April 2002
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Eine Chance für Aidskranke – eine wahre Geschichte

Heimkehr

Als Herr X am Anfang des vorigen Jahres nach einem fünfjährigen Aufenthalt in einem südasiatischen Land in sein Heimatland zurückkehrte, freute er sich sehr. Er hatte bei der anstrengenden Arbeit im tropischen Wald lange Zeit unter Heimweh gelitten. Bereits vor der Rückkehr hatte er gemerkt, dass etwas mit seiner Gesundheit nicht stimmte. Er hatte angeschwollene Lymphknoten, die von dem einheimischen Arzt als Tuberkulose diagnostiziert und behandelt wurden. Daraufhin schwollen die Lymphknoten ab. Er fühlte sich nur sehr schwach. Gleich nach der Ankunft in seiner Heimatstadt im Süden des Landes ließ er sich untersuchen. Durch Röntgenstrahlen  wurde nichts Schlimmeres festgestellt, der Arzt ging davon aus, dass die Tuberkulose geheilt wurde.

Doch wider Erwarten ging es ihm nicht besser. Seine Gefühle wurden stumpf und seine Reaktionen waren langsam. Er litt an einer Halsentzündung. Im März wurde seine Stimme heiser. Er wurde gesundheitlich immer schwächer. Und die Behandlung durch die chinesische traditionelle und westliche Medizin zeigte keine Wirkung. Im Mai litt er an ununterbrochenem Husten. Er musste mit der Arbeit aufhören.

Ein Freund von ihm war Mediziner, dieser sagte ihm: „Ich fürchte, dass du dir eine andere Krankheit zugezogen hast. Du darfst nicht mehr weiter zögern. Komm doch morgen zu uns, du solltest dein Blut untersuchen lassen.“ Er ahnte nicht im geringsten, dass ein teuflisches Gespenst im Dunkel nahte.

Neue Diagnose

Der Korridor zum Labor erschien Herrn X so schmal und lang, als hätte er kein Ende. Als er auf dem Testbogen die Buchstaben „HIV“ erblickte, durchfuhr ihn ein Schock. Er wusste, worauf er geprüft wurde. Erst jetzt hat er begriffen, um welche Krankheit es sich bei der Andeutung seines Freundes handelte. 

Das Ergebnis der Untersuchung kam erst nach 48 Stunden. Nach einem  unerträglichen Warten klingelte das Telefon. Man sagte ihm: „Ihr HIV-Test ist problematisch, wir müssen Ihr Blut an die Seuchenschutzstation weiterleiten. Dafür müssen Sie zusätzlich 500 Yuan bezahlen.“

Sein Kopf wurde plötzlich leer. Er war unsicher, ob er zur Schutzstation gehen sollte. Er dachte, dass er dem teuflischen Gespenst ausweichen könnte , wenn er das Ergebnis nicht sähe. Er ging aber doch mit der besten Hoffnung zur Seuchenschutzstation. Als er dort einen Mitarbeiter nach dem zuständigen Laboranten fragte, wurde dessen Gesichtsausdruck ernst, die Umstehenden gingen schnell weg. Er wusste sofort, dass er nun zur Persona ingrata geworden war.

Wieder zwei Tage qualvollen Wartens. In diesen zwei Tagen war jede Minute schwer zu ertragen. Als dann das Telefon klingelte, teilte ihm eine gelangweilte Laborantinnenstimme mit: „Das Ergebnis ist herausgekommen. Kommen Sie bitte her.“ Keine Erläuterung, keine Fragen. Alles schien selbstverständlich zu sein.

Herr X wählte sofort die Telefonnummer der Seuchenschutzstation, er wollte gerne wissen, wie der Ansteckung der anderen Familienangehörigen vorgebeugt werden kann, wenn er mit ihnen zusammen wohnt. Die Ärzte der Station sagten ihm, dass das sog. „Cocktail-Verfahren“ bestimmt wirksam sei, aber es sei ziemlich teuer. Die Kosten der Arzneimittel und der Untersuchung beliefen sich monatlich fast auf 10000 Yuan (etwa 1333 Euro). Theoretisch dürfe die Einnahme nicht unterbrochen werden.

