Oktober 2003
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Kultur und Kunst

Chinesische Gartenbaukunst
Verschiedene Haustypen von Chinas Minderheiten

 

Chinesische Gartenbaukunst

Von Gu Yongliang

Parks für Herrscher gab es in China seit der Shang-Dynastie (1768-1122 v. Chr.). Sie dienten nicht nur der Erholung, sondern auch als Jagdreviere und Weidegründe. Qin Shi Huang, der als Begründer der Qin-Dynastie China 221 v. Chr. einigte, ließ riesige Palastanlagen errichten. In dieser Zeit wurde damit begonnen, künstlich Felslandschaften anzulegen und Hügel aufzuschütten. Die Kaiser der Westlichen Han-Dynastie (206-25 v. Chr.) ließen in ihren Palastanlagen Gärten anlegen, in denen natürliche Landschaften nachgeahmt wurden. Im ganzen Land entstanden Gärten von Aristokraten, hohen Beamten, Gutsbesitzern und Wohlhabenden. Man leitete Wasser ein, legte Felslandschaften an, pflanzte Bäume und kostbare Blumen, züchtete seltene Tiere und Vögel. Aufschwung und Niedergang der Dynastien spiegelten sich auch in den Blüte- und Verfallsperioden der Gartenbaukunst wider.

Die heute noch existierenden Gärten, die hauptsächlich aus der Ming- (1368-1644) und der Qing-Zeit (1644-1911) stammen, sind über das ganze Land verstreut: im Norden um und in Beijing und im Süden in Suzhou, Yangzhou und Nanjing. Die Gartenanlagen dienten in erster Linie der herrschenden Klasse als Orte der Erholung und Kurzweil. Ein Blick in die Geschichte zeigt, dass die Höhepunkte der Gartenbaukunst jeweils in die 2. Hälfte der dynastischen Perioden fielen, also in Zeiten relativer gesellschaftlicher Stabilität und günstiger wirtschaftlicher Entwicklung. Privatgärten wurden nicht nur bei hohen Beamten Mode, sondern auch im Laufe der Zeit bei reichen Händlern.

Die kaiserlichen Gärten weisen folgende charakteristische Merkmale auf:

· Sie liegen meist im Vorortgebiet einer Stadt und sind oft von prächtigen Landhäusern umgeben.

· Sie liegen gewöhnlich an einem Flusslauf oder am Fuß eines Berges. Die natürliche Landschaft ist mit einbezogen.

Im Gegensatz dazu dienten die privaten Gärten der Erweiterung des Wohnbereichs der Großgrundbesitzer oder reichen Händler. Sie konnten in ihren Gärten Freunde zum Essen einladen, Bücher lesen, Bilder malen, Schauspiel- und Opernaufführungen veranstalten oder auch Verwandte und Bekannte unterbringen. Den Besuchern wurde außer einer landschaftlich schönen Anlage auch eine ruhige, erholsame Atmosphäre geboten. Mitten in der Stadt und auf engem Raum war es so möglich, sich zugleich an Berglein, Wäldern, Gewässern und sprundelnden Quellen zu erfreuen. Die Privatgärten waren gewöhnlich 1 bis 2 ha groß; es gab aber auch wesentlich kleinere. Auf so kleinen Flächen wurde der Garten besonders kunstvoll gestaltet: in abwechslungsreichen Kleinlandschaften ließen sich von Menschenhand geschaffene Idyllen genießen.

Folgendes sind die charakteristischen Merkmale der Gartenbaukunst:

1.      Landschaftsteile

Der Garten besteht meist aus verschiedenen Landschaftsteilen, von denen jeder seine Besonderheit hat, die durch Mauern, Fenster, Laubengänge, Pavillons, künstliche Felsen und Bäume begrenzt und voneinander getrennt sind. Dabei wird vermieden, Zusammengehöriges zu zerstückeln und Abgrenzungen zu schroff zu gestalten.

2.      Teiche und Gewässer

In einem Garten können kleinere und größere Teiche konzentriert oder verstreut angelegt sein. Wichtig ist dabei deren Lageverteilung im Gartengelände. Die Wasserflächen sind meist nicht in geometrischen Formen angelegt und werden nicht durch Dämme, sondern durch Brücken, Laubengänge und Inseln unterteilt und strukturiert. Die Ufer sind normalerweise nicht streng geradlinig, so dass sie natürlich wirken. Brücken sind nicht bogenförmig, sondern flach und mit steinernen Geländern versehen. Die Höhe der Brücke über dem Wasserspiegel wird von der Größe des Teichs bestimmt: je kleiner der Teich, desto niedriger die Brücke.

3.      Felsen

Felsen sind ein wichtiges Gestaltungselement. Sie dienen dazu, den Garten räumlich größer erscheinen zu lassen und ihm eine gewisse Atmosphäre der Beschaulichkeit und Ruhe zu verleihen. Auf Felsen errichtete Pavillons gewähren mitunter nicht nur einen Überblick über die Gartenlandschaft, sondern auch auf das städtische Getriebe jenseits der Gartenmauern.

4.      Gebäude

Gebäude erfüllen in Gärten wichtige Funktionen. Größe, Form, Plazierung und künstlerische Gestaltung sind wohl durchdacht und genau aufeinander abgestimmt. Sie sind ein vielfältig einsetzbares architecktorisches Mittel zur Verschönerung von Gärten.

5.      Pflanzen

Zu den Bauwerken passend werden Bäume und andere Pflanzen ausgewählt. Lage, Farbe, Duft, Form u.v.a.m. wird dabei in die gärtnerische Planung einbezogen. Gewöhnlich stehen vor Bauwerken und auf freien Plätzen Bäume und prächtige Blumen, während neben Laubengängen und in Innenhöfen Bambushaine, chinesische Nelken oder Palmen sowie Bonsai (chin.: Penjing) und andere Topfpflanzen plaziert werden.

Heute sind die meisten noch erhaltenen Gärten nicht mehr Erholungsstätten für eine winzige Zahl Privilegierter, sondern als öffentliche Parks jedermann zugänglich.

Aus „China im Aufbau“, Nr. 10, 1981
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