April 2002
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Wirtschaft

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Wirtschaft in Kürze
Aufschwung der Provinz Jiangsu

Aufschwung der Provinz Jiangsu

- Gespräch mit Hui Liangyu, Parteisekretär der Provinz Jiangsu

Von Wu Xinyi und Gao Yan

Die Provinz Jiangsu liegt in der Mitte des Küstenstreifens am Unterlauf des Yangtse, im östlichen Teil des chinesischen Festlandes. Im Osten grenzt sie an das Gelbe Meer und im Süden an das Wirtschaftszentrum Chinas Shanghai. Der Yangtse durchfließt von Westen nach Osten die Provinz und der Große Kanal stellt eine Verbindung zwischen dem Norden und dem Süden dar. Das Klima hier ist mild und der Boden ist fruchtbar. Seit alters her wird die Provinz als die "Heimat von Fisch und Reis" bezeichnet. In der Qin- und Han-Zeit (221 v. Chr.-220) war das Gebiet ringsum Xuzhou und Huai'an eine wichtige Agrarwirtschaftszone. In der Sui- und Tang-Zeit (581-907) entwickelte sich Jiangsu zu einem wirtschaftlichen und kulturellen Zentrum Chinas und am Ende des 19. Jahrhunderts zur Wiege der Industrie der chinesischen Nation.

Heute ist Jiangsu eine Provinz, deren Wirtschaft hoch entwickelt ist. Aber wie kann die Provinz ihre Entwicklungstendenz im Wirtschaftsbereich nach Chinas Beitritt in die WTO weiter halten, wie die Reform und Öffnung sowie den Aufbau der Modernisierung weiter fördern? Um solche Fragen zu beantworten, führte "China heute" ein Gespräch mit Hui Liangyu, Parteisekretär der Provinz Jiangsu.

Eine bedeutende Wirtschaftsprovinz Chinas

China heute: Die statistischen Angaben 2000 zeigten, dass die Wirtschaft der Provinz Jiangsu eine führende Stellung im ganzen Land einnahm. Vieles hatte sich verändert, besonders im Verkehrsbereich. Könnten Sie das etwas erläutern?

Hui: Nach fünfjährigen Anstrengungen hat die Länge der Autobahn in Jiangsu 1088 km erreicht. Der Streckenabschnitt der Autobahn Huning (Shanghai-Ningbo) in Jiangsu, die Brücke über den Yangtse in Jiangyin, der internationale Flughafen Lukou in Nanjing und die zweite Brücke über den Yangtse in Nanjing sind fertig gebaut und haben das fortgeschrittene Niveau der Welt erreicht. Zur Zeit sind die Brücke über den Yangtse Runyang (Zhenjiang-Yangzhou), das Atomkraftwerk Tianwan und der Kanal, der den Huaihe-Fluss mit dem Meer verbindet, im Bau. Der Aufbau der Einrichtungen im Verkehrsbereich in Jiangsu hat große Fortschritte gemacht.

China heute: Seit der Einführung der Refom- und Öffnungspolitik 1978 hat die private Wirtschaft einen großen Beitrag für die Entwicklung der Makrowirtschaft geleistet. Das ist für alle offensichtlich. Jiangsu ist Ursprungsort der Industrie der chinesischen Nation in der Neuzeit. Hat sich die private Wirtschaft in Jiangsu auch schnell entwickelt?

Hui: Genau. Seit den letzten Jahren spielt sie in der Wirtschaft Jiangsus eine immer wichtigere Rolle. Ende 2001 gab es 230 000 private Betriebe, in keiner anderen Provinz Chinas ist die Zahl größer. Die Steuerabgaben an den Staat machten 1/7 der gesamten Steuereinnahmen im Industrie- und Handelsbereich der Provinz aus. Unter allen High-Tech-Betrieben waren 1/3 private Betriebe.

China heute: Jiangsu liegt beiderseits des Yangtse und nahe der Stadt Shanghai. Sie verfügt über sehr gute Voraussetzungen für die Entwicklung einer nach außen orientierten Wirtschaft. Aber 2001 verlangsamte sich das Tempo der Weltwirtschaft. Übte diese Entwicklung negative Einflüsse auf die Provinz Jiangsu aus, in der bekanntlich die Strategie der "Internationalisierung der Wirtschaft" durchgeführt wird?

