Juni 2003
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China-Bücher

Alltagsgeschichten aus dem heutigen China
Ein Sherlock Holmes im Reich der Mitte

Ein Sherlock Holmes im Reich der Mitte

Von Atze Schmidt

Ältere Leser dürften sich noch an den Werbespruch eines großen deutschen Verlags erinnern: „Es ist unmöglich, von Edgar Wallace nicht gefesselt zu sein!“ Dasselbe lässt sich auch von Robert van Gulik sagen, einem Kollegen des berühmten Meisters verwickelter Kriminalstorys, der es mit zahlreichen Romanen gleichfalls in den Olymp der Krimiautoren geschafft hat.

Der einstige Diplomat van Gulik, der seine politische Karriere mit einem Botschafterposten in Japan krönte, erweist sich in seinen Büchern als ausgesprochener Chinakenner. Das China, das er für uns zu farbigem Leben erweckt, ist das mittelalterliche China, und die Hauptperson seiner Krimis ist Richter Di, ein wahrer Sherlock Holmes im Reich der Mitte.

In dem Roman „Halskette und Kalebasse“ steht Richter Di, der tatsächlich gelebt hat, und zwar von 630 bis 700, vor einem der kompliziertesten und verwirrendsten Fälle seiner Laufbahn. Ein grausiger Leichenfund im Fluss, merkwürdige Gäste einer Herberge, eine Prinzessin in Not und ein taoistischer Einsiedler - daraus strickt van Gulik in gekonnter Manier eine abenteuerliche Geschichte, spannend bis zur letzten Seite. Die aus dem Niederländischen von Klaus Schomburg besorgte deutsche Übersetzung zeichnet sich obendrein noch durch eine klare Sprache aus, was von heutigen Übersetzungen leider nur zu oft nicht behauptet werden kann.

Robert van Gulik: „Halskette und Kalebasse“, Diogenes Verlag, 178 Seiten, 6,80 Euro

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