Tourismus
in China
Zusammengestellt
von Zhou Jian


Seit der
Einführung der Reform- und Öffnungspolitik 1978 ist der
Tourismus in China dank der Unterstützung der Regierungen auf
allen Ebenen zur vitalsten Branche des tertiären Wirtschaftssektors
geworden und ist heute der Industriezweig mit dem größten
Potential. Der Tourismus wird zu einer neuen Hauptstütze der
chinesischen Volkswirtschaft. In vielen Orten spielt er bei
der wirtschaftlichen Entwicklung eine führende Rolle.
Im Jahr 2001 nahm China hinsichtlich der Einreisen,
der Übernachtungen und der Deviseneinnahmen aus dem Tourismus
jeweils den 5. Platz in der Welt ein. Der chinesische Binnentourismus
zeichnete sich durch die weltweit größte Anzahl der
Reisenden, das schnellste Zuwachstempo und ein riesiges Potential
aus, und der Auslandstourismus nimmt Jahr für Jahr stetig zu.
Die Entwicklung des internationalen Tourismus in China spielt
für die Förderung des freundschaftlichen Austauschs zwischen
den Völkern, die Verbesserung des Investitionsklimas und
die Beschleunigung der Öffnung nach außen eine wichtige
Rolle. Die schnelle Entwicklung des Inlandstourismus wirkt sich
positiv auf die Entwicklung der damit zusammenhängenden
Branchen, die Steigerung der Binnennachfrage, die Beschäftigungslage,
die wirtschaftliche Verflechtung der verschiedenen Gebiete und
die Armutsbekämpfung in wirtschaftlich unterentwickelten
Regionen aus. Darüber hinaus trägt sie zur Strukturoptimierung
in der chinesischen Tourismusbranche bei.
Bis Ende 2001 gab es in China 11 500 Hotels,
die für Ausländer zur Verfügung standen, darunter 8018
Sterne-Hotels, und fast 10 000 Reisebüros verschiedener Kategorien,
darunter 1300 internationale Reisebüros. Der Tourismus beschäftigte
5,35 Mio. Menschen direkt und etwa 28 Mio. Menschen indirekt.
Von 1996 bis 2002 stiegen die Gesamteinnahmen
aus dem Tourismus in China jährlich um eine zweistellige
Prozentzahl, was die durchschnittliche Wachstumsrate des Bruttoinlandsprodukts
im gleichen Zeitraum bei weitem übertraf. Damit ist der Tourismus
zu einem neuen Wachstumsfaktor für die chinesische Volkswirtschaft
geworden.
Umfassende Entwicklung in allen Bereichen
2002 trotzte das Wachstum des Tourismus in
China der schlechten Weltwirtschaftslage und den negativen Auswirkungen
der Terror-Anschläge vom 11. September 2001. Die Gesamteinnahmen
aus dem Tourismus betrugen 556,6 Mrd. Yuan, eine Zunahme um
11,43% gegenüber dem Jahr davor, fast 4% mehr als das Wachstum
der gesamten Volkswirtschaft.
2002 betrug die Zahl der Einreisen 97,91 Mio.,
eine Zunahme um 9,99% gegenüber dem Vorjahr. 13,44 Mio. entfielen
auf Ausländer (+19,71%), 61,88 Mio. auf Reisende aus Hong
Kong (+5,65%), 18,93 Mio. auf Besucher aus Macao (+19,88%) und
3,66 Mio. auf Gäste aus Taiwan (+6,35%). Die Zahl der Übernachtungen
erreichte 36,8 Mio., das waren 10,96% mehr als 2001, und die
Deviseneinnahmen aus dem internationalen Tourismus lagen bei
20,4 Mrd. US-Dollar.
Den größten Auslandsmarkt für den
chinesischen Tourismus bildete 2002 Japan mit einer Touristenzahl
von 2,93 Mio. (+22,63%). Es folgten Südkorea mit 2,12 Mio. Besuchern
(+26,53%), Russland mit 1,27 Mio. (+6,31%) und die USA mit 1,12
Mio. (+18,13%). Weitere wichtige Märkte lagen in Südostasien.
