November 2003
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Wirtschaft

Investitions- und Handelsgespräche Chinas als Vermittler für Geschäftsleute in aller Welt
Chinesische Wirtschaft tritt aus dem Schatten der SARS-Epidemie heraus

Investitions- und Handelsgespräche Chinas als Vermittler für Geschäftsleute in aller Welt

Von Lu Rucai

Für die Lindt Gabelstapler GmbH war es das vierte Mal, dass sie an den vom Chinesischen Handelsministerium veranstalteten „Chinesischen Investitions- und Handelsgesprächen“ teilnahm. Zwar gibt es in China unzählige größere und kleinere Messen dieser Art, aber nur sehr wenige erreichen ein so großes Ausmaß und eine so große Anzahl von ausländischen Teilnehmern wie die „Chinesischen Investitions- und Handelsgespräche“, die in Xiamen stattfinden. Bis jetzt wurden diese Gespräche schon siebenmal veranstaltet, und 11 781 Handelsvertreter aus 102 Ländern und Gebieten nahmen teil, darunter 240 Handelsdelegationen aus 58 Ländern und Gebieten.

Den Statistiken nach wurden auf den 7. Investitions- und Handelsgesprächen 1720 Projekte mit einem Gesamtinvestitionsvolumen von 17,623 Mrd. US-Dollar vereinbart und ausländisches Kapital im Wert von 12,689 Mrd. US-Dollar zugesagt.

Ausländische Investoren ins Land holen

Da China ein großes Entwicklungsland ist, steht außer Zweifel, dass das ausländische Kapital eine starke Triebkraft für seine Wirtschaftsentwicklung darstellt. Seit der Einführung der Reform- und Öffnungspolitik 1978 hat die chinesische Zentralregierung stets großen Wert auf die Einfuhr ausländischen Kapitals gelegt. Während der Umfang der Investitionen weltweit zurückging, belief sich im Jahre 2002 der Wert des tatsächlich genutzten ausländischen Kapitals in China auf 52,73 Milliarden US-Dollar, 12,51% mehr als im Vorjahr. Damit überholte China die USA und stand an der Spitze der ganzen Welt. Die Chinesischen Investitions- und Handelsgespräche sind ein wichtiger Kanal für die Einfuhr ausländischen Kapitals.

Die Teilnehmer an den diesjährigen Investitions- und Handesgesprächen waren überwiegend weltberühmte multinationale Konzerne, wie zum Beispiel Kodak, Volvo, Canon und Panasonic, und einflussreiche chinesische Unternehmen. Volvo nahm zum ersten Mal an solchen Gesprächen teil, doch mit einer Fläche von 300 Quadratmetern war sein Ausstellungstand am größten. Im Gegensatz zu Volvo ist Canon bereits zum fünften Mal an diesen Gesprächen dabei, wie sein Sprecher bemerkte: „Vertreter unserer chinesischen Zentrale in Beijing kommen seit fünf Jahren regelmäßig nach Xiamen, um an den Handelsgesprächen teilzunehmen. Der Grund liegt darin, dass diese die beste Plattform für ausländische Firmen sind, um in den chinesischen Markt einzutreten und nach Kooperationsmöglichkeiten mit chinesischen Betrieben zu suchen.“

