Das
Wasserfest – nach Herzenslust nass
Von
Shen Xiaoning

Xishuangbanna, die
autonome Präfektur der Dai-Nationalität in der südwestlichen
Provinz Yunnan, ist bekannt für den Pfauentanz, für die wilden
Elephanten, die Urwälder, und nicht zuletzt für das Wasserfest,
das größte Fest des Jahres.
Nach
dem Mondkalender fällt das Wasserfest auf den 22. Tag des
dritten Monats, und schon einige Tage davor fiebert ganz Xishuangbanna
dem Drachenbootrennen und dem Jahrmarkt entgegen, die beide
den Auftakt des Wasserfestes bilden.
Austragungsort des
Drachenbootrennens ist der Fluss Lancang, der durch Jinghong,
die Hauptstadt der autonomen Präfektur Xishuangbanna, fließt.
Hierher kommen Mannschaften von Wettkämpfern aus über zehn
Orten aus der ganzen Präfektur, um auf langen, schmalen
Drachenbooten, das jedes ca. 20 Personen Platz bietet, auf dem
Lancang um die Wette zu rudern.
Nach
etwa zwei Stunden erbitterten Ruderns erklimmen die Sieger des
Rennens die Tribüne und nehmen die Preise in Empfang, während
sie eine Elephantenfußtrommel schlagen (eine Trommel,
die an der Taille getragen wird und die Form einer Sanduhr hat,
die einem Elephantenfuß ähnelt) und tanzen. Nachdem
sie duftenden Maisschnaps aus einem Bambusrohr getrunken haben,
schwingen sie zu stürmischem Applaus ihre Trophäen, die
aus Bambusstreifen gewoben und mit bunten Schleifen verziert
sind.
Zur
selben Zeit wird der Freiluftmarkt der Dai entlang des Lancang
abgehalten. Hier kann man alle Arten von Waren, mannigfaltige
Imbissbuden, sowie schöne Dai-Damen in Futteralkleidern
mit Blumen im Haar und bunten Schirmen sehen. All dies mischt
sich zu einem pulsierenden, lebhaften und unwiderstehlichen
Schauspiel.
Religion
der Dai ist das buddhistische Hinayana, oder „Kleines Fahrzeug“,
und so ist es Sitte, dass die Dai-Jungen, bevor sie das Erwachsenenalter
erreichen, während einiger Zeit als Mönche dienen.
Für sie ist der Tempel nicht nur der Ort der Ausübung ihres
buddhistischen Glaubens, sondern auch ein Ort, an dem sie eine
Ausbildung in traditioneller Dai-Folklore und Sprache usw. erhalten.
Daher sind die jungen Mönche ein gewohnter Anblick im Gedränge
der Straßen, wenn sie, in orangenfarbene kasayas
gekleidet, um Waren feilschen, mit schönen Dai-Mädchen
plaudern und an allen möglichen Aktivitäten teilnehmen,
und so zur Faszination des ganzen Schauspiels beitragen.
Beim Wasserfest selbst
wird denen, die mit den örtlichen Gepflogenheiten nicht
vertraut sind, gesagt, dass man jeden mit Wasser bespritzen
darf, mit Ausnahme von älteren Leuten, kleinen Kindern
und Polizisten im Dienst. In Jinghongs Manting-Park steht eine
Statue des ehemaligen Premiers Zhou Enlai in einer Jacke in
Dai-Stil, in der Linken einen Krug voll Wasser – das Sinnbild
für Glück und Wohlergehen –, in der Rechten eine Rute, mit der
er das Wasser verspritzt. Im Gegensatz zu Premier Zhous eleganter
Haltung ist die Art der örtlichen Menschen impulsiv und
hemmungslos vergnügt.
Am Morgen des Festes
versammeln sich die Leute am Straßenrand, mit Eimern und
Wasserschüsseln ausgerüstet, und beschütten sich gegenseitig
mit Wasser, ob sie sich nun kennen oder nicht, und alle Bedenken
werden in dieser Orgie von Lachen, Laufen und Spritzen vergessen.
Eines
der Merkmale des Festes ist die Floßparade, bei der Mädchen
und Jungen, auf Floßen sitzend, die Menge mit Wasser bespritzen
und dabei selbst durch und durch nass werden. Es gibt auch einen
Umzug von drei bis fünf Elephanten, die, mit Girlanden geschmückt,
Rattan-Sitze auf dem Rücken tragen, auf denen schöne, lächelnde
Mädchen sitzen und in die Menge winken. Innerhalb kürzester
Zeit sind sowohl die Elephanten wie die Mädchen durchnässt,
aber die Mädchen lächeln glücklich wie immer, und
die Elephanten schwenken entzückt ihre Rüssel. Die Dai-Männer
schlagen im Tanz- und Gesangsumzug die Elephantenfußtrommel
und tanzen im Rhythmus dazu, während die Dai-Frauen die
Menge mit Wasser bespritzen. Auch in grünen Hosen und weißen
Westen gekleidete Soldaten, die weiße Schüsseln tragen,
sind deutlich in der Menge der Schaulustigen auszumachen, und
sie haben sichtlich Freude daran, ein Teil der Festivitäten
zu sein.
Nach einem ganzen
Vormittag des Karnevalsspaßes gehen die Menschen nach
Hause, um sich auszuruhen, und vom Wasserfest bleiben auf den
Straßen nur Pfützen zurück, und Bächlein, die von
den Baumwipfeln herunterrinnen.