Das größte europäische Herkunftsland war Großbritannien
mit 340 000 China-Reisenden (+13,37%).
Die Zahlen zeigen, dass China eine wichtige
Rolle in der weltweiten Tourismusindustrie einnimmt. Die Gründe
für die ungebrochene Zunahme der Einreisen im Jahr 2002 liegen
vor allem in der stabilen politischen Lage, der anhaltenden
und schnellen Wirtschaftsentwicklung und einer Reihe wichtiger
Maßnahmen, die die Regierung ergriff. Ereignisse wie Beijings
erfolgreiche Bewerbung um die Ausrichtung der Olympiade 2008,
der Zuschlag für die Weltausstellung 2010 an Shanghai und Chinas
WTO-Beitritt trugen ebenfalls dazu bei.
China vereinfachte überdies seine Visumsformalitäten.
In 22 Städten (Beijing, Shanghai, Tianjin, Chongqing, Dalian,
Fuzhou, Xiamen, Xi’an, Guilin, Hangzhou, Kunming, Guangzhou,
Shenzhen, Zhuhai, Haikou, Sanya, Jinan, Qingdao, Yantai, Weihai,
Chengdu und Nanjing) ist ein Visum bei der Ankunft erhältlich.
In Shanghai können sich Transitreisende während 48
Stunden ohne Visum aufhalten, und in der Provinz Hainan ist
ein visumsfreier Aufenthalt von 15 Tagen erlaubt. Wer nicht
länger als 144 Stunden im Perlfluss-Delta verweilt, kommt
in den Genuss vereinfachter Visumsformalitäten.
Auch der chinesische Binnentourismus hat sich
seit Mitte der 80er Jahre sehr schnell entwickelt, insbesondere
ab dem Jahr 2000. Damals wurden jeweils zum Frühlingsfest, zum
Internationalen Tag der Arbeit und zum Nationalfeiertag (1.
Oktober) sieben Tage Urlaub eingeführt, die als „Goldene Wochen“
bezeichnet werden.
2002 betrug die Zahl der inländischen
Touristen 878 Mio., eine Zunahme um 12,01% im Vergleich zum
Jahr davor. Davon waren 385 Mio. Städter und 493 Mio. Landbewohner.
Die Einnahmen aus dem Binnentourismus betrugen 387,8 Mrd. Yuan,
(+10,11%). Pro Kopf gaben die städtischen Touristen mit
739,3 Yuan dreieinhalb Mal soviel aus wie diejenigen vom Land.
Allein in den drei „Goldenen Wochen“ traten 219 Mio. eine Reise
an, woraus Einnahmen von 86,5 Mrd. Yuan resultierten. Damit
trugen die drei Feiertage 22,3% zu den Jahreseinnahmen aus dem
Binnentourismus bei. Das Wachstum im Inlandstourismus förderte
die Entwicklung in den Bereichen Verkehr, Handel, Gastronomie
u. a. stark.
In den letzten Jahren haben nicht nur mehr
Ausländer China besucht, es sind auch immer mehr Chinesen
nach Übersee gereist. 2002 erreichte die Zahl der chinesischen
Auslandstouristen 16,6 Mio., das waren 36,84% mehr als im Jahr
davor. Davon begaben sich 6,54 Mio. aus Dienstgründen ins Ausland
bzw. nach Hong Kong und Macao (+26,08%), während die Zahl
der Privatreisenden um 44,87% auf 10,06 Mio. stieg. Die beiden
Sonderverwaltungszonen Hong Kong und Macao waren mit 7,77 Mio.
bzw. 2,78 Mio. Besuchern bei weitem die gefragtesten Destinationen.
Dahinter folgten Japan (760 100), Thailand (688 700), Russland
(691 100), Südkorea (551 400) und die USA (418 600). Bemerkenswerterweise
war Nordkorea mit 247 900 Besuchern das siebtgrößte
Auslandsreiseziel für Chinesen. Die Zahlen machen deutlich,
dass China rasch zu einer wichtigen Touristenquelle für Asien
wird.
