Aus
Schnurringen bestehende Schlingen als chinesisches Glückssymbol
Von
Huo Jianying
Das auf der Tradition der chinesischen Glückssymbole
beruhende Emblem des Bewerbungskomitees für Olympiade 2008 hat
seinen historischen Auftrag erfüllt, es hat tatsächlich
China Glück gebracht.
Das mehrfarbige, lebendig gestaltete und mit
reichem Inhalt ausgestattete Emblem geht nicht nur in die Geschichte
ein, sondern bleibt auch als neues Glückssymbol im Gedächnis
der Chinesen.
Das
Emblem setzt sich aus fünffarbigen Ringen des olympischen Symbols
zusammen, die jedoch auf die Tradition der chinesischen Glückssymbole
zurückgreifend zu einer ungefähren Form eines Pentagons
variiert sind. Dieses Emblem setzt dadurch einerseits die Tradition
der chinesischen Schlingenmuster fort, andererseits bringt es
zum Ausdruck, dass die Menschen in den fünf Kontinenten in Eintracht
leben, sich zusammenschließen und entwickeln sowie gemeinsam
das neue Jahrhundert gestalten. Das Emblem sieht bei näherer
Betrachtung auch wie ein Mann aus, der gerade Taiji übt. Auf
der linken und rechten Seite sind jeweils zwei schemenhaft gezeichnete
Zahlen „56“ zu sehen. Diese symbolisieren die 56 Nationalitäten
einschließlich der Han-Chinesen, die sich alle die Ausrichtung
der Olympiade wünschen.
Aus Schnurringen
bestehnde Schlingen in Karoform sind alte, volkstümliche Embleme.
Sie gehören ursprünglich zu den acht rituellen Gegenständen
im Buddhismus, die Glück symbolisieren. Nach der buddhistischen
Auslegung sind „die Ringe zwar verschlungen, wirken aber durchgehend
einleuchtend“. Die geometrische Form vermittelt den Eindruck
der endlosen Kontinuität und wird als Symbol für das sich
fortsetzende Familienglück, die Vermehrung des Familienbesitzes
und Vertiefung der freundlichen Beziehungen mit den Mitmenschen
empfunden.
Derartige
Schlingenmuster werden auf Fensterrahmen, Ziegelsteinen und
Brückendekorationen, Trachten und Gebrauchsgegenständen
sowie auf Schmuck aus Gold und Silber verwendet. Zu verschiedenen
Zwecken werden sie allein und manchmal auch mehrere zusammen
benutzt. Für Bauwerke werden die Schlingenmuster paarweise oder
in einer Reihe verwendet. Außerdem werden sie auch für
die Ausschmückung von Wandelgängen zur Form eines Kürbisses
variiert, was Kindersegen symbolisiert. Es gibt Schlingenmuster,
die die Form einer Winterblüte oder des Schriftzeichens Langlebigkeit
haben.
Schlingenmuster werden auch häufig in
den volkstümlichen, aus Schnüren geknüpften Kunstgegenständen
verwendet; jenes in Karoform wird auch als „Chinesisches Schlingenmuster“
bezeichnet. Dieses alte Bildermuster entsprang der „Zeit der
Merkknoten“. In der archaischen Gesellschaft knüpfte man Knoten,
um Ereignisse festzuhalten. „Für ein großes Ereignis knüpft
man einen großen Knoten, für ein kleines Ereignis knüpfte
man einen kleinen Knoten.“
Im Zuge der Entwicklung von Produktion und
Gesellschaft sind hintereinander piktographische Schriftzeichen
und Schildkrötenschriftzeichen geschaffen worden. Nachdem
die chinesische Gesellschaft ins Stadium der Zivilisation der
Schriftzeichen eingetreten ist, wurden die Knoten in bestimmten
Produktions- und Lebensbereichen verwendet. Später hat
man die handwerkliche Technik zum Knüpfen von Knoten verfeinert,
so dass die Knoten zum Kunstgegenstand geworden sind. Beispielsweise
sind die kunstvollen Knöpfe der traditionellen chinesischen
Kleidung aus Knoten gemacht. Außerdem dienen die aus Fäden
bestehenden Knoten als hängender Schmuck an Jadegegenständen,
Schwertern und Fächern. In alter Zeit dienten noch Knoten
als ein Ausdruck für Liebe. Durch „Herzknoten“ drückten die
Menschen in alter Zeit kunstvoll ihre Liebe aus.
Nachdem
das Emblem der Bewerbung um die Olympiade bekannt wurde, hat
man das Schlingenmuster und den damit zusammenhängenden
Stil der chinesischen Kunst näher kennen gelernt. Auf einmal
entstand ein großes Interesse an Schlingenmustern. Neue
Lehrbücher, Kurse und Fachläden sind wie Pilze aus dem
Boden geschossen. Es gibt sogar spezielle Websites im Internet
dafür. Von den vielfarbigen Spezialmustern spielt das rote,
Glück symbolisierende Schlingenmuster in Karoform die wichtigste
Rolle. Die Formen und Schlingenmuster vervielfältigen sich.
Dabei gibt es sowohl traditionelle als auch neu geschaffene
Schlingenmuster, die die Formen von Schriftzeichen haben.
In
China gibt es zahlreiche Glückssymbole, die sich im Großen
und Ganzen in fünf Kategorien einordnen lassen: Tiere, Pflanzen,
Gebrauchsgegenstände, Unsterbliche und abstrakte Muster.
Schlingenmuster gehören zu den abstrakten Mustern. Sie
gehen auf geometrische Formen zurück und haben kein direktes
Bezugsobjekt, d.h. sie sind nicht auf eine konkrete Sache zurückzuführen.
Ihre symbolische Bedeutung kommt durch die Formen oder durch
die entsprechende Überlieferung zustande.