April 2002
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Wirtschaft

Chinesische Telekommunikationsindustrie fit für die WTO
Die WTO erfüllt den Traum der Chinesen von einem Familienauto
Wirtschaft in Kürze
Aufschwung der Provinz Jiangsu

Chinesische Telekommunikationsindustrie fit für die WTO

Von Ding Wenxin

Ohne den Beitritt Chinas zur WTO wäre 2001 kein Sonderjahr für die chinesische Wirtschaft gewesen, denn in diesem Jahr trat keine auffallende Wende ein und der Staat unternahm keine wichtigen Reformen.

Tatsächlich aber war 2001 ein spezielles Jahr, ein stabiles Jahr voller Spannung, weil China in diesem Jahr der WTO beitrat.

In den letzten Jahren diskutierte man in China darüber, was China nach seinem Beitritt zur WTO gewinnen und verlieren könnte. Mit dem Paukenschlag in Doha wurde ein Signal gegeben, ein Signal nicht zum Ende, sondern zum Beginn der großen Spannung nach dem WTO-Beitritt. Man braucht drei bis fünf Jahre, oder sogar noch mehr Zeit, um richtige Antworten zu bekommen. Viele chinesische Unternehmen und Branchen stehen vor der Alternative, die WTO zu nutzen oder Nachteile zu erleiden.

Strukturelle Reorganisation

Es ist falsch, zu glauben, dass sich China erst im Jahr 2001 darauf vorbereitete, den durch den WTO-Beitritt hervorgebrachten Herausforderungen zu begegnen. Schon vor einigen Jahren wurden manche Reformmaßnahmen getroffen, besonders in einigen bedeutenden Branchen wie Landwirtschaft, Finanzwesen (Banken, Versicherungen und Wertpapierhandel), Automobilindustrie und Telekommunikationswesen.

Der vor kurzem veröffentlichte Plan zur Teilung und Reorganisation der Telekommunikationsindustrie ist nicht nur ein Ergebnis der langjährigen Reformpraxis, sondern auch der Beginn der Durchführung einer lange vorbereiteten Planserie über die Reformen. Diese Pläne haben einen gemeinsamen Charakter, und zwar die Kultivierung der starken Marktkonkurrenten durch Regulierung der Branchenstruktur. Sie sollen die Entwicklung ihrer jeweiligen Industriebranche fördern und gleichzeitig zum Schutz gegen die ausländischen Unternehmen dienen, die auf dem chinesischen Markt stoßen.

Am 11. Dezember 2001, dem ersten Tag nach Chinas offiziellem Beitritt zur WTO, wurde der Plan zur Teilung von China Telecom veröffentlicht; das war eine tiefgreifende Teilung – die zweite seit 2000. Dem Plan gemäß werden Kapital und Anlagen der China Telecom in den zehn Provinzen Nordchinas mit zwei anderen staatlichen Telekommunikationsunternehmen (China Netcom Corporation und China Jitong Netcom Corporation) zur China Network Communications Group Company (China Netcom) fusioniert, während die Teile der China Telecom in Südchina zu einer neuen selbständigen Gesellschaft werden, die den Namen „China Telecom Group Company“ behalten wird. Auf diese Weise wird auf dem Gebiet des Telekommunikationswesens eine neue Situation entstehen, in der sechs starke Firmen miteinander konkurrieren, während ein großer Teil des Kapitals und der Anlagen der ehemaligen China Telecom in die anderen Firmen transferiert wird.

Dieser vom Staatsrat genehmigte Plan wird vom Ministerium für Informationsindustrie in die Tat umgesetzt. Ab Februar 2002 werden nach und nach reorganisierte Firmen ins Leben gerufen. In diesem Plan sind zwei Grundsätze festgelegt. Erstens: 30% der nationalen Langstrecken-Netzwerke der ehemaligen China Telecom sollen der China Netcom übertragen werden. Zweitens: lokale Kommunikationsnetzwerke der ehemaligen China Telecom in den zehn Provinzen Nordchinas gehen auch auf die China Netcom über und die China Telecom behält die lokalen Netzwerke in den 21 Provinzen Süd- und Westchinas.

