Chinesische
Wirtschaft tritt aus dem Schatten der SARS-Epidemie heraus
Von
Zhao Cheng und Liu Zheng
Die
neuesten Statistiken zeigen, dass die chinesische Wirtschaft
bereits aus dem Schatten der SARS-Epidemie herausgetreten
ist: Nach Schätzungen betrug das Wachstum der chinesischen
Wirtschaft im dritten Quartal über 8%. In dieser Zeitspanne
erreichten auch der Index für das Konsumentenvertrauen und
der Geschäftsklimaindex wieder das Niveau des Jahresbeginns.
Die von der SARS-Epidemie stark betroffenen Regionen und
Wirtschaftsbranchen behalten jetzt eine hohe Entwicklungsrate
bei. So erreichte das Wirtschaftswachstum von Beijing in
den ersten neun Monaten 10%, was zeigt, dass die negativen
Auswirkungen der SARS-Epidemie mehr als wettgemacht wurden.
Obwohl
die meisten Unternehmer und Verbraucher die Wirtschaftsentwicklung
dieses Jahres optimistisch sehen, dürfen wir bei unserer
Arbeit nicht nachlassen, denn in diesem Jahr sind in der
Wirtschaftsentwicklung neue Probleme aufgetaucht. Hinzu
kommt, dass sich alte, strukturbedingte Probleme zuspitzen.
Es ist deshalb erforderlich, dass wir in den restlichen
zwei Monaten einerseits ein starkes und gesundes Wirtschaftswachstum
beibehalten, andererseits die bestehenden Probleme unverzüglich
angehen.
In
den Industriezweigen Stahl, Baumaterialien, Buntmetalle
und Automobil ist zu beobachten, dass immer wieder unrationelle
Kapazitäten geschaffen werden, wodurch sich die Widersprüche
in der Industriestruktur zuspitzen. Eine schnelle Entwicklung
dieser Industriezweige ist zwar notwendig, doch das Fehlen
einer rationellen Regulierung würde die vorhandenen Überkapazitäten
in den von ihnen abhängigen verarbeitenden Industrien
noch verschlimmern. Denn eine Veränderung der Nachfrage
würde diesen Betrieben
bestimmt große Schwierigkeiten bereiten. Die Probleme
könnten über
die Branchen hinauswachsen und zu flächendeckenden
Problemen werden, was schließlich einen Abschwung
der gesamten Wirtschaft zur Folge hätte. Um das Problem
des unzweckmäßigen Ausbaus zu lösen, ist
ein richtiges Wirtschaftsentwicklungskonzept nötig,
das nicht auf Geschwindigkeit zielt, sondern auf die Rationalität
der Wirtschaftsstruktur und die Qualität der Entwicklung.
Außerdem sollten die Mechanismen des Marktes zur Entfaltung
gebracht, die Führungsfunktion von Planung und Politik verstärkt
und die Marktzulassungskontrolle verschärft werden.
Auf
die Beschäftigungslage und die Wiederbeschäftigung
von Arbeitslosen ist ebenfalls großer Wert zu legen.
In diesem Jahr besteht im ganzen Land ein Bedarf an über 24 Mio. Arbeitsplätzen,
das Angebot liegt aber nur bei 10 Mio. Das Defizit beträgt
also 14 Mio. Experten sind der Ansicht, dass im Zuge der
Erhöhung des technischen Niveaus der Bedarf an Arbeitskräften
im sekundären Sektor, insbesondere in Großunternehmen,
sinken wird. Deshalb ist es notwendig, die Beschäftigungsprobleme
durch die Förderung des tertiären Sektors und
insbesondere der mittleren und kleinen Betriebe zu lösen.
Das Zentralkomitee der KP Chinas und der Staatsrat haben
zu diesem Zweck Konferenzen einberufen, und die betreffenden
Verwaltungsstellen haben eine Reihe von politischen Richtlinien
veröffentlicht, die in diese Richtung zielen. Jetzt
kommt es auf deren Umsetzung an.
Mehr
Beachtung erfordern auch die Landwirtschaft, die Probleme
der Bauern und der landwirtschaftlichen Regionen. Die saisonale
landwirtschaftliche Arbeit für
den Herbst und den Winter, die unmittelbar über
die Produktion von Getreide und Nutzpflanzen im nächsten
Sommer, ja im nächsten Jahr überhaupt,
aber auch über die Einnahmen
der Bauern entscheidet, läuft gerade an. Die Verwaltungsstellen
sollten neuen Entwicklungen und neuen Problemen große
Aufmerksamkeit schenken und gemeinsam mit den Bauern durch
zeitige Planung und tatkräftiges Handeln neu auftretende
Schwierigkeiten überwinden. Zur Zeit
hängt die Erhöhung der Bauerneinkünfte in hohem
Maß von ihrem Arbeitseinsatz in den Städten und
anderen Regionen ab. Im zweiten Quartal kehrten viele Bauern
wegen SARS in ihre Dörfer zurück,
was ihnen erschwerte, ihr Verdienst zu erhöhen. Obwohl
die Bauern im dritten Quartal an ihre Arbeitsstellen in
den Städten zurückgekehrt sind, ist noch viel zu tun,
um ihre Verluste im zweiten Quartal wieder gut zu machen
und damit das zum Jahresbeginn gesteckte Ziel, die Bauerneinnahmen
um 4% zu erhöhen, zu erreichen.
Nach
25 Jahren der Reform hat China in groben Zügen
ein sozialistisches Marktwirtschaftssystem aufgebaut. Dennoch
sind bestimmte tiefenstrukturelle Probleme noch nicht gelöst.
Auf der gerade tagenden dritten Plenartagung des vom 16.
Parteitag gewählten Zentralkomitees der KP Chinas wird
die Frage der Vervollkommnung des sozialistischen Marktwirtschaftssystems
besprochen. Diese Sitzung wird im neuen Jahrhundert erheblich
zur Vertiefung der Reform des Wirtschaftssystems in China
beitragen, systematische Absicherung bieten und eine neue
Triebkraft für die Wirtschaftsentwicklung
schaffen.
Wenn
wir in den restlichen zwei Monaten die Probleme ins Auge
fassen und sie gewissenhaft lösen, dann ist das zum
Jahresbeginn verkündete Ziel, ein Wirtschaftswachstum von
7% zu erreichen, sicher greifbar.
Aus
Xinhuanet, den 12. Oktober 2003