BRICS, ein Zusammenschluss der fünf großen Schwellenländer Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika, ist in letzter Zeit zu einem der wichtigsten Schlagworte in der Weltöffentlichkeit geworden. Nachdem zuvor bereits der Iran und Argentinien den Beitritt zum BRICS-Mechanismus beantragt haben, wollen nun auch Saudi-Arabien, die Türkei und Ägypten an die Tür der Vereinigung klopfen, um offiziell Mitglied zu werden, zitiert Sputnik Purnima Anand, die Präsidentin des „BRICS International Forum“. Wenn dieser Trend etwas aussagt, dann ist es die wachsende Anziehungskraft der Stärke und der Werte der BRICS sowie der gleichzeitige Verlust der Anziehungskraft der gegenwärtigen, vom Westen dominierten Weltordnungspolitik.

Seit dem Ausbruch des Russland-Ukraine-Konflikts gibt es auf globaler Ebene immer wieder Krisen. Etliche Länder, vor allem im Westen, sehen sich mit einer galoppierenden Inflation, explodierenden Energiekosten, drohenden Rezessionen und der Gefahr einer Nahrungsmittelknappheit konfrontiert. Die BRICS-Länder dagegen haben sich angesichts dieser Herausforderungen bislang weit weniger empfindlich und verletzlich gezeigt als die USA und die europäischen Länder.

Der Grund dafür liegt in der eigenen Stärke der BRICS-Mitglieder und der verstärkten Zusammenarbeit innerhalb der Gruppe. Nach Angaben der Weltbank verfügt Russland über die größten Erdgasreserven der Welt, die zweitgrößten Kohlereserven und die achtgrößten Ölreserven. Brasilien verfügt über vielfältige landwirtschaftliche Produkte und enorme Bodenschätze. Ihre unterschiedlichen Vorteile sowie die Förderung der Zusammenarbeit bei der Nahrungsmittelversorgung und dem Austausch nationaler Währungen haben dazu geführt, dass die BRICS-Gruppe weniger von den globalen Krisen betroffen ist.

Noch wichtiger ist darüber hinaus, dass die BRICS-Länder den Willen und - in unterschiedlichem Maße – auch die Fähigkeit haben, das derzeitige Defizit im System der globalen Governance zu beheben. In dieser Hinsicht haben die Länder bereits eine Reihe von Innovationen auf den Weg gebracht. Ein Beispiel ist die von den BRICS-Ländern initiierte Neue Entwicklungsbank (New Development Bank, NDB). Das gezeichnete Anfangskapital wird gleichmäßig auf die fünf Gründungsmitglieder verteilt. Auch die Stimmrechte der einzelnen Mitglieder sind entsprechend ihren Anteilen am Stammkapital der Bank gleich.

Dieses Beispiel, das allerdings nur einen winzigen Teil der umfangreichen BRICS-Zusammenarbeit darstellt, macht deutlich, dass BRICS eine Gruppe ist, in der die fünf Länder völlig gleichberechtigt sind und über das gleiche Rede-, Stimm- und Entscheidungsrecht verfügen. Dies ist nicht vergleichbar mit einem westlichen Bündnis, in dem es immer einen dominanten Akteur gibt, der das größte Mitspracherecht innerhalb der Vereinigung hat. Zudem zeichnen sich diese Bündnisse stets durch eine glasklare Agenda aus: Blockkonfrontation.

Aktuell werden weitere Vorschriften oder rechtliche Verfahren für eine BRICS-Erweiterung diskutiert. Es ist daher unwahrscheinlich, dass die BRICS schon in nächster Zeit neue Mitglieder aufnehmen werden, bevor die entsprechenden Grundsätze und Regeln umgesetzt sind. Wenn jedoch das NATO-Mitglied Türkei die Mitgliedschaft in der BRICS-Gruppe beantragt, spiegelt dies wider, dass die BRICS - sei es in Bezug auf ihre Kapazitäten oder ihre Ideen - etwas viel Besseres darstellen als die von den USA dominierten Regeln und Ordnungen.

Zumindest signalisiert es, dass die Welt eine reformierte Governance braucht, in der nicht nur westliche Stimmen zu hören sind.