Hui: Ja, aber nicht stark. In den 90er Jahren hat sich die Konkurrenzfähigkeit der nach außen orientierten Betriebe dank der Öffnung der Stadt Shanghai stark erhöht. Obwohl die weltweite Wirtschaftslage 2001 ungünstig war, erreichte die Zuwachsrate des Exportvolumens von Jiangsu wie geplant 12% und stand damit auf dem zweiten Platz des ganzen Landes. 7,1 Milliarden US-Dollar wurden eingeführt und das war im Vergleich zum vorigen Jahr ein Anstieg um 10,8%. 150 der 500 Top-Unternehmen der Welt hatten 500 Projekte in Jiangsu durchgeführt. Das Außenhandelsvolumen nahm den ersten Platz des ganzen Landes ein. 255 Nichthandels-Betriebe, darunter 56 Verarbeitungsfabriken, wurden im Ausland errichtet. Insgesamt wurde ausländisches Kapital in Höhe von 56,4 Milliarden US-Dollar genutzt.

Ausgleichen der unterschiedlichen regionalen Entwicklung

China heute: Obwohl die Wirtschaft in Jiangsu hoch entwickelt ist, gibt es doch Unterschiede zwischen verschiedenen Regionen. Im Vergleich zum Gebiet südlich des Unterlaufs des Yangtse hat sich die Wirtschaft im Gebiet nördlich des Yangtse langsamer entwickelt. Welche Ausgleichsmaßnahmen hat die Provinzregierung  geplant?

Hui: Wirtschaftlich gesehen besteht die Provinz aus drei Teilen. Zur Zeit ist der südliche Teil in die Periode der Industrialisierung eingetreten. Jiangsu will bei der Modernisierung vorangehen. Um dies Ziel zu erreichen, muss sich der südliche Teil zuerst entwickeln. Der mittlere Teil ist ein wichtiges Übergangsgebiet zwischen dem Nord- und Südteil. Aber der Unterschied zwischen dem Süd- und Mittelteil wird immer größer. Um die Wirtschaftsentwicklung im mittleren Teil zu fördern, muss die Regulierung der Struktur beschleunigt und die Optimierung der Industriebranchen gefördert werden.

China heute: Was wird die Provinzregierung für die Förderung der wirtschaftlichen Entwicklung in Nordjiangsu tun?

Hui: Nach dem Prinzip der gemeinsamen Entwicklung haben wir dem Nordteil mehr Unterstützung gegeben. Beispielsweise haben wir viel in den Aufbau der Infrastruktur investiert und damit die Grundlage für die weitere Entwicklung geschaffen. Dank der Entwicklung der Industrie hat sich das Leben der Bevölkerung in Nordjiangsu verbessert.

China heute: In den letzten Jahren haben Sie Untersuchungen in vielen Gebieten in Jiangsu gemacht. Welchen Eindruck haben Sie gewonnen?

Hui: Ein großer Teil der Provinz Jiangsu liegt im Delta des Yangtse und in der Nähe der Stadt Shanghai. Der erste ländliche Betrieb Chinas wurde von den Bauern im Südteil der Provinz gegründet. Von 1995 bis 2000 lag die durchschnittliche Zuwachsrate der Wirtschaft bei 11,2%. 2000 erreichte das Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukt 1400 US-Dollar. 2001 machte die wirtschaftliche Entwicklung wieder große Fortschritte: Der gesamte Inlandsproduktionswert betrug 951,5 Milliarden Yuan und die Finanzeinnahmen durchbrachen zum ersten Mal die 100 Milliarden Yuan-Schwelle. Das Absatzvolumen der Konsumgüter, das verfügbare Pro-Kopf-Einkommen der Stadtbewohner und das Pro-Kopf-Nettoeinkommen der Bauern nahmen jeweils um 10,2%, 9% und 5% zu. Die registierte Arbeitslosenziffer wurde unter 3,5% kontrolliert.

Wichtigkeit der schnellen Entwicklung

China heute: Sie haben mehrmals betont, dass ein langsamer Fortschritt ein Rückschritt sei. Warum?

Hui: Die wirtschaftliche Entwicklung der Provinz Jiangsu liegt an der Spitze des ganzen Landes. Man muss größere Anstrengungen unternehmen, um die hohe Zuwachsrate zu halten. Die nach außen orientierte Wirtschaft Jiangsus ist hoch entwickelt. Das Im- und Exportvolumen macht 40% des gesamten Inlandsproduktionswertes aus. Das genutzte ausländische Kapital ist verantwortlich für 20% der gesamten Anlageninvestionen der Provinz und beläuft sich auf 1/7 des gesamten eingeführten ausländischen Kapitals Chinas. Nach Chinas Beitritt in die WTO werden zahlreiche ausländische Firmen und Waren nach China strömen und damit wird die Konkurrenz stark sein. In dieser Situation müssen wir uns bemühen, um die Wirtschaft noch schneller zu entwickeln.

