Zhuzhou:
Ein
Ort, wo man nach Wurzeln sucht
Von
Yu Jie und Li Meng







Es
ist allgemein bekannt, dass in Zhuzhou viele Wurzeln liegen
und man gern nach ihnen sucht: Die Wurzeln der chinesischen
Zivilisation, das Mausoleum des Kaisers Yan, liegt im mit Azaleen
bewachsenen Gebirge im Kreis Yanling; die erste revolutionäre
Regierung der KP Chinas auf Kreisebene wurde im Kreis
Chaling, der reich an landwirtschaftlichen Ressourcen ist, ausgerufen;
die ersten Flugzeug-Kolbenmotoren des Typs M 11 und die ersten
Motorradmotoren wurden hier gebaut, und außerdem wurden
hier über 50 weitere Pionierprojekte in der Geschichte der chinesischen
Industrie durchgeführt.
Kommt man heute in Zhuzhou an, sieht man Grünanlagen
dicht neben breiten Straßen liegen. Zu beiden Seiten des
Xiang-Flusses stehen hohe Gebäude, auf denen große
Plakate für neue Produkte hängen. Auf der Zhuzhou-Brücke
verkehren zahlreiche Motorräder. Man ist erstaunt über
die Vitalität dieser Industriestadt, die gleich alt ist
wie die Volksrepublik.
Stimmung der Industrialisierung
„Zhuzhou
ist eine Stadt, die durch die Lokomotive hierher geschleppt
wurde. Am Anfang des vorigen Jahrhunderts wurde die erste gewerbliche
Eisenbahnlinie in der Region südlich des Unterlaufs des Yangtse
gebaut. Ihr Ausgangspunkt war Zhuzhou, und dieses hat sich inzwischen
zum größten Verkehrsknotenpunkt in der Region entwickelt.
Allerdings verliert Zhuzhous günstige Verkehrslage immer mehr
an Bedeutung.“
Wang Tingming, Parteisekretär der
Stadt Zhuzhou
Das Wahrzeichen der Stadt Zhuzhou ist die
Eisenbahn. Hier liegt der größte Verkehrsknotenpunkt
der Region südlich des Unterlaufs des Yangtse. In alter Zeit
war Zhuzhou für seine strategische Bedeutung für den Verkehr
zu Wasser und zu Lande bekannt. Seit den 40er Jahren führen
die Eisenbahnlinien Zhejiang–Jiangxi und Beijing–Guangzhou durch
die Stadt, und in den 50er Jahren stieß die Eisenbahnlinie
Hunan–Guizhou dazu.
Gerade
wegen der günstigen geographischen Lage wurde Zhuzhou in der
Periode des 1. Fünfjahresplans als eine von acht wichtigen Industriestädten
besimmt. Damals wurden vier der 156 Schlüsselprojekte, die von
der früheren Sowjetunion unterstützt wurden, hier angesiedelt.
Es waren die Kraftmaschinenfabrik des Südens, das Kraftwerk
Zhuzhou, die Hartmetallfabrik Zhuzhou und die Kohlewaschanlage
Zhuzhou. Es ist nicht übertrieben zu sagen, dass hier zuerst
die Eisenbahnlinien gelegt, dann die Fabriken gebaut wurden
und schließlich die Stadt entstand. Die großen Betriebe
wie das Werk für elektrische Lokomotiven Zhuzhou, die Waggon-Fabrik
und die Fabrik für Brückenelemente haben mit der Eisenbahn zu
tun, so dass der Eisenbahnverkehr in Zhuzhou hoch entwickelt
ist. Auf dem Zhuzhouer Hauptbahnhof fährt alle 6 1/2
Minuten ein Zug ab. Daher rührt das geflügelte Wort, Zhuzhou sei eine Stadt,
die durch die Eisenbahn hierher geschleppt wurde.
Zhuzhou liegt in der Mitte der Provinz Hunan
und bildet mit der Provinzhauptstadt Changsha und der Industriestadt
Xiangtan ein wirtschaftlich entwickeltes „goldenes Dreieck“.