Verzweiflung

Herr X konnte sich eine solche medizinische Behandlung nicht leisten. Dennoch ging er zur Seuchenschutzstation. Er wurde von einer Ärztin empfangen. Als er ihr sagte, dass er HIV positiv sei, zog sie sich sofort zurück, und machte einen Eindruck, als ob sie jederzeit fliehen möchte. Herr X fühlte sich innerlich sehr verletzt.

Sie verschrieb ihm schnell ein paar Medikamente und ließ ihn schnell abfertigen. Er wusste, dass diese Medikamente nicht viel bringen würden, und verließ schnell das Krankenhaus.

Auf dem Weg nach Hause erlebte er im Omnibus einen Streit zwischen zwei Passagieren: „Warum stößt du mich? Kannst du dich nicht festhalten? “

„Wollte ich dich denn absichtlich stoßen?  Wer weiß, ob du ein Aidskranker bist?“

„Ach was, du bist doch selbst aidskrank.“

Da stockte Herrn X der Atem. Es schien ihm, als ob jedes Wort auf ihn abzielen würde. Seine Freunde begannen, ihn zu meiden. Herr X blieb allein zu Hause und suchte auf einer Landkarte nach einem abgelegenen Ort, wo er sein restliches Leben zu Ende verbringen konnte.“ Besonders traurig fühlte er sich, wenn er seinen Vater sah. Früher hatte Herr X immer auf die Rückkehr gewartet, jetzt musste er bald unrühmlich sterben.

Er wollte das Geheimnis bis zu seinem Tod hüten, aber sein Vater hatte es gemerkt. An einem Tag im September fragte ihn der Vater: „Was machst du in diesen Tagen? Wenn du krank bist, solltest du zum Arzt gehen.“ Dem alten Mann mit grauen Haaren gegenüber konnte er sich nicht mehr beherrschen, brachte in Tränen aus und kniete sich vor ihm auf den Boden. Schluchzend sagte er: „Alles ist vorbei, meine Krankheit kann nicht geheilt werden.“ Da zeigte der Vater Verständnis. „Du hattest es sicherlich nicht leicht, so lange Zeit allein zu sein,“ sagte er.

Beginn der medizinischen Behandlung

Im Oktober war Herr X völlig abgemagert, hatte keinen Appetit und wurde leicht müde. Er hustete Tag und Nacht. Wenn er sich ins Bett legte, juckte es überall. Der ganze Körper war mit roten Flecken und Wunden übersät. Sein Vater war ein Mann mit starkem Willen und zeigte keine Traurigkeit ihm gegenüber. Vielmehr versuchte er, seinen Sohn zu trösten. Er wachte oft nachts auf, ging in das Zimmer seines Sohns aus der Befürchtung, dass sein Sohn in der Nacht gestorben sei.

Mitte November hatte Herr X ununterbrochen hohes Fieber und konnte pro Tag nur ein bisschen Suppe einnehmen. Er konnte nicht mehr ausgehen und wusste, dass er im Sterben lag.

Das Leben schien für ihn aufgehört zu haben. Der 1. Dezember war ein Tag wie jeder andere. - Da wusste er noch nicht, dass das der Tag für Aidskranke war. - Sein Vater kam in sein Zimmer und sagte: „Das Zentrale Fernsehen sendet gerade ein Programm über Aidskranke.“ Eine Expertin sprach gerade über die medizinische Behandlung von Aids. Die Chefärztin Xu Lianzhi aus dem You’an-Krankenhaus in Beijing wurde gerade interviewt. Lange Zeit später erinnerte er sich noch an ihre Worte: „Die Aidskranken sollten Selbstvertrauen haben, in vielen ernsten Fällen wurden die Patienten gerettet. Es gibt ehemalige Aidskranke, die nach der Behandlung ihre Arbeit wiederaufgenommen haben.“

Die Worte gaben ihm einen letzten Hoffnungsschimmer, er schrieb an diesem Tag einen Brief an Chefärztin Xu und beschrieb darin seinen gesungheitlichen Zustand.

