Juli 2002
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Gesellschaft

Wang Shutong – eine Frau, die mit der Zeit geht
In sechs Jahren fließt klares Wasser nach Beijing
Gase und seine Familie

 

In sechs Jahren fließt klares Wasser nach Beijing

 

Von Huo Jianying

In der Vergangenheit waren die Beijinger Einwohner lange Zeit von Wassermangel geplagt, sie wären aber im Traum nicht darauf gekommen, dass ihre Nachkommen auch heute überall nach Wasser suchen.

Beijing, eine einst wasserreiche Stadt, leidet zunehmend unter Sandstürmen

Im Südwesten von Beijing liegt der Yongding-Fluss (der Fluss des Ewigen Friedens). In der Vergangenheit gab es mehrmals Überschwemmungen, und so war er ein Schwerpunkt der Hochwasserbekämpfung. Dieser Fluss entspringt im Kreis Mayi in der Provinz Shanxi. Da er durch das Löß-Plateau fließt und viel Löß mitschwemmt, galt er als „der Kleine Gelbe Fluss“. Ursprünglich trug er den Namen Wuding (Unbestimmtheit), weil sich sein Flussbett ständig änderte. Im Jahr 1698 wurde der Fluss unter Kaiser Kangxi durch die Anleitung von Gouverneur Yu Chenglong in großem Umfang reguliert. Dabei wurde das Flussbett ausgebaggert und Dämme wurden gebaut. Damit Flutkatastrophen auf Dauer unter Kontrolle gebracht würden, wurde der Fluss in seinen heutigen Namen umbenannt.

Über den Fluss spannt sich eine Brücke, die in der Jin-Dynastie (1115–1234) erbaut wurde, - die Lugou-Brücke (auch Marco-Polo-Brücke genannt) Sie besticht nicht nur durch eine schöne Architektur, sondern auch durch viele fein geritzte, lebendige Figuren, die von großem handwerklichen Geschick zeugen. Die Technik des Brückenbaus war hervorragend. Die Brücke hat eine Länge von 266 m. Daraus kann man auf die Menge der Wassermassen von damals schließen. Seit über acht Jahrhunderten steht sie im manchmal brandenden „Kleinen Gelben Fluss“.

Bei der Morgendämmerung widerspiegelte die Wasseroberfläche den am Himmel hängenden Mond. Der Anblick „Mond auf dem Wasser im Morgenlicht bei der Lugou-Brücke“ zählte seit der Jin-Dynastie zu den acht berühmten schönen Landschaften in der kaiserlichen Hauptstadt. Bedauerlicherweise ist der Fluss in den letzten Jahren versiegt. Um diese Landschaft zu bewahren, baute man notgedrungen am Oberlauf des Flusses einen Gummidamm, so dass wenigstens ein wenig Wasser unter der Brücke fließt.

Der Wassermangel zeigt sich nicht nur an der Lugou-Brücke. Dass die Landschaft an der Lugou-Brücke durch fehlendes Wasser beeinträchtigt wird, bereitet vielleicht nicht so viel Sorge; schlimmer ist, dass das Wasser im Alltagsleben und in der Produktion auch knapp wird. In der Wasserversorgung ist ein Engpass entstanden. Das haben die Einwohner von Beijing, wo es einst ergiebige Wasserquellen gab, nicht erwartet. Über viele Jahre hinweg entwickelten die Beijinger Einwohner die Gewohnheit, großzügig, ja sogar verschwenderisch mit Wasser umzugehen. Manche glauben, dass Wasser eine billige Ressource sei, die unschöpflich ist. Diese Vorstellung ist verständlich, wenn man daran denkt, dass vor 30 oder 40 Jahren die Wassergebühren mehrerer Monate nicht so teuer waren wie eine Flasche Mineralwasser heute.

Um die Einwohner zum Wassersparen zu ermahnen, erhöhte die Stadtregierung in den vergangenen Jahren mehrmals den Wasserpreis. Allein von 2001 bis Mitte 2002 ist der Wasserpreis dreimal gestiegen. Der Preis für Haushaltswasser erhöhte sich zuerst von 1,6 Yuan pro Tonne auf  2 Yuan und stieg nach einigen weiteren Monaten auf 2,5 Yuan. Ein Plan zur strengen Kontrolle des Wasserverbrauchs soll bald zur Durchführung gelangen. Im vorigen Jahr wurde auf Kosten der Stadt ein neuer Typ von Wasserhähnen in den Haushalten installiert. Außerdem wurden neue Kläranlagen errichtet, und der industrielle Wasserverbrauch wurde einer strengen Kontrolle unterworfen. Diese Maßnahmen zeitigten gewisse Erfolge, aber die Probleme konnten nicht grundlegend gelöst werden.