China heute: Eben haben Sie über Chinas Beitritt zur WTO gesprochen. Wie hat sich die Provinzregierung darauf vorbereitet?

Hui: Um die Herausforderungen nach dem Beitritt in die WTO anzunehmen, will die Provinzregierung großen Wert auf die Regulierung der Struktur legen. Die Industrialisierung wird durch die Entwicklung der Informationstechnik gefördert werden, damit die Konkurrenzfähigkeit der Wirtschaft auf dem internationalen Markt erhöht werden kann. Wir müssen uns bemühen, alles, was die wirtschaftliche Entwicklung verhindert, zu beseitigen. Uns soll bewusst sein, dass die Wissenschaft und Technik die erste Produktivkraft, die technischen Erneuerungen die erste Antriebskraft und die Ressourcen an Fachkräften die größten Ressourcen sind. Die Strategien wie "Aufschwung der Provinz durch die Bildung sowie die Entwicklung der Wissenschaft und Technik", "Internationalisierung" und "nachhaltige Entwicklung" müssen durchgeführt werden.

China heute: Sie haben gesagt: "Erst wenn man das Gefühl für eine Krise hat, kann man die Krise vermeiden."

Hui: Bei der wirtschaftlichen Globalisierung ist Jiangsu unter einen großen Druck geraten, weil nicht nur die Gebiete, die Jiangsu übertreffen wollen, sondern auch die heute noch rückständigen Gebiete, sich sehr schnell entwickeln. In dieser Situation soll die Provinz Jiangsu all ihren Mut zusammennehmen, um größere Fortschritte zu machen. Der Schlüssel zum Erfolg der Einwohner in Jiangsu liegt darin, dass sie viel mehr Anstrengungen als die anderen unternommen haben.

Aufbau einer starken Provinz

China heute: Im November 2001 hat die Provinzregierung das Ziel gesetzt, Anfang des neuen Jahrhunderts Jiangsu zu einer starken Provinz aufzubauen, in der die Einwohner ein wohlhabendes Leben führen und die Modernisierung im Wesentlichen realisiert wird. Könnten Sie dazu etwas erklären?

Hui: Der Kern dieses Ziels ist, dass alle Einwohner ein wohlhabendes Leben führen können. Das ist die Grundlage für den Aufbau einer starken Provinz und der wichtigste Punkt der von der Provinzregierung durchgeführten Politik. Wir sollen uns auf die Kraft der breiten Volksmassen verlassen und deren Fähigkeiten unter Beweis stellen. Alle Staatsbeamten sollen sich bemühen, der einfachen Bevölkerung zu dienen. Außerdem spielt die Geschlossenheit eine wichtige Rolle. Die Prestige der Partei in der Bevölkerung ist die wichtigste Kohäsionskraft.

China heute: Seit dem Jahr 1985 sind Sie Beamter der Provinzregierung. Welche persönlichen Erfahrungen haben Sie dabei gemacht?

Hui: Ich bin eine einfache Person. Dank der Erziehung der Partei und der Bevölkerung hatte ich die Möglichkeit, einen Beamtenposten auszufüllen. Deshalb habe ich mehr Chancen, etwas für die einfache Bevölkerung zu tun. Als hoher Beamter soll ich mein Bestes tun, der Bevölkerung zu dienen. Außerdem soll mir bewusst sein, dass ich kein Beamter, sondern eine einfache Person sein werde, nachdem ich in Pension gegangen bin. Dann kann ich wenigere Fehler machen. Ich hoffe, dass ich noch ein Stück "Jade" bin, wenn ich in den Ruhestand trete.

Hui Liangyu, geboren im Oktober 1944, hat sein Studium an der Hochschule des Parteikomitees der Provinz Jilin abgeschlossen. Im April 1966 trat er der Kommunistischen Partei Chinas bei. Ab dem Jahr 1985 war er Beamter der Provinzregierung von Jilin, Hubei und Anhui. 1995 bis 1999 fungierte er als Chef und Parteisekretär der Provinz Anhui. Seit dem 6. Januar 2000 ist er Parteisekretär der Provinz Jiangsu.  

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