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Multinationale Unternehmen: China Zugpferd in Sachen Wirtschaftserholung und Innovation

2020-12-30 09:11:00 Source:China heute Author:
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2019 zeigte Johnson & Johnson auf der zweiten China International Import Expo (CIIE) in Shanghai innovative Produkte und fortschrittliche Technologien aus dem Medizinbereich. (Bild vom 8. November 2019)

 

Von Li Jie*

 

„China einer der wenigen Märkte mit positivem Wachstum“, „Chinas Wachstumsrate übertrifft andere globale Märkte“, „China wird zum Modell für wirtschaftliche Erholung, Stabilität und Wachstum“ … . Kommentare wie diese von Leitern multinationaler Unternehmen zeigen: Chinas Marktleistung wird im schwierigen Corona-Jahr von ausländischen Firmen besonders gewürdigt.

 

Die Weltwirtschaft ächzt derzeit unter den Auswirkungen der COVID-19-Pandemie. Dass es China gelungen ist, die Pandemie im eigenen Land gut unter Kontrolle zu bringen, das Alltagsleben wieder weitgehend zu normalisieren und die Wirtschaft erfolgreich aus der Corona-Talsohle zu holen, stärkt das Vertrauen ausländischer Unternehmen in den chinesischen Markt und sein Entwicklungspotential. Pläne für die Einführung neuer Produkte in China, weitere Aufstockungen der Investitionen in Forschung, Entwicklung und Produktion sowie die wachsende Zahl von Headquarters multinationaler Unternehmen in China - all dies spiegelt das Vertrauen ausländischer Investoren in den chinesischen Markt.

 

„Das Geschäft in China ist weltweit führend“

 

Der französische Kosmetikhersteller L'Oreal beispielsweise verzeichnete im zweiten Quartal 2020 eine Gewinnsteigerung von 30 Prozent in China und übertraf damit alle anderen Märkte. Auch die Geschäfte von Johnson & Johnson in China haben sich gut erholt. Die Medizinsparte des Unternehmens erzielte gar ein zweistelliges Wachstum.

 

Trotz der Auswirkungen des neuartigen Coronavirus konnte L'Oreal sein Chinageschäft weiter ausbauen. Bekannte Marken des französischen Kosmetikgiganten wie Maybelline New York, Saint Laurent Beauty und Lancôme China haben im Krisenjahr jeweils neue Flagship-Stores in China eröffnet. Mit der Eröffnung ging oft auch die Entwicklung neuer Produkte einher, die den chinesischen Verbrauchern ein neues Einkaufserlebnis bieten sollen. Das Forschungs- und Entwicklungszentrum von L'Oreal bietet in China seit kurzem eine Anti-Falten-Produktserie speziell zugeschnitten auf die Bedürfnisse chinesischer Verbraucher an. Die neuen Produkte verzeichneten nach der Markteinführung gute Absätze, ja brachen sogar den Umsatzrekord von Little Black Box auf der Online-Shopping-Plattform Tmall, wo neue Kosmetik- und Hautpflegeprodukte verkauft werden.

 

Dank Maßnahmen wie dieser konnte L'Oreal selbst im Coronajahr auf dem chinesischen Markt große Erfolge feiern: Im ersten Halbjahr 2020 erreichte das Wachstum 17,5 Prozent, im zweiten Halbjahr sogar 30 Prozent. Dazu sagt Fabrice Megarbane, Präsident und CEO von L'Oreal China: „Trotz der Auswirkungen der Epidemie hat sich unsere Performance hier in China als sehr belastbar erwiesen.“

 

Die Johnson & Johnson Group ergriff ebenfalls eine Reihe von Maßnahmen, um ihre Position auf dem chinesischen Markt zu stärken. Im September dieses Jahres wurde der erste Roboter für orthopädische Chirurgie, der von Johnson & Johnson und dem chinesischen Unternehmen Tinavi Medical Technologies gemeinsam entwickelt wurde, auf dem chinesischen Markt eingeführt. Seit 2018 hat das Unternehmen Xi'an Janssen Pharmaceutical, das ebenfalls zur Johnson & Johnson Gruppe zählt, die Zulassung für 25 neue Medikamente bzw. Genehmigungen für deren Verkauf auf dem chinesischen Markt erhalten, und damit einen Weltrekord für Janssen aufgestellt. Darüber hinaus setzt sich das Unternehmen aktiv im Bereich Gesundheitswesen ein. Im Juli stellte die Firma eine spezielle Kontaktlinse vor und wurde damit zum ersten Anbieter auf der Online-Einkaufsplattform Taobao, der virtuelle Anprobe-Dienste anbietet. Im August kam zudem das Haarwuchsmittel „Rogaine“ auf den chinesischen Markt. Dies zeigt, dass das Unternehmen erfolgreich beginnt, den chinesischen Gesundheitsmarkt zu erschließen.

