„Frauen sind wichtige Schöpferinnen, Förderinnen und Erben der menschlichen Zivilisation. Die Förderung der Frauenentwicklung ist daher eine gemeinsame Verantwortung der internationalen Gemeinschaft“. Im Oktober, bei klarem Herbstwetter in Beijing, zog der Weltfrauengipfel die Aufmerksamkeit der ganzen Welt auf sich. Chinas Staatspräsident Xi Jinping hielt eine wichtige Ansprache mit dem Titel: „Den Geist der Weltfrauenkonferenz von 1995 hochhalten und den Prozess der ganzheitlichen Entwicklung von Frauen beschleunigen“ und bereicherte damit die globale Frauenentwicklung durch chinesische Lösungsansätze.
Miao Lü, Mitbegründerin und Generalsekretärin des Think Tanks Center for China und Globalization (CCG), Abgeordnete des 13. Nationalen Frauenkongresses Chinas und Mitglied der Politischen Konsultativkonferenz der Stadt Beijing, verfolgte dieses große Ereignis aus der Ferne während einer Dienstreise in Brasilien. Seit vielen Jahren ist sie beim Austausch zwischen chinesischen und internationalen Think Tanks aktiv und setzt sich dafür ein, Chinas Engagement in globalen Frauenangelegenheiten durch politische Vorschläge zu unterstützen und international die Stimme chinesischer Frauen zu Gehör zu bringen.
„Als chinesische Frau ist mein persönliches Wachstum ein Sinnbild für die Beteiligung der chinesischen Frauen an der Global Governance“, sagte sie.
Miao Lü ist Mitbegründerin und Generalsekretärin des Think Tanks CCG, Abgeordnete des 13. Nationalen Frauenkongresses Chinas und Mitglied der Politischen Konsultativkonferenz der Stadt Beijing. (Mit der freundlichen Genehmigung der Inteviewspartnerin)
Der Werdegang einer berufstätigen Frau
1995 fand in Beijing die vierte UN-Weltfrauenkonferenz statt, auf der die wegweisende Beijinger Erklärung und Aktionsplattform verabschiedet wurden. Damit wurde die Gleichstellung der Geschlechter auf die Tagesordnung gesetzt. Damals war Miao noch eine Grundschülerin in Chengdu in der Provinz Sichuan. Sie las in einer Zeitschrift die entsprechenden Berichte. Seitdem säte die Idee der „Beteiligung von Frauen an internationalen Angelegenheiten“ wie ein Samen in ihrem Herzen.
Im Jahr 2008 gehörte sie zu den Mitbegründerinnen von CCG, dem ersten Think Tank Chinas mit „Globalisierung“ im Namen. Seit über einem Jahrzehnt nutzt sie diese Plattform, um das gegenseitige Verständnis zwischen China und der Welt zu vertiefen. Zugleich macht sie die Förderung der Geschlechtergleichstellung zu einem zentralen Anliegen. Als langjährige Partnerin von UN Women organisiert sie regelmäßig Aktivitäten zum Internationalen Frauentag am 8. März und verknüpft die Themenschwerpunkte mit den Zielen für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen. Darüber hinaus initiierte sie das Programm „Global Young Leaders Dialogue“ (GYLD), das insbesondere darauf abzielt, junge Menschen zur Mitwirkung in internationalen Angelegenheiten zu ermutigen.