Sieben Tage später erhielt er einen Anruf, die Ärztin sagte ihm, dass er unter allen Umständen zu ihr kommen solle. Wenn eine Möglichkeit bestehe, dann solle man sie nutzen. Zur stationären Behandlung brauchte er einige tausend Yuan mitzubringen. Wenn das Geld zur Behandlung nicht reiche, dann könne man immer noch einen Ausweg finden. Er solle Mut haben.

Nach dem Telefonat dachte er, wenn es schon so weit war, dann würde er einen letzten Versuch wagen. Der Vater, der ihn wegen Gesundheitszustands nicht zur Behandlung begleitete, brachte ihn zum Bahnhof. Ein Studienfreund von Herrn X war auch dabei, er schenkte ihm 1000 Yuan und ein Handy.

Mit weniger als zehn kg Gepäck schleppte er sich endlich zum Beijinger You’an-Krankenhaus. Durch die Bahn- und Busfahrt war er total erschöpft. Beim kalten Wetter in Bejing hustete er unaufhörlich. Er wagte nicht, nach der Abteilung für Aids zu fragen. Gerade in diesem Moment kam eine Schwester auf ihn zu und fragte, welche Schwierigkeiten er hätte. Er sagte, dass er zu Chefärztin Xu wollte. Die Krankenschwester stellte sich vor und sagte, sie solle ihn im Auftrag der Chefärztin aufnehmen.

Als sie die Station erreicht hatten, hatte Herr X keine Kraft mehr. Die Krankenschwester erledigte für ihn die Formalitäten, die anderen Patienten kamen auch zu ihm und begrüßten ihn. Als Chefärztin Xu zu ihm kam, hatte er das Bewusssein verloren. Bei der Aufnahmeuntersuchung lag seine Temperatur bei 38°und sein Gewicht war von 67 kg auf 55 kg gesunken.

Gleich nach der Aufnahme in der Station begann er wie die meisten Patienten, die kostenlose chinesische Medizin einzunehmen. In den ersten Tagen fühlte er sich sehr schlecht. Die Chefärztin frage ihn einmal plötzlich, ob er Kontakt mit seinen Familienangehörigen aufnehmen wollte. Er sagte nein.

Herr X ahnte jetzt, dass der Tod ihm nahte. Später erfuhr er, dass sein CD4-Wert bei weniger als 20 lag (bei normalen Menschen beträgt er über 500). Die Chefärztin schrieb seinem Vater, dass die Krankheit von Herrn X sehr schlimm sei. Er selbst verlangte von der Krankenschwester mehrmals Euthanasie. Jedesmal tröstete die Krankenschwester: „Ihr Fall ist gar nicht schlimm. Wir haben viele Patienten gesehen, deren Krankheit viel schlimmer als Ihre war, und jetzt führen sie ein ordentliches Leben, und zwar wie das von normalen Menschen.“

