Vom
Scherenschnitt zum Stoffbild
Von
Atze Schmidt

Man nehme ein paar Stoffreste, möglichst
vielfarbig sollten sie sein, eine Schere, etwas Garn und Klebstoff,
dazu ein Stück Leinen, und dann bedarf es „nur noch“ des Könnens
und der künstlerischen Phantasie.
Es ist eine eigenartige, einzigartige Kunst,
die sich im nördlichen Teil der Provinz Shaanxi entwickelt
hat. Sie ist aus der Kunst des Scherenschnitts entstanden,
die in Shaanxi seit langer Zeit gepflegt wird. Doch im Vergleich
zu Scherenschnitten sind die Stoffbilder meist rustikaler,
kräftiger in Form und Farbe, und manchmal wirken sie
geradezu wie Reliefs, weil mitunter mehr als zehn Stoffschichten
übereinander genäht und geklebt werden.
In Nord-Shaanxi und vor allem im dortigen
Kreis Yanchuan, dem eigentlichen Zentrum der Stoffbildkunst,
schmücken solche Bilder Türvorhänge, Kleidungsstücke,
Taschen, Schürzen, Lätzchen für Kinder, kleine Geschenke
und vieles mehr. Die Motive sind dem Leben auf dem Land sowie
Legenden und Mythen entnommen, die den Menschen auf dem Lössplateau
noch sehr gegenwärtig sind.
Dem Thema Stoffbildkunst einen Bildband
zu widmen war längst fällig. Getan hat es nun der
Verlag für fremdsprachige Literatur in Beijing, dem damit
ein ausgesprochen schönes Buch gelungen ist. Abgebildet
sind 81 Werke, und jedem Buch ist ein Original-Stoffbild beigelegt.
Bei manchen der Bilder stehen erklärende Texte zu Gestalten
der chinesischen Mythologie oder über alte chinesische Bräuche.
So kommt zur Freude am Betrachten dieser durchweg außergewöhnlichen
Bilder auch noch ein Informationsgewinn.
„Die Stoffbildkunst von
Nord-Shaanxi“, ISBN 7-119-03073-6, 94 Seiten, zu beziehen
über die China Book Trading GmbH in Deutschland, 63322 Rödermark,
Max-Planck-Str. 6a, E-Mail: post@cbt.chinabook.de, oder über Ihre
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