„Frauen können in der Global Governance eine entscheidende Rolle spielen“, betonte sie. Dies stehe im Einklang mit Chinas Bestreben, eine inklusivere, breitenwirksamere und widerstandsfähigere globale Entwicklung voranzutreiben. „Breitenwirksamkeit kann nur erreicht werden, wenn alle Geschlechter einbezogen sind, sowohl auf der Ebene der Teilhabe als auch der Gestaltung von Politik muss die bedeutende Rolle von Frauen sichtbar sein.“
„Ganzheitliche Entwicklung“ prägt Chinas Ansatz in der Frauenarbeit
Als Frau hat die Think-Tank-Gründerin persönliche Erfahrungen mit geschlechtsspezifischen Hürden gemacht. Sie räumt ein, dass es auf dem Arbeitsmarkt nach wie vor eine „gläserne Decke“ gebe, besonders in asiatischen Regionen, „wo viele Menschen Think-Tank-Leiterinnen noch immer mit Misstrauen begegnen“. Sie verrät, dass sie bei zahlreichen Veranstaltungen fälschlicherweise für eine Servicekraft oder Sekretärin gehalten wurde. Doch sie sieht auch eine positive Entwicklung: „In den letzten Jahren hat sich die Situation verbessert.“ Noch wertvoller sei, dass in der zivilen Diplomatie die weibliche Identität als besondere Brückenfunktion einnehmen könne. „Mit einer sanften und zugleich einzigartigen weiblichen Perspektive lässt sich oft Vertrauen aufbauen und Vorurteile gegenüber China abbauen.“
In den vergangenen drei Jahrzehnten hat Chinas Frauenarbeit historische Erfolge erzielt. In China sagt man, Frauen „tragen die Hälfte des Himmels“, und die Kraft der Frauen zeigt sich heute mehr denn je in der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung des Landes. China hat den Sieg in der umfangreichsten Kampagne zur Armutsbekämpfung in der Geschichte der Menschheit errungen und seine 690 Millionen Frauen gemeinsam in eine Gesellschaft mit bescheidenem Wohlstand geführt. Frauen in China machen mittlerweile über 40 Prozent der erwerbstätigen Bevölkerung aus und stellen mehr als die Hälfte aller Unternehmer in der Internetbranche. Bei den vergangenen vier Olympischen Sommerspielen wurden über 60 Prozent der Medaillen von Frauen gewonnen. Auch in den Bereichen Bildung und Gesundheit sind die Erfolge bemerkenswert: 2024 lag der Frauenanteil unter den Hochschulstudierenden bei über 50 Prozent. Die durchschnittliche Lebenserwartung von Frauen überschritt die Marke von 80 Jahren. Die Müttersterblichkeitsrate ist seit 1995 um fast 80 Prozent gesunken. Auch bei den Kernindikatoren für die Gesundheit von Müttern und Kindern zählt China zu den führenden Ländern mit höherem mittleren Einkommen weltweit.
Die CCG-Leiterin ist der Meinung, dass die „ganzheitliche Entwicklung“ das Besondere an Chinas Frauenarbeit ausmacht. „Chinas Entwicklung gilt allen Menschen, doch besonders zeigt sie sich in der ganzheitlichen Entwicklung des Einzelnen – und das trifft ganz besonders auf Frauen zu. Heute sind Frauen auf allen Ebenen der sozioökonomischen Entwicklung tief eingebunden – von der Basisdemokratie bis hin zu hochrangigen Beratungsgremien, von kulturellen Themen bis zu globalen Angelegenheiten.“ Sie weist darauf hin: „Wenn das Potenzial von Frauen vollständig entfaltet wird und sie den Wandel von Abhängigkeit zu Unabhängigkeit vollziehen, verändert sich nicht nur das Leben des Einzelnen und der Familie, sondern die gesamte Wirtschaft erhält einen starken Impuls.“
Was sie noch mehr beeindruckt, ist die intensive Beteiligung von Frauen an der „Volksdemokratie im gesamten Prozess“. Als Mitglied der Politischen Konsultativkonferenz der Stadt Beijing wurde ihr Vorschlag, HPV-Impfungen für Mädchen im Alter von 9 bis 14 Jahren möglichst schnell in Beijing einzuführen, bereits umgesetzt. „Von der Initiative für Frauenrechte bis hin zur konkreten politischen Umsetzung habe ich gespürt, dass Gleichberechtigung in der politischen Teilhabe keine leere Phrase, sondern gelebte Realität.“
Gleichzeitig schafft China durch seine eigene Entwicklung Chancen für die globale Frauenarbeit. Vom „Projekt für die Gesundheit von Müttern und Kindern“ bis zum „Projekt Fröhlicher Campus“ – eine Reihe von in China entstandenen Sozialprojekten überschreitet Grenzen und kommt inzwischen Hunderten Millionen Frauen weltweit zugute. China hat in mehr als 20 Ländern Frauenförderprojekte mit einem Gesamtvolumen von über 40 Millionen US-Dollar durchgeführt und über hundert spezielle Schulungen für Frauen und Kinder für Länder des Globalen Südens angeboten. Ein Beispiel sind die „Luban-Werkstätten“ für berufliche Bildung, in denen fast 6.000 Teilnehmerinnen ausgebildet und geschult wurden, was ihnen neue Karrierewege eröffnete.