Zur Zeit dürfen chinesische Bürger in 20 Länder
und Gebiete reisen, aber nur als Mitglied einer Reisegruppe.
Es sind dies Singapur, Malaysia, Thailand, die Philippinen,
Australien, Neuseeland, Südkorea, Japan, Vietnam, Kambodscha,
Burma, Nepal, Indonesien, Brunei, Ägypten, die Türkei,
Malta, Deutschland, Hong Kong und Macao.
„China-Kochkunstreisen 2003“
Um die Entwicklung des Tourismus und verwandter
Wirtschaftszweige gezielter zu fördern, stellt das Staatliche
Amt für Tourismus der VR China seit 2001 jedes Jahr unter ein
bestimmtes Motto. 2001 war das Jahr der Sportreisen, 2002 das
Jahr der Volkskunstreisen, und 2003 wurde zum Jahr der Kochkunstreisen
erklärt. In- und ausländischen Touristen werden mehr
als 20 große Delikatessenfestivals und acht Gastronomie-Routen
[China heute berichtete bereits in Nr. 1, 2003, darüber]
empfohlen, damit sie neben der Besichtigung von Sehenswürdigkeiten
auch die chinesische Kochkunst besser kennen lernen können.
China ist eine alte Kulturnation mit einer
langen Geschichte, einem riesigen Territorium und einem großen
Ressourcenreichtum. Das chinesische Volk hat in Jahrhunderten
der gesellschaftlichen Entwicklung und der Lebenspraxis ein
wertvolles kulturelles Eigentum geschaffen. Die Kochkunst ist
darin eine leuchtende Perle und seit langer Zeit in der ganzen
Welt berühmt. Die besonderen Eigenschaften der chinesischen
Küche liegen vor allem in ihrer kulturellen Verwurzelung, aber
auch in der Vielfalt ihrer Richtungen, Arten und Zubereitungsmethoden
sowie in der meisterhaften Vereinigung von Farbe, Aroma und
Geschmack der Gerichte. Unsere Zeitschrift stellt seit Nr. 2
in jeder Nummer dieses Jahres eine Stilrichtung, wie z. B. die
Sichuan-Küche und die Shandong-Küche, vor.
Öffnung nach außen
China wird 2003 entsprechend seinen WTO-Verpflichtungen
die Öffnung der Tourismusbranche als wichtigen Bestandteils
des Dienstleistungssektors weiter vorantreiben. In den Städten,
in denen der Markt schon relativ gut entwickelt ist und es die
Branchenstruktur zulässt, wird großen Reisebüros
aus touristisch entwickelten Ländern wie den USA, Japan
oder Deutschland erlaubt, Joint-Ventures mit Mehrheitsbeteiligung
zu gründen. Wenn die Bedingungen reif sind, können sie
probeweise Reisebüros gründen, die sich in ihrem alleinigen
Besitz befinden. In China gibt es bereits 11 Joint-Venture-Reisebüros.
Gleichzeitig werden konkurrenzfähige chinesische Reiseunternehmen
ermutigt, den Schritt ins Ausland zu wagen.
Auch das Staatsamt für Tourismus der VR China
wird seine Auslandspräsenz mit der Eröffnung je einer
Vertretung in Indien und Russland in diesem Jahr erweitern.
Gegenwärtig verfügt es über 15 Büros weltweit, und zwar
in Tokio, Osaka, Seoul, Singapur, Kathmandu, New York, Los Angeles,
London, Paris, Frankfurt, Zürich, Madrid, Sydney und Toronto.
Außerdem führt es in der Sonderverwaltungszone Hong Kong
ein Zentrum für den touristischen Austausch in Asien.
Nachhaltige Entwicklung
Während
der Periode des 8. Fünfjahresplans (1991–1995) brachte das Staatliche
Amt für Tourismus den Leitgedanken „Gleichzeitige Erschließung
der touristischen Ressourcen und Förderung des Umweltschutzes“
vor, und während des 9. Fünfjahresplans (1996–2000) wurde
eine Strategie für die nachhaltige Entwicklung des Tourismus
ausgearbeitet. Im 10. Fünfjahresplan (2001–2005) und in den
Grundrissen der Pläne bis 2020 sind entsprechende Maßnahmen
vorgesehen.
