Januar 2004
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„Reich der Fahrräder“ im Verschwinden

Von Hua Chunyu und Ma Yang

China wurde einst von Ausländern, die in chinesischen Städten weitläufig angelegte Fahrradabstellplätze und den nicht enden wollenden Fahrradstrom in der Rush-hour bestaunten, als „Reich der Fahrräder“ bezeichnet. Doch heute ebbt dieser Strom allmählich ab.

Nach Statistiken des Chinesischen Radfahrerverbands sank der Fahrradbestand pro einhundert Familien in Städten von 182,1 (1998) auf 142,7 (2002). Heute fahren nur 20% der  Berufstätigen in Beijing mit dem Fahrrad zur Arbeit, vor mehr als zehn Jahren waren es noch 60%.

Dazu bemerkt Wang Fenghe, der Geschäftsführer des Chinesischen Radfahrerverbands : „Der Umfang der Stadt ist größer geworden, und die Verkehrsmittel sind auch erheblich vielfältiger geworden.“

Verkehrsteilnehmern stehen verschiedene Arten von öffentlichen Verkehrsmitteln, wie Omnibusse, U-Bahnen, S-Bahnen und Taxis, zur Verfügung. Sie erleichtern den Stadtbewohnern den Verkehr auch in Zeiten der Stadterweiterung. Aus einer Untersuchung geht hervor, dass bei der Wahl der Verkehrsmittel für den städtischen Verkehr in Beijing die öffentlichen Verkehrsmittel den ersten Platz einnehmen. 45% der Verkehrsteilnehmer benutzen sie, auf dem zweiten Platz liegen die Fahrräder (25%), 13% der Verkehrsteilnehmer benutzen Privatautos, 8% sind Fußgänger, 6% nehmen Taxis und 3% fahren Motorrad.

Die rasante Zunahme von Privatautos macht viele Radfahrer zu Autofahrern. In den ersten vier Monaten 2003 wurden in China 560 000 Autos hergestellt und 540 000 Autos verkauft, im Vergleich zum Vorjahr bedeutet das einen Anstieg von jeweils 113% und 88%. In Beijing gibt es 1,28 Mio. Privatautos.

Das schnelle Wachstum des Bestands von Privatautos kann in Beijing durch den Ausbau der städtischen Straßen, der in den letzten Jahren bei 30% lag, nicht bewältigt werden. Die Autoschlangen auf den Straßen bieten ebenso einen „grandiosen Anblick“ wie die Fahrradströme von früher und bereiten der Stadt viel Kummer in ihrer Entwicklung. Die rasche Zunahme von Autos und der beschleunigte Straßenbau stehen im Wettbewerb.

Der Beijinger Hanglun-Fahrrad-Klub sieht seine Aufgabe darin, Fahrradausflüge zu organisieren und Mountainbike-Touren zu veranstalten. Der Leiter Zhang Rongqin sagt, diesem Klub unterstünden 200 Gruppen, und jede Gruppe habe 20 bis 50 Mitglieder, die neue Freude an ihren Fahrrädern finden. Neben Beijing haben Tianjin, Xiamen und Chengdu größere Massenorganisationen für Fahrradaktivitäten.

Nach einer Vorhersage von Soziologen wird das Fahrrad auch nach dem Ausbau anderer Verkehrsmittel von Chinesen nicht über Bord geworfen werden. Mit der Erhöhung des Umweltschutz- und Gesundheitsbewusstseins werden die Fahrräder erneut von einem Teil der Verkehrsteilnehmer bevorzugt werden, weil sie leise und umweltfreundlich sind. Außerdem wird Fahrradfahren als Extremsport eine einzigartige Anziehungskraft auf immer mehr junge Leute ausüben.

Aus Xinhuanet, den 8. Dezember 2003   

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