Warmherziges Zuhause

Die Krankheit wurde immer schlimmer, der Hautausschlag dehnte sich bis auf die Hände und Füße aus. Herr X konnte nur mit Hilfe von Schlafmitteln schlafen. Aber gerade in diesem Moment trat eine Schicksalswende ein. In der Abteilung für ansteckende Krankheiten war das medizinische Personal einfühlsam und freundlich. Im gewöhnlichen Umgang zeigten sie keine Distanz zu den Patienten und trugen auch keine Handschuhe. Zu den Mahlzeiten kauften sie das Essen für die Patienten und besorgten den Patienten tägliche Gebrauchsartikel. Sie behandelten die Patienten wie ihre Familienangehörigen. Nach der Dienstvorschrift müssen die Schwestern mit den Patienten, insbesondere mit den Patienten ohne Begleitung, plaudern, wenn sie zwischendurch Zeit haben. Chefärztin Xu war sehr beschäftigt. Sie arbeitete in der Klinik und in der Station, außerdem arbeitete sie noch für die Aids-Hotline. Aber immer wenn sie in die Abteilung für ansteckende Krankheiten kam, unterhielt sie sich lange Zeit mit Herrn X und ermutigte ihn, indem sie von vielen geheilten medizinischen Fällen erzählte. 

Einmal nach einer Infusion trat weiter Blut aus, als die Krankenschwester die Injektionsnadel zurückzog. Ohne Zögern drückte sie einen Wattetupfer auf die Wunde, das Blut rötete ihre Finger. Herr X schrie: „Lassen Sie das, das ist zu gefährlich!“ Sie hielt aber seine Bewegung auf und sagte: „Ich habe keine Wunde an meinem Finger, bleiben Sie, Sie brauchen gerade Blut“.

Die Abteilung leitete außerdem eine Aktion namens „Warmherziges Zuhause“ ein. Freiwillige kamen regelmäßig zu den Patienten, um ihnen zu helfen. Medizinstudenten brachten den Patienten Nahrungsmittel, liehen ihnen Bücher über Heilungswege und feierten ihren Geburtstag. Ein Arbeiter scheute nicht den langen Weg ins Krankenhaus, um den Patienten Haare zu schneiden. Am Vorabend des Frühlingsfests kam er mit vielen Nahrungsmitteln in das Krankenzimmer von Herrn X und verbrachte mit ihm den wichtigsten Abend in einem Jahr. Unter den Freiwilligen gab es noch einen Bankangestellten. Er kam öfters zu Besuch zu Herrn X . Mit diesen Freiwilligen steht Herr X auch heute noch in Kontakt. Sie haben ihm Mut gegeben, gegen die Krankheit zu kämpfen und weiter zu leben.

Wende im Schicksal

Ende Dezember teilte ein Arzt Herrn X mit, dass die chinesische Medizin für die Behandlung nicht mehr reiche und das „Cocktail-Verfahren“ eingeleitet werden solle. Dazu hatte sein greiser Vater seine letzten Ersparnisse geschickt. Als er es seinem Sohn telefonisch mitteilte, war er innerlich zutiefst bewegt.

Als das „Cocktail-Verfahren“ angewendet wurde, war die Krankheit von Herrn X schon sehr schlimm. Er hatte hohes Fieber, aber zitterte vor Kälte. Eines Nachts war er so schwach, dass er die Rufklingel an der Wand nicht drücken konnte. Am darauffolgenden Tag installierten die Schwestern den Schalter am Kissen.

Obwohl Herr X an einer schweren köperlichen litt, änderte sich sein psychischer Zustand zum Positiven. Dies hatte große Wirkung auf die Genesung. In der Station hatte er oft  gesehen, dass die Patienten mit einer optimistischen Einstellung am ehesten gesund werden. So faßte er den Willen, optimistisch mit Aids umzugehen und weiter zu leben.

Das Cocktail-Heilverfahren zeigte bei Herrn X Wirkung. Eine oder zwei Stunden am Tag fühlte Herr X sich erleichtert und besser. In dieser kurzen Zeit versuchte er, sich an erfreuliche Sachen zu erinnern, und mit Krankenschwestern und anderen Patienten zu plaudern. Er merkte, dass sich diese Zeit allmählich ausdehnte.

Schon vor der völligen Genesung wollte Herr X ins normale Leben zurückkehren und seinen Lebensunterhalt verdienen. Er wollte mit seiner Tat anderen Aidskranken beweisen, dass sie nicht aus der Gesellschaft ausgestoßen sind.