Als Resultat wird es vier Kommunikationsfirmen in China geben, die umfassende Geschäfte tätigen dürfen. Zwei Jahre später können sie Lizenzen für alle Geschäftsbereiche erhalten. Noch bedeutungsvoller ist es, dass die Wettbewerbsvorteile der China Telecom und anderer Firmen erheblich abgeschwächt werden, so dass eine faire Konkurrenz zwischen Kommunikationsfirmen entstehen kann.

Prosperität durch Teilung

Im Rückblick auf die Änderungen in den letzten Jahren kann man die Entschlossenheit der chinesischen Regierung zur Reform im Telekommunikationswesen und die dabei erzielten Erfolge leicht erkennen. 1998 wurde die erste Teilung der China Telecom, die als „Dinosaurier“ bekannt war, erörtert. Damals war sie eine absolute Monopolistin, die fast alle Geschäfte in ganz China wie Fest- und Mobiltelefon, Satelliten-Kommunikation und Pager betrieb. Dementsprechend verbreitet waren Klagen über schlechten Service und ein unzureichendes Angebot.

Im Jahr 2000 wurde die erste Teilung der China Telecom erfolgreich unternommen. Mobiltelefon, Pager und Satelliten-Kommunikation wurden von der China Telecom abgetrennt. Später wurden einige neue Firmen ins Leben gerufen und es entstand eine echte Konkurrenz zwischen ihnen.

Chinesen spürten recht bald die aus der Konkurrenz entstandenen Vorteile. Sie stellten fest, dass die Gebühren sowohl für die Fest- und Mobilgespräche als auch für den Einstieg ins Internet sanken. Besonders im Jahr 2001 waren ermäßigte Telefonkarten und Anzeigen über Kommunikationsservice mit Vorzugspreisen auf den Straßen allgegenwärtig.

Manche Analysten meinen, dass die Preise für verschiedenartige Kommunikationsdienstleistungen noch schneller herabgesetzt werden könnten, wenn die Reorganisation im Telekommunikationswesen abgeschlossen ist. Nach einer Preissenkung rechnet man mit einer sprunghaften Aufwärtsentwicklung in der chinesischen Telekommunikationsindustrie.

Vorbereitung auf die Herausforderungen

Der Beitritt Chinas zur WTO brachte China sowohl Chancen als auch Gefahren, die Kommunikationsindustrie steht vor allem unter Druck.

Experten sind der Auffassung, dass China sich in vielfältiger Weise vorbereiten muss, wenn es garantieren will, dass die einheimischen Telekommunikationsfirmen einem Angriff des ausländischen Kapitals widerstehen können. Vor allem soll das Monopol auf diesem Gebiet gebrochen und die Vitalität der einheimischen Firmen durch Marktkonkurrenz erhöht werden. Außerdem sollen die einheimischen Firmen in der Lage sein, auf dem Markt mit ausländischen Unternehmen zu konkurrieren.

Die Reorganisation in der Telekommunikationsindustrie folgt denn auch diesem Leitgedanken. China Telecom mit Sachanlagen von 600 Milliarden Yuan wird zerteilt, mit ihrem Kapital und ihren Ressourcen werden andere Firmen ergänzt. Der Kapitalmangel gilt stets als großes Hindernis für die Entwicklung der Telekommunikationsindustrie Chinas. Wegen der „Empfindlichkeit“ dieser Branche ist die chinesische Regierung bei der Einführung ausländischen Kapitals in diesen Industriezweig bisher immer vorsichtig gewesen.

