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Vereiste Landschaften als heißer Tourismustrend: Die Chinesen entdecken Xinjiang als Wintersportparadies

2024-03-20 18:08:00 Source:german.chinatoday.com.cn Author:Liu Ting
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Im Autonomen Gebiet Xinjiang der Uiguren herrscht an diesem Tag klirrende Kälte. Das Thermometer ist auf 20 Grad unter null gerutscht. Trotzdem schlängelt sich vor dem internationalen Ski-Resort am Jiangjun in Altay eine lange Menschenschlange. Die dick eingemummelten Sikfans schrecken die eisigen Temperaturen ganz offensichtlich nicht. Seit November 2023 empfängt das Skigebiet täglich mehr als 4000 Touristen und übertrifft damit noch einmal deutlich das Besucheraufkommen der Vorjahre. 

  

Der Boom in dem Urlaubsgebiet gilt als guter Querschnitt der Entwicklung der Wintersport- und Wintertourismusindustrie in Xinjiang. Seit einigen Jahren folgt man hier, im Westen Chinas, dem Aufruf der Regierung, die örtlichen Schnee- und Eislandschaften in eine sprudelnde Einnahmequelle zu verwandeln. Über die nötigen Ressourcen verfügt die Gegend, nun werden sie behutsam erschlossen. 

  

Bessere Infrastruktur im Skigebiet 

 

Das internationale Skiresort im Jiangjun-Gebirge in Altay wurde 2009 gebaut. Das Wintersportresort liegt nur knapp zwei Kilometer vom Stadtzentrum entfernt und ist damit landesweit das einzige Skigebiet im Hochgebirge, das direkt mit der Stadt verbunden ist. Mit dem Shuttlebus ist man in nur fünf Minuten auf der Piste. Um das Skigebiet auch überregional bekannt zu machen und mehr Wintersportbegeisterte von außerhalb Xinjiangs anzuziehen, hat Altay bereits Direktflüge nach Beijing und Xi'an eingerichtet. Seit einiger Zeit ist zudem der Sonderzug „Schneehauptstadt Altay“ unterwegs, der Touristen bequem von Ürümqi, Xinjiangs Hauptstadt, ins Skiresort bringt.  

  

„Hier in den Jiangjun-Bergen sind bereits 72 Pisten in Betrieb. Egal ob Anfänger oder Profi, hier findet jeder eine geeignete Piste“, sagt Shi Zhiqiang, der Vize-Generalmanager des Konzerns für Tourismusentwicklung Altay. Im Dezember 2023 eröffnete der „BK Skipark“ seine Pforten. Auch er ist Teil des internationalen Skiresorts Jiangjun. Auf einem Areal von rund 30.000 Quadratmetern können Skiliebhaber hier seither nach Lust und Laune über die Pisten brettern. 

 

 

 

Traumwetter zum Abheben! Dieser Snowboarder stellt im Skigebiet im Jiangjun-Gebirge für unseren Fotografen seine Skills unter Beweis. 

  

Neben dem Skigebiet Jiangjun wartet auch das internationale Skiresort Keke Tuohai mit Weltklasse-Ressourcen für den Wintersport auf. Das Resort ist vor allem bekannt für seine lange Skisaison, die längste in ganz China nämlich. Wintersportfreunde schätzen das Skigebiet zudem für seine ausgezeichnete Schneequalität, das große Gefälle der Pisten und die günstigen Wetterverhältnisse. Keke Tuohai verfügt nämlich über eine ausgezeichnete Lage. Es besitzt eine maximale Höhenlage von 3100 Metern bei einem maximalen Höhenunterschied von 1350 Metern. Andreas, ein Deutscher, der bereits seit 13 Jahren in China lebt und zuvor oft die Skigebiete in Chongli in Hebei und Yabuli in Heilongjiang besucht hat, ist voll des Lobes für Keke Tuohai. „Durch die angenehmen Temperaturen hier hat man mehr vom Fahren, da man länger auf der Piste bleiben kann“, sagt er. Wang Miaomiao, die stellvertretende Generalmanagerin des Skigebiets, erklärt uns, man plane insgesamt 80 Skipisten anzulegen. 27 davon seien bereits in Betrieb. Zu Spitzenzeiten zähle das beliebte Urlaubsziel 6000 Gäste pro Tag. Insgesamt habe man schon mehr als eine Million Touristen empfangen, so Wang. 

  

Laut Daten des Xinjianger Kultur- und Tourismusamtes, Stand Dezember 2023, zählt Xinjiang derzeit insgesamt 188 Eis- und Schneeanlagen verschiedener Art, darunter 101 Skigebiete (sechs 5S-Skigebiete - Chinas höchste Kategorie - und zehn 4S-Skigebiete), 27 Eislaufhallen und 60 Eis- und Schneeparks. Die Skigebiete Xinjiangs mit ihren örtlichen Besonderheiten sollen nun weiter aufgewertet und ausgebaut werden, um den Bedürfnissen der Skibegeisterten noch besser gerecht zu werden. 