Die Entfernung zwischen diesen drei Städten beträgt
jeweils 30 km. Zhuzhou war nach Changsha die zweite Stadt in
der Provinz Hunan, die industrialisiert wurde. An ihrer gesamten
industriellen Stärke gemessen nimmt sie den 26. Platz im
ganzen Land ein.
Die Bevölkerung der Stadt Zhuzhou war
einst stolz auf die staatlichen Unternehmen. Nach der Reform
und Öffnung wurde im Lauf des Systemwandels in den staatlichen
Betrieben festgestellt, dass die planwirtschaftlichen Mechanismen
festgefahren waren. Die Betriebe waren nicht nur für die Produktion
zuständig, sondern hatten auch Schulen zu führen und Krankenhäuser
zu verwalten. Die Belastung war groß, denn alle „assen
aus einem großen Topf“– es herrschte eine Art Egalitarismus.
Die spätere Streichung überbesetzter Arbeitsstellen resultierte
deshalb in einer großen Zahl von Arbeitslosen. Wie es
scheint, sind die staatlichen Betriebe über Nacht von Günstlingen
der Bevölkerung zu ihren Problemkindern geworden.
In den 80er Jahren leitete die Stadt Zhuzhou
als erste im ganzen Land Reformen in den Bereichen Arbeitseinsatz,
Personalverwaltung und Lohnsatz der staatlichen Betriebe ein.
Im Zuge dessen wurden zur Wiederbelebung der staatlichen Betriebe
neue Maßnahmen ergriffen, die u. a. den Einsatz der Arbeiter
sowie die Beförderung und Degradierung von Kadern betrafen.
Mit dem Voranschreiten der Reformen erlangte eine Reihe großer
und mittelgroßer Betriebe, die die Stütze der Zhuzhouer
Industrie bildeten, neue Vitalität und Energie. Die Gewinne
der großen staatlichen Schlüsselbetriebe wie der Nanfang-Unternehmensgruppe,
des Werks für elektrische Lokomotiven Zhuzhou, der Schmelzhütte,
der Hartmetallfabrik und des Pharmazeutischen Betriebs Qianjin
machten 90% der gesamten Industrieeinnahmen von Zhuzhou aus.
Sechs Betriebe wurden in die 500 Top-Unternehmen des ganzen
Landes eingereiht. Dies wurde in der Presse als das „Phänomen
von Zhuzhou“ bezeichnet.
Beispiele für eine erfolgreiche Umgestaltung
des Eigentums- und Verwaltungssystems von staatlichen Betrieben
sind die Pharmazeutische GmbH Qianjin, die Hartmetallfabrik
Zhuzhou und das Werk für elektrische Lokomotiven Zhuzhou. Die
Pharmazeutische GmbH Qianjin gehört zu den 50 Top-Unternehmen
der pharmazeutischen Industrie für chinesische Medizin. Sie
ging aus dem ehemaligen Pharmazeutischen Betrieb für chinesische
Medizin hervor. Anfang der 80er Jahre stand dieser wegen hoher
Verluste kurz vor der Schließung. In jener Zeit entschloss
sich der Betrieb, unter der Leitung seines Generaldirektors
Zhu Feijin ein eigenes Spitzenprodukt, die Qianjin-Tablette
für Frauenkrankheiten, zu entwickeln. Dafür wendete der Betrieb
als erster der Branche die Technik des dünnen Zuckergusses an.
Innerhalb von fünf Jahren wurden über zehn Millionen Yuan Gewinn
erwirtschaftet. Dieses Produkt erhielt den silbernen Preis des
Staates und wurde vom Gesundheitsministerium als Medikament
für die staatliche medizinische Grundversorgung eingestuft.
Allein im Jahr 2001 wurden durch den Umsatz industrieller Produkte
600 Millionen Yuan erwirtschaftet.
Die Hartmetallfabrik Zhuzhou wurde 1954 gegründet
und hat sich bereits zu Chinas größter Produktions-
und Forschungsbasis für Hartmetalle entwickelt. Sie verfügt
über die Berechtigung zu Exporten und Importen und wurde als
Staatsunternehmen der Kategorie eins eingestuft. Durch die Eigentums-
und Verwaltungsreform wurde die Fabrik wiederbelebt, und im
Aufbau in den letzten Jahrzehnten wurde sie um ein technisches
Zentrum staatlichen Rangs, ein staatliches Test- und Analysezentrum
und Arbeitsstationen für Post-Doktoranden sowie Filialen in
den USA, Deutschland, Japan und Hongkong erweitert. Das Handelsnetz
erstreckt sich über 69 Ländern in fünf Kontinenten und
die jährlichen Ein- und Ausfuhren betragen über 80 Mio.