Als das medizinische Personal das erfuhr, fragte es Herrn X, ob er finanzielle Schwierigkeiten habe. Das verneinte er. Die Oberschwester kaufte die Bahnkarte für ihn, Herr Hao vom Roten Kreuz in Beijing begleitete ihn zum Bahnhof.

Der Abschied war an einem Sonntag, die Krankenschwestern trugen das Gepäck nach unten. Es war zwei Monate her, seitdem er ins Krankenhaus gegangen war. Am Tor des Krankenhauses warteten noch Herr Hao und Chefärztin Xu. Sie hatten umsichtig die Rückfahrt organisiert. Herr Hao trug das Gepäck für ihn, die Chefärztin begleitete ihn zum Zug. Sie sagte dem Zugpersonal noch, dass es ihn besonders betreuen soll. Bei der Ankunft begleitete ihn ein Schaffner zum Ausgang und rief ein Taxi für ihn. Schwach war Herr X immer noch, aber er hatte nun einen neuen psychischen und geistigen Zustand erreicht.

Rückkehr ins gesellschaftliche Leben

Der Frühling begann ziemlich früh im Süden. Herr X wollte sich in seiner gewohnten Umgebung in das normale gesellschaftliche Leben integrieren.

Das Ergebnis der Untersuchung, die am Vortag der Entlassung aus dem Krankenhaus durchgeführt wurde, zeigte, dass der CD4-Wert nach dreimonatiger Behandlung schon 52 erreicht hatte, doch das war immer noch zu niedrig. Wenn dieser Wert mit dem früheren Ergebnis verglichen wurde, war das ermutigend. Zuhause vermied es Herr X auszugehen, um nicht infiziert zu werden. Er nahm gemäß der ärztlichen Verordnung die Medikamente ein, half dem Vater bei der Hausarbeit, las Zeitungen und Bücher, in denen über die Behandlung von Aidskranken berichtet wurde. Chefärztin Xu schrieb ihm regelmäßig, fragte nach seinem Zustand und machte ihm Vorschläge.

Nach einiger Zeit ging es Herrn X wesentlich besser, er hatte Appetit beim Essen, nahm zu und die roten Flecken am Körper begannen zu verschwinden. Er bereitete sich darauf vor, seine Arbeit aufzunehmen. Durch Vermittlung eines Freundes fand er eine reguläre Arbeit mit einem recht guten Einkommen. Jeden Morgen fuhr er eine halbe Stunde zur Arbeit. Durch den Stress der Arbeit fühlte er sich manchmal völlig erschöpft. Nach einem Monat musste er die Arbeit wieder aufgeben. Er war noch nicht in der Lage, eine reguläre Arbeit durchzustehen.

Während der Arbeit begegnete er gelassen dem Klatsch über Aids. Dabei fühlte er sich überhaupt nicht beleidigt. Gerade durch den Aufenthalt im Youan-Krankenhaus war er nicht nur physisch, sondern auch psychisch gestärkt.

Hilfe für Aidskranke

Herr X besuchte oft eine Internet-Bar in der Nähe seiner Wohnung. Dort konnte er viele Informationen über Aids finden, wobei er feststellte, dass auf manchen Websites völlig angsterfüllt von Aids geprochen wird. Zur gleichen Zeit dachte er an die anderen leidenden und verzweifelten Aids-Kranken, die nicht von dem „Warmherzigen Zuhause“ im Beijinger You‘an-Krankenhaus wussten. Er wollte dieses „Warmherzige Zuhause“ nach seinen Möglichkeiten ausdehnen. Deshalb beantragte Herr X ein Forum im Internet, mit dem Namen „Kommunikation mit Aidskranken“. Sehr schnell hat er Kontakt mit anderen Aidskranken aufgenommen, sie tauschten Erfahrungen über Arzneimittel aus und erzählten sich ihren Kummer.

