Investitions-
und Handelsgespräche Chinas als Vermittler für Geschäftsleute
in aller Welt
Von
Lu Rucai
Für die Lindt Gabelstapler GmbH
war es das vierte Mal, dass sie an den vom Chinesischen Handelsministerium
veranstalteten „Chinesischen Investitions- und Handelsgesprächen“
teilnahm. Zwar gibt es in China unzählige größere
und kleinere Messen dieser Art, aber nur sehr wenige erreichen
ein so großes Ausmaß und eine so große Anzahl
von ausländischen Teilnehmern wie die „Chinesischen Investitions-
und Handelsgespräche“, die in Xiamen stattfinden. Bis
jetzt wurden diese Gespräche schon siebenmal veranstaltet,
und 11 781 Handelsvertreter aus 102 Ländern und Gebieten
nahmen teil, darunter 240 Handelsdelegationen aus 58 Ländern
und Gebieten.
Den Statistiken nach wurden auf den 7. Investitions-
und Handelsgesprächen 1720 Projekte mit einem Gesamtinvestitionsvolumen
von 17,623 Mrd. US-Dollar vereinbart und ausländisches
Kapital im Wert von 12,689 Mrd. US-Dollar zugesagt.
Ausländische Investoren ins Land
holen
Da China ein großes Entwicklungsland
ist, steht außer Zweifel, dass das ausländische
Kapital eine starke Triebkraft für seine Wirtschaftsentwicklung
darstellt. Seit der Einführung der Reform- und Öffnungspolitik
1978 hat die chinesische Zentralregierung stets großen
Wert auf die Einfuhr ausländischen Kapitals gelegt. Während
der Umfang der Investitionen weltweit zurückging, belief sich
im Jahre 2002 der Wert des tatsächlich genutzten ausländischen
Kapitals in China auf 52,73 Milliarden US-Dollar, 12,51% mehr
als im Vorjahr. Damit überholte China die USA und stand an
der Spitze der ganzen Welt. Die Chinesischen Investitions-
und Handelsgespräche sind ein wichtiger Kanal für die
Einfuhr ausländischen Kapitals.
Die Teilnehmer an den diesjährigen
Investitions- und Handesgesprächen waren überwiegend
weltberühmte multinationale Konzerne, wie zum Beispiel Kodak,
Volvo, Canon und Panasonic, und einflussreiche chinesische
Unternehmen. Volvo nahm zum ersten Mal an solchen Gesprächen
teil, doch mit einer Fläche von 300 Quadratmetern war
sein Ausstellungstand am größten. Im Gegensatz
zu Volvo ist Canon bereits zum fünften Mal an diesen Gesprächen
dabei, wie sein Sprecher bemerkte: „Vertreter unserer chinesischen
Zentrale in Beijing kommen seit fünf Jahren regelmäßig
nach Xiamen, um an den Handelsgesprächen teilzunehmen.
Der Grund liegt darin, dass diese die beste Plattform für
ausländische Firmen sind, um in den chinesischen Markt
einzutreten und nach Kooperationsmöglichkeiten mit chinesischen
Betrieben zu suchen.“
Für die ausländischen Geschäftsleute
sind die Handelsgespräche nicht nur eine gute Gelegenheit,
um ihre Produkte auszustellen, sondern auch ein Fenster, durch
das sie sich ein Bild über die neuesten Entwicklungen in der
Investitionspolitik machen können. Deshalb werden die
Handelsgepräche als goldener Schlüssel für das Tor zum
chinesischen Markt bezeichnet. Auf den 7. Handelsgesprächen
stellten die UNDP den „Weltinvestitionsbericht 2003“ und das
chinesische Handelsministerium zum ersten Mal seinen „Bericht
über die ausländischen Investitionen in China 2003“ vor.
