August 2004
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Taoisten, Mineralwasser

und Bier – der Laoshan

Von Rong Ye

Qingdao ist ein Badeort, an den jedermann gern vor der Sommerhitze flieht. 40 Kilometer östlich der Strände der Jiaozhou-Bucht liegt der Laoshan, einer der berühmten Berge Chinas. Der höchste Gipfel dieses Massivs, des höchsten Gebirgszuges der Halbinsel Shandong, erreicht eine Höhe von 1133 m. Zwischen seinen Flanken, in die sich an der einen Seite das Gelbe Meer schmiegt, zwischen seinen aufragenden Felsen, Wolken, Quellen und seinen zeitlosen Kiefern sollen, so will es die Sage, „Heilige und Feen sich in Höhlen ergötzen.“ Am Fuß der Berge liegt die „Xu-Fu-Insel“, die einen realen historischen Hintergrund hat: Vor 2200 Jahren sandte Qin Shihuang, der erste Kaiser Chinas, seinen Getreuen Xu Fu aus, der mit 3000 Mädchen und Knaben vom Laoshan aus in See stechen sollte, um den Berg der Unsterblichen zu finden, auf dem der Kaiser ein Mittel zur Erlangung der Unsterblichkeit zu finden trachtete. Der Laoshan ist weiterhin auch ein geheiligter Berg der Taoisten, von denen gut eintausend an die zwanzig Klöster und Tempel unterhalten. In drei Geschichten des Werkes „Seltsame Geschichten aus dem Liaozhai“ des Qing-Dichters Pu Songling (1640-1715) wird der Laoshan ebenfalls als taoistischer Berg beschrieben.

Das älteste und größte taoistische Kloster ist der „Palast der höchsten Klarheit“ an den Südhängen des Berges. Im Jahre 140 v. u. Z. als strohgedeckte Hütte erbaut, wurde es zu Anfang der Song-Dynastie im 10. Jahrhundert zu einer Klosteranlage großen Stils ausgebaut, von der heute noch drei Höfe, drei Haupthallen und 120 Nebengebäude erhalten sind. Östlich der mittleren Halle sprudelt die „Quelle des heiligen Wassers“, die bei Regenfällen nicht anschwillt und auch bei Trockenheit nie versiegt. Vor der Halle, versorgt vom Wasser dieses Bronns, steht eine tausendjährige Zypresse, in deren Krone sich eine schenkeldicke Klettertrompete angesiedelt hat. Überhaupt ist der Laoshan nicht arm an merkwürdigen Kräutern und Gewächsen, was ihm den Beinamen eines „Parks im Walde“ eingetragen hat.

Wer einmal eine Flasche Laoshan-Mineralwasser (aus dem auch das berühmte Qingdao-Bier gebraut wird) getrunken hat, weiß, dass es am Laoshan Wasserfälle geben muss: Das Etikett zeigt einen. Tatsächlich ist der Laoshan für seine Wasserkaskaden berühmt. Der bekannteste (und ihn zeigt die Wasserflasche) ist der Drachenteichfall, der aus einer Höhe von mehr als zwanzig Metern herabstürzt, wie ein weißer Drachen, der sich von der senkrechten Wand herabwindet, um im jaspisklaren Teich am Fuße des Felsens zu baden. Der „Fall der rauschenden Fluten“, eine andere Berühmtheit am Laoshan, muss erst drei große Biegungen durchspringen, bevor er sich dem Meer (oder der Brauerei) zuwenden kann.

Eine Reise und ein gezücktes Objektiv immer wert ist das ewige Schauspiel der sich stets ändernden und immer verschiedenen Wolkenformationen. Träge wälzen sich klar abgegrenzte Wolkenbänder zwischen den Gipfeln hindurch, klar spannen sich die Regenbögen durch die Nieselregen vom Gelben Meer, auf das die Aussicht indes nur selten von Wolken versperrt ist. In der Nacht schimmert der silbrige Mond durch die übergangslose, schwerelose Schwärze von Meer und Himmel, bis die aufgehene Sonne mit pfirsichfarbenen Strahlen an den Kiefern der Berggipfel leckt.

Der Laoshan ist heute niemandem mehr verschlossen. Von überall her führen Wege durch die Flanken der Hügel und Berge in das wundersame Gebiet. Und wer abgespannt oder müde ist, kommt auch auf seine Kosten, denn an den warmen Quellen des Laoshan steht auch ein Sanatorium.

Die Mineralwasser des Laoshan finden aber nicht nur äußerliche Anwendung. Die schon erwähnten Flaschen dienen nicht nur zur Betrachtung des berühmten Wasserfalls, sie enthalten auch ein köstliches, kohlensäurehaltiges und mineralreiches, leicht süßlich schmeckendes Nass, das für Magen, Blut und Zähne gut ist. Das Laoshan-Mineralwasser erfreut sich genauso wie das Qingdao-Bier (Tsingtao-Bier) im In- und Ausland größter Beliebtheit – ein Schluck Laoshan für jeden.

Aus „China im Aufbau“, Nr. 8, 1983

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