fußball-Großereignis des Jahres: die FIFA Fußballweltmeisterschaft 2022 in Katar. Obwohl das chinesische Nationalteam die Turnierteilnahme verpasste, können Fußballfans doch an vielen Stellen die Fußabdrücke Chinas bei der WM entdecken. Das reicht von den WM-Stadien, die teils mithilfe chinesischer Technologie errichtet wurden, bis hin zu verschiedensten Begleitprodukten „made in China“, etwa Fahrzeuge mit neuer Energie, Merchandise-Produkte von Kaffeetassen und Nachbildungen der WM-Trophäe bis hin zum knuffigen WM-Maskottchen La'eeb. 

  

„Die Fußballweltmeisterschaft bietet eine perfekte Bühne für Chinas Produkte“, sagt auch der Wirtschaftswissenschaftler Song Xiangqing, Vizepräsident der Commerce Economy Association of China. Die Verbreitung und Beliebtheit chinesischer Waren unterstreiche deutlich die Position der heimischen Industrie auf dem Weltmarkt für hochwertige Produkte, so der Experte. 

  

Grüne Infrastruktur 

  

Das Lusail-Stadion mit seinen strahlend goldenen Designelementen und seiner kreativen Handwerkskunst, die von Dattelpalmenschalen inspiriert wurde, wie man sie vielerorts in der arabischen und islamischen Welt findet, ist einer der Hauptaustragungsorte der diesjährigen WM. Die Arena gleicht einem Juwel in der Krone der FIFA Fußball-Weltmeisterschaft in Katar. Das am Stadtrand von Doha gelegene Stadion, in dem auch das Finale und die Abschlussfeier des Turniers stattfinden werden, fasst 80.000 Zuschauer. Gebaut wurde es gemeinsam von Katar und der China Railway Construction Corporation (CRCC), eines der führenden Bauunternehmen Chinas. 

 

  

 

Argentiniens Superstar Lionel Messi während des Vorrundenspiels der Gruppe C zwischen Argentinien und Saudi-Arabien im neu gebauten Stadion in Lusail. (Foto: Xinhua) 

  

Laut Li Bai, leitender Ingenieur bei CRCC, war der Bau eine Premiere. Zum ersten Mal nämlich hatte ein chinesisches Unternehmen die Federführung bei der Planung und Umsetzung eines WM-Stadions inne. Chinesische Unternehmen wie CRCC, das Beijing Institute of Architectural Design (BIAD) und die Beijing Construction Engineering Group lieferten Lösungen, Produkte und Technologien, die die gesamte Industriekette vom Entwurf bis zum Bau abdeckten. 

  

„Das Stadion hat sechs Weltrekorde aufgestellt“, schwärmt Huang Taorui, stellvertretender Generaldirektor des Lusail-Stadionprojekts von CRCC International. Es sei unter anderem das bisher weltweit größte Einzelgebäude mit einem doppelten Seilnetzdach. Die Dachkonstruktion sei eines der bemerkenswertesten Nachhaltigkeitsmerkmale des Stadions, führt er aus. Es bestehe aus PTFE – einem Material, das das Stadion vor heißem Wind schütze, Staub fernhalte und genügend Licht für das Wachstum des Rasens auf dem Spielfeld durchlasse, während es gleichzeitig Schatten spende, um den Druck auf die Kühlsysteme des Stadions zu verringern. 

  

Zhu Zhongyi, leitender Statiker des BIAD, der für die Konstruktion des Stadions verantwortlich war, sagt, dass die Hauptstruktur hauptsächlich aus gebogenen, V-förmigen Fachwerkbindern bestehe. Durch diese Konstruktionslösung habe die benötigte Stahlmenge um 12.000 Tonnen reduziert werden können. Zudem verbrauche das Stadion 40 Prozent weniger Wasser als herkömmliche Anlagen, da es beispielsweise mit Regenwasser und einem verbesserten, wassersparenden Sprinklerbewässerungssystem betrieben werde, wie das Bauteam des CRCC schreibt. 

  

Erwähnenswert ist auch, dass die chinesische Industrie eine Schlüsselrolle bei der Förderung der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energiequellen in Katar spielte. Das 800-Megawatt-Solarkraftwerk Al Kharsaah liegt mitten in der Wüste, etwa 80 Kilometer westlich von Doha. Mit einer Gesamtinvestition von 417 Millionen US-Dollar ist es eines der größten Solarkraftwerke im gesamten Nahen Osten. 

  

Die von der Firma PowerChina Guizhou Engineering errichtete Anlage ist ein mit nicht-fossilen Brennstoffen betriebenes Kraftwerk, das dem Land hilft, neue Energiequellen zu erschließen und sein Versprechen einer „grünen WM“ wahrzumachen. Nach Angaben von Wei Yujin, dem stellvertretenden Leiter des Projekts, verfügt die Anlage über zwei Millionen Solarmodule. Die gesamte Ausrüstung stammt aus China. 

  

Doch das ist längst nicht alles: Auch die Shuttle-Busse, die die Fußballfans aus aller Welt zu den Stadien kutschieren, sind „made in China“. Katar importierte etwa 1500 dieser Fahrzeuge aus der Volksrepublik, von denen rund 900 elektrisch betrieben werden. 