US-Dollar.
Das Werk für
elektrische Lokomotiven Zhuzhou blickt auf eine Geschichte von
60 Jahren zurück. Heute baut er die leistungsstärksten
elektrischen Lokomotiven für Personenzüge. In den letzten
Jahren erzielte der Betrieb einen Durchbruch bei der Erschließung
des Marktes von Eisenbahnzügen. Neulich gewann er eine Ausschreibung
für Lokomotiven und Eisenbahnwaggons für die U-Bahn in Shanghai.
Die Bestellung umfasst 168 Züge, und das Handelsvolumen liegt
bei 1,5 Mrd. Yuan. In zwei Jahren werden diese Züge in Shanghai
in Betrieb genommen werden.
„Eine elektronische Visitenkarte“
Am 27. Mai
dieses Jahres fand in Shanghai das Symposium für Investitionsprojekte
in der staatlichen Erschließungszone für High-Tech in
Zhuzhou statt. Die Gäste bekamen eine feine „elektronische
Visitenkarte“ geschenkt. Darauf stand: Staatliche High-Tech-Erschließungszone
Zhuzhou; www. zzhitech.com. Wenn man sie in den Computer steckt,
erscheint eine anschauliche Darstellung der Erschließungszone
auf dem Bildschirm. Auf dem Symposium stellten der Parteisekretär
und der Oberbürgermeister den Gästen verschiedene Projekte
der Erschließungszone vor.
Die High-Tech-Erschließungszone Zhuzhou
wurde im Februar 1992 gegründet, und im Dezember desselben Jahres
wurde sie vom Staatsrat zu einer High-Tech-Erschließungszone
staatlichen Rangs erklärt. Zum Aufbau dieser Erschließungszone
wurde eine Fläche von 35 km2 zur Verfügung gestellt.
Aber noch bis vor zwei Jahren – acht Jahre
nach der Gründung – war es in dieser Erschließungszone
staatlichen Rangs ziemlich still. Die Machbarkeitsstudien für
verschiedene Projekte blieben im Labyrinth der Amtswege stecken,
so dass ausländische Investoren die Geduld verloren und
ihre Investitionen in andere Städte verlegten. Die zur
Verfügung gestellte Fläche von 400 Mu (ein Mu = 1/15 Hektar)
blieb ungenutzt.
Im Winter 1999 veranstaltete das Ministerium
für Wissenschaft und Technik eine Konferenz in Jilin, die scherzhaft
als Konferenz zur Förderung „der sich langsam entwickelnden
Erschließungszonen“ bezeichnet wurde. Die Erschließungszone
in Zhuzhou war einer der zehn geladenen Teilnehmer. Da erhielt
die Erschließungszone Zhuzhou eine Mahnung: Sollte die
Entwicklung nicht beschleunigt werden, dann würde die Erschließungszone
aufgehoben.
Das war ein Schock, der die Verantwortlichen
für die High-Tech-Erschließungszone in Zhuzhou aufrüttelte.
Bald darauf beschloss die Stadtregierung,
eine Strategie zur Entwicklung des Investitionsumfeldes auszuarbeiten.
Das neugegründete Zentrum für die Bearbeitung von Anträgen
überzeugte den Geschäftsführer der Dachen GmbH für Umweltschutztechnik
von der neuen Effizienz der Erschließungszone, indem es
innerhalb von sieben Tagen alle Formalitäten für die Ansiedlung
der Firma aus Fujian erledigte. Früher hätte die Bearbeitungsfrist
ein halbes Jahr betragen.
Innerhalb von zwei Jahren wurde das Investitionsumfeld
der Erschließungszone Zhuzhou verändert.
Wegen der günstigen Rahmenbedingungen kam
die Hongyuan-Gruppe aus Shenyang in den Süden und will in Zhuzhou
auf einer Fläche von 680 Mu den größten Industriepark
für Chemie und Baumaterial Asiens anlegen, wofür sie 1,35 Mrd.
