Januar 2004
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Das Purpursand-Teeservice

von Yixing

Von Mei Jianying

Seit mehr als zweitausend Jahren, nämlich seit der Han-Dynastie (206 v. u. Z.-220 u. Z.), schlürfen Chinesen Tee. Und jede folgende Dynastie vervollkommnete die Zubereitung des Tees und die Herstellung von Teegeschirr. Der wahrscheinlich größte Fortschritt erfolgte in der Ming-Dynastie (1368-1644). Damals wurden die Teetrinker angeregt, Tee in der Teekanne direkt mit kochendem Wasser zu übergießen, statt Teeblätter zu kochen oder andere früher beliebte Methoden anzuwenden. Im Gefolge dieser Verbesserung der Zubereitungsmethode wurde eine bestimmte Art von Teeservice populär, weil – so glaubten Fachleute – sie den besten Teeaufguss ergab. Diese Art von Teeservice, die während der mittleren Periode der Ming-Dynastie berühmt wurde und heute noch sehr beliebt ist, wurde als Yixing-Purpursand-Teeservice bekannt.

Der eine Teil seines Namens kommt von Yixing, einem Kreis in der Provinz Jiangsu, wo diese Art von Teeservice hergestellt wird, und der andere von der ausgezeichneten Tonfarbe, die – obwohl es dort in Wirklichkeit drei hauptsächliche Arten von Ton – rot, grün und purpur – gibt, Purpursand genannt wird. Dieses besondere Material ist äußerst dehnbar und schrumpft beim Brennen kaum ein. Es ist besonders für die Produktion von Gegenständen geeignet, die sich nicht verformen sollen. Da die Tongegenstände nach dem Brennen äußerst winzige Löcher bekommen, sind sie luftdurchlässig, aber doch wasserdicht. Deshalb ist dieses Material ideal zum Teeaufgießen. Das Getränk verdampft zwar, aber verliert nicht seinen Geschmack. Wird der Tee in einer Kanne aus diesem Ton aufbewahrt, ändert er nicht seine Farbe und verdirbt auch nicht. Je länger man sie benutzt, desto glänzender und glatter wird ihre Oberfläche. Außerdem nimmt die Kanne das Aroma des Tees an. Wenn man kochendes Wasser in die Kanne gießt, steigt herrlicher Teeduft empor.

Diese Eigenschaft wird nicht nur von gewöhnlichen Teetrinkern gelobt, sondern auch von Dichtern beschrieben. Die erste Aufzeichnung über den Purpursand ist in einem Gedicht von Mei Yaochen (1002-1060) zu lesen:

„Der frühzeitige Duft ist im klaren Wasser des kleinen Gefäßes geblieben,

Die Purpursand-Kanne ist durchpulst vom Aroma aufblühender Frühlingsblumen.“

Als der große Dichter Su Shi (Su Dongpo, 1037-1101) später im Exil in Yixing lebte, bevorzugte er, so hieß es, eine Kanne mit einem schlaufenförmigen Henkel, der über dem Deckel befestigt war. Zum Andenken an ihn wurden Teekannen dieser Art „Dongpo-Kannen“ genannt – eine Bezeichnung, die bis heute in Gebrauch geblieben ist.

Großer Formenreichtum

Yixing-Teeservice wird in den verschiedensten Formen und Größen hergestellt. Purpursand-Handwerker verfertigen natürlichen Gegenständen oder alten Figuren aus Bronze oder Jade nachgebildete Teekrüge, Blumentöpfe, Vasen und andere Artikel. Sie lassen sich in drei Gruppen teilen:

Erstens. Modifikationen natürlicher Formen: Motive aus der Tier- und Pflanzenwelt werden übernommen und deren Formen mit neuen Funktionen verbunden. Zum Beispiel gibt es Bambusförmige, persimonenförmige, lotussamenförmige, sonnenblumenförmige... Kannen.

Zweitens. Geometrische Figuren: Quadrate, Kreise, Säulen und doppelte Rhomben regen die Designer bei dieser Art Teeservice an.

Drittens. Antike Formen: Dieses Teeservice ist antiken Gegenständen aus Bronze und Jade und den Formen von Ziegeln aus der Qin- (221–206 v. u. Z.) und der Han-Dynastie nachgebildet. Von diesen klassischen Formen geht ungekünstelte Schönheit und eine antike Ausstrahlung aus.

Bei der Verzierung wird die Qualität des Tons und seine Farbe voll zur Geltung gebracht. Der Entwurf wird sorgfältig erwogen. Qualität und Schlichtheit sind die bestimmenden Elemente dieses einzigartigen Stils. Wenn man eine Teekanne in Form eines Bambusabschnittes gestaltet, so nehmen der Schnabel und Henkel die Form von Bambuswurzeln und der Deckel die Form eines gekrümmten Bambuszweiges an. In die Oberfläche der Teekanne werden Bambusblätter geschnitzt. Auf diese Weise werden Form und Dekorationsstil zu einer Einheit verbunden. Schnitzerei, Kalligraphie und Malerei wird auch zur Verzierung von Teekannen verwendet. Man schnitzt mit einem Messer ein Gedicht oder ein Bild in die halbtrockenen Gegenstände und trägt nachher Farben auf. Die so entstandenen Verzierungen sind von einem stark traditionellen Kolorit geprägt.

