Die Traditionelle Chinesische Veterinärmedizin (TCVM) ist ein traditionelles Heilverfahren, das in China seit Tausenden von Jahren zur Behandlung von Tieren verwendet wird und anderswo wenig bekannt ist.
Die Besitzerin von Fubao, einer Tabby-Katze, erhielt von mehreren Experten die Prognose, dass ihre pelzige Katzenfreundin nie wieder laufen würde. Dann traf sie Guo Mengxuan, einen Tierarzt in Chengdu in der Provinz Sichuan. Guo erklärt: „Die Katze wurde mit einer schweren Rückenmarkverletzung diagnostiziert und hatte den richtigen Zeitpunkt für eine Operation verpasst. Andere Kliniken sagten, dass sie nie wieder laufen und lebenslang Hilfe benötigen würde.“
Aber Guo Mengxuan, der sowohl in der westlichen Veterinärmedizin als auch in der TCVM ausgebildet ist, beschloss, Fubao mit Akupunktur zu behandeln. „Etwa drei Monate lang erhielt die Katze dreimal in der Woche Akupunktur“, erinnert sich ihre Besitzerin. „Allmählich erhielt sie wieder die Fähigkeit, zu stehen, zu gehen und sogar teilweise ihre Blasen- und Darmfunktion zu kontrollieren.“
Guo, der im Loving Care International Pet Hospital arbeitet, erklärt, eine wachsende Anzahl von Haustierbesitzern in China wende sich der TCVM zu, wenn konventionelle Behandlungen scheiterten.
Ähnlich wie die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) für die Menschen wird die TCVM seit über 2.000 Jahren in China praktiziert und konzentriert sich auf das Gleichgewicht des körperlichen Qi, der Lebensenergie. Der Fall von Fubao zeigt das Potenzial von Akupunktur und anderen TCVM-Therapien bei der Behandlung von Tierkrankheiten.
In China steigt die Anzahl von Haustier seit 2017 stetig und erreichte im Jahr 2023 124 Millionen.
Guo zufolge behandelt das Loving Care International Pet Hospital durchschnittlich 70 Haustiere pro Tag, manchmal sogar 100. „Rund ein Zehntel der Haustiere besucht die TCVM-Abteilung des Krankenhauses“, so der Tierarzt. „Ich behandle an einem einzigen Tag bis zu 17 Tiere.“
Die TCVM-Diagnose beginne mit der Beobachtung: der Zustand der Haut, des Fells, der Zunge und des Atems des Haustiers. „Haustiere mit Nierenerkrankungen im Spätstadium atmen oft einen deutlichen urinähnlichen Geruch aus, der ein Indikator für Nierenversagen ist“, so Guo Mengxuan. „Wir führen auch eine umfassende Bewertung durch und befragen die Besitzer über die täglichen Gewohnheiten ihrer Haustiere, wie Appetit, Wasseraufnahme oder Verhaltensänderungen. Darüber hinaus können wir den Puls der Haustiere durch die femorale Arterie in ihren hinteren Beinen fühlen.“
Hu Yusheng, Associate Professor am Institut für Tiermedizin der Landwirtschaftlichen Universität Chinas, zufolge gehören Akupunktur, pflanzliche Medikamente und Massagen zu den häufigsten TCVM-Behandlungen. „Die TCVM hat eine lange Geschichte der Behandlung von traumainduzierten Lähmungen und anderen äußeren Verletzungen. Heute sehen wir aber eine zunehmende Anzahl von Lähmungsfällen, die mit angeborenen Anomalien in Zusammenhang stehen und durch die selektive Zucht verursacht werden“, sagt Hu. „Nehmen wir französische Bulldoggen als Beispiel. Die Rasse ist anfällig für Erkrankungen der Zwischenwirbelscheiben, die häufig zu Lähmungen führen können. Solche Fälle erscheinen aus konventioneller veterinärer Perspektive hoffnungslos. Aber durch die TCVM können wir das Qi, die Blutzirkulation und die Organfunktion regulieren, um den Tieren zu helfen, ihre Mobilität wiederherzustellen. Wir haben viele Fälle erfolgreich behandelt – mit Ergebnissen, die uns überrascht und die Haustierbesitzer begeistert haben.“
„Viele Katzen und Hunde leben bis in ihre Teenager oder sogar bis in ihre 20er-Jahre. Der älteste Hund, den ich behandelt habe, war 24 Jahre alt“, so Hu weiter. In ihren letzten Tagen wollten viele Haustierbesitzer ihren Begleitern die bestmögliche Lebensqualität bieten. „Ein typisches Beispiel ist Krebs. Wenn Krebs im fortgeschrittenen Stadium eine Operation oder die Chemotherapie zu riskant macht, konzentrieren wir uns darauf, das Qi zu regulieren, die Blutzirkulation zu verbessern und die Meridiane auszugleichen. Dieser Ansatz ermöglicht es den Haustieren, bequem mit Krebs zu leben – und unsere klinische Erfahrung hat die Wirksamkeit bewiesen.“