Yuan vorgesehen hat. In einem Interview sagte Sun Lijun, der
stellvertretende Vorstandsvorsitzende, dass Zhuzhou über eine
günstige geographische Lage, eine solide Industriebasis und
eine intakte Infrastruktur verfüge, aber noch wichtiger sei,
dass die Stadt Zhuzhou bei der Bodennutzung, Steuererhebung,
Projektgenehmigung und Finanzabsicherung sowie bei der Strom-
und Wasserversorgung Hilfsbereitschaft und Unterstützung zeige.
Das sei der Beweggrund für die Firma gewesen, in Zhuzhou ihre
Produktionsanlagen anzusiedeln.
Zur Zeit werden viele Investoren durch die
gut ausgebaute Infrastruktur, flexible Investitionsmechanismen,
die Begünstigungspolitik sowie den umsichtigen Service angezogen.
Die Stadt hat Kooperationsbeziehungen mit den USA, Deutschland,
Singapur und Taiwan aufgenommen. Einige der 500 Top-Firmen der
Welt wie Siemens und Yamaha haben Niederlassungen in der Erschließungszone
gegründet.
Was den Leiter der Erschließungszone,
Zhai Dupei, erfreut, ist, dass an einem Symposium in Shanghai,
das die Erschkließungszone veranstaltete, über 100 Unternehmer
aus aller Welt teilnahmen. Bereits während des Symposiums
wurden sieben Projekte mit Investoren vereinbart und entsprechende
Absichterklärungen mit einem Investitionsvolumen von sechs
Mio. US-Dollar unterzeichnet. Außerdem wurden ausländische
Investitionen in die Stadt in Höhe von 800 Mio. Yuan gesichert.
Die Hongkonger Investitions-GmbH der Welthandelsunion der Geschäftsleute
chinesischer Abstammung gab bekannt, 380 Mio.Yuan in den Bau
des Vergnügungsparks „Neues Jahrhundert“ in Zhuzhou investieren
zu wollen.
Die Untersuchungsdelegationen
folgen einer nach der anderen. Renommierte Firmen wie Siemens,
die Xinjian-Gruppe aus Hongkong, die Firma Nanfang-Schiber und
die Firma Tianlong-Eisenbahn haben ihre Niederlassungen in der
Erschließungszone in Zhuzhou gegründet. Der in der Erschließungszone
befindliche Industriepark Tiantai hat eine Fläche von 2300
Mu und ist schon voll bebaut. Bei der Gründung der Erschließungszone
betrug der Gesamtproduktionswert der Industrie 125,39 Mio Yuan,
im Jahr 2001 belief er sich auf 7,448 Mrd. Yuan, und die
jährliche Wachstumsrate liegt bei 50,45%.
Umgestaltung des Stadtbilds
„Welch anmutige Fluss-
und Berglandschaft in der Mitte des Frühlings!“ In diesem
Vers sprach der Dichter Du Fu in der Tang-Dynastie (618 - 907)
seine Bewunderung für die Landschaft in Zhuzhou im Frühling
aus. Auch heute verdient die Stadt nach ihrer Umgestaltung im
Frühling dieses Lob.
Vor
40 Jahren bat die Stadt Zhuzhou Experten aus der Sowjetunion,
einen Städtebauplan
zu entwerfen. Die „großen Brüder“ bestimmten den Umfang
der Stadt hinsichtlich der schon bestehenden Dörfer und
Gemeinden: „eine Stadt mit einer Fläche von zehn km2
und 100 000 Einwohnern“. Dieser Plan war hinsichtlich der Weiterentwicklung
der Stadt bedauerlich.
40 Jahre später hat die Stadt über 700
000 Einwohner und eine Fläche von 65 km2. Während
die Stadt von den Vorteilen der Industrialisierung profitiert,
leidet sie auch unter der Belastung der veralteten Industrieanlagen.
Die Stadtplanung muss einen Ausweg finden.
Da drei Eisenbahnlinien die Stadt durchqueren
und der Xiang-Fluss durch die hügelige Landschaft der Stadt
fließt, ist das Stadtgebiet zerstückelt. Die Hauptstraßen
führen vom Platz im Stadtzentrum strahlenförmig nach außen.
