Köstliche
Pekingenten
Fast
jeder in- und ausländische Tourist in Beijing (Peking)
möchte gern die Große Mauer besichtigen und Pekingente,
ein traditionelles chinesisches Gericht, genießen. Warum
ist die gegrillte Pekingente eine Delikatesse? Die Pekingenten
werden mit einer speziellen Methode gemästet. Früher
wurde dieses Gericht nur in der kaiserlichen Küche zubereitet
und fand erst später allmählich auch unter der Bevölkerung
Verbreitung. Allein im Jahre 1979 wurden in Beijing 3,25 Millionen
Pekingenten gemästet, davon wurden 1,6 Millionen, täglich
4400 Enten, den Einwohnern und Gaststätten in Beijing
verkauft und sowie eine Million nach Hongkong und ins Ausland
exportiert.
Die
Gerichte der Pekingenten
Vor 2000
Jahren begann China mit der Entenzucht, worüber das klassische
Geschichtsbuch „Zuo Zhuan“ berichtet. Pekingente mit weißen
Federn ist eine gute Rasse in China. „Die Enten werden seit
dreihundert Jahren gezüchtet“, berichtete uns Yang Xuemei,
ein Spezialist für Entenzucht. Im 15. Jahrhundert verlegte
die Ming-Dynastie ihre Hauptstadt von Nanjing (Nanking) nach
Beijing. Man musste den Reis für den Kaiser vom Süden bis
nach Beijing durch den Großen Kanal befördern.
Im östlichen Vorort von Beijing, am Ende dieses Kanals,
wurden viele Reiskörner verstreut, womit die Schiffer
ihre weißen Enten, die sie vom Süden nach Beijing mitgebracht
hatten, für die Aufzucht fütterten. Später entwickelte
sich die Entenzucht am Fuß des Yuquanshan (Jadequelle-Berg)
im westlichen Vorort von Beijing und es entstand die typische
Pekingente, chinesische Entenrasse. Die Enten standen, wie
gesagt, zunächst nur der kaiserlichen Küche zur Verfügung.
Vor einhundert Jahren wurde die Zubereitungsweise für gegrillte
Pekingenten vervollkommnet. Dieses schmackhafte und teure
Gericht konnten sich damals nur wenige leisten, wie etwa der
Kaiser, Adlige oder Beamte und reiche Händler. 1926 gab
es in Beijing lediglich 4000 Enten und 300 Familien, die sich
mit Entenzucht befaßten. Seit 1949 wurden 80 Entenfarmen
eingerichtet, auf der größten gibt es 200 000 und
auf der kleinsten 20 000 Enten.


Eine
neuere Entenfarm
Wir besuchten
die Lianhuachi (Lotosblumen-Teich) Entenfarm, die eine der
heute neu eingerichteten und größten Farmen ist.
Sie befindet sich in einem südlichen Vorort von Beijing. Diese
Farm besitzt einen Teich mit 27 ha Fläche, in dem es
viele Fische und Krabben gibt sowie üppige Wasserpflanzen.
Das ist sehr günstig für die Entenaufzucht. Früher war hier
die Villa eines führenden Militärexperten. 1949 wurde
sie von der Volksbefreiungsarmee beschlagnahmt. 1953 übergab
diese dem Beijinger Land- und Forstwirtschaftsamt den Besitz,
und er wurde zu einer Geflügelfarm ausgebaut. 1956 begann
man dort Pekingenten zu züchten.
Diese
Farm ist außer dem Teich 7 ha groß und besitzt
Entenställe auf einer Fläche von 4000 Quadratmetern.
Auf dieser Entenfarm befinden sich 245 Arbeiter und Angestellte.
1979 wurden von hier 197 000 Pekingenten verkauft, täglich
500, die meisten davon als Exportwaren.
Die Lianhuachi-Entenfarm
zählt fünf Arbeitsgruppen, um Legeenten zu züchten, die
Brut zu betreuen, bessere Entenküken und Enten zu mästen
und Enten zu stopfen.
Enteneier
werden in Brutschränken gelagert, Entenküken schlüpfen
in 28 Tagen aus. Wegen der Verbesserung der Züchtung können
Küken auch in 15 Tagen ein durchschnittliches Gewicht von
0,65 kg erreichen, früher brauchten sie dafür 25 Tage. Dann
können die Enten in 25 Tagen ein Gewicht von 1,5 kg erreichen.
Von diesem Gewicht an beginnt man Enten zu stopfen. In 12
bis 15 Tagen werden die Enten hier 2,5 bis 3 kg schwer und
dann verkauft.
Das
Stopfen der Pekingenten
Auf der
Lianhuachi-Entenfarm verwendet man ein spezielles Futter für
das Stopfen der Pekingenten, das aus einer Mischung von Mais,
Gerste, Sorghum (eine chinesische Getreideart) und Sojabohnen
besteht. Vor dem mechanischen Füttern muss man diese Mischung
mit Wasser zu Brei anrühren und in die Futtergeräte einbringen.
Neben den Futterstätten befindet sich ein Stall, in dem
die Enten bereits stehend und schnattend auf ihre Fütterung
warten. Ein Entenzüchter sitzt am Futtergerät und greift
mit der einen Hand eine Ente, öffnet mit der anderen
den Entenschnabel und steckt ein Gummirohr hinein. Dann drückt
er die Fußtaste am Futtergerät herab und das ganze
Futter, das die Ente satt machen soll, wird dieser auf einmal
zugeführt. Jeder Züchter stopft so 24 Enten pro Minute. Jede
dieser Pekingenten muss so 5 Mal in 24 Stunden gefüttert werden.