Der Kern des Problems liegt darin, dass im Norden Chinas ein allgemeiner Wassermangel herrscht. Neben Beijing sind auch Tianjin, Shijiazhuang, Taiyuan, Xi’an, Jinan und Qingdao durch Wassermangel betroffen. Das Wasserproblem besteht seit langem. Was aber den Menschen Sorge bereitet, ist, dass vielen Bemühungen zum Trotz die Gesamtlage nicht erheblich verbessert wurde, sondern sich im Gegenteil ständig verschlechtert. Gerade in dieser Situation wird das schon seit Jahrzehnten diskutierte „Nanshui Beidiao“-Projekt, durch das Wasser aus dem Süden nach Norden umgeleitet werden soll, in diesem Jahr nicht nur auf die Tagesordnung gesetzt, sondern auch in Angriff genommen.

Die Beijinger Einwohner schenken der mittleren Strecke des Wasserumleitungsprojekts die größte Beachtung

Chinas Wasserressourcen sind ungleichmäßig verteilt: Der Süden hat viel Wasser, aber wenig Bodenfläche; der Norden hat hingegen viel Bodenfläche, dafür wenig Wasser. Das Wasserumleitungsprojekt setzt sich zum Ziel, Wasser aus dem wasserreichen Yangtse an seinem Ober-, Mittel- und Unterlauf in den Norden des Landes umzuleiten. Das ganze Projekt umfasst drei Abschnitte - einen östlichen, einen mittleren und einen westlichen Teil.

Bei der mittleren Strecke wird Wasser nach Beijing und Tianjin umgeleitet. Das Wasser wird aus dem Danjiang-Stausee am Han-Fluss, einem Nebenfluss des Yangtse, durch die Provinzen Hubei, Henan und Hebei über 1267 km bis nach Beijing geführt. In das mittlere Teilstück des Projekts werden 116,1 Mrd. Yuan investiert. Jedes Jahr wird eine Wassermenge von 14,5 Mrd. Kubikmetern abgeführt, wovon die an den Wasserkanälen liegenden Provinzen und Städte viel profitieren werden. Das Einzugsgebiet des Wasserumleitungsprojekts wird eine Entwicklung der Wirtschaft und eine Erhöhung des Lebensstandards erfahren. Die erste Bauphase wird voraussichtlich 2010 abgeschlossen. Dann sollte sich der Engpass in der Wasserversorgung Beijings erheblich verbessern.

Die Stadt Shiyan, ein guter Wasserlieferant

Der Ursprung des Beijinger Wassers wird im Stausee Danjiang liegen, der im Bezirk Shiyan in der Provinz Hubei liegt.

Shiyan ist eine neue Stadt. Sie ist den Beijingern weniger bekannt als die von ihr hervorgebrachten Produkte: schwere Dongfeng-LKW und PKWs der Marke Citroën-Fukang. Seit einigen Jahren gehört der Citroën-Fukang zu den am meisten verkauften PKWs in Beijing. Dieses Auto hat sich dadurch einen Namen gemacht, dass sein Motor auch bei starkem Regen und Sturm, was in Hubei oft vorkommt, nicht abstirbt. Das liegt wohl daran, dass die Autobauer in der wasserreichen Region Shiyan der Verdichtung besondere Aufmerksamkeit schenken.

Shiyan ist eine Stadt mit einer schönen Umgebung. Sie liegt am Berg Wudang, das Ökosystem ist intakt, und die Wasserqualität ist vorzüglich. Der Berg ist ein heiliger Ort des Daoismus und wurde von der UNESCO in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen. Shiyan ist eine grüne Schatzkammer und ein Vorbild für die Verbindung von Ökologie und Gesundheitserhaltung in der Geschichte des chinesischen Umweltschutzes.

1412 setzte der Kaiser 300 000 Arbeitskräfte für Bauarbeiten am Wudang-Berg ein und verordnete, dass in einem Umkreis von 100 km kein einziger Baum abgehackt werden darf. Das schuf eine gute Bedingung für den Umweltschutz am Wudang-Berg. Seit jeher strebt der Daoismus in China nach einem Leben in Harmonie mit der Natur. Und er sucht auch nach Wegen, die Gesundheit zu erhalten und das Leben zu verlängern, und entwickelt und pflegt die Tradition biologischer Nahrungsmittel. Am Wudang-Berg gibt es über 1800 Arten von Wildpflanzen, wovon 300 essbare Wildgemüsesorten sind. Heute bestehen im Bezirk Shiyan Produktionsstätten für Bionahrungsmittel mit einer Gesamtfläche von 170 000 ha. Darin werden hauptsächlich Tee, Pilze, Mandarinen und Gemüse angebaut.

