Das
Beispiel Nordguangdong: Wie man reiche Ressourcen in wirtschaftliche
Stärke umwandelt

Die Provinz Guangdong fällt topographisch
gesehen von Norden nach Süden hin ab. Im nördlichen Guangdong
schlängelt sich das Nanling-Gebirge wie ein großer Drache
und bildet die Wasserscheide zwischen dem Gewässersystem des
Yangtse und dem Gewässersystem des Perl-Flusses. Der Shikengkong
an der Grenze zur Provinz Hunan ist mit einer Höhe von 1902
m der höchste Gipfel in Guangdong.
Die vier Städte Meizhou, Heyuan, Shaoguan
und Qingyuan, die auf der Ebene des Bezirks stehen, wurden in der
Vergangenheit in ihrer wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklung
durch die natürlichen Berggrenzen behindert und blieben hinter dem
Delta des Perl-Flusses zurück.
Heute ist diese Bergregion eine aufblühende Gegend
mit Obst- und Gemüsegärten, Wäldern, Teeplantagen und
grünem Bambus – und einer großen Zukunft.
Meizhou
Die
Stadt Meizhou liegt in der Grenzregion der Provinzen Fujian, Guangdong
und Jiangxi. Über 80% der Bevölkerung lebt in ländlich
geprägten Gebieten. Karge Hügel und eine besorgniserregende
Bodenerosion machten sie früher zu einer der ärmsten Regionen
in Guangdong.
Seit 1985 führt man ein groß angelegtes
Aufforstungs- und Saatgut-Programm durch. Schon nach kurzer Zeit
verwandelten sich die einst kargen Hänge in grüne Hügel und
überall entstanden Produktionsbasen für verschiedene Obst- und Teesorten.
Heute werden auf 80 700 ha über 58 300 Tonnen Obst und auf 13 500
ha über 8 400 Tonnen Tee geerntet.
Die Yannanfei-Teeplantage am Fuß des Yima-Berges
im Kreis Meixian bietet einen malerischen Anblick. Mit einer Investition
von 120 Millionen Yuan hat hier die Baolihua-Gruppe auf mehr als
130 ha Dancong-Tee (ein Qualitäts-Oolong-Tee), Litchi und Longan
angepflanzt. Die hochmoderne Tee-Verarbeitungsanlage produziert
jährlich 50 000 kg Tee. Im letzen Jahr wurde eine Fertigungsstraße
für Beuteltee in Betrieb genommen. Das Gebiet wurde zu einem Vorzeigeobjekt
für eine landwirtschaftliche Produktionsweise, die hoher Qualität,
hoher Effizienz und hohem Ertrag verpflichtet ist.
Heute gibt es über 140 führende Landwirtschaftsunternehmen
in Meizhou, die mehr als 200 000 Familien helfen, mit wissenschaftlichen
Methoden neue landwirtschaftliche Produkte zu entwickeln. Der Erfolg
kann sich sehen lassen: Im Jahr 2000 betrug der landwirtschaftliche
Gesamtproduktionswert 8,63 Milliarden Yuan. Das jährliche Pro-Kopf-Einkommen
stieg in den letzten fünf Jahren um 40% auf nunmehr 3 539 Yuan.
Heyuan
Eine grüne und intakte Umwelt - das ist der erste
Eindruck, den Besucher haben, wenn sie nach Heyuan kommen.
Der
Wanlu-Stausee ist der größte künstliche See in Südchina.
Auf einer Fläche von 370 qkm liegen 360 Inseln – ein malerischer
Anblick, vergleichbar mit dem berühmten Westsee in Hangzhou.
Das Gui-Gebirge am Ufer des Wanlu-Sees ist eine
der drei grünen Oasen in China auf dem Wendekreis des Krebses und
das größte immergrüne Urwaldgebiet in Guangdong. Er bietet
dem Auge einen großartigen Anblick und den Lungen reine, frische
Luft.
Der Wanlu-See und das Gui-Gebirge bilden zusammen
eine malerische Landschaft, die seit 1995 unter Naturschutz steht.
Umweltschutz wird groß geschrieben. Überall gibt es Hinweisschilder,
die Natur zu schützen und alle Reiseführer durch dieses Gebiet tragen
Plastikbeutel auf dem Rücken, in denen sie von Touristen weggeworfenen
Müll sammeln – in der Hoffnung, dass ihr gutes Beispiel dazu beträgt,
die Besucher zu überzeugen, der Natur mehr Respekt entgegenzubringen.
Auch die Stadtregierung geht mit gutem Beispiel
voran: Sie lehnte 1993 das finanziell sehr lukrative Angebot eines
japanischen Investors zur Errichtung einer Papiermühle ab, da sie
schwere Umweltschädigungen befürchtete und um die gute Wasserqualität
des Dongjiang-Flusses besorgt war.
