August 2003
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China-Bücher

Brücke zwischen östlichem und westlichem Denken
Freund des Menschen und furchterregendes Ungeheuer

Freund des Menschen und furchterregendes Ungeheuer

Von Atze Schmidt

Es gab eine Zeit, in der die Menschen felsenfest an die Existenz von Drachen glaubten. Sie wähnten sie entweder in weit in die Erde hineinreichenden Höhlen oder, wie vor allem in China, in prächtigen Palästen tief unten im Meer oder auf dem Grund von Seen. Angst und Respekt vor diesen Wesen lieferten Stoff für eine Unzahl von Geschichten. Doch während der Drache im Abendland meist gleichgesetzt wurde mit dem Bösen, verschlang er doch nicht nur das friedlich grasende Vieh auf der Weide, sondern raubte auch liebliche Jungfrauen, so dass wackere Ritter zum Kampf gegen ihn ausziehen mussten, so stellte sich die Sache in China ganz anders dar. Hier wurde der Drache schon früh als Totem verehrt. Bernstein galt als hartgewordenes Drachenblut, gefundene Knochen von Dinosauriern waren natürlich Knochen von Drachen und wurden entsprechend heilig gehalten, die Kaiser hatten aufgestickte Drachen auf ihren Gewändern, und überhaupt war der Drache eher ein Freund und Beschützer des Menschen als ein furchterregendes Ungeheuer, auch wenn er gleichwohl oft wie ein solches dargestellt wurde.

Der faszinierenden Geschichte des Drachen vor und nach seiner Entmystifizierung sind Ditte und Giovanni Bandini mit erkennbarer Entdeckerfreude am unerschöpflichen Thema nachgegangen. Was sie an frühgeschichtlichen Spuren, an Volkserzählungen und literarischen Funden zusammengetragen haben, gestalteten sie, angereichert mit vielen Illustrationen, zu einem Buch, das man gern und mit Gewinn liest.

Ditte und Giovanni Bandini: „Das Drachenbuch“, 264 Seiten, Deutscher Taschenbuch Verlag, 15 Euro

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