Shangri-La:
Der Himmel auf Erden
Von Yun
Zhang


Am Ende des letzten
Jahres wurde der Kreis Zhongdian, Hauptort der Autonomen Tibetischen
Präfektur Deqen in Chinas südwestlicher Provinz Yunnan,
in „Shangri-La“ umbenannt. Nach fast neunmonatigen Recherchen
kamen Experten und Wissenschaftler zum Schluss, dass Zhongdian
in der Tat das Shangri-La sei, das James Hilton in seinem
Roman Lost Horizon von 1933 erwähnt.


Auf
allen Seiten von schneebedeckten Bergen, dichten Urwäldern,
alpinen Seen und sattem Grasland umgeben, ist Shangri-La ein
Ort des Friedens. Über dem Ort schweben flauschige weiße
Wolken, und auf den Weiden wandern Herden von Rindern und
Schafen. Die Pilger drängen sich in seinen buddhistischen
Tempeln, und die Tibeter und Angehörige anderer ethnischer
Minderheiten leben hier in Eintracht zusammen. Die Luft ist
frisch, die Landschaft erhaben. Vogelgezwitscher begleitet
klangvolle tibetische Volkslieder, und die tibetischen Tänze,
die vor einer solch bezaubernden Kulisse vorgeführt werden,
sind ein Augenschmaus.
In dieser Gegend
bewegen sich die Wetterbedingungen zumeist zwischen einem
kühlen Hochlandklima und einem gemäßigteren, subtropischen
Monsunklima. Shangri-La hat das größte Waldgebiet
in Yunnan vorzuweisen, das als „Schatzhaus der Flora und Fauna“
bekannt ist. Hier finden sich auch das größte natürliche
Weideland der Provinz, mit Gewässern und Grasland im
Überfluss, und der Moirig-Schneeberg, einer der zehn
heiligen Berge der Tibeter. Die Abgeschiedenheit der Region
hat dazu beigetragen, dass die Einwohner ihre traditionelle
Lebensweise und Kultur bewahrt haben. Der Kreis Shangri-La
ist zur Zeit eines der begehrtesten Reiseziele in China.


Lamaklöster
Lamaklöster
sind ein Eckpfeiler der tibetischen Kultur. Unter den berühmtesten
sind das Gaindain-Sumzenlin- und das Dongzhulin-Kloster. Ersteres
ist das größte von 24 Lamaklöstern in der
Präfektur Deqen und ist ein Zentrum der Gelben Sekte
für Sichuan und Yunnan. Vor der Befreiung 1949 war es Sitz
der höchsten Regierungsämter der Region. 1674 erbaut
und auf Geheiß des fünften Dalai Lama dem Potala-Palast
nachgebildet, bedeckt das Kloster eine Fläche von 30
ha. An seinem Höhepunkt beherbergte es 1400 Lamas und
neun Lebende Buddhas. Die kostbarsten Reliquien des Klosters
sind acht vergoldete Statuen des Shakyamuni sowie zahlreiche
hervorragende Skulpturen, Tanghkas, Ritualgegenstände
und unschätzbare buddhistische Schriften.
Das Dongzhulin-Kloster
befindet sich im Kreis Deqen. Es wurde sieben Jahre vor dem
Sumzenlin-Kloster an einem Berghang erbaut. Jedes Jahr im
Oktober hält es eine prachtvolle Zeremonie ab, anlässlich
derer ein 8,5 x 5,2 Meter großes, in Seide gesticktes
Bild der Schutzgottheit entrollt wird. Gleichzeitig findet
eine große Betzeremonie statt und Sutren werden gesungen,
wofür zahllose Pilger herbeiströmen.