Beim Stopfen soll man den Enten genug Trinkwasser geben. Das
Stopfen der Enten war schon im 5. Jahrhundert in China üblich,
wie wir aus der alten landwirtschaftlichen Chronik entnehmen
könnnen.
Liu Zheng,
ein Arbeitsveteran, erklärt: „Enten im Alter von 65 Tagen
können ein Gewicht bis zu 1,5 kg erreichen, wenn sie
sich ihr Futter selbst suchen müssen. Jetzt stopfen wir die
Enten, so können sie in 65 Tagen ein Gewicht von 2,5
bis 3 kg erreichen. Die mit dieser Methode gemästeten
Enten haben feine Knochen, zartes Fleisch und gutes Fett,
nach dem Grillen sind sie deshalb ganz besonders schmackhaft.
Das
Grillen der Pekingenten
Unser
Pekingenten-Restaurant befindet sich in der Qianmen-Straße.
Es hieß früher das Quanjude-Restaurant, das im Jahre
1866 in Betrieb genommen wurde und sehr berühmt war. Seit
1949 bis 1979 wurden Zweigstellen errichtet. Das neue Restaurant
von 1979 ist das größte in Beijing und hat eine
Fläche von 15 000 Quadratmetern mit 41 Räumen für
insgesamt 3000 Gäste. Es befindet sich auf der Hepingmen-Straße
und ist ein vierstöckiges modernes Gebäude. Im dritten
Stock befindet sich ein Bankett-Saal für 600 Gäste. Hier
werden alle berühmten chinesischen Pekingenten-Gänge
angeboten. Zum Beispiel, Entenflügel werden fein zubereitet
und in Form einer Pagode, bevor die gegrillte Ente auf den
Tisch kommt, gereicht. Zubereitete Entenzungen werden in Form
von schwimmenden Goldfischen angeboten. Alle diese Vorgerichte
zur Pekingente sind nicht nur schmackhaft, sondern auch schön
für das Auge zubereitet. Mit Entenfüßen, Entenherzen
und Entenlebern kann man mehr als einhundert Gerichte zubereiten.
Wir kommen
in das Pekingenten-Restaurant. Zhang Wenzao, ein bekannter
Küchenchef, führt uns in den Grill der Pekingenten. In dem
Raum stehen eine ganze Reihe von Öfen, in denen die Enten
aufgehängt werden können. Darunter befindet sich
die Feuerstelle, wo trockene Obstbaumhölzer von Datteln-,
Pfirsich- und Birnenbäumen brennen. Solche Hölzer
verleihen den Enten einen besonderen Geschmack. Der Holzbrand
strahlt gleichmäßige Wärme aus, womit die
Enten gar gemacht werden.
Küchenchef
Zhang erzählte uns genau, wie man die Enten grillt und
zwar folgendermaßen:
Die Ente
wird gerupft, die Innereien werden ausgenommen und der Rumpf
wird mit Sorghum-Stäben gestützt.
Die Ente
wird abgebrüht, damit beim Grillen ausgedünstete Fette dazu
beitragen können, dass die Entenhaut fein knusprig wird.
Die Ente
wird mit Zuckerwasser begossen, um sie datellrot zu grillen.
Der Küchenchef
Zhang sagte uns, dass das Grillfeuer sehr wichtig sei. Es
müsse ständig gleiche Temperatur herrschen. Die Ente
wird die ganze Zeit über auf einer langen Stange aufgespießt
und umgedreht, bis sich eine dattelrote Kruste bildet - die
Zeit richtet sich nach dem Gewicht der Ente. Ein Teil des
Entenfettes macht beim Grillen die Entenhaut knusprig. Deshalb
ist die gegrillte Ente, ihre knusprige Haut, aber auch ihr
zartes Fleisch, zwar fett, aber dabei auch sehr schmackhaft.
Die fertige
Ente wird dann in dünne Scheiben geschnitten. Das ist ebenfalls
eine Kunst. Der Küchenchef muss in fünf bis sechs Minuten
die ganze Ente fertig aufschneiden.
Diese
Entenscheiben werden nun in süße Soße getaucht
und mit etwas geschnittenem Lauch auf oder in einen feinen
Weizenkucken gelegt und dann voller Genuß verspeist.
Die Entenknochen dienen mit anderen Zutaten der Zubereitung
einer guten Suppe.
Eine
Familie oder eine Gruppe von vier oder fünf Personen will
Penkingente im Restaurant essen. Dafür reichen anderthalb
Enten. Wegen der großen Beliebtheit des Pekingente-Restaurants
in Beijing empfiehl es sich, dass die Gäste sich entweder
rechtzeitig selbst anmelden oder von ihren Gastgebern vorher
Plätze reservieren lassen. Dann werden benötigte
Plätze und die Zeit auch für große Gruppen bequem
reserviert. Es können sich auch Gäste oder Gruppen
zu Familienfeiern oder für besondere Festtage hier anmelden.
Das Pekingente-Essen bedeutet immer eine festliche Zeremonie,
weil darin die außergewöhnlich schmackhaften und
für den Gast Chinas seltenene Vorgerichte eingeschlossen sind.
Außerdem werden freundschaftliche Trinksprüche ausgebracht
und es erfolgt meistens auch eine kenntnisreiche Vorstellung
der verschiedenen erlesenen Gänge bis zum Höhepunkt
der dattelbraunen Pekingente selbst.
(Aus „China im Aufbau“,
Nr. 4, 1980)