Es gibt in der Stadt weder Durchgangs- noch Ringstraßen.
Wer von Osten nach Westen oder von Süden nach Norden fährt,
muss über den Platz im Stadtzentrum fahren.
Der Xiang-Fluss ist ein Nebenfluss des Yangtse
und der größte Fluss in der Provinz Hunan. Er fließt
auf einer Strecke von 120,8 km durch das Stadtgebiet. Die breiteste
Stelle ist 600 m breit, in der Hochwasserzeit gar 800 m. Zu
beiden Seiten des Flusses ragen rote Felsen empor, und am Ufer
gibt es weiße Sandbänke, die mit Trauerweiden bewachsen
sind. Das bildet eine besonders schöne Landschaft.
1999 begann man, einen Schnellstraßenring
anzulegen, der aus zwei Brücken über dem Xiang-Fluss, fünf Ringstraßen
und drei großen Straßenkreuzen besteht und die durch
die Eisenbahnlinien, den Fluss und kleine Hügel getrennten Stadtteile
verbindet.
Über die zwei Brücken erreicht man die
neuen Stadtteile westlich des Flusses, wo sich die High-Tech-Erschließungszone
staatlichen Rangs befindet.
Neulich wurde im Norden des Stadtsgebiets
eine dritte Brücke über den Xiang-Fluss gebaut. Diese Schrägseilbrücke
hat eine Spannweite von 241 m, und der Brückenturm ist 138 m
hoch. Die Zhuzhouer Einwohner sind sehr stolz auf die Brücke
und sagen uns, dass sie unter den Schrägseilbrücken des
Landes die größte Spannweite und den höchsten
Turm hat.
Für den Umbau der Stadt werden niedrige Wohnhäuser
im Geschäftsviertel im Stadtzentrum abgerissen. Gemäß
Plan wird die Immobilienfirma Haichuang aus Shanghai hier mehrere
Dutzend Millionen Yuan investieren und Wohnhäuser der gehobenen
Klasse im „Shanghaier Baustil“ bauen. Die Immobilienfirma Zaolin
aus Guangdong wird in Zhuzhou den Kronprinz-Handelsplatz im
Guangdonger Baustil anlegen. Im Bezirk Shifeng hat ein Investor
aus Taiwan bereits mit dem Bau eines riesigen Marktes mit einer
Fläche von 200 000 m2 begonnen.
In Zhuzhou stehen viele alte Fabrikhallen
am Flussufer oder am Berghang. 37,75% des Stadtgebiets sind
mit Bäumen bedeckt. Das Bauministerium hat die Stadt Zhuzhou
mit den Ehrentiteln „Stadt mit hervorragendem Umweltschutz“
und „Stadt mit fortschrittlichem Gartenbau und fortschrittlichen
Grünanlagen“ ausgezeichnet. In der Stadt gibt es drei Parks
städtischen Rangs, nämlich den Shennong-Park, den
Shifeng-Park und den Liufang-Park, wo die Grünanlagen über 70%
der Gesamtfläche ausmachen. Ein Kennzeichen der Stadt Zhuzhou
ist die Azalee. Diese farbenprächtige Blume bildet in der
Blütezeit eine besondere Dekoration für die Stadt.
Ein besonderer Anlass, nach Zhuzhou zu
reisen
Wo liegen die Wurzeln des chinesischen Volkes? Das Mausoleum
des Kaisers Yan wird seit jeher von den Chinesen als heiliger
Ort betrachtet, an dem sie nach ihren Wurzeln und ihren Urahnen
suchen. Auch viele Überseechinesen kommen hierher, um ihre
Ehrerbietung zum Ausdruck zu bringen. Das Feuer für die Eröffnung
des Drachenbootrennens von Überseechinesen aus aller Welt
1993 und das Feuer für die Veranstaltung „Das Licht der chinesischen
Zivilisation“ 2000 wurden vom Altar des Heiligen Feuers im Mausoleum
des Kaisers Yan geholt.
Seit einigen Jahren werden mit der Opferzeremonie für
Kaiser Yan weitere touristische Einnahmequellen erschlossen.
