Robin Li, der CEO von Baidu auf der jährlichen Technologiekonferenz Baidu World 2025 (Foto von China Daily)
Die Baidu World 2025, die jährliche Technologiekonferenz des chinesischen Technologiekonzerns Baidu, fand am Donnerstag statt. Dabei hat das Unternehmen die neueste Generation seiner eigenentwickelten Kunlun-KI-Chips sowie Ernie 5.0, eine stark verbesserte Version seines großen Sprachmodells (LLM), vorgestellt. Diese Ankündigungen unterstreichen Baidus Ambitionen, die technologische Innovation im Bereich der künstlichen Intelligenz (KI) voranzutreiben – insbesondere vor dem Hintergrund globaler Handelsbeschränkungen.
Neue Kunlun-Chips als Antwort auf US-Sanktionen
Die USA verschärfen ihre Exportkontrollen für fortschrittliche KI-Chips nach China. Dadurch gewinnt die Entwicklung eigener Hochleistungschips für chinesische Unternehmen zunehmend an strategischer Bedeutung. Baidus neue Kunlun-Generation zielt direkt darauf ab, die Abhängigkeit von ausländischen Technologien zu verringern.
Das Unternehmen kündigte zwei spezifische Modelle an: Der Kunlun M100-Chip ist für groß angelegte Inferenzszenarien von KI-Modellen entwickelt und optimiert und soll Anfang 2026 auf den Markt kommen. Der Kunlun M300 ist eine leistungsstärkere Version und soll Anfang 2027 für extrem groß angelegtes, multimodales Modelltraining und Inferenz erhältlich sein.
Um die Leistung weiter zu steigern, kündigte Baidu für das kommende Jahr zudem zwei „Supernode“-Produkte an. Diese Systeme bündeln die Rechenleistung mehrerer Chips durch fortschrittliche Netzwerktechnologie, um die Leistung beim Training und bei der Anwendung von KI-Modellen zu verbessern.
Neues multimodales Sprachmodell mit 2,4 Billionen Parametern
Neben der Hardware präsentierte Baidu mit Ernie 5.0 auch sein neuestes KI-Sprachmodell. Mit 2,4 Billionen Parametern stellt es einen massiven Entwicklungssprung dar.
Laut dem Unternehmen ist Ernie 5.0 „multimodal“, was bedeutet, dass es nicht nur Text, sondern auch Bilder, Audio und Video verstehen und generieren kann. Baidu zufolge wurde das Modell in seinen Kernfähigkeiten umfassend verbessert, insbesondere im multimodalen Verständnis, im Befolgen von Anweisungen, im kreativen Schreiben und in der Anwendung von Software-Tools.
Robin Li, Mitbegründer und CEO von Baidu, betonte auf der Konferenz die rasante Entwicklung der LLM-Technologie, die zunehmend Fähigkeiten zum Selbstlernen und zur Innovation zeige.
Li äußerte jedoch auch Kritik an der bisherigen Branchenstruktur, die er als „aufrechte Pyramide“ bezeichnete. Bisher habe die unterste Schicht – die Chips – den Großteil des Wertes abgeschöpft, während der wirtschaftliche Nutzen von Modellen und Anwendungen darüber abgenommen habe. „Diese Struktur ist ungesund und nicht nachhaltig“, so Li. Er rief dazu auf, dass die Modelle und die auf ihnen basierenden Anwendungen künftig mehr Wert generieren müssten.
„Digitale Avatare“ als neuer Wachstumstreiber
Ein besonderer Fokus von Baidu liegt auf der Weiterentwicklung KI-gesteuerter Avatare. CEO Li betrachtet sie als neue, universelle Schnittstelle für die Interaktion in Bereichen wie E-Commerce, Bildung und Gesundheitswesen.
Der wirtschaftliche Erfolg scheint sich bereits einzustellen: So stieg während des diesjährigen „Single’s Day“-Shopping-Events der durch Livestreaming mit Avatars generierte Bruttowarenwert im Jahresvergleich um 91 Prozent. Baidus „Huiboxing“-Technologie für digitale Menschen ist nun global für Entwickler verfügbar. Sie wurde kürzlich in Brasilien eingeführt und soll bald auch in Südostasien und den USA starten.