Der Ökotourismus entwickelte sich in
den letzten Jahren schnell, nachdem das Staatliche Amt für Tourismus
das Jahr 1999 zum „Jahr des Reisens in einer natürlichen Umgebung“
erklärte. Es bietet touristische Programme und Routen,
die mit dem Umweltschutz eng verbunden sind, schwerpunktmäßig
an. Darüber hinaus gibt es zur Zeit in China Dutzende Hotels,
die im Ökotourismus eine wichtige Rolle spielen. Heute
legt man in China immer größeren Wert auf die Umweltqualität
der Landschaftsgebiete. Zu diesem Zweck hat das Staatliche Amt
für Tourismus die „Normen für Landschaftsgebiete“, die die Qualität
der Umwelt zu einem wichtigen Prüfungspunkt erheben, ausgearbeitet
und umgesetzt.
Heute verfügt China über einen speziellen
Fonds für die Erschließung der touristischen Ressourcen
und den Schutz der natürlichen Umwelt in den zentralen und westlichen
Landesteilen. Bei der Umsetzung des 10. Fünfjahresplans wird
China die nachhaltige Entwicklung des Tourismus mit Nachdruck
fördern, wobei dem Umweltschutz eine bedeutende Rolle zukommt.
Vor SARS sahen die quantitativen Ziele für
2003 ursprünglich 100 Mio. Einreisen nach China vor, die Einnahmen
von 21,5 Mrd. US-Dollar hätten bringen sollen. Die Zahl
der Ankünfte aus Übersee (ohne Hong Kong und Macao) sollte
auf 14 Mio. und die Zahl der Übernachtungen auf 38 Mio.
gesteigert werden, während die Vorgaben für das Inland
auf 900 Mrd. Reisende und Einnahmen von 425 Mrd. Yuan lauteten.
Die Jahreseinnahmen aus dem Tourismus sollten insgesamt 600
Mrd. Yuan erreichen, was einer Steigerung um 8,5% gegenüber
2002 gleichgekommen wäre. Leider sind diese Ziele infolge
der unerwarteten SARS-Epidemie nicht mehr zu erreichen.
Was die langfristige Entwicklung angeht, prognostiziert
die Welttourismusorganisation, dass China bis 2020 Frankreich
als beliebtestes Reiseziel der Welt ablösen und mit der
Zahl seiner Auslandsreisenden den 4. Platz in der Welt einnehmen
wird. Das Staatliche Amt für Tourismus der VR China hat diese
Perspektiven im 10. Fünfjahresplan und in den Grundrissen für
die Pläne bis 2020 berücksichtigt. Gemäß dem
10. Fünfjahresplan soll China 2005 112–120 Mio. Einreisen verzeichnen,
darunter 14,3–15,5 Mio. aus Übersee, und 43,8–48 Mio. Übernachtungen.
Die Zielsetzungen für die Einnahmen lauten für dasselbe Jahr
auf 24–26 Mrd. US-Dollar aus dem internationalen und 535–585
Mrd. Yuan aus dem inländischen Tourismus. Damit werden
die Gesamteinnahmen 734–800 Mrd. Yuan betragen, was 5,5–6% des
Bruttoinlandsprodukts entsprechen wird.
Für 2020 sind 135–145 Mio. Einreisen vorgesehen,
davon 27,5–33,5 Mio. aus Übersee. Die Einnahmen aus dem
internationalen Tourismus sollen 52–75 Mrd. US-Dollar und diejenigen
aus dem inländischen Tourismus 1,9-2,7 Billionen Yuan betragen.
Mit Gesamteinnahmen von über 3,3 Billionen Yuan wird der Tourismus
8% zum Bruttoinlandsprodukt beitragen. Damit wird er eine Hauptstütze
der chinesischen Volkswirtschaft bilden.