  

Eis und Schnee schaffen neue Geschäftsfelder 

 

Parallel zum Ski-Boom in Xinjiang ist auch die Zahl der örtlichen Skilehrer gestiegen. Das weiß zum Beispiel Lü Yaoping aus Guangxi zu berichten. Seit 2019 ist sie selbst schon als Skilehrerin im Jiangjun-Resort tätig. Sie sagt: „Vor vier Jahren haben nur etwa 50 Skilehrerinnen und -lehrer hier im Resort gearbeitet, jetzt sind es bereits 180.“ Mehr Skitrainer locken im Umkehrschluss auch wieder mehr Touristen an und fördern so die Verbreitung des Wintersports. 2018 starteten zudem örtliche Grund- und Sekundarschulen in Altay, ihren Schülerinnen und Schülern das Skifahren beizubringen. Der Skiunterricht wird von den Schulen auf die Pisten verlagert. Jeden Tag pendeln 300 bis 400 Kinder zwischen ihren Schulen und dem Skigebiet, der Skifahrnachwuchs von morgen. Die Kosten übernimmt das örtliche Bildungsamt. 

  

Neben chinesischen Lehrkräften stellt das internationale Skiresort Jiangjun auch erfahrene ausländische Trainer ein, um die Qualität des Angebots zu steigern. Vize-Generalmanager Shi Zhiqiang gibt stolz zu Protokoll, dass das Resort auf ein ausgeklügeltes internationales Lehrsystem setze. Man wolle bei den Kunden eben mit einem noch besseren Service punkten. 

  

Der engagierte Manager verrät außerdem, dass das Skigebiet schon von Beginn an ein offenes Ohr für die Wünsche seiner Kunden habe und anhand des Feedbacks gezielt neue Projekte entwickle, die der Nachfrage der Besucher entsprächen. „Party bei Sonnenuntergang“ ist ein gutes Beispiel hierfür. Inspiriert von einem Sonnenuntergangsfoto, das von einem Skifan eingefangen wurde, passte das Resort die Laufzeit seiner Seilbahnen an, damit die Touristen bei Sonnenuntergang länger auf der Bergspitze bleiben können, das malerische Panorama genießen und es per Smartphone oder Kamera einfangen können. Um das Angebot aufzupeppen, legt dabei ein DJ auf und animiert die Besucher zum Tanzen und Grooven. 

 

 

 

Goldene Stunde: Diese Touristen genießen den Sonnenuntergang vor traumhafter Kulisse. 

  

Yu Momo ist ein Ski-Enthusiast aus Ningxia. Er ist schon viel herumgekommen, war während einer Tour durch die Welt in über 20 Skigebieten. Er prophezeit dem Skigebiet Keke Tuohai eine goldene Zukunft. Der geschäftstüchtige Skimeister hat den Markt genau im Blick und bietet hier einen „Gaststätte + Autovermietung“-Service für Touristen an. Neue Geschäftsmodelle wie dieses, die auf dem Wintersport basieren, sind für viele zu einer lukrativen Einnahmequelle geworden und haben die Geschäftslandschaft verändert. 

  

Wintertourismus auf Höhenflug 

 

Das Dorf Talate in der Gemeinde Keke Tuohai lebte lange von Landwirtschaft und Viehzucht. Eine der Haupteinnahmequellen war der Anbau Schwarzer Johannisbeeren. Seit der Eröffnung des Skiresorts erwirtschaften die Einheimischen nun stattdessen satte Gewinne mit Hilfe des Tourismus. Denn Talate liegt unweit der Pisten, weshalb viele Besucher gerne hier übernachten. Kuriparan Hablikhazi, Besitzerin des „Gasthauses auf dem Pferderücken“, gehörte zu den ersten hier, die in die Tourismusbranche einstiegen. Mit Unterstützung der lokalen Regierung renovierte sie ihr Haus und funktionierte es zu einer Herberge um. Die Rechnung ging auf. Mittlerweile bringt ihr der Betrieb ein Nettoeinkommen von etwa 100.000 Yuan pro Jahr. 

  

Neben Herbergen und Gastronomie betreibt das Dorf auch eine einträgliche Pferdekolonne. Touristen können unter anderem historische Touren buchen, auf denen sie mehr über die Geschichte der Gegend erfahren, insbesondere über die harte Zeit des Baus der örtlichen Mine. Daneben gibt es auch noch Reittouren und jede Menge Kulturprogramm. Laut Sara Entemark von der Dorfleitung hat das Skiresort Keke Tuohai schon mehr als 180 Arbeitsplätze geschaffen. Die touristischen Einnahmen machen mittlerweile 70 Prozent des Jahreseinkommens der Dorfbewohner aus. 

  

Am 21. Dezember 2023 fand das jährliche „Winterschlacht-Festival“ im Dorf Ake Wuti Kele im Kreis Fuhai statt. An diesem Tag schlachten die lokalen Hirten traditionell Pferde, um vor den kältesten Tagen der Saison Fleisch für den Winter vorzubereiten. Spezialitäten wie Pferdewürste, Pferdebraten oder „Milchklumpen“ sind auch bei Touristen sehr beliebt. Seit einigen Jahren haben die Einheimischen das touristische Potenzial örtlicher Feste wie dieses erkannt. Sie bieten Tourismusevents an, die den Besuchern die lokale Volkskultur näherbringen. Dazu gehören zum Beispiel auch Lagerfeuerabende. Insgesamt haben sie hier schon über 150.000 Touristen empfangen und so ein Einkommen von rund zwei Millionen Yuan erzielt. 

  

Eis und Schnee verhelfen dank des Aufschwungs des Wintertourismus also mittlerweile vielen Menschen in Xinjiang zu einem besseren Leben. Mit der Fortführung der Strategie zum ländlichen Aufschwung und der hochwertigen Entwicklung des Wintertourismus sind hier in den nächsten Jahren noch weitere wirtschaftliche Impulse zu erwarten, die der lokalen Bevölkerung zugutekommen. 

 

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