Für die ausländischen Geschäftsleute sind die Handelsgespräche nicht nur eine gute Gelegenheit, um ihre Produkte auszustellen, sondern auch ein Fenster, durch das sie sich ein Bild über die neuesten Entwicklungen in der Investitionspolitik machen können. Deshalb werden die Handelsgepräche als goldener Schlüssel für das Tor zum chinesischen Markt bezeichnet. Auf den 7. Handelsgesprächen stellten die UNDP den „Weltinvestitionsbericht 2003“ und das chinesische Handelsministerium zum ersten Mal seinen „Bericht über die ausländischen Investitionen in China 2003“ vor. In den verschiedenen Symposien, die während der Gespräche veranstaltet wurden, konnte die chinesische Regierung nützliche Vorschläge zur Verbesserung der Arbeit der Behörden und des Investitionsklimas sammeln. Christopher Hammerbeck, Vorsitzender des Britischen Handelsvereins in Hong Kong, sagte begeistert: „Am runden Tisch Nr. 8 habe ich ohne Umschweife darauf hingewiesen, welche Bedenken ausländische Investoren haben, Kapital in China anzulegen, und welchen Herausforderungen sie sich gegenübersehen, nachdem sie in China investiert haben. Außerdem habe ich die Unterschiede herausgestrichen, die in bestimmten Fachbereichen zwischen China und der international üblichen Praxis bestehen. Nach der Konferenz rief mich sofort ein hoher Beamter der Regierung an. Er zeigte großes Interesse für meine Ansichten und bat mich um mehr Details zu meinen Vorschlägen. Das bewies mir hinreichend, dass die chinesische Regierung aufgeschlossen und pragmatisch ist.“

Für die regierungsunmittelbaren Städte und Provinzen Chinas ist die Teilnahme an den Investitions- und Handelsgesprächen der kürzeste Weg, um Handelspartner und Investitionen anzuwerben. Am ersten Tag der Gespräche schloss die Delegation der Provinz Fujian Verträge im Wert von 1,83 Mio. US-Dollar ab. Die Delegationen aus den anderen Teilen Chinas erzielten ebenfalls große Erfolge. Das Autonome Gebiet Xinjiang und die Provinzen Heilongjiang und Guangdong gaben an, im kommenden Jahr noch größere Delegationen zu den Gesprächen entsenden zu wollen.

Chinesische Betriebe gehen nach Übersee

Seit dem Jahr 2002 zählt die Förderung chinesischer Investitionen im Ausland zu den wichtigen Aufgaben der Handelsgespräche. Damit soll einer wachsenden Zahl von chinesischen Unternehmen der Eintritt in ausländische Märkte erleichtert werden.

Zur Zeit pflegt China mit über 220 Ländern und Gebieten Kontakte in den Bereichen Handel, Wirtschaft und Technik. Bis Juni 2003 errichteten 7178 Unternehmen aus China Niederlassungen in mehr als 160 Ländern und Gebieten – Firmen aus dem Finanzsektor nicht mit einberechnet. Das vereinbarte Investitionsvolumen betrug 14,7 Mrd. US-Dollar, wobei sich der chinesische Anteil auf 10 Mrd. US-Dollar belief. Laut Wang Jiguang, dem Leiter des Ressorts für Kooperation mit dem Ausland im Handelsministerium, gibt es heute in China über 30 000 Betriebe, die grenzüberschreitende Geschäfte betreiben, darunter so bekannte Namen wie Hai’er, Petro China, Sinopec und Huayuan.

Mit dem schnellen Wirtschaftswachstum in China bemühen sich immer mehr Länder um chinesisches Kapital. Auf den diesjährigen Investitions- und Handelsgesprächen präsentierten sich viele Länder als Investitionsstandort. Überall waren Slogans wie „Reisen in Schweden“, „Kanada – ein bahnbrechendes Land“ oder „Innovatives Großbritannien“ zu sehen. Der stellvertretende britische Generalkonsul in Guangzhou äußerte sich in einem Interview wie folgt: „Wir fördern die Zweiweg-Investition, d. h. wir spornen nicht nur britische Unternehmen an, Kapital in China anzulegen, sondern fördern umgekehrt auch Investitionen chinesischer Firmen in Großbritannien.“ Der Leiter des Schwedischen Amtes für Investitionsförderung, dessen Land zum ersten Mal an den Gesprächen teilnahm, sagte: „Die Wirtschafts- und Handelsbeziehungen zwischen China und Schweden werden umfangreicher und enger. China ist Schwedens zweitgrößter Handelspartner in Asien geworden. Das ist der Grund, warum Schweden bei der Einfuhr ausländischen Kapitals China bevorzugt behandelt.“ Bis heute haben mehrere chinesische Betriebe, darunter Huawei, Zhongxing (ein Anbieter von Kommunikationstechnik), Qingdao-Bier und China International Travel Service, in Schweden investiert.

