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Erfolgreiches Doppel: Junges Gründerpaar startet in Xi’an mit Gesichtserkennungsfirma durch

2020-12-30 09:00:00 Source:China heute Author:
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Die Gründer Liu Chuang und Ye Yutong (hintere Reihe Mitte) nahmen im Frühjahr 2019 gemeinsam mit anderen Innovatoren an der Produkteinführungszeremonie von Glasssix teil.

 

Von Sun Haihua*

 

Glasssix, ein chinesisches Unternehmen, das sich auf Gesichtserkennung spezialisiert hat, ist in der Hightech-Zone der Stadt Xi'an in der zentralchinesischen Provinz Shaanxi angesiedelt. 2014 wurde es von einem jungen Ehepaar - Liu Chuang und Ye Yutong - gegründet. Heute, gut sechs Jahre später, erlebt die Firma Höhenflüge und hat erfolgreich den negativen Auswirkungen der Coronapandemie getrotzt.

 

„Die vergangenen Jahre waren für uns eine sehr anstrengende Zeit und alles andere als einfach“, sagt Gründer Liu Chuang im Interview, als wir ihn in der Xi'aner Firmenzentrale besuchen. „Als wir hier im Jahr 2011 an der Northwestern Polytechnical University (NWPU) ankamen, kannten meine Frau und ich einander gar nicht. Während des Studiums freundeten wir uns dann an und wagten uns gemeinsam in die Geschäftswelt. Heute sind wir verheiratet und haben zwei Töchter“, sagt der 27-Jährige.

 

Alles begann mit einem Wettbewerb

 

Die Firma Glasssix haben die beiden 2014 gemeinsam mit einigen Kommilitonen gegründet. „Da waren wir gerade im dritten Studienjahr“, erzählt Liu. Der Name stamme daher, weil alle Mitbegründer eine Brille trugen. „Unsere Geschäftsidee entsprang der Teilnahme an einem Wettbewerb“, sagt er. Damals habe sein Team an einem Computer-Vision-System zum Aufspüren entlaufener Haustiere getüftelt. „Beim Wettbewerb fragte uns dann ein Jurymitglied: ,Warum versuchen Sie es nicht mit Gesichtserkennung?Diese Worte haben uns inspiriert. Letztlich haben wir tatsächlich beschlossen, uns für unsere Geschäfte auf die Entwicklung und Anwendung von Gesichtserkennungstechnologie zu fokussieren“, erklärt der junge Gründer.

 

Sowohl Liu Chuang als auch seine Ehefrau Ye Yutong sind ehrgeizige junge Leute, sie waren es schon vor dem Studienstart. Liu hatte sich das Ziel gesetzt, neben dem Studium an verschiedenartigen Campus-Aktivitäten teilzunehmen, um seine Fähigkeiten in allen Aspekten zu verbessern. Ye machte schon seit der Oberstufe kleinere Geschäfte auf der E-Business-Plattform Taobao und war fest entschlossen, geschäftlich einmal etwas Größeres aufzuziehen.

 

Schließlich trafen sich diese zwei „ruhelosen Seelen“ auf dem Universitätscampus. „Ich war die einzige Frau in unserem Start-up und die anderen behandelten mich wie einen Jungen“, erinnert sich Ye. „Liu Chuang war anfangs einfach ein guter Kumpel für mich.“

 

Während der Studienjahre tummelten sich Liu, Ye und die anderen Teammitglieder auf verschiedensten Studentenveranstaltungen. Jedes Mitglied folgte dabei seinen eigenen Interessenschwerpunkten: Liu Chuang war Graphiker und zuständig für das Design von Plakaten und Schildern. Ye Yutong arbeitete die Geschäftspläne aus und setzte sie um. Die übrigen Mitglieder brachten Kenntnisse in Software-Programmierung und -Anwendung ein, kannten sich zum Beispiel mit Photoshop, Adobe Illustrator und Adobe After Effects aus. Es hatte sich eine Gruppe Gleichgesinnter zusammengefunden, die Spaß daran hatte, Dinge auszuprobieren und zu realisieren. Über die Jahre entstand durch die Zusammenarbeit eine enge Freundschaft.