Schneeberge
Schneebedeckte
Berge nehmen im tibetischen Buddhismus eine wichtige Stellung
ein, denn sie werden von den Tibetern als heilig angesehen.
Der Moirig-Schneeberg,
einer der wenigen noch unbestiegenen der Welt, liegt 849 Kilometer
von Kunming entfernt, der Hauptstadt der Provinz Yunnan. Mit
6740 m ist sein Hauptgipfel, der Kawagebo, der höchste
in der Provinz, und an seiner Südseite liegt ein gewaltiger
Wasserfall. Der Kawagebo wird von der Ningma-Sekte als ihr
Schutzgott betrachtet. Zum tibetischen Neujahr strömen
hier die Pilger zusammen, um ihn zu verehren.
Der Sommer ist
die beste Jahreszeit für einen Besuch am Moirig-Schneeberg
mit seinen schneebedeckten Gipfeln, dichten Wäldern,
dem weitem Grasland und den prächtigen Wildblumen. Ein
Ausflug zu den zwei Gletschern unterhalb des Kawagebo ist
äußerst empfehlenswert. Ihre geringe nördliche
Breite und große Höhe sowie ihre Länge von
2000 Metern machen sie zu zwei der seltensten Gletschern unserer
Zeit.
Der Baimang-Schneeberg,
auch Baima genannt, liegt im Kreis Deqen und ist ein nationales
Naturreservat. Hier liegt ein ausgedehntes Urwaldgebiet, in
dem die vom Aussterben bedrohten Goldaffen heimisch sind.
Der Haba-Schneeberg
liegt in einem der Naturparks der Provinz Yunnan im südlichen
Teil des Kreises Shangri-La. Er weist die größte
Vielfalt an Tieren und Pflanzen in ganz China auf und ist
bekannt als „natürlicher alpiner Garten“, als „Reich der alpinen
Tiere und Pflanzen“ und als „Genbank der Welt für Zierpflanzen“.

