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Neuer Liebling ausländischer Investoren: Was macht Hainan so attraktiv?

2021-08-12 12:31:00 Source: Author:
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Von Li Jie*

 

Am 13. April 2018 war es soweit: Chinas Zentralregierung kündigte an, Hainan beim Aufbau einer inselweiten Pilot-Freihandelszone zu unterstützen. Ein Freihandelshafen mit chinesischen Merkmalen sollte entstehen. Seither hat sich einiges bewegt in der Inselprovinz im Süden Chinas.




Shopping-Paradies: Die CDF Mall in der Küstenstadt Sanya in Hainan

 zieht das ganze Jahr über Kauflustige aus ganz China an.


Große Veränderungen

 

„Besonders deutlich werden die positiven Veränderungen am Verkehr“, sagt Ian. Der Brite lebt bereits seit 14 Jahren in der Küstenstadt Sanya im Süden der Insel. Seit Juli 2018 gebe es eine Direktflugverbindung zwischen Sanya und London, erzählt er. „Meine Wohnung liegt nur 20 bis 30 Autominuten vom Flughafen Sanya entfernt. Und mit dem Flieger geht es dann schnurstracks nach London. Wirklich toll“, freut er sich. Der Brite zeigt sich tief beeindruckt von den großen Veränderungen, die die Insel in den letzten Jahren erlebt hat. Nicht nur die Verkehrswege seien kürzer geworden, auch das Stadtbild Sanyas habe sich sichtbar gewandelt, sagt er. Zudem sei die Umwelt besser geworden, und nicht zuletzt der Lebensstandard der Menschen gestiegen.

 

Zu diesen großen Veränderungen haben zahlreiche Infrastruktur- und Industrieprojekte beigetragen sowie der Ausbau der öffentlichen Dienstleistungen. Eines dieser Projekte ist der Bau einer neuen Sightseeing-Autobahn, der im vergangenen Dezember startete. Die Panoramastraße wird um die gesamte Insel führen und wunderbare Ausblicke ermöglichen – auf der einen Seite die blauen Weiten des Meeres, auf der anderen die malerische Insellandschaft.

 

Im März dieses Jahres wurden noch einmal 110 neue Bauprojekte in den Städten Haikou und Sanya sowie in der wirtschaftlichen Erschließungszone Yangpu gestartet. Die Gesamtinvestitionen übersteigen 28,9 Milliarden Yuan. Laut Cong Liang, dem stellvertretenden Leiter der Staatlichen Kommission für Entwicklung und Reform, zählen sie zu Schlüsselprojekten in den Bereichen neue Infrastruktur, Verkehr und Energie im Rahmen des Aufbaus des Pilot-Freihandelshafens Hainan.

 

Schon heute zieht die Inselprovinz mit ihren warmen Temperaturen jedes Jahr Scharen von Touristen an. Die Corona-Pandemie hat diesen Trend sogar noch verstärkt. Denn Urlaub im eigenen Land steht auch in China derzeit hoch im Kurs. „Vor der Pandemie bin ich jedes Jahr ins Ausland gereist. Aber letztes Jahr bin ich dann erstmals nach Sanya geflogen. Es gab jede Menge Shopping und auch sonst hatte ich eine wunderschöne Zeit“, erzählt beispielsweise Zhang Han aus Beijing.

 

Am 1. Juli 2020 führte China neue politische Maßnahmen für Offshore-Duty-Free-Shopping in Hainan ein. Angesichts der Neuregelungen und um den wachsenden Verbraucherbedürfnissen gerecht zu werden, erweiterte die China Duty Free Group ihren bestehenden Geschäftsbereich und eröffnete neue Filialen. Außerdem rührte sie kräftig die Werbetrommel für das Projekt Duty-Free-Shopping auf Hainan. Heute verfügt die Gruppe bereits über fünf Offshore-Duty-Free-Shops auf der Insel, in denen die Kunden teils lange Schlange stehen müssen.