In den verschiedenen Symposien, die während der Gespräche
veranstaltet wurden, konnte die chinesische Regierung nützliche
Vorschläge zur Verbesserung der Arbeit der Behörden
und des Investitionsklimas sammeln. Christopher Hammerbeck,
Vorsitzender des Britischen Handelsvereins in Hong Kong, sagte
begeistert: „Am runden Tisch Nr. 8 habe ich ohne Umschweife
darauf hingewiesen, welche Bedenken ausländische Investoren
haben, Kapital in China anzulegen, und welchen Herausforderungen
sie sich gegenübersehen, nachdem sie in China investiert haben.
Außerdem habe ich die Unterschiede herausgestrichen,
die in bestimmten Fachbereichen zwischen China und der international
üblichen Praxis bestehen. Nach der Konferenz rief mich sofort
ein hoher Beamter der Regierung an. Er zeigte großes
Interesse für meine Ansichten und bat mich um mehr Details
zu meinen Vorschlägen. Das bewies mir hinreichend, dass
die chinesische Regierung aufgeschlossen und pragmatisch ist.“
Für die regierungsunmittelbaren
Städte und Provinzen Chinas ist die Teilnahme an den
Investitions- und Handelsgesprächen der kürzeste Weg,
um Handelspartner und Investitionen anzuwerben. Am ersten
Tag der Gespräche schloss die Delegation der Provinz
Fujian Verträge im Wert von 1,83 Mio. US-Dollar
ab. Die Delegationen aus den anderen Teilen
Chinas erzielten ebenfalls große Erfolge. Das Autonome
Gebiet Xinjiang und die Provinzen Heilongjiang und Guangdong
gaben an, im kommenden Jahr noch größere Delegationen
zu den Gesprächen entsenden zu wollen.
Chinesische Betriebe gehen nach Übersee
Seit dem Jahr 2002 zählt die Förderung
chinesischer Investitionen im Ausland zu den wichtigen Aufgaben
der Handelsgespräche. Damit soll einer wachsenden Zahl
von chinesischen Unternehmen der Eintritt in ausländische
Märkte erleichtert werden.
Zur Zeit pflegt China mit
über 220 Ländern und Gebieten Kontakte in den Bereichen
Handel, Wirtschaft und Technik. Bis Juni 2003 errichteten
7178 Unternehmen aus China Niederlassungen in mehr als 160
Ländern und Gebieten – Firmen aus dem Finanzsektor nicht
mit einberechnet. Das vereinbarte Investitionsvolumen betrug
14,7 Mrd. US-Dollar, wobei sich der chinesische Anteil auf
10 Mrd. US-Dollar belief. Laut
Wang Jiguang, dem Leiter des Ressorts für Kooperation mit
dem Ausland im Handelsministerium, gibt es heute in China
über 30 000 Betriebe, die grenzüberschreitende Geschäfte
betreiben, darunter so bekannte Namen wie Hai’er, Petro China,
Sinopec und Huayuan.
Mit dem schnellen Wirtschaftswachstum in
China bemühen sich immer mehr Länder um chinesisches
Kapital. Auf den diesjährigen Investitions- und Handelsgesprächen
präsentierten sich viele Länder als Investitionsstandort.
Überall waren Slogans wie „Reisen in Schweden“, „Kanada
– ein bahnbrechendes Land“ oder „Innovatives Großbritannien“
zu sehen. Der stellvertretende britische Generalkonsul in
Guangzhou äußerte sich in einem Interview wie folgt:
„Wir fördern die Zweiweg-Investition, d. h. wir spornen
nicht nur britische Unternehmen an, Kapital in China anzulegen,
sondern fördern umgekehrt auch Investitionen chinesischer
Firmen in Großbritannien.“ Der Leiter des Schwedischen
Amtes für Investitionsförderung, dessen Land zum ersten
Mal an den Gesprächen teilnahm, sagte: „Die Wirtschafts-
und Handelsbeziehungen zwischen China und Schweden werden
umfangreicher und enger. China ist Schwedens zweitgrößter
Handelspartner in Asien geworden. Das ist der Grund, warum
Schweden bei der Einfuhr ausländischen Kapitals China
bevorzugt behandelt.“ Bis heute haben mehrere chinesische
Betriebe, darunter Huawei, Zhongxing (ein Anbieter von Kommunikationstechnik),
Qingdao-Bier und China International Travel Service, in Schweden
investiert.