 

„Im zweiten Quartal 2020 verzeichnete unser Geschäft in China ein robustes Wachstum, insbesondere im Medizinbereich, hier waren die Wachstumszahlen zweistellig. Diese Leistung war führend auf den Weltmärkten“, sagt Song Weiqun, Präsident von Johnson & Johnson China.

 

Ähnliche Erfahrungen haben auch viele andere ausländische Firmen gemacht. In einem kürzlich online veröffentlichten Artikel schreibt das „Wall Street Journal“, dass die Erholung der chinesischen Konsumwirtschaft einigen amerikanischen Unternehmen geholfen habe, die Verluste auszugleichen, die durch geschrumpfte Inlandsverkäufe in den USA entstanden seien. Für viele US-Firmen sei China zu einem „sicheren Hafen“ geworden. In der letzten Gewinnsaison unterstrichen zudem Manager einiger bekannter US-Marken ausdrücklich, dass China ihnen geholfen habe, durch die schwierigsten drei Monate der Pandemie zu kommen. David Weinberg, Leiter der US-amerikanischen Sport- und Freizeitmarke Skechers, sagt: „China bietet der Welt ein Modell für Erholung, Stabilität und Wachstum.“

 

Mehr Investitionen auch im Corona-Jahr

 

Im August dieses Jahres belief sich Chinas tatsächliche Nutzung ausländischer Investitionen auf 84,13 Milliarden Yuan, was einer Steigerung um 18,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Ein Bericht der US-Handelskammer in Shanghai zeigt, dass die meisten US-Unternehmen in China weiterhin optimistisch auf den hiesigen Markt blicken.

 

Was steckt hinter der erfolgreichen Performance ausländischer Unternehmen auf dem chinesischen Markt? Nach Ansicht von Fabrice Megarbane von L'Oreal sei die Verbrauchernachfrage nach Schönheitsprodukten in China nicht von den negativen Auswirkungen der COVID-19-Epidemie betroffen. Dies sei auch auf die Konsumförderungsmaßnahmen der chinesischen Regierung zurückzuführen, sagt er. „Wir sind zuversichtlich, weiterhin gute Ergebnisse hier in China zu erzielen.“



 

Schon bald dürfte China zum weltweit größten Absatzmarkt für L’Oreal werden. Für die Zukunft wird erwartet, dass die Marke noch weitere Produkte in China an den Start schickt.

 

Im zweiten Quartal schwenkte Chinas BIP-Wachstum vom negativen in den positiven Bereich. Und im August war die Wachstumsrate des Gesamtumsatzes des Einzelhandels im Bereich Konsumgüter zum ersten Mal in diesem Jahr positiv. Chinas Wirtschaft erholt sich also stetig, und zahlreiche Fördermaßnahmen haben dem Markt neue Vitalität eingehaucht.

 

Angesichts der großen Marktchancen planen viele ausländische Unternehmen eigenen Angaben zufolge, ihre Investitionen in China weiter aufzustocken. 2020 erhöhte zum Beispiel Schneider Electric seine Investitionen in Forschung und Entwicklung in China trotz der Epidemie um 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Zwischen 2017 und 2019 hatte das multinationale Unternehmen mit Sitz in Deutschland seine China-Investitionen in Research & Development bereits um 50 Prozent gesteigert.

 

„Die Anziehungskraft des chinesischen Marktes liegt nicht nur in seiner Größe, sondern auch in seiner Innovationskraft“, sagt Yin Zheng, Vize-Geschäftsführer und Präsident von Schneider Electric China. Die Volksrepublik verfüge über den weltweit größten Verbrauchermarkt. Neben der Entwicklung neuer Geschäftsmodelle beschleunige sich auch die technologische Innovation fortwährend. „Ich glaube, dass China ein weltweites Innovationszentrum werden kann“, sagt er.

 

Insgesamt wurden in den ersten acht Monaten des laufenden Jahres ausländische Investitionen in Höhe von 619,78 Milliarden Yuan in China tatsächlich genutzt, was einer Steigerung um 2,6 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum entspricht. Am 9. September veröffentlichte die US-Handelskammer in Shanghai einen Bericht, in dem festgestellt wurde, dass die meisten Unternehmen weiterhin optimistisch auf den chinesischen Markt blickten. 78,6 Prozent der befragten Firmen gaben an, ihre Investitionen nicht aus China abziehen zu wollen. Gegenüber dem Vorjahr war dies ein Anstieg um 5,1 Prozentpunkte. Einen Tag später veröffentlichte auch die EU-Handelskammer in China einen Bericht, in dem festgestellt wurde, dass die Investitionen europäischer Firmen in China im Wesentlichen stabil geblieben seien. Nur elf Prozent der befragten Unternehmen erwogen demnach, einen Rückzug aus China oder eine Änderung ihrer Investitionspläne, was nahezu dem niedrigsten Stand seit zehn Jahren entspricht.