 

Laut Shen Xiaoming, Sekretär des Parteikomitees von Hainan und Vorsitzender des ständigen Ausschusses des Volkskongresses der Provinz, erreichten die Offshore-Duty-Free-Umsätze im vergangenen Jahr 30 Milliarden Yuan. „Das ist eine Verdoppelung im Vergleich zu 2019“, betont er. „Für das laufende Jahr wird erwartet, dass diese Zahl auf über 60 Milliarden Yuan steigen wird.“

 

Neben dem wachsenden Einzelhandel verspricht sich Hainan in Zukunft auch einen größeren Anteil am Markt für Medizintourismus sowie am internationalen Bildungsmarkt. Zu diesem Zweck wurde die Hainan Boao Lecheng International Medical Tourism Pilot Zone auf der Insel ins Leben gerufen.

 

Zoll- und Steuererleichterungen locken Unternehmen

 

Am 8. April 2021 befüllte das Unternehmen China Shipping & SINOPEC Suppliers den Öltanker Feiyunhe mit steuerfreiem Treibstoff. Der Tanker fährt für die Reederei Shanghai PANASIA Shipping. Es war die erste derartige Transaktion eines zollfreien Ölproduktes in Hainan für ein inländisches Schiff. Das Schiff Feiyunhe transportiert Waren sowohl für den in- als auch den ausländischen Markt.

 

Je nach Zielort (In- oder Ausland) haben Schiffe in China Anspruch auf besteuerten oder steuerfreien Treibstoff. Die Preisunterschiede liegen immerhin zwischen 700 und 1300 Yuan pro Tonne. Da die Treibstoffkosten 30 bis 60 Prozent der Gesamtbetriebskosten in der Schifffahrt ausmachen, sind sie natürlich von entscheidender Bedeutung für die Branche.

 

In den vergangenen Jahren hat Hainan in vielen Bereichen Reformmaßnahmen ergriffen, darunter Zollfreiheit auf den Import bestimmter Materialien und Produkte, Steuersenkungen und die Vereinfachung des Steuersystems. So soll Hainan für ausländische Investoren noch attraktiver werden. Und der Plan geht auf.

 

Am 23. März schloss ein Unternehmen mit Sitz in der Hainan Boao Lecheng International Medical Tourism Pilot Zone die Zollabfertigung für ein zum Eigengebrauch importiertes Physiotherapiegerät ab. Der Vorgang war eine Premiere: es war der erste zollfreie Import dieser Art. Bei einem Warenwert von 3,58 Millionen Yuan belief sich die Steuerersparnis auf satte 830.000 Yuan. Der Vorgang markierte damit den erfolgreichen Start der Zollfreipolitik für Produktionsanlagen zum Eigengebrauch im Freihandelshafen Hainan.

 

Ebenfalls im März berechnete das Steueramt der wirtschaftlichen Erschließungszone Yangpu eine Schiffsteuerrückerstattung in Höhe von 117 Millionen Yuan. Innerhalb von 24 Stunden wurde die Summe auf das Konto des betreffenden Unternehmens transferiert. Ermutigt durch solche und andere Vergünstigungsmaßnahmen registrieren sich immer mehr große internationale Schiffe in der wirtschaftlichen Erschließungszone Yangpu. Bis Ende Februar 2021 waren es bereits 26 internationale Schiffe. Ihre Gesamtfrachtkapazität beläuft sich auf fast fünf Millionen Tonnen.

 

Laut Vize-Finanzminister Zou Jiayi fielen Güter im Wert von fast 900 Millionen Yuan unter die vergünstigen Tarife, nachdem die Nullzollpolitik für den Import von Rohstoffen, Transportmitteln und Produktionsanlagen zum Eigengebrauch im vergangenen November in Hainan eingeführt wurde. Die Summe des Zollerlasses erreichte über 100 Millionen Yuan, was den betreffenden Firmen enorme Einsparungen brachte.

