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Kulturbotschafter Frühlingsfest – Was die Festbräuche über China verraten

2024-02-04 17:30:00 Source:german.chinatoday.com.cn Author:Li Gang
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Als Kulturerscheinung und Symbol spiegeln traditionelle Feste die kulturelle Identität einer Nation. Die Volksbräuche und Feierlichkeiten sind nicht nur eine Manifestation des inneren Zusammenhaltes eines Landes, sie geben auch tiefe Einblicke in die Volksseele, das Fühlen und Hoffen der Menschen. 

 

Chinas Feste sind ein zentraler Bestandteil der chinesischen Kultur. Sie spielen eine wichtige Rolle für den nationalen Zusammenhalt und die Fortführung der kulturellen Traditionen. Allen voran gilt das für das chinesische Neujahrsfest, auf Chinesisch „chunjie“, also Frühlingfest genannt. Es ist mit Abstand das feierlichste unter Chinas Traditionsfesten und zählt die markantesten Kultursymbole. Kein Wunder. Blickt das Fest doch auf eine lange Geschichte zurück, was ihm seine bis heute reichen kulturellen Konnotationen beschert. 

 

Ende vergangenen Jahres, genauer gesagt am 22. Dezember 2023, nahm die 78. UN-Generalversammlung das chinesische Frühlingsfest einstimmig ab 2024 als schwimmenden Feiertag in den UN-Kalender auf. Schließlich trägt Chunjie die Philosophie der chinesischen Zivilisation von Frieden, Eintracht und Harmonie weiter und steht für gemeinsame menschliche Werte wie familiären Zusammenhalt, gesellschaftliche Toleranz und ein harmonisches Miteinander von Mensch und Natur. Chinas Bemühungen, das Frühlingsfest als UN-Feiertag zu fördern, sind ein wichtiger Schritt hin zur Verwirklichung seiner Globalen Zivilisationsinitiative und zum Eintreten für die kulturelle Vielfalt. 

 

  

 

Einheimische führen den traditionellen Drachentanz inmitten von Feuerwerkskörpern in der Gemeinde Mengxi im autonomen Kreis Songtao der Miao in der Stadt Tongren, Provinz Guizhou, am 31. Januar 2023 auf. 

 

Kulturelle Konnotationen des Frühlingsfestes 

 

Die Frühlingsfestkultur umfasst moralische Werte wie Familien- und Vaterlandsliebe, Mitmenschlichkeit, Gerechtigkeit, Loyalität und kindliche Pietät. Das Gefühl der Einheit von Familie und Land wird zum Beispiel in verschiedenen Opferaktivitäten zum Ausdruck gebracht. So bringen die Menschen rund um die Feiertage den Himmels- und Erdgöttern Opfergaben dar, um für eine gute Ernte, Wohlstand und Frieden sowie Prosperität für die Nachkommen zu beten. Zudem gedenkt man während der Festtage der Verstorbenen und ehrt sie, als Ausdruck der Dankbarkeit und des Gedenkens an die Vorfahren. 

 

Die Frühlingsfestbräuche spiegeln die traditionellen Werte der Zusammenkunft, Harmonie sowie Familienliebe und Freundschaft wider. Zu den Ritualen gehören nicht nur ein großes Festessen sowie Besuche bei Verwandten und Freunden, sondern auch das Überbringen von Neujahrsglückwünschen sowie Geldgeschenken an Kinder. All dies steht im Zeichen von Familiensinn und dem Streben nach familiärem Zusammenhalt und Harmonie. Dazu passt auch, dass die Chinesen zum Frühlingsfest aus allen Himmelsrichtungen in die Heimat reisen, um den Jahreswechsel im Kreise ihrer Liebsten zu verbringen. Dieser Wunsch nach familiärer Zusammenkunft steckt also hinter der großen Reisewelle, die jedes Jahr pünktlich zum Frühlingsfest durch die Volksrepublik schwappt. 

 

Die Neujahrskultur ist außerdem Sinnbild des großen Wunsches der Menschen nach einem glücklichen, besseren Leben. Das spiegelt sich auch in so manchem Essensbrauch. Traditionellen Neujahrsgerichten wie Jiaozi, Tangyuan und Niangao sind ihre glückverheißenden Bedeutungen gemein:  

 

Jiaozi sind eine Art Maultaschen. Ihre Form erinnert die Chinesen an Goldbarren, weshalb sie als Symbol des Reichtums gelten. Zum Laternenfest, dem Abschlusstag des Frühlingsfestes, werden Tangyuan serviert, Klößchen aus Klebreismehl mit süßer Füllung. Ihr Name enthält das chinesische Schriftzeichen yuán, das Teil des Wortes 团圆 tuányuán  „Familienzusammenkunft“ ist. Niangao, süßer Neujahrskuchen ebenfalls aus Klebreisteig, klingt so ähnlich wie 年高, was bedeutet, dass jedes Jahr besser als das letzte wird. 

