Ich
erinnere mich noch an einen Wintertag im Jahre 1924, an dem
Sie und Dr. Sun Yat-sen auf der Reise nach Norden durch Tianjin
kamen. Vom Hauptdeck des Dampfers haben Sie an Sie begrüßenden
Massen, unter denen auch ich war, zugewinkt. Ich sah Dr. Sun
Yat-sen, den großen unentwegten Vorkämpfer um die
nationale Unabhängigkeit, Freiheit und Demokratie. Entschlossen
und gelassen stand er da; obwohl er gealtert und krank aussah,
winkte er mit seiner Mütze den Massen herzlich zu. An seiner
rechten Seite standen Sie, schlank, jung, schön, würdevoll,
ruhig und beseelt vom festen Glauben an die Revolution. Ihre
Verkörperung einer jungen revolutionären Kämpferin
machte auf mich einen so tiefen Eindruck, dass die Erinnerung
daran bis heute frisch wie am ersten Tag blieb.
1925, als Dr. Sun Yat-sen in Beijing gestorben
war, sah ich Sie beim Begräbnis. Sie, schwarz gekleidet
und mit einem schwarzen Schleier vor dem Gesicht, weinten nicht.
Auch im tiefen Leid zeigten Sie immer Kraft und Festigkeit.
Schon in ihrer Jugendzeit setzten Sie sich
für die Revolution ein. Trotz der Opposition Ihrer Familie
waren Sie zur Eheschließung mit Dr. Sun Yat-sen unbeirrbar
entschlossen. Ungeachtet der Feindseligkeiten und Drohungen,
denen Sie von der verfallenden Kuomintang jahrelang ausgesetzt
waren, führten Sie im alten, halbfreudalen und halbkolonialen
China in der vordersten Reihe einen unentwegten Kampf. Sie sind
reiner noch als die dem Sumpfboden entsprießende Lotosblume
und standhafter als die Zypresse. Sie sind eine wahre Heldin
des Volkes und der Frauen und eine große revolutionäre
Kämpferin. Sie sind es wert, dass Genosse Zhou Enlai Sie
als wunderbaren Schatz des Landes bezeichnete.
(aus: Meine Hochachtung vor Genossin
Sung Tjing-ling von Deng Yingchao, Sonderbeilage in memoriam
Sung Tjing-ling 1981)
Am 28. Juli 1976 wurde in 23 Sekunden eine
große Industriestadt mit 1,1 Millionen Einwohnern völlig
zerstört. Tangshan lässt sich als Industriezentrum
in das Jahr 1878 zurückdatieren. Das große Erdbeben
zerstörte die Arbeit eines Jahrhunderts. Von den Grubenzugängen,
den Brücken, Fabriken, Verwaltungsgebäuden, Hospitälern,
Schulen, Wohnungen u.a. bleiben nur wenige erhalten. Die meisten
konnten für keinerlei Zwecke verwendet werden.
Sofort wurde das Rettungswerk in Angriff genommen
und war von erstaunlich raschem Effekt. Die folgenden Nachbeben
trugen zur weiteren Verwüstung bei. Der Vorsitzende Ma
Zedong sandte eine Inspektionsgruppe nach Tangshan, unter der
Leitung des stellvertretenden Ministerpräsidenten Hua Guofeng
(zur Zeit Vorsitzender des ZK der KP Chinas). Die Volksbefreiungsarmee
wurde mobilisiert. Die Luftwaffe warf Nahrungsmittel und Kleidungsstücke
über dem betroffenen Gebiet ab. Die Armee schleppte Wasser
heran, befreite Überlebende aus den Ruinen, begann Verwundete
und Waisen zu evakuieren und baute vorläufige Unterkünfte.
Ungefähr 40 000 Ärzte und Krankenschwestern wurden
sofort in die Stadt gebracht, und es ist ihrer Sachkenntnis
und ihrem Organisationsgeschick zu verdanken, dass nach einem
Erdbeben von solch einem Ausmaß keine Epidemien ausgebrochen
sind.
(aus: Wiedergeburt von Tangshan nach
dem schlimmsten Erdbeben unserer Zeit von Israel Epstein,
Nr. 10 Oktober 1980)
Am
26. Juli 1978 veröffentlichte die Tageszeitung Peking Daily
einen Bericht unter dem Titel Zwei Menschen mit den gleichen
Idealen. Er beschrieb die wahre Geschichte der beiden
Fabrikarbeiter Chang Li-han und Wang Cheng-kuang. Die Leser
in und außerhalb Pekings reagierten sofort darauf.
Die Mitglieder der Kommunistischen Jugendliga
in der Elektrogerätefabrik Peking interviewten Chang Li-han,
um von ihr mehr über ihre Geschichte zu erfahren.
Die im letzten Herbst herausgekommene Kurzgeschichte
von Liu Hsin-wu Der Standpunkt der Liebe, veröffentlicht
in der monatlich erscheinenden Literaturzeitschrift Oktober,
hatte noch stärkere Reaktionen hervorgerufen.
Junge Männer und Frauen aus allen Teilen
des Landes schrieben Leserbriefe an Zeitungen, Zeitschriften
und Autoren mit ihren Gedanken über die Fragen, die Chang
Li-Hans Geschichte und Liu Hsin-wus Artikel aufgeworfen hatten.
Liu Shu-Min vom Peking Post- und Telegrafenamt
schrieb: In den Geschichten, die ich in meiner Kindheit
las, kam zwar auch Liebe vor, aber ich habe nicht viel verstanden.
Ich hatte aber das Gefühl, dass sie etwas Edles ist und
glücklich macht. Später jedoch sagte man mir, dass
Liebe etwas vulgäres sei. Man sollte sich niemals verlieben.
Chang Li-Hans Geschichte zeigte mir, was wahre Liebe ist.
Chang Chieh-Fang, ein Soldat aus dem südlichen
Teil der Provinz Gansu: Die Geschichte von Chang Li-Han
und Wang Cheng-Kuang lehrt uns, dass Liebe in keiner Weise junge
Menschen vom Arbeiten abhält, sie hilft ihnen sogar, reif
und erwachsen zu werden. Wie schon der große russische
Dichter Maxim Gorki einst schrieb: Ohne Liebe gibt es kein Glück.
Wahre Liebe veredelt die Seele und lässt die Menschen besser
leben und arbeiten.
In letzter Zeit sind zahlreiche Geschichten
und Stücke über die Liebe in chinesischen Zeitungen,
Magazinen, im Radio und Fernsehen erschienen. Sie haben besonders
bei jungen Leuten einen großen Anklang gefunden. Diese
fordern eine Fortsetzung, um der Liebe in den Köpfen und
dem Leben der Menschen den ihr gebührenden Platz wiederzugeben.
(aus: Frühlingserwachen
von Chinesen von You Yu-Wen, Nr. 1 Januar 1979)