  

Chinas verarbeitendes Gewerbe beschleunige ganz generell die intelligente und umweltfreundliche Entwicklung weltweit und habe folglich auch einen positiven Beitrag zur Stärkung der globalen Industrieketten und zur Stabilisierung der Lieferketten geleistet, analysiert Chen Jia, ein unabhängiger Analyst für internationale Strategien. 

  

Volle Auftragsbücher 

  

In den Regalreihen eines großen, eigens für die WM angemieteten Einzelhandelsgeschäfts in Doha stöbern Fußballfans, Touristen und Einheimische in einem reichen Warensortiment. Hier gibt es Tröten, Fahnen, Trikots der Lieblingsstars, Fußballschuhe, Abzeichen, Schreibwaren –­ eben alles was Fanherzen höherschlagen lässt. Viele der Waren sind „made in China“, oder genauer gesagt „made in Yiwu“. 

 

  


Made in China: Arbeiter und Arbeiterinnen verpacken Plüschtiere des WM-Maskottchens La'eeb in einer Fabrik in Dongguan. (Foto: CNS) 

  

Für Yiwu, das weltgrößte Handelszentrum in der ostchinesischen Provinz Zhejiang, begann die Weltmeisterschaft schon ein halbes Jahr früher. Bereits im Juli 2022 erhielt Wu Xiaoming, Leiter der Firma Yiwu Okay Sports Products, einen Auftrag zur Herstellung von Souvenirbällen für die WM 2022. „Wir haben den Zuschlag für die Herstellung von 100.000 Themen-Bällen und WM-Maskottchen sowie für die Fertigung der Nationalflaggen der 32 Teilnehmerländer erhalten“, berichtet der Geschäftsmann. „Ungeachtet der hohen Arbeitsbelastung konnten wir unsere Kunden in den folgenden 50 Tagen trotz der Epidemie pünktlich beliefern“, sagt er. 

  

Um die Fans in aller Welt rechtzeitig mit Souvenirs zu versorgen, hat Yiwu Mitte September 2022 eigens eine „World Cup Special Line“ eröffnet. Durch diese Schifffahrts-Expresslinie dauerte es nur 20 bis 25 Tage, bis Sendungen von Ningbo und Shanghai im Zielhafen Hamad im Gastgeberland eintrafen. 

  

Nach Schätzungen der Yiwu Sports Goods Association machten die in Yiwu hergestellten Produkte fast 70 Prozent der WM-Souvenirs in Katar aus. In den ersten acht Monaten 2022 exportierte die Stadt Sportartikel im Wert von 3,82 Milliarden Yuan, umgerechnet rund 520,6 Millionen Euro also, sowie Spielzeug im Wert von 9,66 Milliarden Yuan (1,32 Milliarden Euro). 

  

Das schneeweiße WM-Maskottchen La'eeb ist längst ein Star im Nahen Osten, „geboren“ aber wurde es in der chinesischen Industriestadt Dongguan im südchinesischen Guangdong. Das dortige Unternehmen Guangdong Cheche Cultural Development erhielt den Zuschlag für die Herstellung und den weltweiten Vertrieb des offiziellen WM-Maskottchens, das es unter anderem als Plüschtier, Mütze, 3D-Kristall-Schlüsselanhänger, Taschen- oder Harzlampe gibt. 

  

„Vom Rohstoff über die Fertigung bis hin zu Verpackung und Versand haben wir hier alles selbst in die Hand genommen. In nur 25 Tagen konnten wir unsere Kunden mit beträchtlichen Mengen beliefern“, erklärt Chen Leigang, Gründer und CEO der Guangdong Cheche Cultural Development gegenüber dem Fernsehsender CGTN. „Wir haben zudem recycelbare Materialien verwendet, um den Klima- und Umweltschutzzielen der WM gerecht zu werden. Zur Steigerung der Produktionskapazität kamen fortschrittliche Technologien wie 3D-Druck und automatische Stickmaschinen zum Einsatz“, fügt er hinzu.  

  

Auch wenn man auf die Innenausstattung der WM-Stätten blickt, entdeckt man ein Stück China. In den Sicherheitskontrollzentren der Wettkampfstätten nämlich wurden 2500 Klimaanlagen des chinesischen Elektrogeräteherstellers Midea installiert. Auch der chinesische Maschinenbaugigant SANY trug zur erfolgreichen Austragung des sportlichen Großevents bei. Er unterstützte die WM-Baustellen mit fast 100 Einheiten schwerer Ausrüstung. 

  

Xiao Shuhong, Professor für Sportökonomie an der Beijinger Sportuniversität, sagt, Chinas Beitrag zur Fußballweltmeisterschaft spiegele die wachsende Bedeutung der chinesischen Industrie für die Weltwirtschaft wider. Das alle vier Jahre stattfindende Turnier werde das Wachstum der globalen Sportwirtschaft erheblich ankurbeln, indem es Geschäftsmöglichkeiten für exportorientierte Unternehmen in China und in anderen Teilen der Welt schaffe. 

  

Dank der komplementären Handelsstruktur und der Fußballweltmeisterschaft stieg der Gesamtwert des Handels zwischen China und Katar zwischen Januar und Oktober im Vergleich zum Vorjahr um 64,7 Prozent auf 21,66 Milliarden US-Dollar, wie die Hauptzollverwaltung Chinas jüngst mitteilte. 

 

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