Handwerker, Maler und Dichter

Aus der langen Geschichte der Herstellung von Yixing-Purpursand-Teeservice sind manche virtuose Meister mit Namen überliefert. Die Töpfer Gong Chun aus der Ming-Zeit benutzte seine Finger als Werkzeuge – nach dem Brennen der Teekannen blieben die Abdrücke seiner Fingerspitzen sichtbar. Seine Werke wurden „Baumknorren“-Kannen und später „Frühlingskannen“ genannt. Sie wirken wie alte Bronzen von antiker Eleganz. Seine Werke, von denen heute nur ein kleiner Teil erhalten ist, sind hoch geschätzt.

Während der späteren Periode der Ming-Dynastie traten „vier große Meister“ hervor: Dong Han, Zhao Liang, Yuan Chang und Shi Peng. Auf sie folgten die berühmten „drei großen Handwerker“ Shi Dabin, Li Zhongfang (senior) und Xu Youquan (senior). Während der Qing-Dynastie (1644–1911) führte der berühmte Handwerker Chen Mingyuan die bildhauerische Gestaltung von Teekannen ein. Zur Regierungszeit des Kaisers Jiaqing (1796-1820) formten Yang Pengnian und seine Schwester Yang Fengnian vorzügliche und feine Kannen. Sie benutzten keine Gussformen, sondern folgten einfach ihrer Inspiration, die ihren Werken eine darstellerische Natürlichkeit verlieh. Literaten und andere Gelehrte sowie Maler kooperierten beim Entwerfen von Teeservice. Als Yang Pengnian Teekannen herstellte, begab sich ein Mann namens Chen Mansheng, ein Dichter, Gelehrter und Maler, der damals Kreisvorsteher war, nach Yixing, um mit Yang zusammenzuarbeiten. Ihre Teekannen, deren Unterseite die Inschrift „Ah-Man-Teeatelier“ trugen, wurden „Mansheng-Kannen“ genannt. Ende der Qing-Dynastie kamen bekannte Maler, darunter Dong Qichang, Zheng Banqiao, Wu Dazheng, Wu Changshuo und Ren Bonian, nach Yixing, schnitzten Gedichte in Kannen ein und malten Bilder darauf. So wurden die Dichtkunst und die Malerei mit der natürlichen Farbe und dem Aroma des Tees verschmolzen.

Ein Gedicht, das von Zheng Banqiao geschrieben und eigenhändig in eine Teekanne eingraviert wurde, vermenschlichte die Kanne mit der folgenden satirischen Metapher:

Ihr Mund ist spitz, ihr Magen groß und ihre Ohren nach oben geschlagen.

Frei von Hunger und Kälte, schon ist sie zufrieden.

Nichts Großes kann sie enthalten.

Einige Tropfen Wasser verursachen Wogen.

Weltberühmt

Ende der Ming-Dynastie waren Purpursand-Tonwaren nicht nur in ganz China bekannt, sondern wurden auch nach Japan, den Philippinen, Thailand, dem Nahen Osten und sogar nach Europa und Amerika exportiert. Dort wurden sie „Rot-Ton-Töpferwaren“ genannt. 1878, zur Regierungszeit des Kaisers Guangxu, wurden die erfahrenen Handwerker Wu Agen und Jin Shiheng eingeladen, die japanische Stadt Tokoname zu besuchen und die Herstellung von Purpursan-Tonwaren zu lehren. Die bekannt gewordene japanische Töpferei, die nach dem Muster der Purpursan-Keramik entwickelt wurde, wird nach wie vor an der Stelle, wo sich die Tokoname-Brennöfen befanden, betrieben und erinnert uns an einen leuchtenden Moment in der Geschichte der chinesisch-japanischen Freundschaft und des kulturellen Austausches.

Nach der Gründung der VR China 1949 erholte sich die bereits im Niedergang befindliche Purpursan-Töpferei schnell. Von alten Meistern werden viele Nachwuchskräfte ausgebildet. Zu den bekanntesten zählen Zhu Kexin, Gu Jingzhou, Ren Canting, Pei Shimin, Wang Yingchun, Wu Yungen, Shen Xiaolu, Jiang Rong und Pan Chunfang. Ihre Werke wurden auf Aufstellungen im In- und Ausland bewundert. In ihren Keramiken lebt die künstlerische Tradition der alten Meister fort.

Aus „China im Aufbau“, Nr. 6, 1982

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