Dieser Widerspruch ist nun gelöst. Nach dem WTO-Beitritt Chinas darf ausländisches Kapital, wie von der chinesischen Regierung zugesagt, in die Telekommunikationsfirmen investiert werden. Und kleine Telekommunikationsfirmen werden nach Abschluss der Reorganisation gestärkt, so dass die Risiken bei der Aufnahme ausländischen Kapitals im Wesentlichen reduziert werden. So stehen am Ende zwei Sieger da: sowohl ausländische als auch einheimische Firmen haben einen noch größeren Raum zur Entwicklung. Jetzt gibt es zwei chinesische Firmen, China Unicom und China Mobile, die schon an den Börsen im Ausland notiert sind. Und am 11. Dezember 2001, am Tag des Beitritts Chinas zur WTO, annullierte das Ministerium für Informationsindustrie zwei Verordnungen zur Einschränkung ausländischer Investitionen in die Branche des Telekommunikationswesens. Einige Tage später wurden die neue „Bestimmungen über die Verwaltung der ausländischen Investitionen in die Telekommunikationsfirmen“ veröffentlicht, eine der ersten nach den WTO-Regeln revidierten Verordnungen Chinas über die Marktzulassung.

Dieses Tempo kam für viele unerwartet. In Wirklichkeit bedeutet das alles nicht nur, dass die Kommunikationsindustrie eine wichtige Branche ist, deren Öffnung die chinesischen Regierung im Hinblick auf den WTO-Beitritt zusagte, sondern auch, dass chinesische Telekommunikationsfirmen schon darauf vorbereitet sind, die vom WTO-Beitritt hervorgebrachten Herausforderungen anzunehmen.

Im Namen der WTO

In China gibt ist nicht nur die Telekommunikationsindustrie den vom WTO-Beitritt mit sich gebrachten Einflüssen ausgesetzt. Ebenfalls sind es in China nicht nur die Telekommunikationsfirmen, die Reformen durchführen.

Seit vor einigen Jahren der Begriff „WTO-Beitritt“ aufkam, sind viele wirtschaftliche Reformen mit dem WTO-Beitritt verbunden worden. Man sagte, dass es China ohne Reformen unmöglich würde, der WTO beizutreten.

In Wirklichkeit ist es aber nicht so. Der WTO-Beitritt wird der chinesischen Wirtschaft sicherlich große Herausforderungen bringen. Ihnen soll und kann China auch entgegentreten. In den letzten mehr als 20 Jahren seit der Einführung der Reform und Öffnung erfuhr China große Wandlungen. Ausländische und Privatbetriebe nehmen schon je ein Drittel des chinesischen Marktes ein. Der Weg zur Marktwirtschaft ist längst nicht mehr umkehrbar. Das alles wurde aber nicht im Hinblick auf den WTO-Beitritt unternommen.

Seit einigen Jahren wird die chinesische Wirtschaftsreform allmählich vertieft. Auch manche „empfindliche“ Branchen wie Finanzwesen, Telekommunikationswesen und Kernproduktionsindustrien werden dem privaten und ausländischen Kapital geöffnet. Die chinesische Wirtschaft richtet sich nach den internationalen Normen. Das alles ist eine notwendige Etappe für die chinesische Wirtschaftsreform, ganz gleich, ob China der WTO beitritt oder nicht.

Die WTO bietet der chinesischen Reform aber eine gute Gelegenheit. Um sich nach den internationalen Normen zu richten und die vom WTO-Beitritt hervorgebrachten Herausforderungen anzunehmen, muss das Tempo der Reform auf allen Gebieten beschleunigt werden. Manche Widerstände werden dadurch leichter überwunden. Manche Leute fürchteten zum Beispiel, dass China Telecom, die als einzige Telekommunikationsfirma Chinas mit den großen internationalen Firmen konkurrenzfähig ist, durch ihre Teilung abgewirtschaftet würde. Ohne den WTO-Beitritt hätte sich diese Überzeugung durchgesetzt. In Wirklichkeit wäre China Telecom ohne Teilung nur ein vom Aussterben bedrohter „Dinosaurier“ und der Konkurrenz auf dem internationalen Markt nicht gewachsen.

Das ist die Wirkung der WTO. In Zukunft werden nicht nur die Telekommunikationsindustrie, sondern auch die Reform und Öffnung der chinesischen Wirtschaft  in eine neue Phase eintreten.

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