April 2002
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Kultur und Kunst

Auf der Suche nach dem Durchbruch für den chinesischen Film
Chinesische Sprache und Schrift
Das Museum für antike chinesische Sexkultur

Auf der Suche nach dem Durchbruch für den chinesischen Film

Von Zhou Quan

Ende 2001 rieb sich die chinesische Filmwelt angesichts des Kassenerfolgs von Big Shot’s Funeral die Augen – der Film hatte 37 Mio. Yuan eingespielt. Produziert wurde der Film von Columbia (Asia) Co., Ltd., und Regie führte der gefeierte chinesische Regisseur Feng Xiaogang. Er handelt von einigen Chinesen, die glauben, reich werden zu können, indem sie das Begräbnis eines berühmten amerikanischen Regisseurs organisieren, der bei seinen Dreharbeiten in China verstorben ist. Der Film nimmt Chinas Kulturszene gekonnt auf den Arm. Als kommerzieller Regisseur hat Feng Xiaogang eine große Anhängerschaft, aber er wird auch für seine banalen Filme kritisiert, die manche nur als Mittel sehen, mit dem er sich bei einem breiten Publikum einschmeicheln will. Ob Feng, sein Publikum und chinesische Filmkreise die gleiche Meinung vertreten oder nicht – die Hauptfrage, die sich mit dem Erscheinen ausländischer Filme und ausländischer Investitionen stellt, ist, ob der chinesische Film überleben kann oder einem sicheren Tod geweiht ist. Einen Durchbruch für den chinesischen Film zu finden, ist ein gemeinsames Ziel geworden.

Chinesische Filme im Jahr 2001

Keine der Produktionen aus dem Jahr 2001 kann als Meisterwerk bezeichnet werden, und von den rund 100 chinesischen Filmen, die jedes Jahr produziert werden, waren nur etwa zehn Kassenerfolge. Die Southern Weekend sponserte den Medienfilmpreis 2001, der zwei Ebenen abdeckt: den Leserpreis und den Filmkritikerpreis.  Von den 14 Teilnehmern schwang Guasha Treatment bei den Lesern oben aus. Der Film verwendet den traditionellen Hollywood-Erzählstil und hat das Phänomen Kulturschock zum Thema. Er überbrückt die Unterschiede zwischen verschiedenen Kulturen und berührte die Zuschauer in Ost und West.

Den Filmkritikerpreis gewann Big Shot’s Funeral, der Feng Xiaogangs Suche nach einem Durchbruch dokumentiert. Dies ist an seinem Wandel in der Themenwahl erkennbar: Weg vom Alltagsleben kleiner Leute hin zum weitläufigen, opulenten Hintergrund der Seifenblasenwirtschaft. Obwohl Big Shot’s Funeral seinen Durchbruch einem unglaublichen Plot verdankt, musste Feng Xiaogang seine künstlerische Integrität einem Kompromiss unterwerfen und sich den Konventionen des kommerziellen Films anpassen.

2001 war Taiwan auf der Suche nach einem Durchbruch mit den selben Problemen konfrontiert. Es war jedoch schön zu sehen, dass bei der 38. Verleihung des Goldenen Pferds in Taiwan einige Filme teilnahmen, die auf dem Festland gedreht worden waren und das Leben der Menschen hier zeigten. Die erfreulichste Nachricht von der letztjährigen Verleihung war, dass zwei Schauspieler vom Festland, Liu Ye und Qin Hailu (Chun Hoi Lu), beide Abgänger des zentralen Theaterinstituts in Beijing, für ihre Auftritte in Lanyu bzw. Durian Durian den Preis für den besten Schauspieler und die beste Schauspielerin in Empfang nehmen konnten.

Crouching Tiger, Hidden Dragon war 2001 ohne Zweifel der erfolgreichste chinesische Film. Er etablierte eine Nische für den chinesischen Film in der internationalen Filmwelt. 

Einige neue Filme, deren Dreharbeiten 2001 anliefen und die dieses Jahr in die Kinos kommen, sind u.a. der Kostümfilm Heroes von Zhang Yimou und The Heroes of Heaven and Earth von He Ping. Xun Qiang (Looking for the Gun) von Lu Chuan, mit Jiang Wen in der Hauptrolle, ist ein vielversprechender kommerzieller Kunstfilm, und Spring in a Small City, ein Klassiker aus den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts, wurde von Tian Zhuangzhuang neu verfilmt. Chen Kaige arbeitet gerade an Being Together with You, und Li Shaohong plant eine neue Produktion mit dem Namen Baby. Bei so vielen ausgezeichneten Regisseuren kann die chinesische Filmindustrie mit Zuversicht ins Jahr 2002 blicken.