Als Austragungsort profitiert auch Xiamen
Als Veranstalter der Investitions- und Handelsgespräche
Chinas weist Xiamen viele Vorteile auf. Die Stadt war eine
der ersten nach außen geöffneten Wirtschaftssonderzonen.
Dank der günstigen geographischen Lage und zahlreicher Vorzugsbedingungen
ist Xiamen zu einem wichtigen Ort für das Anwerben von Kapital
geworden. Bis Ende 2002 wurden in Xiamen insgesamt 5714 Projekte
mit direkten ausländischen Investitionen verwirklicht.
Der industrielle Produktionswert der ausländischen Betriebe
machte 84,5% des gesamten Produktionswertes der Stadt Xiamen
aus. 32 der 500 größten Unternehmen der Welt, darunter
General Electric, Kodak und Dell aus den USA, Philips und
Lindt aus Europa sowie NEC, Panasonic und Toshiba aus Japan,
haben in Xiamen ihre Fabriken errichtet.
Dank der Reform- und Öffnungspolitik
erfüllt Xiamen eine Brückenfunktion zwischen den in- und ausländischen
Betrieben. Seit einigen Jahren bemüht sich die Stadt um die
Organisation von Messen. Im Zeitraum zwischen dem Jahr 2000
und 2002 hat Xiamen insgesamt 61 Ausstellungen und über 200
Konferenzen veranstaltet. Durch solche Ausstellungen brachte
Xiamen nicht nur ausländische und chinesische Betriebe
zusammen, sondern zeigte der Welt auch sein eigenes Antlitz,
was dazu beitrug, dass ihre Anziehungskraft auf ausländische
Investoren steigt.
Der Generaldirektor der Abteilung Asien-Pazifik
des Computerherstellers Dell sagte: „In Xiamen gibt es eine
Ringstraße, die als die schönste der Welt bezeichnet
wird. Investiert man in Xiamen, hat man das Gefühl, auf dieser
schönen Ringstraße zu laufen.“
Anhang: Überblick über alle bisherigen
Investitions- und Handelsgespräche
Der Vorläufer der „Chinesischen Investitions-
und Handelsgespräche“ waren die „Investitions- und Handelsgepräche
der Provinz Fujian“, die zehnmal erfolgreich in Xiamen veranstaltet
wurden. Seit 1997 werden sie vom Handelsministerium der VR
China (vormals Ministerium für Wirtschaftliche Verbindungen
mit dem Ausland und für Außenhandel) übernommen und
dann in den heutigen Namen umbenannt. Sie finden jedes Jahr
vom 8. bis zum 11. September in Xiamen statt und sind die
einzige Veranstaltung Chinas, die sich schwerpunktmäßig
der Anwerbung ausländischer Direktinvestitionen widmet.
Alle regierungsunmittelbaren Städte, autonomen Gebiete
und Provinzen Chinas sowie die Handelsvereine der verschiedenen
Ebenen nehmen daran teil.
|
1.
(1997)
|
2.
(1998)
|
3.
(1999)
|
4.
(2000)
|
5.
(2001)
|
6.
(2002)
|
7.
(2003)
|
Teilnehmerstaaten und –gebiete
|
52
|
60
|
80
|
89
|
97
|
96
|
102
|
Teilnehmende ausländische Geschäftsleute
|
6200
|
6377
|
6418
|
8500
|
8950
|
10107
|
11781
|
Unterzeichnete Projektverträge
|
1668
|
1606
|
1228
|
1261
|
1027
|
1151
|
1259
|
Volumen der vertraglich zugesicherten
ausländischen Investitionen (Mrd. US-Dollar)
|
6,219
|
5,52
|
5,183
|
5,001
|
4,798
|
6,36
|
6,652
|
Vereinbarte Projekte
|
1046
|
1160
|
595
|
577
|
368
|
663
|
1720
|
Volumen der vereinbarten ausländischen
Investitionen (Mrd. US-Dollar)
|
10
|
8,68
|
3,234
|
4,471
|
3,352
|
7,29
|
12,689
|