Juli 2002
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Gesellschaft

Wang Shutong – eine Frau, die mit der Zeit geht
In sechs Jahren fließt klares Wasser nach Beijing
Gase und seine Familie

Gase und seine Familie

Von unserer Reporterin Zhang Xueying

Gase wohnt in einer Gasse nahe der Barkor-Straße, wo er auch einen Verkaufsstand betreibt. Das Geschäft läuft nicht ganz so gut wie auf der belebten Hauptstraße, aber er hat dennoch viele einheimische Kunden, die regelmäßig bei ihm einkaufen.

Alle Straßen, die kreuz und quer durch die Gegend um das Jokhang-Kloster führen, werden Barkor-Straßen genannt, und diejenige, die um das Kloster herumführt, Hauptstraße. Als führendes Geschäftsviertel in Lhasa ist diese Straße gesäumt von Ständen, die Souvenirs feilbieten und hinter denen Geschäfte und Restaurants stehen, die auf Touristen zugeschnitten sind. Das Geschäftsviertel ist erweitert worden und schließt nun auch benachbarte Straßen mit ein, so dass inzwischen auch Tibeter aus Übersee und Leute aus anderen Landesteilen, z. B. Sichuan, Zhejiang und Beijing, sich hier eingefunden haben, um ein Geschäft zu eröffnen. Gases Frau Gaisang führt den Stand und verkauft ihre Waren täglich von neun Uhr morgens bis ca. sechs Uhr abends. Ihre Produkte – Bambuskörbe im tibetischen Stil – sind bei Tibetern beliebt, die darin Zamba (das tibetische Grundnahrungsmittel) und Groma aufbewahren. Sie und ihr Mann kaufen die Körbe bei Handwerkern in Sichuan ein und besticken sie mit farbigen Verzierungen aus Kuhhaut. Gase bereitet es große Freude, tagsüber zu Hause seinem Handwerk nachzugehen, während er Buttertee trinkt und sich mit Freunden oder Nachbarn unterhält.

Gase war ursprünglich für ein Schürfunternehmen tätig und hielt Ausschau nach potentiellen Abbaugebieten. Schon mit 40 ging er aus gesundheitlichen Gründen in Rente. Gaisang, damals Primarlehrerin, ließ sich ebenfalls pensionieren, um ihren Mann zu pflegen. Gaisang erhielt chinesischen Sprachunterricht an der Tibetischen Universität und spricht die Sprache heute fließend. Nach ihrer Pensionierung begann sie, abends einigen Kindern im Quartier Chinesischunterricht zu geben.

Das Paar war nie in finanzielle Schwierigkeiten geraten, bevor ihre Tochter Dainzin Zhoima in eine tibetische Schule in Nantong in der Provinz Jiangsu eintrat. Nach den amtlichen Bestimmungen sind Studenten aus ländlichen Gebieten von Schulgebühren befreit, während Städter einen Anteil übernehmen müssen – rund 700 Yuan pro Jahr. Angeregt durch den Wohlstand der Barkor-Straße und ermutigt durch die Politik der Stadtregierung, kaufte die Familie Gase ihr gegenwärtiges Zuhause für rund 60 000 Yuan. Einen Teil davon brachte das Paar aus dem Verkauf des Hauses auf, das ihnen vom Schürfunternehmen zugewiesen worden war, den Rest aus Ersparnissen. Dann stiegen sie in den Handel ein, doch die fleißige Gaisang hat ihren Teilzeitberuf als Chinesisch-Lehrerin nie aufgegeben.

Der Stand steht nicht weit von ihrer Bleibe entfernt, das zwei Wohnungen in einem vierstöckigen Haus mit einem Hof umfasst. Die 17 m2 große Wohnung im ersten Stock besteht aus einer Küche, einem Esszimmer und einem Abstellraum, während in der sonnigen Zwei-Zimmer-Wohnung im zweiten Stock das Wohn- und das Schlafzimmer sind. Die lokalen Behörden haben das Gebäude an die Strom- und Wasserversorgung angeschlossen.

Während ein Mädchen aus Sichuan im Hof Wäsche wäscht, erzählt Gaisang, dass viele Geschäftsleute aus Sichuan in der Nachbarschaft eine Unterkunft mieten, doch sie und ihr Mann haben kein Zimmer übrig, sonst könnten sie noch etwas Geld hinzuverdienen.

Ihre Tochter, die jetzt die zweite Klasse der unteren Mittelschule besucht, ist schon seit zwei Jahren nicht mehr zu Hause gewesen, da die Reisekosten zu hoch sind. Die Wohnung haben ihre Eltern gekauft, nachdem sie von zu Hause weggezogen war. Als einer der Journalisten dem Paar anbietet, ihrer Tochter ihr Foto zukommen zu lassen, ziehen sie sich rasch um, räumen auf und lassen sich unter einem Bild ablichten, das sie ihnen geschickt hat.

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