Der Einzug der Hollywoodfilme

Die Einfuhr von The Fugitive 1995 markierte die Ankunft der Hollywood-Filme in China. Laut Yang Buting, dem Vorsitzenden der Chinese Film Group Co., Ltd., wird die chinesische Filmindustrie mit Chinas Eintritt in die WTO vor große Herausforderungen gestellt. Die Schlüsselfrage ist, wie die Operationsabläufe der heimischen Filmindustrie an ein marktwirtschaftliches Umfeld angepasst werden sollen, denn früher oder später wird sie der Konkurrenz durch ausländische Kinobetreiber, modernste ausländische Filmtechnik und ausländisches Management gegenüberstehen, womöglich gar einem Brain Drain.

Mit einer Bevölkerung von 1,3 Mrd. berherbergt China ein riesiges Marktpotential, und es erstaunt deshalb nicht, dass Hollywood enge Verbindungen mit chinesischen Regierungs- und Nicht-Regierungs-Organisationen unterhält. Ende 2000 besuchte eine Delegation der chinesischen Filmindustrie, angeführt von Zhao Shi, Vizedirektorin der State Administration of Radio, Film and Television, die USA, wo ihr von 20th Century Fox ein warmer Empfang bereitet wurde. Eine andere Delegation traf sich mit Vertretern von Warner Brothers, und andere große Filmunternehmen wie MGM, Universal Pictures, Disney und Paramount Pictures bemühen sich gerade, den günstigsten Zeitpunkt für ihren Eintritt in den chinesischen Markt festzulegen.

Berücksichtigt man die Möglichkeiten, die Chinas WTO-Beitritt mit sich bringt, und die Verpflichtungen seitens der chinesischen Regierung, wird damit gerechnet, dass Hollywoods Vorstoß nach China in drei Schritten erfolgen wird. Zunächst wird in den Bau von Kinosälen investiert werden. Zur Zeit kommen auf ein Kino 9000 Amerikaner, wogegen in China das Verhältnis bei 122 000:1 liegt. Mit dem Erlass der Vorschriften zum Filmmanagement am 1. Februar 2001 wurden private Kinos erlaubt und damit das Monopol der staatlichen Kinos durchbrochen. Der zweite Schritt steht im Zusammenhang mit den gegenwärtigen Beschränkungen für ausländische Filme. Ab diesem Jahr wird die Einfuhr von ausländischen Filmen von zehn auf 20 steigen, in den kommenden drei Jahren gar auf 50. Der dritte Schritt schließlich wird der vollumfängliche Eintritt von Hollywood-Filmen in China sein.

Der Weg zum Durchbruch

Die sich anbahnende Konkurrenz durch Hollywood und die damit verbundenen Herausforderungen für den chinesischen Film werden jedoch auch Anreize zu seiner Entwicklung bringen.

Die Überreste der Planwirtschaft haben die Entwicklung des chinesischen Films in einer ganzen Reihe von Bereichen behindert, z.B. im Management, in der Verwaltung der Finanzmittel, in der Produktion oder im Vertrieb, doch Chinas WTO-Beitritt wird ihm eine Menge von Gelegenheiten bringen.

Was das Management betrifft, wird man dem Motto „Der Kunde ist König“ folgen, denn die Regisseure und Produzenten werden erst dann ein freies und durch marktwirtschaftlichen Wettbewerb gekennzeichnetes Umfeld schaffen können, wenn sie ihr Publikum genau definieren.

Die Finanzierung bildete bis anhin ebenfalls ein großes Problem für die Entwicklung der chinesischen Filmindustrie. In den letzten Jahren hat der Staat jedoch seine Politik geändert und private Investitionen gutgeheißen. Inzwischen haben die entsprechenden Behörden Sonderregelungen ausgearbeitet mit dem Ziel, die Entwicklung der einheimischen Filmindustrie zu fördern. Schätzungen gehen davon aus, dass die Einnahmen aus den Kinokassen fünf Jahre nach Chinas WTO-Beitritt im Bereich von 1 Mrd. bis 1,5 Mrd. USD liegen werden, bei einem jährlichen Wachstum von über 15 Prozent.

Am 12. November 2001 markierte die Lancierung von Chen Kaiges neuem Film Being Together with you die Gründung der Century Hero Investment Co., Ltd., welche durch den gemeinsamen Einsatz von China International Trust and Investment Corporation – dem größten Investitionsunternehmen in China – und der Chinese Film Group Co., Ltd., zustande kam. Dies ist ein Anzeichen dafür, dass dem chinesischen Film bei der Suche nach einem Durchbruch ein guter Start gelungen ist.

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