Als Austragungsort profitiert auch Xiamen

Als Veranstalter der Investitions- und Handelsgespräche Chinas weist Xiamen viele Vorteile auf. Die Stadt war eine der ersten nach außen geöffneten Wirtschaftssonderzonen. Dank der günstigen geographischen Lage und zahlreicher Vorzugsbedingungen ist Xiamen zu einem wichtigen Ort für das Anwerben von Kapital geworden. Bis Ende 2002 wurden in Xiamen insgesamt 5714 Projekte mit direkten ausländischen Investitionen verwirklicht. Der industrielle Produktionswert der ausländischen Betriebe machte 84,5% des gesamten Produktionswertes der Stadt Xiamen aus. 32 der 500 größten Unternehmen der Welt, darunter General Electric, Kodak und Dell aus den USA, Philips und Lindt aus Europa sowie NEC, Panasonic und Toshiba aus Japan, haben in Xiamen ihre Fabriken errichtet.

Dank der Reform- und Öffnungspolitik erfüllt Xiamen eine Brückenfunktion zwischen den in- und ausländischen Betrieben. Seit einigen Jahren bemüht sich die Stadt um die Organisation von Messen. Im Zeitraum zwischen dem Jahr 2000 und 2002 hat Xiamen insgesamt 61 Ausstellungen und über 200 Konferenzen veranstaltet. Durch solche Ausstellungen brachte Xiamen nicht nur ausländische und chinesische Betriebe zusammen, sondern zeigte der Welt auch sein eigenes Antlitz, was dazu beitrug, dass ihre Anziehungskraft auf ausländische Investoren steigt.

Der Generaldirektor der Abteilung Asien-Pazifik des Computerherstellers Dell sagte: „In Xiamen gibt es eine Ringstraße, die als die schönste der Welt bezeichnet wird. Investiert man in Xiamen, hat man das Gefühl, auf dieser schönen Ringstraße zu laufen.“

Anhang: Überblick über alle bisherigen Investitions- und Handelsgespräche

Der Vorläufer der „Chinesischen Investitions- und Handelsgespräche“ waren die „Investitions- und Handelsgepräche der Provinz Fujian“, die zehnmal erfolgreich in Xiamen veranstaltet wurden. Seit 1997 werden sie vom Handelsministerium der VR China (vormals Ministerium für Wirtschaftliche Verbindungen mit dem Ausland und für Außenhandel) übernommen und dann in den heutigen Namen umbenannt. Sie finden jedes Jahr vom 8. bis zum 11. September in Xiamen statt und sind die einzige Veranstaltung Chinas, die sich schwerpunktmäßig der Anwerbung ausländischer Direktinvestitionen widmet. Alle regierungsunmittelbaren Städte, autonomen Gebiete und Provinzen Chinas sowie die Handelsvereine der verschiedenen Ebenen nehmen daran teil.

 

1.

(1997)

2.

(1998)

3.

(1999)

4.

(2000)

5.

(2001)

6.

(2002)

7.

(2003)

Teilnehmerstaaten und –gebiete

52

60

80

89

97

96

102

Teilnehmende ausländische Geschäftsleute

6200

6377

6418

8500

8950

10107

11781

Unterzeichnete Projektverträge

1668

1606

1228

1261

1027

1151

1259

Volumen der vertraglich zugesicherten ausländischen Investitionen (Mrd. US-Dollar)

6,219

5,52

5,183

5,001

4,798

6,36

6,652

Vereinbarte Projekte

1046

1160

595

577

368

663

1720

Volumen der vereinbarten ausländischen Investitionen (Mrd. US-Dollar)

10

8,68

3,234

4,471

3,352

7,29

12,689

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