Holzbildhauerei
Von
Fu Tianchou

Die Holzbildwerke Chinas sind für den typischen
Stil, aber auch für die örtlichen Besonderheiten bekannt.
Hergestellt werden sie vor allem in Zhejiang, Fujian, Guangdong
und Shanghai, und zwar hauptsächlich aus Gingkobaumholz,
Rotholz, Buchsbaumholz und Kampferholz. Die mannigfaltigen
Techniken und verschiedenen Holzsorten fürhten zu verschiedenen
Stilen.
Die
Dongyang-Holzschnitzerei ist nach dem Kreis Dongyang in der
Provinz Zhejiang benannt. In vielen Dörfern in diesem
Kreis sind Gebäude und Möbel reichlich mit Holzfiguren
verziert. Sogar auf Gebrauchsartikeln, wie Waschfässern
z. B., sind Figuren, etwa Gänse, eingeschnitzt. Die Dongyang-Holzschnitzerei
zeichnet sich durch zarte Linienführung, klare Komposition,
durchbrochene Muster und besonders lebendige Menschendarstellung
aus. In den letzten Jahren haben die Künstler eine neue Technik
entwickelt, und zwar begannen sie damit, durchbrochene Muster
in mehreren Schichten zu schaffen. Dadurch kamen sie zu einer
besonders gelungenen perspektivischen Gestaltung von Menschen
und Landschaften. Für die Dongyang-Schnitzerei wird das feine
und wohlriechende Kampferholz benutzt.
Die Buchsbaum-Holzschnitzerei heißt
so nach der benutzten Holzsorte. Früher war im Kreis Leijiang
und im Kreis Wenzhou der Provinz Zhejiang der Drachentanz
sehr populär. Die Drachenlaternen, früher als Kampferholz
und Longaneholz, waren mit vielen Menschenfiguren verziert.
Dann fand der Künstler Zhu Zichang heraus, dass Buchsbaumholz
sehr hart und dicht ist, zum anderen ist es sehr leicht und
zerreißt nicht beim Schnitzen. So benutzte man später
dieses Holz. Nach und nach entstand dann eine Buchsbaum-Schnitzerei
mit bestimmten Besonderheiten, vor allem mit kleinen ausgezeichneten
Vollplastiken.
Die Chaozhou-Holzschnitzerei in der Provinz
Guangdong zeichnet sich dadurch aus, dass sehr hartes Holz
benutzt wird. Die Holzschnitzerei "Krabben und Krebse
im Korb", mit hervorragendem Räumlichkeitsgefühl,
stammt aus dieser berühmten Schnitzereischule Chinas, einer
von vielen.
Seit einiger Zeit schaffen die Künstler
in ganz China aus einheimischen Materialien viele schöne
Bildwerke, so entstand z. B. in Hunan "Gute Nachricht
wird auf der Steppe verbreitet" aus Rampelmusenbaumholz.
Dargestellt ist eine berittener Briefträger, mit der
Nachricht über die siegreiche Eröffnung des XI. Parteitags
der KP Chinas auf dem Weg zu Hirten. Eine andere ausgezeichnete
Arbeit ist "Winterkirsche", in der Provinz Jilin
entstanden, aus einer Azaleenstrauchwurzel geschnitzt. Der
Künstler verstand es für die natürliche Gestaltung des kräftigen
Stammes und der Blüten geschickt die Wurzel auszunutzen.
Die Holzbildhauerei hat in China eine lange
Geschichte. Schon zur Zeit der Shang-Dynastie, vor 3000 bis
4000 Jahren, gab es am Kaiserhof Handwerkszweige wie Maurer,
Kunsthandwerker, Steinmetze, Zimmerleute, Gerber. Zur Zeit
der Zhou-Dyastie (1066 - 221 v. u. Z.) gab es dann
auch
schon Schnitzer am Kaiserhof, sie schnitzten Balken und Säulen
an den Palästen und Tempeln, verzierten Schiffe, Wagen
und Möbel und fertigten Holzfiguren als Grabbeigaben
an. Bis heute sind noch viele Holzschnitzereien an den alten
Gebäuden erhalten, sind in den Tempeln über tausend Jahre
alte Buddhastatuen aus Holz zu sehen - Buddhastatuen in den
verschiedensten Grössen, im Lama-Tempel z. B. bis zu
26 Meter hoch, alle Details, bis zur feinen Gebetskette hin,
sorgfältig geschnitzt. An über hundert Jahre alten Gebäuden
sind Säulen, Fenster und Vordächter mit Holzschnitzereien
geschmückt, z. B. auf den Säulen und Tragebalken Knabenkraut-Muster,
auf den Stützbalken Wolken, an den Stützpfeilern gibt es keine
Holzplastiken - ein Krieger, der ein Schwert hält, ein
Greis, der am Stock geht usw.