Mit der systematischen Weiterentwicklung der chinesischen Frauenarbeit gelangen immer mehr herausragende Frauen wie Miao aus unterschiedlichen Bereichen auf die internationale Bühne. Laut Miao ist dieser Wandel der Frauen von einer „passiven Teilnahme“ zu einer „aktiven Mitgestaltung“ untrennbar mit dem wachsenden internationalen Status Chinas und der zunehmenden internationalen Anerkennung für Chinas Governance-Ansätze verbunden.
Teilnehmerinnen des Weltfrauengipfels besuchten das Sozialdienstzentrum für Frauen und Kinder im Bezirk Shunyi, Beijing, am 14. Oktober. (Foto von Yan Linyun/Xinhua)
Globale Frauenentwicklung braucht die Beteiligung aller
Derzeit ist der globale Prozess zur Geschlechtergleichstellung mit dem Risiko eines Rückschritts konfrontiert, da Probleme wie die geschlechtsspezifische digitale Kluft, Konfliktbedrohungen und unzureichende Bereitstellung öffentlicher Güter nach wie vor bestehen. Vor diesem Hintergrund schlug China auf dem Weltfrauengipfel eine Reihe pragmatischer Maßnahmen vor, um die globale Frauenentwicklung weiter zu fördern. Dazu zählen die Zusammenarbeit mit internationalen Organisationen zur Durchführung gemeinsamer Projekte zur Stärkung von Frauen und Mädchen, die Umsetzung von 1000 „kleinen, aber feinen“ Projekten im Bereich der Lebensentwicklung, bei denen Frauen und Mädchen als Hauptnutznießerinnen im Fokus stehen, sowie die Einladung von 50.000 Frauen zu Austauschprogrammen und Fortbildungen in China. Darüber hinaus plant China die Einrichtung eines „Globalen Zentrums für Frauenkapazitätsaufbau“, das in Kooperation mit relevanten Ländern und internationalen Organisationen die Kapazitätsentwicklung von Frauen vorantreiben und damit mehr herausragende weibliche Talente hervorbringen soll.
Miao ist davon überzeugt, dass die Ausrichtung des Weltfrauengipfels durch China ein Ausdruck der Übernahme internationaler Verantwortung ist. „Dies ist nicht nur eine effektive Koordination und eine positive Initiative für globale Fragen der Geschlechtergleichstellung, sondern zugleich ein wichtiges globales öffentliches Gut von historischer Tragweite.“ Sie betont außerdem, dass Think Tanks und zivilgesellschaftliche Organisationen eine unverzichtbare Rolle bei der Gestaltung globaler Themen spielen. Es solle ein chinesisches Diskurssystem zur Geschlechtergleichstellung aufgebaut werden, und Männer sollten zur Teilnahme am Dialog ermutigt werden. „Nur wenn die Männer in unserer Umgebung dies vollständig verstehen, unterstützen und sich daran beteiligen, kann die Entwicklung von Frauen wirklich als wichtiger Bestandteil der ganzheitlichen Entwicklung der Menschheit angesehen werden.“
Für junge Frauen, die sich in der Global Governance engagieren möchten, hat Miao große Erwartungen: „Seid mutig, übernehmt Verantwortung, stellt euch Herausforderungen und traut euch, eure Stimme zu erheben.“ Sie unterstreicht, dass die von Frauen vertretenen Konzepte und Werte – wie die „Mutter Erde“ – von Toleranz und Belastbarkeit geprägt sind und einen essenziellen Beitrag zur Global Governance leisten. „Ich hoffe, dass mehr Frauen ihren Horizont erweitern, sich tiefgehend bilden und zu Mitgestalterinnen der globalen Agenda werden.“