Einblick in 5000 Jahre Zivilisationsgeschichte: Zum „Doppelneunfest“ (am 9. 9. des chinesischen Mondkalenders) im vorigen
Jahr konnte man in Zhuzhou einen Einblick in 5000 Jahre Zivilisation
gewinnen. Da wurden Trommeln und Gongs geschlagen, und Musik
wurde gespielt. Das Tor des Mausoleums von Kaiser Yan öffnete
sich langsam. Die Teilnehmer an der Opferzeremonie schritten
mit Blumenkörben zur Opferstätte. Cheng Wanqi, Vorsitzender
des Vereins der Überseechinesen und Vorsitzender der Generalvereinigung
für die Förderung von Industrie und Handel von Überseechinesen,
und Hei Boli, Vizevorsitzender des Vereins für die Erforschung
der chinesischen Kultur, hielten Weihrauchstäbchen in der
Hand und verneigten sich tief mit den hierher gekommenen 20
000 Überseechinesen vor dem Mausoleum, um Kaiser Yan zu
gedenken.
Die Wurzeln des chinesischen Volkes lassen
sich auf die Zeit von Kaiser Yan und Kaiser Huang vor 5000 Jahren
zurückverfolgen.
Die beiden Kaiser wetteiferten einst um die
Vormachtstellung, versöhnten sich später jedoch und
gründeten eine große Familie. Kaiser Huang erfand Boot
und Wagen sowie die Baukunst, und seine Frau Leizu brachte den
Menschen die Seidenraupenzucht und die Herstellung von Seide
bei. Kaiser Yan lehrte die Menschen Ackerbau. Damit bereicherte
er die Kost der Urmenschen, die bis anhin nur Tierfleisch und
Wildfrüchte verzehrten. Kaiser Yan kostete noch verschiedenste
Kräuter, um sie auf eine mögliche heilende Wirkung
hin zu untersuchen. Letzten Endes führte dies zu seinem Tod
– aus Versehen nahm er das tödliche „darmbrechende Kraut“
ein –, und zwar auf dem Berg, wo heute sein Mausoleum steht.
Das ist auch ein Grund, warum die Chinesen sich als Nachkommen
der Kaiser Yan und Huang bezeichnen. Diesbezüglich gibt es ein
geflügeltes Wort: Wenn man die letzten 500 Jahre der chinesischen
Zivilisation sehen möchte, sollte man nach Beijing reisen;
wenn man die letzten 2000 Jahre kennen lernen möchte, sollte
man nach Xi’an reisen; wenn man aber zu den Anfängen der
5000-jährigen Geschichte der chinesischen Zivilisation
zurückblicken möchte, sollte man nach Zhuzhou reisen und
das Mausoleum des Kaisers Yan besichtigen.
Das Mausoleum des Kaisers Yan wurde 967 erstmals
erbaut und befindet sich im südlichsten Kreis des Verwaltungsgebiets
der Stadt Zhuzhou, dem Kreis Yanling. Hier bedeckt Wald die
Bergketten. Die Hallen mit ihren roten Mauern und goldenen Ziegeln
wirken stattlich und imposant. Den äußeren Eingang
bildet das Mittagstor, und im zweiten Hof befindet sich der
Pavillon der Ehrerbietung. Vor dem Pavillon steht eine hohe
Steintafel aus weißem Marmor, in die die von Staatspräsident
Jiang Zemin geschriebene Inschrift „Mausoleum des Kaisers Yan“
eingraviert ist. Hinter dem dritten Tor befindet sich die Haupthalle,
in deren Mitte ein aus einem Kampferbaum geschnitztes und vergoldetes
Standbild des Kaisers Yan steht. Im vierten Hof befindet sich
der Pavillon des Grabsteins, und hinter dem fünften Tor schließlich
liegt das Grab selber, das 4,58 m hoch und 6,47 breit ist. Daneben
stehen verschiedene Nebenhallen wie der „Tempel des Heiligen“,
die „Halle für den himmlischen Botschafter“, der „Altar für
das Besingen guter Ernten“ und der „Altar des Heiligen Feuers“.
Die faszinierende Landschaft genießen: Das Verwaltungsgebiet von Zhuzhou weist eine abwechslungsreiche Topographie
auf und ist zu 60% von Wald bedeckt. Besucher finden hier eine
ungewöhnliche und vielfältige Naturlandschaft vor
mit Urwald, tiefen Höhlen und majestätischen Wasserfällen.
