März 2002
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Kultur und Kunst

Aus Schnurringen bestehende Schlingen als chinesisches Glückssymbol
Zhang Qian, ein Pionier der Seidenstrasse

 

Der Pionier der Seidenstrasse

Vor über 2100 Jahren, während der Westlichen Han-Dynastie (260 v. Chr. - 24 n. Chr.), wurde ein Beamter namens Zhang Qian vom kaiserlichen Hof beauftragt, mit einer Gruppe von 100 Menschen eine diplomatische Mission in die "Westlichen Regionen" zu unternehmen: nach Xinjiang und in Teile Zentralasiens. Die Expeditionen führte zur Eröffnung der alten Seidenstraße, einer Handelsroute, die von Chinas Zentralen Ebenen über Zentralasien bis zum Nahen Osten führte. Von dort aus wurden chinesische Waren, insbesondere die begehrte Seide, per Schiff nach Europa transportiert.

Zhang war während der Regierungszeit des Kaisers Wu Di (140 - 87 v. Chr.), als die westliche Han-Dynastie auf ihrem Höhepunkt stand, Bediensteter am kaiserlichen Hof. Obwohl er nur ein Beamter relativ niedrigen Ranges war, schätzte der Kaiser seine Fähigkeiten und wählte ihn für diese diplomatische Mission aus.

"Westliche Regionen ", das war die alte Bezeichnung für jede Gebiete, die westlich von China lagen. Im engeren Sinne bezog sie sich hauptsächlich auf das Gebiet Xinjiang auf den beiden Seiten des Tianshan-Gebirges, während sie im weiteren Sinne ein viel größeres Gebiet westlich des Yumen-Passes in der heutigen Provinz Gansu umfasste, einschließlich Zentralasiens, des Nahen Ostens und mancher Teile Europas. Die hohen Bergeketten und die unendliche Wüste in Zentralasien erschwerten den Transport und die Kommunikationen zwischen den Zentralen Ebenen Chinas und den westlichen Regionen. Hinzu kam das kriegerische Verhalten der Hunnen, einem alten Nomadenvolk, das zu Anfang der Han-Zeit die Zentralen Ebenen überfallen und den Hexi-Korridor, der in die Westlichen Regionen führte, unter Kontrolle gebracht hatte. Die Hunnen stellten für die Han-Zeit eine große Bedrohung dar.

Kaiser Wu Di hatte Zhang Qians Gruppe nicht mit dem Auftrag nach Westen geschickt, eine Handelsroute zu errichten, sondern um die Unterstützung von Darouzhi, einem anderen Nomadenvolk, das im heutigen Talbecken des Yili-Flusses lebte, für einen militärischen Gegenangriff gegen die Hunnen zu gewinnen. Im Jahre 139 v. Chr. machten sich Zhang Qian und sein Gefolge von Chang'an (heute Xi'an) aus auf den Weg. Sie zogen den Wei-Fluss entlang, stiegen über das Qinling-Gebirge und ritten in Richtung Nordwesten weiter. Nachdem sie den Gelben Fluß überquert hatten, kamen sie in den Hexi-Korridor, wo sie von den Hunnen gefangengenommen wurden. Der Hunnen-Führer Chang Yu behielt Zhang Qian und seine Leute zehn Jahre lang in Haft. Während dieser Zeit heiratete Zhang eine Hunnenfrau und bekam einen Sohn. Aber nie vergaß er den kaiserlichen Auftrag. Im Jahre 129 v. Chr. flohen Zhang und sein Gefolge aus dem Gebiet der Hunnen und setzten ihre Reise nach Westen fort. Sie zogen durch Cheshi im heutigen Turpan-Becken Xinjiangs und Yanshi, folgten dem Tarim-Fluss, kamen durch Qiuci (heute östlich von Kuche) und Shule (später Kaxgar und heute Kashi genannt), überwanden das Congling-Gebirge und erreichten schließlich Dayuan (ein altes Reich in Mittelasien).

Zu jener Zeit war Dayuans Landwirtschaft hoch entwickelt. Weizen, Reis und Wein wurden in großen Mengen produziert. Der Herrscher von Dayuan hatte bereits viel Rühmliches über die Han-Dynastie gehört und wollte schon längst Kontakte mit ihr herstellen, doch wegen der hohen Gebirge und anderer Schwierigkeiten wurde der Plan nicht verwirklicht. Glücklich über die Ankunft der Gesandten der Han-Dynastie bereitete er ihnen einen armen Empfang und gab ihnen einen wegkundigen Begleiter mit, der sie nach Kanju (heute in Mittelasien) brachte. Von dort wurden sie weiter nach Darouzhi geleitet.

Das Volk von Darouzhi führte ein friedliches Leben und wollte sich nicht in einen Krieg verwickeln lassen. Das beabsichtigte Bündnis gegen die Hunnen kam deshalb nicht zustande. Bald danach verließen Zhang und seine Leute Darouzhi, überquerten den Fluss Amudarja und gelangten in die Stadt Lansi in Bactria, einem alten Reich (heute in Afghanistan gelegen). Nach einem Aufenthalt von mehr als einem Jahr beschlossen sie, nach Chang'an zurückzukehren.

Um die Hunnen zu meiden, überstiegen sie das Congling-Gebirge und ritten an der Nordseite der Kunkun-Bergkette nach Osten - durch Schche (heute ein Teil von Xinjiang). Trotz ihrer Vorsicht fielen sie den Hunnen wiederum in die Hände und wurden festgenommen. Doch ein Jahr später gelang Zhang Qian abermals die Flucht. Diesmal nahm er auch seine Frau mit. Im Jahre 126 v. Chr. trafen sie in Chang'an ein.

Nach mehr als zehn Jahre dauernden Kämpfen gelang es der Westlichen Han-Dynastie schließlich, die von den Hunnen drohende Gefahr zu bannen. Die Beziehungen zwischen der Han-Dynastie und den Westlichen Regionen wurden nun weiter verstärkt. Später, im Jahre 119 v. Chr. wurde Zhang Qian von Kaiser Wu Di auf seine zweite Mission in die Westlichen Regionen gesandt. Diesmal nahmen Zhang Qian und sein Gefolge von 300 Menschen eine große Menge von Goldmünzen, Siede und mehr als 10 000 Stück Schafe und Rinder mit. Das Unternehmen war nicht nur eine diplomatische Mission, sondern gleichzeitig eine Handelsreise.

Obwohl es Zhang nicht gelungen war, bei seiner ersten Mission das Darouzhi-Volk als Verbündeten zu gewinnen, ging er doch in die Geschichte ein als der erste Chinese, der einen Weg in die Westlichen Regionen bahnte. Seine Berichte über die Geographie und die Völker führten zu einem regen Handel und Kulturaustausch zwischen China, Zentralasien und dem Nahen Osten. Die Seidenstraße wurde zum Hauptverkehrsweg zwischen Ost und West. Diese wichtige Handelsroute übte dann jahrhundertelang einen nachhaltigen  Einfluß auf China und alle Länder in Asien und Europa aus.

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