Dezember 2002
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Wirtschaft

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Die NASDAQ kommt nach Shanghai
Wirtschaft in Kürze

Die NASDAQ kommt nach Shanghai

Von Wang Zhipeng

Im Oktober 2002 gründete die NASDAQ eine Vertretung in Shanghai, zum selben Zeitpunkt, als es sich aus Japan zurückzog. Die Tragweite dieser Ereignisse ist klar.

Die Gründung der Shanghaier Vertretung der NASDAQ ist ein wichtiger Bestandteil der Ausweitung des Unternehmens nach Übersee. Als die NASDAQ Anfang 1971 ihre Tätigkeit aufnahm, war sie lediglich ein automatisiertes Börsennotierungssystem. Nach 30 Jahren des Wachstums, in denen sie Giganten wie Microsoft, Intel und Cisco hervorbrachte, nähert sie sich im Umfang der 100-jährigen New Yorker Börse. Als zum Ende des 20. Jhs. die IT-Blase platzte, musste die NASDAQ einige in ihrer Geschichte beispiellose Rückschläge hinnehmen, die ihren Punktestand von 5000 auf unter 1500 drückten. Zum Beginn einer neuen Anpassungsperiode stand die NASDAQ vor einer weiteren Herausforderung. Wegen der Rezession in den USA und dem Rest der Welt sank die Zahl der Unternehmen, die sich um einen Börsengang bemühten, dramatisch. Um ihre Errungenschaften zu festigen und ihren guten Ruf aus früheren Jahren zurückzugewinnen, begann die NASDAQ, ins Ausland zu expandieren. Ihr ursprüngliches Ziel war es, einen weltweiten Markt für E-Aktien zu schaffen und eine weltweite Börsenvereinigung einzurichten, die New York, London und Tokio verbinden würde. Doch wegen riesiger Verluste schloss die NASDAQ Japan, im Juni 2000 gegründet, bereits im Oktober 2002 ihre Tore. Beim Rückzug aus Japan bekräftigte der Vorsitzende der NASDAQ, dass sein Unternehmen durch Joint-Ventures in Europa die globale Strategie fortsetzen werde. Der Angriff auf Europa wird für 2003 erwartet. Die Gründung einer Vertretung in Shanghai und das Kooperationsabkommen, das die NASDAQ mit der Aufsichtskommission für Wertpapiere in Hong Kong geschlossen hat, machen deutlich, welche Bedeutung China in der Ausweitungsstrategie des Unternehmens zukommt.

Es gibt drei Gründe dafür, dass die NASDAQ China den Vorzug gegeben hat. Der wichtigste besteht darin, dass die chinesische Wirtschaft, im Gegensatz zur seit dem Beginn des 21. Jhs. kränkelnden Weltwirtschaft, gedeiht und in den letzten zwei Jahren ein Wachstum von 7% aufweisen konnte. Gemäß den neuesten Statistiken verzeichnete China in den ersten drei Quartalen des Jahres 2002 eine Wachstumsrate von 7,9% – weit mehr als jedes andere Land der Welt. Wegen der erklärten Absicht der USA, den irakischen Präsidenten Saddam Hussein zu stürzen, und wegen der Ausbreitung des Terrorismus ist es unwahrscheinlich, dass sich die Weltwirtschaft auf kurze Sicht erholt. In China dagegen stehen die Vorzeichen gerade umgekehrt. China ist friedlich und stabil, und die erfolgreiche Kandidatur des Landes für die Olympischen Spiele 2008 lässt erwarten, dass die chinesische Wirtschaft in den kommenden fünf bis sechs Jahren ihren Aufwärtstrend fortsetzen wird. Dies bietet ein ideales Umfeld für die Errichtung erstklassiger High-Tech-Unternehmen. In den letzten Jahren ist in China eine große Anzahl von High-Tech-Unternehmen mit einem vielversprechenden Entwicklungspotential entstanden, welche sich vorzüglich für eine Börsenzulassung eignen.

Zweitens haben an der NASDAQ zugelassene chinesische Firmen gut abgeschnitten. Nach der Notierung von Chinadotcom Corp. im Jahre 1998 folgten innerhalb kürzester Zeit weitere Unternehmen, darunter Sina, Sohu und Asiainfo.com. Es war nicht einfach für diese Unternehmen, neben dem Zusammenbruch so mancher anderer Dot.coms zu bestehen, und ihr verbesserter Leistungsausweis konnte das Vertrauen der Investoren erfolgreich bewahren. Dies wiederum steigerte das Ansehen chinesischer Unternehmen im allgemeinen und zog die Aufmerksamkeit der NASDAQ auf sich.

Drittens schließlich ist die Eröffnung einer Zweitbörse in China nur wenige Schritte entfernt. Der Zweitmarkt in Hong Kong – der Hong Kong Exchange Growth Enterprise Market – zieht eine wachsende Anzahl von Unternehmen aus dem chinesischen Hinterland an. Es gibt auch Firmen, die reif sind für eine weltweite Börsennotierung. Die NASDAQ hat ihr Auge auf die Crème dieser Unternehmen geworfen.

Zur Zeit steht die NASDAQ-Vertretung erst in der Vorbereitungsphase. Um die Notierung chinesischer Firmen an ausländischen Börsen zu erweitern, bietet sie High-Tech-Unternehmen auf dem chinesischen Festland Beratungsdienste an. Diese umfassen die Vorbereitung für eine Zulassung an der NASDAQ – eine Arbeit, die Anwälte, Buchhalter und Investment-Banken beschäftigt – sowie Anträge an die chinesische und die US-amerikanische Börsenaufsicht. Bis dato wurden mehrere chinesische Unternehmen nach der Beratung durch das Büro in Shanghai an der NASDAQ zugelassen. Das Büro bietet auch die kostenlose Ausbildung von Personal für die chinesische Börsenaufsicht und die Shanghaier Börse an.

Die flexiblen Mechanismen der NASDAQ und ihr großes Potential werden ihren Erfolg in Shanghai garantieren. Durch ihre Vertretung in Shanghai bietet sich chinesischen Unternehmen die Gelegenheit, ihr Ziel einer Börsennotierung in Übersee zu verwirklichen, was ihre Entwicklung weiter fördern wird, während sie gleichzeitig ihre Struktur internationalen Standards angleichen können.

Wang Zhipeng ist Doktorand am Seminar für Wirtschaftsmanagement der Tsinghua-Universität.

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