In
Changsha lässt es sich leben
Von
Yi Da

Changsha, Hauptstadt der Provinz Hunan,
war in den 60er und 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts eine
heilige Stätte für Revolutionäre, weil der Vorsitzende
Mao Zedong der Provinz Hunan entstammte, und auch weil er
an der Hunan Pädagogischen Schule Nr. 1 in Changsha studiert
hatte. Aus diesem Grund ist Changsha landesweit bekannt geworden.
Changsha
liegt am Ufer des Xiangjiang, einem großen Nebenfluss
des Yangtse, im Nordosten der Provinz Hunan. Sie blickt auf
eine dreitausendjährige Geschichte zurück. Viele historische
Kulturgegenstände wie die Han-Gräber in Mawangdui
und die Bambustäfelchen aus den Streitenden Reichen kamen
bei Ausgrabungen ans Licht.
Changsha
ist eine bekannte Kulturstadt. Die Yuelu-Akademie war die
Stätte für die Ausbildung hochqualifizierten Personals
im alten China, deren Lehrmethoden einen sehr wichtigen Einfluss
auf die wissenschaftliche Forschung in China ausgeübt haben.
Seit alters her ist das Bildungswesen in Changsha hoch entwickelt.
Beispielsweise erhielten die Frauen in Changsha eine bessere
Ausbildung als die in anderen Gebieten Chinas. Heute kann
die Stadt Changsha ihre Stellung als Bildungszentrum weiter
ausbauen. Hier arbeiten einige Dutzend Mitglieder der Chinesischen
Akademie der Wissenschaften, unter ihnen ist Professor Yuan
Longping weltweit bekannt. Seine Forschungsergebnisse auf
dem Gebiet der Wasserreiszucht sind sehr nützlich für die
Lösung der Nahrungsfrage der Chinesen.
Interessant
ist es, dass Changsha, wo das Bildungswesen hoch entwickelt
ist, eher einen dörflichen Charakter hat. Denn viele
Einwohner stammen vom Land und sind an das Leben in der Stadt
noch nicht gewöhnt. Sie fahren über rote Ampeln, trampeln
über die Grünanlagen und spucken überall hin. Außerdem
kleiden sie sich geschmacklos. Aber sie sind großmütig
und gastfreundlich. Im Fernsehen wurde einmal eine Livesendung
ausgestrahlt: Einige ausländische Studenten gehen ins
Restaurant und wollen dort eine Mahlzeit haben. Aber sie haben
keine Ahnung, was sie nehmen sollen. Sie bitten einen Gast
um einen Vorschlag. Überraschend lädt dieser alle
zum Essen ein!
Die
Changshaer legen großen Wert auf das Essen. Jede Familie
kann gut kochen. Zur Essenszeit duftet es in den Wohnvierteln
wunderbar. Wenn möglich, sollte man eine Familie in Changsha
besuchen und dort die Hausmannskost probieren. Sie ist bestimmt
leckerer als das Essen im Restaurant.
Verkehrsstockungen gibt es in Changsha nicht
nur in Verkehrsspitzenzeiten wie zum Beispiel wenn man frühmorgens
zum Dienst geht oder nach Feierabend, sondern auch mitten
in der Nacht. Der Grund liegt darin, dass viele Changshaer
das Nachtleben genießen. Sie gehen zur Gesangs- und
Tanzhalle oder nehmen ein zweites Abendessen ein. Anders als
in den anderen Städten Südchinas ist der nächtliche
Imbiss in Changsha eine vollwertige Mahlzeit, bei der Fisch,
Fleisch oder Ente auf den Teller kommen. Und auch die Stätten,
wo man sich die Füsse waschen lassen kann, sind in Changsha
viel besucht. Nach der traditionellen chinesischen Medizin
haben die plantaren Akupunkturpunkte enge Beziehungen mit
den wichtigen Organen des Körpers. Berührt man oft mit
der Hand diese Punkte, hat dies einen günstigen Einfluss auf
die Gesundheit.
Changsha, eine dörfliche Stadt, zieht
heute immer mehr Touristen an.
Tips für einen Aufenthalt in Changsha
Der
Yuelushan-Hügel Der
Yuelushan-Hügel am Westufer des Xiangjiang ist landschaftlich
sehr reizvoll. Seine Hänge sind mit kunsthistorisch interessanten
Monumenten übersät.
Die 976 gegründete Yuelu-Akademie (Yuelu
Shuyuan) befindet sich am östlichen Fuß des Hügels
und wird als die älteste Akademie in der Welt bezeichnet.
Sie umfasst Pavillons, Hallen und Gärten. Alle Gedenktafeln
und Spruchpaare in der Akademie stammen von Persönlichkeiten
und sind deshalb sehr wertvoll. Die Landschaft hier ist wunderschön,
wobei besonders sehenswert die acht Sehenswürdigkeiten sind,
die im Jahre 1782 gebaut wurden.
Orangeninsel
(Juzi Zhou) Die Orangeninsel ist ein langer
und schmaler Sandstreifen inmitten des Xiangjiang. Das Südende
der Insel wurde in einen öffentlichen Park verwandelt.
Als der Vorsitzende Mao Zedong in Changsha studierte, besuchte
er oft die Orangeninsel. Hier hat er das bekannte Gedicht
"Qinyuanchun - Changsha" geschrieben. In der Nähe
der Insel gibt es viele Restaurants, wo man die Spezialitäten
von Changsha probieren kann.
Tianxin
Ge (Pavillon des Himmelherzens) Der Pavillon
des Himmelherzens, in dessen Umgebung ein öffentlicher
Park angelegt wurde, ist das Wahrzeichen der Stadt Changsha.
Seine Entstehungszeit ist ungewiss, jedoch mindestens vor
dem Ende der Ming-Zeit (1368-1644). Von der Spitze des Pavillons
hat man einen besonders guten Blick über die Stadt Changsha.
Han-Gräber in Mawangdui
Die drei Han-Gräber gehörten einer adeligen Familie,
bestehend aus Vater, Mutter und Sohn, die zu Beginn der Westlichen
Han-Dynastie (206 v. Chr. bis 24 n. Chr.) gelebt hatte. Die
erste Grabstätte, die bei Ausgrabungen am 16. Januar
1972 ans Licht kam, ist 16 m tief, barg eine vollkommen erhaltene
Mumie und reiche Grabbeigaben wie Lackgegenstände, Seidentücher
sowie Inschriften und Malereien auf Seide. Darunter war ein
weißes Kleidungsstück aus Gaze besonders wertvoll. Es
war 1,6 m lang und hatte ein Gewicht von nur 49 g. Die Inschriften
auf Seide, die in der dritten Grabstätte entdeckt wurden,
waren die astronomischen Werke "Fünf-Sterne-Deutung"
und "Bedeutung der Astronomie und Wettererscheinungen"
sowie die medizinischen Werke "Rezepte gegen 52 Krankheiten"
und "Pulsmethoden".
Im Provinzmuseum in der Dongfeng-Straße
Nr. 3 in Changsha sind die Mumie einer adeligen Frau und die
Grabbeigaben aus der Han-Dynastie zu sehen.