 

Generell ist das Neujahrsfest gespickt mit allerlei Wortspielen und positiven Sprachkonnotationen. Verwandten und Freunden gibt man zum Neujahr glückverheißende Worte mit auf den Weg und das eigene Zuhause wird pünktlich zum Jahreswechsel mit Neujahrsdekorationen wie Chunlian-Spruchrollen, dem chinesischen Schriftzeichen fú für Glück sowie speziellen Festbildern geschmückt. 

 

 

 In Paris findet am 29. Januar 2023 eine Parade zur Feier des chinesischen Hasen-Jahres statt. 

 

Das Frühlingsfest als Exportschlager 

 

Mit der Verschmelzung der Weltkulturen und dem zunehmenden Einfluss der chinesischen Kultur im Ausland begehen auch in Übersee immer mehr Menschen das chinesische Neujahr, und zwar mit allerlei Events. Bisher haben fast 20 Länder und Regionen das Frühlingsfest zu einem gesetzlichen Feiertag erklärt. Manche Spitzenpolitiker und Leiter internationaler Organisationen senden eigens Grußbotschaften. All dies zeigt: Das Frühlingsfest gehört nicht nur zu China, sondern ist längst Teil der Welt. Die Chunjie-Kultur ist also nicht mehr nur auf asiatische Länder beschränkt, die von der traditionellen chinesischen Kultur beeinflusst sind. Auch Europäer und Amerikaner, die noch nie in China gewesen sind, begeistern sich mittlerweile für das Kultfest aus Fernost. 

 

Im Vereinigten Königreich etwa veranstalten viele lokale Regierungsstellen gemeinsam mit chinesischen Kulturorganisationen und Vereinen ein buntes Veranstaltungsprogramm rund um die Feiertage. Am 22. Januar 2023 organisierte etwa die London Chinatown Chinese Association die 22. chinesische Neujahrsfeier auf dem Trafalgar Square. Die Veranstaltung, die es bereits seit 2002 gibt, zog schon mal knapp 700.000 Besucher an. Es war damit die größte chinesische Neujahrsfeier außerhalb Asiens und eine der wichtigsten multikulturellen Veranstaltungen Großbritanniens. 

 

  


Mitglieder der chinesischen Gemeinschaft Schottlands nehmen am 22. Januar 2023 an den Feierlichkeiten zum chinesischen Neujahrsfest in Edinburgh teil, um das Jahr des Hasen zu feiern. 

 

In Frankreich werden die Straßen jedes Jahr vor Chunjie mit allerlei bunten Fahnen geschmückt. Nicht nur in den chinesischen Vierteln, sondern auch im Stadtzentrum von Paris baumeln dann große, rote Laternen. Überall herrscht eine festliche Atmosphäre. Am 21. und 22. Januar 2023 veranstalteten die Association des Chinois résidant en France (Verband der französischen Auslandschinesen) gemeinsam mit der Regierung von Paris Centre und der Regierung des 13. Pariser Arrondissements eine große Feier zum Jahr des Hasen. Es war das erste groß angelegte Präsenzevent zum Frühlingsfest in Frankreich nach dem Ende der Coronapandemie und der Zuspruch der lokalen Bevölkerung war äußerst rege. Auf dem Place de la République wünschten sich mehr als 100.000 Menschen gegenseitig ein frohes neues Jahr, auf Chinesisch und Französisch. Sie erlebten gemeinsam China-Atmosphäre und die Magie des chinesischen Jahreswechsels. 

 

Auch in Spanien, allen voran in Madrid, Barcelona und Saragossa, aber auch in vielen anderen Orten fanden während des chinesischen Neujahrsfestes 2023 zahlreiche China-Events statt, wie Neujahrsmärkte, Essensverkostungen, Festwagenparaden oder Kunstausstellungen, bei denen Einheimische und Auslandschinesen das Frühlingsfest gemeinsam feierten. 

 

Die kulturellen Wurzeln des Frühlingsfestes reichen tief. Das Fest ist ein Spiegel des facettenreichen und farbenfrohen gesellschaftlichen und kulturellen Lebens in China. Mit seiner ausgelassenen Atmosphäre und seinem einzigartigen kulturellen Charme wird Chunjie inzwischen in fast 200 Ländern und Regionen gefeiert und gewinnt als fröhliches Gemeinschaftsevent weltweit an Popularität. 

  

*Dr. Li Gang ist außerordentlicher Professor an der Universität Wenzhou. 

  

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