Besonders zu erwähnen sind die „Höhlen
der Pfirsichquelle“. Sie liegen in einem dünn besiedelten, 23
786 Hektar großen Waldpark staatlichen Rangs. Der Ortsname
rührt von den wilden Pfirsischen, die in dieser Gegend wachsen.
Der Eingang der einen Höhle ist durch einen Wasserfall
bedeckt, und ihre Tiefe ist unbekannt; die andere Höhle
soll nach der volkstümlichen Überlieferung einige Kilometer
lang sein, doch bisher hat sich noch niemand in die Höhle
gewagt. Die Gegend der „Höhlen der Pfirsichquelle“ ist
eine „grüne Schatzkammer“. Dort befindet sich der größte
Tannenwald des Landes, der einen hohen wissenschaftlichen Wert
hat.
Im Verwaltungsgebiet der Stadt Zhuzhou gibt
es überdies das für den Tourismus erschlossene Landschaftsgebiet
Jiubujiang im Kreis You, das über große Stauseen, Karsthöhlen
und reiche geothermische Ressourcen verfügt, und das Landschaftsgebiet
Dajing mit seiner einzigartigen Tier- und Pflanzwelt. Diese
Landschaftsgebiete ziehen die Touristen wie Magnete an.
Die revolutionäre Tradition erleben: Zhuzhou ist ein Ort mit einer langen revolutionären Tradition. Der Funke
der chinesischen Revolution entsprang hier, und ihr Feuer erleuchtete
von hier aus das ganze Land. Die großen Revolutionäre
Mao Zedong, Zhu De, Chen Yi und Peng Dehuai führten eine Reihe
revolutionärer Aktionen an und schufen damit eine solide
Grundlage für den Sieg der chinesischen Revolution. Hier wurde
die erste chinesische revolutionäre Räterepublik gegründet,
und die erste Waffenfabrik der chinesischen Roten Armee entstand
ebenfalls hier. An vielen Orten sind Wandparolen aus der Zeit
des Ersten Revolutionären Bürgerkriegs noch erhalten. Die
Taten unzähliger revolutionärer Märtyrer schrieben
ein lebendiges Lehrmaterial für die revolutionäre Tradition.
Einblick in die Hochtechnologie: Zhuzhou ist ein wichtiger Industriestandort Südchinas. Hier steht die zweitgrößte
Hartmetallverarbeitungsfabrik der Welt, ebenso wie Schlüsselbetriebe
für den Bau von elektrischen Lokomotiven und Güterzügen, für
die Herstellung von Blei und Zink und von chemischen Rohstoffen.
Die Tore der Industriebetriebe stehen den Besuchern offen, damit
sie einen Einblick sowohl in traditionsreiche Industriezweige
als auch in die neueste Phase der Industrialisierung, der Anwendung
von Hochtechnologie, gewinnen können. Auf einem Besuch
in der Keramik-Fabrik Guoguang in Liling, der Vorzeigefabrik
für Touristen, kann man den siebenstufigen Produktionsprozess
sehen. Das Endprodukt ist Keramik, die „weiß wie Jade,
glatt wie ein Spiegel, dünn wie Papier ist und einen Klang hat
wie ein Qing (ein altes Schlaginstrument) “. Deng Xiaoping
schenkte einst dem Kaiser von Japan aus Liling stammende Schreibartikel
aus Keramik, und Staatspräsident Jiang Zemin überreichte
UA-Präsident Clinton ein ebenfalls aus Liling stammendes
Kaffeeservice. Keramik aus Liling wurde vom Staatsrat als Staatsgeschenk
bestimmt.
Vor
kurzem wurde die Reisegeschwindigkeit der Züge landesweit zum
vierten Mal erhöht. Mit dem neuen Fahrplan wurde die Fahrzeit
von Zhuzhou nach Changsha um vier Minuten, nach Guangzhou um
46 Minuten und nach Hangzhou um eine bis zwei Stunden verkürzt.
Zhuzhou, diese einst von Zügen herangeschleppte Stadt, wird
auf verlängerten Schienen noch schneller in die Zukunft
fahren.