Unter den alten Holzschnitzereien gibt es
neben Dingen mythischen, religiösen und abergläubischen
Inhalts auch welche, die die Wünsche der Massen widerspiegeln,
wie Zeichen und Figuren, die Glück, langes Leben, Wohnergehen
symbolisieren sowie Blumen- und Vogelmuster, die ebenfalls
die Sehnsucht der Massen nach einem unermesslichen Glück ausdrücken.
Heute schnitzt man im traditionellen Stil
Figuren als Erzählungen, Geschichten und aus dem klassischen
Theater, die der Bevölkerung gut bekannt sind, wie "Der
alte Astronom Zhang Heng", "Der Volksheld Zheng
Chenggong erobert Taiwan wieder", "Yugong versetzt
Berge" usw., aber auch Schnitzereien, die den Produktionskampf
beim sozialistischen Aufbau wiederspiegeln, wie z. B., "Ich
fahre Traktor". Neben den Schnitzereien im traditionellen
Stil gibt es auch solche im "skizzierten Stil",
wie "Feuerwerkskörper" werden abgebrannt",
"Drachentanz" usw.
Nach der Gründung der Volksrepublik China
ging man immer mehr dazu über, mit Beton anstatt mit Holz
zu bauen, und so ging auch das Schnitzen an Bauten immer mehr
zurück. Dafür wurden immer mehr Holzbildwerke zu reinen Dekorationszwecken
produziert, was aber mit sich brachte, dass sich die künstlerische
Gestaltung ändern musste, denn die Lichtverhältnisse
in den Zimmern stellen natürlich andere Anforderungen. Gute
Beispiele hierfür sind die Holzschnitzereien "Andenken
an Großvater Zhou Enlai" und "Der Volksheld
Zheng Chenggong erobert Taiwan wieder". Erstere zeigt
eine Frau und zwei Kinder aus der koreanischen Nationalität
mit Trauerkränzen. Wodurch ausgedrückt werden soll, dass
Ministerpräsident ewig im Herzen aller Nationalitäten
Chinas leben wird. Die zweite zeigt Einwohner Taiwans mit
Bananen, Ananas, Kokosnüssen und Schnaps, die Küche hüten
und Feuerwerkskörper abbrennen, um Zheng Chengong zu
begrüßen. Komposition und Aufbau sind ausgezeichnet
gelungen.
Die
Baumwurzelschnitzerei gehört zu den traditionellen Techniken.
Dabei ist die Anlehnung an die natürliche Form der Baumwurzel
charakteristisch, wie etwa bei der Plastik "Zhong Kui",
aus Buchsbaumwurzelholz. Augen, Nase und Kinn sind übertrieben
groß, um so den willensstarken und geraden Charakter
zum Ausdruck zu bringen. Reales Leben wird in romantischen
Übertreibungen reflektiert. Die natürlichen Linien der
Wurzel wurden geschickt ausgenutzt, für die aufwärts
gebogene Nase, das vorspringende Kinn und die im Wind wehenden
buschigen Augenbrauen und den Bart. Auch die Art der Kleidung
entspricht dem Charakter von Zhong Kui.
Heute werden auch mehr Gebrauchsgegenstände
mit Schnitzereien hergestellt, wie Kleiderhaken und Türgriffe
mit Affen, Katzen, Pfauen, Vögeln und Elefantenköpfen.
Diese Dinge sind nicht nur hübsch, sondern auch praktisch
und können so das Leben des Volkes verschönern.
(Aus Nr. 2 von
"China im Aufbau", 1979)