 

„Diese Daten zeigen, dass sich nichts am Vertrauen ausländischer Firmen in langfristige Investitionen und Geschäftstätigkeiten in China verändert hat“, sagt Meng Wei, Sprecher der Staatlichen Kommission für Entwicklung und Reform. Laut Li Xiaojia, Professor an der School of Public Administration der University of International Business and Economics, biete China einen großen Markt voller Chancen und großen Spielraum für ausländische Unternehmensprofite. „Aufgrund des gegenwärtigen globalen Wirtschaftsabschwungs ist die Verbrauchernachfrage stark geschrumpft, so dass die Unternehmen große Schwierigkeiten haben, Gewinne zu erzielen. Daher ist es für multinationale Unternehmen von großer Bedeutung, den großen und stabilen chinesischen Markt zu erschließen“, so der Professor.

 

Vorreiter in Sachen Innovation

 

In den letzten Jahrzehnten waren Chinas billige Arbeitskräfte einer der wichtigsten Gründe, warum ausländische Investoren Vertrauen in den chinesischen Markt setzten. Mittlerweile hat hier ein Wandel eingesetzt. Heute liegt die größte Anziehungskraft des chinesischen Marktes in seiner Vitalität.

 

Volvo Construction Equipment verlegte seinen Hauptsitz im asiatisch-pazifischen Raum nach Shanghai. Auch die Firma Merck hat ihre Investitionen in Shanghai erhöht, um hier das weltweit größte Anwendungslabor für organische Leuchtdioden zu errichten. Von Januar bis Juli 2020 wurden in Shanghai 30 regionale Headquarters und elf Forschungs- und Entwicklungszentren multinationaler Unternehmen gegründet. Derzeit gibt es damit in Shanghai insgesamt 750 regionale Hauptsitze und 472 Forschungs- und Entwicklungszentren multinationaler Unternehmen.

 

Mit Blick auf die Zukunft arbeiten viele ausländische Firmen derzeit neue Pläne für die Erschließung des chinesischen Marktes aus. Auf der dritten China International Import Expo (CIIE) hat L'Oreal gleich fünf neue Marken präsentiert, um seine neuesten Innovationsergebnisse zu zeigen, darunter Perso, ein auf künstlicher Intelligenz basierendes Heimsystem für Hautpflege und Kosmetik. Armani stellte derweil seine weltweit erste KI-App für Kosmetik auf der Messe vor. Und auch Essilor präsentierte seine innovative Myopie-Kontrolllinse erstmals auf der dritten CIIE.

 

Langfristig gesehen dürften Innovationen in China ein enormes Potenzial freisetzen. Mittlerweile erfolgen mehr als 40 Prozent der Konsumgüterverkäufe von Johnson & Johnson in China über Onlinekanäle. Derzeit fördert das Unternehmen aktiv das Geschäftsmodell „E-Hospital“, um die Ferndiagnose und die Fernverschreibung von Medikamenten zu ermöglichen. „Wir bemühen uns darum, den chinesischen Markt zu einem globalen Motor für die digitale Entwicklung im Medizinbereich zu machen“, sagt Song Weiqun.

 

Auch Schneider Electric will die weitere Öffnung des chinesischen Marktes für die Erhöhung seiner Investitionen nutzen. „Wir werden unsere Investitionen in Innovation und Geschäftsumfeld weiter steigern. In Zeiten des Wandels wollen wir uns mit Kunden und Partnern zusammenschließen, um eine digitale Win-win-Zukunft zu schaffen“, sagt Yin Zheng.

 

Wei Jianguo, Vizepräsident des China Center for International Economic Exchanges, betont, immer mehr multinationale Unternehmen errichteten derzeit Forschungs- und Entwicklungszentren in China. Billige Arbeitskräfte formten also längst nicht mehr die größte Anziehungskraft des chinesischen Marktes. „Durch die Einrichtung solcher R&D-Zentren in China können multinationale Unternehmen neueste Marktanforderungen erkennen und damit Wettbewerbsvorteile gewinnen“, sagt er.

 

Die Entwicklung des chinesischen Marktes stimmt also insgesamt optimistisch. Jean-Paul Agon, Vorstandsvorsitzender und CEO von L'Oreal, ist der Ansicht, dass China einer der wenigen Märkte sein werde, die in diesem Jahr ein positives Wachstum beim Umsatz von Schönheitsprodukten erzielen. „Unsere Prognosen zeigen schon lange, dass die Leistung von L'Oreal auf dem chinesischen Markt bis 2030 die Leistung des US-Marktes, unseres derzeit weltweit stärksten Marktes, übertreffen wird“, sagt er. Angesichts der herausragenden Leistung des chinesischen Marktes werde dieser Tag wohl sogar noch früher kommen als bisher angenommen, fügt er hinzu.   

 

*Li Jie ist Reporterin der Übersee-Ausgabe der „People's Daily“. 

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