 

Durch die Erschließung des internen Wachstumspotenzials einerseits und externer Ressourcen andererseits ist es Hainan gelungen, seine Industriestruktur zu optimieren und eine Entwicklung höherer Qualität zu realisieren. Der Anteil der Industrieinvestitionen an den Gesamtinvestitionen in der Provinz ist von unter 40 Prozent auf über 60 Prozent gestiegen. Heute sind nicht mehr nur Investitionen allein die wichtigste Triebkraft für das örtliche Wirtschaftswachstum, auch der Konsum dient als Zugpferd. Innerhalb des ersten Jahres nach Gründung des Freihandelshafens hat sich nicht nur die Zahl der neu registrierten Unternehmen verdoppelt, sondern auch das Volumen der real genutzten Auslandsinvestitionen und der Zustrom an Fachkräften.

 

Ausländische Investitionen

 

Anfang April dieses Jahres erteilte die Hainan Maritime Safety Administration dem Unternehmen Hainan Laifushi Marine Engineering Management, der ersten Reederei mit ausschließlich ausländischem Kapital im Freihandelshafen Hainan, ihr Zulassungszertifikat. Damit ist die Firma aus Singapur berechtigt, globale Geschäfte für Schiffsmanagement von der Insel aus abzuwickeln. „Normalerweise dauert ein solches Zertifizierungsverfahren in anderen Ländern volle 15 Tage. In Hainan war alles in drei Tagen abgeschlossen, viel schneller also als in anderen Ländern“, lobt der Geschäftsführer des Unternehmens. „Während des gesamten Prozesses wurden unsere Bedürfnisse zudem stets umfassend berücksichtigt“, sagt er weiter.

 

Dank der großen Offenheit, den verbesserten Dienstleistungen, Steuervergünstigungen und leichterem Marktzugang lockt Hainan Unternehmen aus verschiedensten Wirtschaftssektoren an. In den letzten drei Jahren ist die Zahl der Marktteilnehmer um 763.000 gewachsen, mehr als die Gesamtzahl der letzten 30 Jahre. Die real genutzten ausländischen Investitionen verdoppeln sich derweil seit drei Jahren in Folge und erreichen kumuliert 5,27 Milliarden US-Dollar, was mehr als der Hälfe der Gesamtsumme der letzten 30 Jahre entspricht.

 

„Das starke Wachstum der ausländischen Investitionen seit 2018 ist ein Highlight des Freihandelshafens“, sagt Feng Fei, Provinzgouverneur von Hainan. „Trotz der negativen Auswirkungen der Corona-Pandemie haben sich im vergangenen Jahr mehr als 1000 ausländische Unternehmen in der Provinz angesiedelt, dreimal so viel wie 2019. Mittlerweile fließen Investitionen aus über 80 Ländern und Regionen nach Hainan“, erklärt er.

 

Warum ist Hainan bei ausländischen Investoren so beliebt? Provinzgouverneur Feng sieht hierfür vor allem zwei Gründe: Erstens verfüge Hainan über die kürzeste Negativliste für ausländische Investitionen; zweitens biete die Inselprovinz die niedrigsten Steuersätze in ganz China. Die Körperschaftssteuer für Industrieunternehmen, deren Entwicklung von der Provinzregierung gefördert wird, liegt gerade einmal bei 15 Prozent. Und auch der Einkommenssteuersatz für hochkarätige Fachleute beträgt maximal 15 Prozent.

 

Im vergangenen Jahr hat der Brite Ian gemeinsam mit seiner Frau eine Firma in seiner chinesischen Wahlheimat gegründet. „Viele meiner Freunde aus Großbritannien, Neuseeland und Australien haben ähnliche Pläne“, sagt er. „Die gute Perspektive des Freihandelshafens und die erfolgreiche Kontrolle der Pandemie hier in China haben die Attraktivität Hainans noch weiter erhöht“, sagt er.

 

Ian hatte ursprünglich vor, bis zur Einschulung seiner Kinder mit der Familie nach Großbritannien zurückzukehren. Aber er hat seine Pläne geändert, nicht zuletzt angesichts der wachsenden Geschäftsmöglichkeiten. „Unser Unternehmen hat schon jetzt volle Auftragsbücher“, sagt er. Um ein gutes Auskommen muss sich der Familienvater in Hainan also nicht sorgen.

 

*Li Jie ist Reporter der Überseeausgabe von „People’s Daily“.

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