Eine neue Art Trinkwasser für die Beijinger Bevölkerung

Der Stausee liegt an der Mündung des Dan-Flusses in den Han-Fluss am Fuß des Wudang-Berges. Wasser aus über 2000 Bächen fließt in den Stausee und gewährleistet eine gute Wasserqualität.

Der Stausee hat einen 162 m hohen und 2494 m langen Staudamm, und der Normalwasserstand liegt bei 157 m. Die Höchstkapazität des Stausees erreicht 17 Mrd. Kubikmeter. Wenn das Wasserumleitungsprojekt in Betrieb geht, wird der Staudamm voraussichtlich um 14,6 m erhöht, wodurch der Wasserstand um 13 m steigt und die Kapazität des Stausees erheblich vergrößert wird. Dafür müssen 200 000 Einwohner ihren Wohnort verlassen und werden umgesiedelt.

Nach optimistischen Schätzungen von Experten kann das durch das Projekt umgeleitete Wasser frühestens in sechs Jahren in Beijing ankommen. Das bedeutet, dass die Teilnehmer an der Olympiade 2008 in Beijing mit den Beijinger Einwohnern zusammen das aus der Ferne hergeleitete Wasser trinken können. Jedes Jahr werden 1,2 Mrd. Kubikmeter Wasser umgeleitet werden, mit dem vor allem die Bevölkerung versorgt wird. In Beijing werden mehrere Wasserwerke gebaut, die Endstation der Umleitung des Wassers ist der Yuyuantan-Park.

Der Chefingenieur des Büros für Wassernutzung in Beijing spricht begeistert über die Qualität des Wassers im Stausee Danjiang und sagt: „Man kann sich kaum vorstellen, was für eine gute Qualität das Wasser aus dem Stausee hat. Ich habe eine Flasche mit diesem Wasser gefüllt und sie nach Beijing mitgebracht. Meine Kollegen konnten nicht zwischen Mineralwasser und dem Wasser aus dem Stausee unterscheiden.“ Man sagt oft, dass es bei einem guten Tee auf das Wasser ankommt. Für die Beijinger Einwohner, die gern Tee trinken, ist das sicherlich eine erfreuliche Nachricht. Was den Wasserpreis betrifft, so kann er nicht sehr hoch sein und wird etwa bei sechs Yuan pro Kubikmeter liegen. Für Wasser im Alltagsverbrauch wird er vielleicht nur vier Yuan betragen. Dieser Preis ist für die meisten Beijinger Einwohner akzeptabel. Im Vergleich zum abgefüllten Trinkwasser in Tonnen, für das manche Einwohner jeden Monat einige Dutzend Yuan bezahlen, ist das Wasser aus dem Stausee Danjiang billig und bequem zu haben.

Großes Verdienst der Shiyaner Einwohner beim Umweltschutz

Dass die Beijinger Bevölkerung in einigen Jahren Trinkwasser von vorzüglicher Qualität genießen kann, ist der von den Einwohnern von Shiyan in den letzten Jahren geleisteten Umweltschutzarbeit zu verdanken. Durch ihre Bemühungen sind 45% des Stadtgebiets von Wald bedeckt.

In den letzten zwei Jahren hat die Stadtregierung 59 Holzverarbeitungsbetriebe stillgelegt und acht Holzmärkte abgeschafft. Manches Ackerland wurde in Wald und Wiese umgewandelt, bis zum Jahr 2005 werden 110 000 ha Ackerland renaturiert sein. Durch die Verstärkung der Umweltschutzarbeit wird die Fläche des Naturschutzgebietes bei 250 000 ha liegen. Auch die Aufforstungsarbeit wird intensiviert. Es wird angestrebt, dass die Waldfläche 60% der von der Stadt verwalteten Gebiete ausmacht. Außerdem wird viel für die Luftreinhaltung und die Abwasserklärung getan. Heute nehmen die Einwohner Shiyans große Anstrengungen auf sich, um die Stadt Shiyan zur Wasserhauptstadt aufzubauen, die Beijing mit gutem Wasser versorgt.

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