Bergseen
Der Nagpag-See
ist fünf Kilometer von der Kreisstadt Shangri-La entfernt.
Der nur vier bis fünf Meter tiefe See ist als Winterrevier
der Schwarzhalskraniche berühmt, einer unter nationalem Schutz
stehenden Vogelart. Die Kraniche fliegen im September oder
Oktober her und bleiben bis zum März des folgenden Jahres.
Der Bita-See, 2,5
Kilometer außerhalb von Shangri-La, bedeckt 159 Hektaren.
Er ist umgeben von alten Tannen und Eichen. Der klare See,
ein Überbleibsel eines Gletschers aus dem Quartär,
beherbergt eine einzigartige Fischart, den „Bita-Doppellippenfisch“.
Die in der Mitte des Sees liegende kleine Insel, die per Boot
erreicht werden kann, bietet einen weiteren einmaligen Anblick.
Ein kleiner Pfad auf der Insel führt zu einem Ort stiller,
beschaulicher Abgeschiedenheit.
Die „Tigersprung“-Schlucht
Die Tigersprung-Schlucht
ist die berühmteste Schlucht am Jinsha-Fluss (dem Oberlauf
des Yangtse), und weist das höchste Gefälle der
Welt auf. Sie ist 20 km lang, an ihrer weitesten Stelle 50
m breit und an ihrer engsten 20 m. Ihr Gefälle beträgt
200 m. Die Schlucht hat 18 Untiefen und ihre Klippen ragen
3000 m über dem Fluss auf. Das Gebiet bei Mantianxing ist
der gefährlichste Teil. In kurzer Entfernung vom Ausgang
liegt eine 1000 m tiefer Abgrund – der ideale Ort für einen
Blick in die Tigersprung-Schlucht.
Die Baishui-Terrassen
Die Baishui-Terrassen
(wörtl. „Weißes Wasser“) befinden sich 101 km von
der Kreisstadt entfernt und sind ein Heiligtum für die Dongba-Religion.
Der Legende nach ist dies der Ort, an dem der Gründer der
Dongba-Religion seinen Glauben zuerst verbreitete und wo sich
seine Nachfolger durch Meditation weiterbildeten, um schließlich
die Dongba-Schrift zu entwerfen, bekannt als „lebendes Fossil“.
Blickt man von weitem auf die Terrassen, sehen sie aus wie
weiße Jade. Nach Angaben von Geologen sind die Sinterablagerungen
zwischen 200 000 und 300 000 Jahre alt.
Reiserouten:
Eintagestour Shangri-La
und Umgebung:
Shangri-La – Sumzenlin-Kloster
– Nagpag-See – Bita-See.
Entlang dieser
Route können Reisende traditionelle Häuser besuchen
und sich am Abend Tanzvorstellungen von nationalen Minderheiten
in Deqen ansehen.
Pilgertour zum
Moirig-Schneeberg
Shangri-La – Deqen
– Yubeng – Mingyong.
Auf dieser Route
kann man den Sonnenuntergang über dem Moirig-Schneeberg sehen
sowie die Schluchten des Lancang (Mekongs), den alten „Tee-
und Pferde“-Pfad und die zwei Gletscher.
„Drei Berge
und Vier Flüsse“-Trekkingtour
Baimang-Schneeberg
– Biluo-Schneeberg – Gaoligong-Berg – Jinsha-Fluss (Yangtse)
– Lancang-Fluss (Mekong) – Nujiang-Fluss – Dulong-Fluss.
Diese Route deckt
das Gebiet mit den „drei Seite an Seite fließenden Flüssen“
ab, das reich an unberührten Landschaften ist. Hier kommen
die Kulturen von Tibet, Yunnan und der Zentralebene zusammen.
Verschiedene Religionen leben in dieser Gegend.
Erkundungstour
zum „Alten Tee- und Pferde-Pfad“
Shangri-La – Deqen
– Yanjing – Zuogong – Markam – Qamdo.
Dem alten Saumpfad
folgend kriegen Besucher einen Eindruck von der Kultur im
Kampa-Hinterland. In Yanjing steht eine katholische Kirche
im tibetischen Stil, in der Priester und Nonnen hausen.
Kulturstudientour
im Grenzland des Yunnan-Sichuan-Tibet-Dreiecks
Shangri-La – Schneeberge
– Xiangcheng – Riwa – Chonggu-Tempel – Yading – Litang – Batang
– Markam – Dongzhulin-Kloster.
Diese Route ist
auf Reisende ausgerichtet, welche die tibetische Kultur im
Gebiet des Kampa-Hinterlands erforschen wollen, sowie auf
Abenteurer und Leute, die quer durchs Land reisen. Hier konzentriert
sich die Essenz der tibetischen Kultur von Kampa, und es bietet
sich die Gelegenheit, Daofu-Residenzen zu besuchen und die
buddhistische Druckerei von Dege zu besichtigen.
Hintergrundinformationen
zu Deqen
Deqen war in der
Geschichte ein wichtiges politisches, militärisches und
kulturelles Zentrum für die tibetischen Gebiete Yunnans. Durch
seine Lage im Grenzgebiet von Yunnan, Sichuan und Tibet wurde
es zu einem wichtigen Verkehrsknotenpunkt und zu einem Marktplatz
für den Handel mit Tee und Pferden. Spuren menschlicher Besiedlung
lassen sich bis in die Jungsteinzeit zurückverfolgen. Mit
der Qin-Dynastie (221–207 v. Chr.) kam eine wichtige Handelsverbindung
über Deqen zu liegen, und in der Tang-Dynastie (618–907) war
es Teil des Tubo-Reichs. Die tibetische Kultur breitete sich
in der Gegend aus und viele Tibeter ließen sich hier
nieder. In der Yuan-Dynastie (1271–1368) erlangte Deqen Bedeutung
als Tee- und Pferdemarkt. Die Autonome Tibetische Präfektur
Deqen wurde 1957 gegründet. Die Mehrheit ihrer Bevölkerung
sind Tibeter.
Reiseagenturen
in Deqen:
CITS (China International
Travel Service) Deqen
Tel. 0887-8225657;
International Travel
Service Deqen
Tel. 0887-8222364;
CTS (China Travel
Service) Deqen
Tel. 0887-8224379;
Shengdi Travel
Service Deqen
Tel. 0887-8230298;
Chama Gudao Travel
Service
Tel. 0887-8227098;
Deqen Plateau Exploring
Travel Service
Tel. 0887-8228459;
Buddhist Travel
Service
Tel. 0887-8227078.
(Tourismusbüro
der Präfektur Deqen: Tel. 0887-8223786)
Hotels in Deqen
Sightseeing-Hotel
(drei Sterne plus)
Tel. 0887-8230698;
Hotel Huantai (drei
Sterne)
Tel. 0887-8229999;
Deqen Guesthouse
(drei Sterne)
Tel. 0887-8227599;
Hotel Bita (drei
Sterne)
Tel. 0887-8228008;
Hotel Xangbala
(zwei Sterne)
Tel. 0887-8222190;
Hotel Kampa (zwei
Sterne)
Tel. 0887-8224488.