Mitte Juli erfuhr Herr X aus seinem Untersuchungsergebnis, dass bei ihm der CD4-Wert bereits auf 104 angestiegen war, obwohl das Verhältnis von T-Zellen noch unausgeglichen war. Das signalisierte, dass sich seine Genesung auf einem guten Weg befand. Die Ärzte hatten gesagt, dass es nicht leicht sein musste, das CD4 von gerade über zehn bis auf 100 ansteigen zu lassen. Dieses Ergebnis gab Herrn X großes Selbsvertrauen.

Neben der Kommunikation im Internet schrieb Herr X anderen Aidskranken und telefonierte oft mit ihnen. Da Herr X das Forum im Internet führte, wurde er von den anderen Aidskranken sehr geschätzt. Aidskranke und auch Leute, die Verdacht hegten, an Aids erkrank zu sein, wollten ihm ihre Geheimnisse und ihren Kummer verraten. Sie hatten große Angst vor der Ansteckung, aber keine Angst, mit ihm in Berührung zu kommen. Sie wollten nur unter seiner Begleitung zur ärztlichen Untersuchung gehen.

Zu Herrn X kamen auch Leute aus großer Entfernung. Einmal kam ein gut gekleideter Herr aus Tianjin zu ihm. Er sah wie ein gebildeter Intellektueller aus und hatte größte Angst vor Aidskranken. Nach der Blutentnahme wagte er nicht, das Ergebnis zu sehen. Herr X holte dann für ihn das Ergebnis ab, das negativ war. Dennoch konnte er seine Bedenken immer noch nicht zerstreuen. Er wohnte in einem Hotel unweit der Wohnung von Herrn X. Sie tranken oft Tee zusammen. Einmal fragte ihn Herr X: „Haben Sie keine Angst vor mir?“ Er erwiderte: „Das macht nichts. Wir trinken nur Tee zusammen.“

Herr X hat festgestellt, dass diejenigen, die unbedingt unter seiner Begleitung zur Untersuchung gingen, zumeist keine Aidskranken waren. Sie hatten nur viel zu große Angst vor Aids.

Herr X appelliert oft an die Medien, dass sie die Angst vor Aids nicht stärken sollen. Denn je größer die Angst in der Gesellschaft ist, umso kleiner ist der Lebensraum für die Aidskranken. In einer Fernsehsendung erzählten zwei Aidskranke mit Maske über ihr Leiden. Das zeigt, dass die Gesellschaft immer noch ziemlich angsterfüllt ist.

Manche Patienten, die Herr X kennt, ermahnten die Ärzte, die medizinischen Geräte noch intensiver zu desinfizieren. Der Vorschlag war wohlgemeint, Herr X war dagegen. Denn durch die konventionelle Desinfizierung können die Geräte leicht entgiftet werden. Wenn ein Aidskranker allein wohnt, ist die Ansteckungsmöglichkeit äußerst gering. Man braucht nach Ansicht von Herrn X nur etwas aufzupassen. Im Vergleich zur Leberentzündung ist die Möglichkeit der Aids-Ansteckung äußerst gering.

Herr X schlägt aufgrund seiner Lebenserfahrung vor, dass Aidskranker als ein normaler Mensch in der Gesellschaft leben soll, und dass die anderen Menschen die Aidskranken als normale Menschen betrachten sollen. Denn ein Aidskranker ist wie jeder andere, abgesehen von den Viren in seinem Körper, gegen die er jeden Tag Arznei einnimmt.

Die gesunden Menschen sollen die Aidskranken nicht mit einem anderen Blick sehen, sie sollen mit ihnen leben. 

(Der vorliegende Text beruht u.a. auf einem von Hong Sheng geschriebenen Bericht in der Zeitschrift Duzhe „Leser“, zusammengestellt von Gao Zhuan.)

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