 

„Dank der Unterstützung unserer Lehrer und des guten Innovationsumfeldes der Universität fasst wir schließlich den Mut, ein eigenes Start-up zu gründen“, sagt Liu. Als Student habe er mit seinem Team an fast allen universitären Wettbewerben für Innovation und Existenzgründung teilgenommen und zahlreiche Auszeichnungen abgesahnt, berichtet er. „Die Basis für studentische Unternehmensgründungen der NWPU hat uns bei der Erstfinanzierung unterstützt und uns Arbeitsräume zur Verfügung gestellt“, sagt er.

 

Privat wie beruflich ein unschlagbares Duo

 

Liu sei im Team ein wichtiger Ruhepol, der alle Mitglieder zusammenschweißt, sagt seine Frau. „Er bringt uns immer wieder an einen Tisch, wenn es mal Meinungsverschiedenheiten gibt. Er hat einfach das Talent, stets gelassen zu bleiben und anderen aufmerksam zuzuhören. Am Schluss präsentiert er uns meist eine Entscheidung oder einen guten Kompromiss, der für uns alle annehmbar ist“, sagt seine Frau. Die Entscheidung, Liu zum CEO von Glasssix zu berufen, war deshalb für das Team nur folgerichtig.

 

Während Liu als ausgleichende Kraft fungiert, ist Ye der Motor des Teams. „Manchmal bin ich mit Ideen zwar nicht hundertprozentig einverstanden, aber ist eine gemeinsame Entscheidung erst einmal gefällt, setze ich diese zielstrebig um“, sagt Ye, die als COO (Chief Operating Officer) von Glasssix arbeitet.

 

Sie beschreibt ihren Mann als ruhigen, gemäßigten Gentleman mit großem Herzen. „Wir brauchen ihn in unserem Team. Mit ihm als Stabilisator wird sich unser Geschäft beständig entwickeln und wir können es weit bringen“, sagt sie. Liu nimmt seine Frau als energisch und entschlossen wahr. Was er an ihr schätzt, sind ihre Macherqualitäten. „Sie schiebt uns an. Darüber hinaus kennt sie sich gut mit allem Geschäftlichen aus und kann generell gut mit Menschen umgehen“, sagt er.

 

Gemeinsam scheinen die beiden ein perfektes Team und ergänzen einander. Aus Kommilitonen wurden Geschäftspartner, aus Freundschaft Liebe. Sechs Jahre nach dem ersten Treffen sind die beiden heute glücklich verheiratet. Nicht nur geschäftlich läuft es rund, es gab auch schon zweimal Nachwuchs. Zwei Töchter brachte das junge Paar in den letzten Jahren zur Welt. Glasssix hat zahlreiche Aufträge erhalten und auch Kooperationsverträge mit anderen Unternehmen geschlossen.

 

Vertrauen ist das A und O

 

In den ersten Jahren nach der Firmengründung verbrachten Liu und Ye viel Zeit mit Marktforschung. Sie waren derart in ihre Arbeit vertieft, dass sie darüber oft selbst das Essen vergaßen. Wenn sie wirklich erschöpft waren, parkten sie unterwegs manchmal einfach ihren Wagen am Straßenrand für ein kurzes Nickerchen. Dann ging es zum nächsten Termin.