Verschiedene Umweltmaßnahmen haben dazu
beigetragen, dass die Wasserqualität des Wanlu-Sees das Gütesiegel
A für Oberflächengewässer erhielt, das Guishan-Landschaftsgebiet
als erster chinesischer Nationalpark die ISO 14001-Norm erfüllte
und die Stadt Heyuan zu jenen 13 chinesischen Städten mit der
besten Luftqualität gehört.
Die Anstrengungen machten sich bezahlt. Die Anzahl
der Touristen hat sich von 1995 bis 1999 fast verdreifacht und die
Einnahmen aus dem Tourismus sind im gleichen Zeitraum von 172 Millionen
Yuan auf 608 Millionen Yuan gestiegen.
Shaoguan
Die Stadt Shaoguan ist das industrielle, landwirtschaftliche
und touristische Zentrum in Nordguangdong.
Hinsichtlich
ihrer gesamtwirtschaftlichen Stärke gehört sie zu den
Top 50 der chinesischen Städte. Diese Stellung verdankt sie
ihrem starken industriellen Potential, das hauptsächlich aus
Betrieben der Eisen- und Stahlverarbeitung, der Kohleförderung,
der Elektrizitätswirtschaft, des Maschinenbaus sowie der Elektronik-,
Textil- und Chemieindustrie besteht.
Shaoguan ist zudem immer eine Drehscheibe des
Straßen- und Schiffsverkehrs zwischen dem nördlichen
China, dem Yangtse-Einzugsgebiet und dem südlichen China gewesen.
Heute führen alle wichtigen Verkehrverbindungen von Nord- nach Südchina
durch Shaoguan, so z. B. die Eisenbahnstrecke Beijing-Guangzhou,
die im Bau befindliche Beijing-Zhuhai-Autobahn und die Nationalstraßen
106 und 323.
Die erfolgreiche Entwicklung der Landwirtschaft
ist ein weiterer Aspekt in dieser facettenreichen Stadt. Geröstete
Tabakblätter, Reis, Bambusprodukte, getrocknete und gesalzene
Ente, Tee und Süßkartoffeln haben auf dem in- und ausländischen
Markt einen guten Ruf.
Shaoguans lange Geschichte und komplexe geologische
Struktur haben eine Vielzahl historischer und natürlicher Sehenswürdigkeiten
hinterlassen. Die Bekannteste ist das Danxia-Gebirge mit seinen
steilen Felswänden, Gipfeln und Säulen. Im Südosten Shaoguans
liegt der alte Nanhua-Tempel, der als Urheimat des chinesischen
Zen-Buddhismus gilt.
Shaoguans vielfältige Tourismuslandschaft
hat die Stadt zu einem vielbesuchten Anziehungspunkt in Guangdong
gemacht. Im Jahr 2000 zählte man 3,06 Millionen Besucher, die
der Stadt 1,2 Milliarden Yuan einbrachten.
Qingyuan
Noch
vor 10 Jahren war Qingyuan, am Perl-Fluss nahe Guangzhou gelegen,
ein zurückgebliebenes und armes Kalkstein-Gebirgsgebiet.
In den neunziger Jahren investierte die Stadtregierung
dann viel Geld und Arbeitskraft in eine Umsiedlungsaktion von 100
000 Menschen, die 1997 abgeschlossen war und die Armut aus dieser
Region verbannte.
Die Stadtregierung plant weiterhin, Qingyuan dank
seiner günstigen geographischen Lage, bequemer Verkehrsmöglichkeiten
und der schönen Landschaft zu einem Erholungsgebiet für die
Bewohner von Guangzhou und des Deltas des Perl-Flusses werden
zu lassen.
In Sankeng liegt ein Urlaubs- und Erholungsgebiet,
das sich auf eine mineralische Heilquelle gründet. Die Hongkong
New World Group hat hier eine offene Gartenlandschaft gestaltet,
die an ein Gebiet mit heißen Quellen erinnert. Auf der 48
000 qm großen Anlage befinden sich mehr als 60 offene oder
halboffene Mineralbäder verschiedener Form und Temperatur,
umrahmt von grünem Laubwerk und bunten Blumen.
Zudem gibt es Hotels sowie Sport- und Freizeitmöglichkeiten
für den erholungsbedürftigen oder aktiven Gast. Die modernen Einrichtungen
und der erstklassige Service haben Qingyuan zu einer berühmten Touristenattraktion
werden lassen. Im Jahr 2000 hat das Mineralquellen-Urlaubsgebiet
mehr als 100 Millionen Yuan erwirtschaftet und der Erfolg kann noch
gesteigert werden, wenn es gelingt, die Gegend zu einem Erholungsgebiet
für die Menschen des Deltas des Perl-Flusses zu machen.
|