 

Anfangs warf die Firma keine Gewinne ab, aber das monatliche Gehalt pro Computeringenieur belief sich dank der Investorengelder auf mehr als 10.000 Yuan, umgerechnet knapp 1300 Euro also. Um die Talente im Team zu halten, senkten die Gründungsmitglieder ihr eigenes Einkommen und verdienten sich stattdessen hier und da ein kleines Zubrot, etwa durch Grafikdesignarbeiten oder einen kleinen Hochzeitsservice. „Für uns war aufgeben einfach keine Option, auch wenn wir vor zahlreichen Schwierigkeiten standen“, sagt Liu. „Wir waren uns alle sicher, dass wir es schaffen würden.“

 

Nach der zweiten Finanzierungsrunde erlitt die Firma dann zunüchst einen schweren Rückschlag. „Von außen sah es lange so aus, als sei unsere Firma auf einem aufsteigenden Ast. Doch als wir unsere wichtigsten Produkte auf den Markt brachten, fanden diese nicht den erwünschten Absatz“, erinnert sich der Jungunternehmer. „Schlimmer aber war noch, dass dies zu einer Vertrauenskrise in der Firma führte. Das technische Team und das Marketingteam schoben sich gegenseitig die Schuld für den Misserfolg zu. Am Schluss stellten alle Mitglieder die Unternehmensführung in Frage“, sagt er.

 

Die Krise war für Liu und das gesamte Management Anlass zur Selbstreflektion. Letztlich holte man zur Krisenbewältigung sogar einen professionellen Manager ins Boot. Mittlerweile aber hat die Praxis bewiesen, dass die Mitbegründer die Firma am besten kannten. Nach einer gründlichen Selbsteinschätzung und Neupositionierung gelang es der Unternehmensführung, das Vertrauen der Mitarbeiter zurückzugewinnen. Glasssix entwickelte anschließend erfolgreich das neue Gesichtserkennungsgerät „Infrarot-Auge IV“ und hielt zur Produkteinführung erfolgreich eine internationale Konferenz ab.

 

Man erntet, was man sät - dieses Sprichwort hat sich im Falle von Glasssix bewahrheitet. In den vergangenen Jahren hat sich die Firma von einem kleinen Start-up - betrieben aus einem bescheidenen Kellerraum auf wenigen Quadratmetern - zu einem aufstrebenden Tech-Unternehmen mit Sitz in einem großen Geschäftszentrum entwickelt. Glasssix-Produkte werden heute in 63 Städten im In- und Ausland vertrieben. Für ihre herausragenden Geschäftsleistungen wurden sowohl Liu Chuang als auch seine Frau Ye Yutong in die Forbes-Liste der besten „30 unter 30“ aufgenommen. Darüber hinaus wurde Liu mehrmals von der Stadt- und Provinzregierung ausgezeichnet, während Ye zum Mitgliedder Central Enterprises Association of Young Technologists & Scientists ernannt wurde.

 

Die starke Wettbewerbsfähigkeit ihres Unternehmens sei zum einen in der firmeneigenen Kerntechnologie verwurzelt, sind sich Liu und Ye sicher, zum anderen sei ein weiterer entscheidender Faktor für den erreichten Erfolg Vertrauen als zentraler Bestandteil der Unternehmenskultur. „Wir halten an unserem gemeinsamen Ziel fest und vertrauen einander, mögen da auch noch so viele Hürden auf uns warten“, sagt Jungunternehmer Liu. 

 

Mittlerweile befindet sich Glasssix in einer Finanzierungsrunde der Serie B. „Ich hoffe, dass unsere Firma sich zu einem nützlichen Unternehmen für die Gesellschaft entwickelt und jeder unserer Mitarbeiter seine Lebenswerte verwirklichen kann“, sagt Liu. Ye Yutong fügt hinzu: „Ich will jede Minute meines Lebens sinnvoll nutzen.“ Für sie ist Exzellenz die einzige Messlatte.

 

Gemeinsames Ziel des jungen Gründerpaares ist es, dass ihre wissenschaftlichen und technologischen Dienstleistungen ihren Weg in den Alltag finden und in Zukunft das Leben der Menschen verbessern. „Natürlich hoffen wir auch, dass unsere beiden Töchter glücklich aufwachsen und den Mut aufbringen, das zu verfolgen, was sie sich wirklich wünschen“, sagt Liu mit Blick auf die Zukunft.

 

*Sun Haihua ist Reporterin der „China Youth Daily“.

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