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Neues Gebiet Xiong’an – Chinas Vision der Zukunftsstadt

2018-07-31 16:01:00 Source:China heute Author:
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Von Zhang Xudong, Qi Leijie, Wang Min, An Bei und Yu Qiongyuan* 

  

Am 21. April veröffentlichte Chinas Regierung ihren Grundriss für den Aufbau des Neuen Gebiets Xiong’an (Xiong’an New Area) in der Provinz Hebei. Der Entwicklungsentwurf, der die Ziele zum Aufbau der Region bis Mitte des Jahrhunderts absteckt, lenkte unmittelbar weitreichende Aufmerksamkeit auf sich. 

 

 

 

Bürgernahe Dienstleistung: Das Bewohner-Service-Zentrum

des Neuen Gebiets Xiong’an aus der Vogelperspektive. Unser Bild entstand am 2. Juni 2018. 

  

In diesem Grundriss fordern die Verantwortlichen, beim Aufbau des neuen Gebiets den Ökosystemen und der Umwelt konsequent Vorrang zu gewähren, die grüne Entwicklung zu unterstützen und eigene Großräume für Produktion, Leben und Ökologie zu schaffen, damit eine clusterartige Raumstruktur entsteht, die die Bedürfnisse der städtischen und ländlichen Gebiete des Areals gleichermaßen berücksichtigt und alle wichtigen Funktionen abdeckt. Das neue Großprojekt in Sachen urbaner Entwicklung in unmittelbarer Nähe Beijings soll eine angemessene Bevölkerungsdichte realisieren und eine gute Integration der bestehenden Wasser- und Landressourcen der Gegend ermöglichen.  

  

 

 

Anmutige Seenlandschaft: Nur einige Jachten durchkreuzen die ansonsten idyllische Kulisse des Baiyangdian-Sees,  

dessen Ufer von dichten Bäumen gesäumt sind. Das Bild entstand am 2. Juni 2018. 

 

Anders als bisherige Metropolen wird Xiong’an kein Stadtzentrum im traditionellen Sinne besitzen. Schon die Auswahl des Standorts der Xiong’an New Area erfolgte unter Berücksichtigung dieses Aspekts. Das Ausgangsgebiet, das eine Fläche von rund 100 Quadratkilometern umfasst, verfügt über ein besonderes Gefüge. Der Norden ist städtisch geprägt, in der Mitte finden sich Grünflächen, im Süden eine Seenlandschaft.  

 

 

Einjähriges Jubiläum der Xiong’an New Area: Zur Feier dieses Ereignisses wurde am 1. April 2018

ein groß angelegtes Frühjahrsaufforstungsprojekt in der Gemeinde Zan‘gang, Kreis Xiong, eingeleitet.  

Laut Plan sollen im Neuen Gebiet Xiong’an 6.000 Hektar Boden bewaldet werden.  

 

 

Im Norden sollen fünf Städtegruppen entstehen. Xiong’an ist von daher eher als Sammelbegriff eines modernen Städteclusters zu verstehen als eine gesonderte Stadt, eine Stadtplanungsvision der Zukunft also. Im mittleren Abschnitt des Areals soll durch gezielte Wiederherstellung der einstigen Ökosysteme, darunter Teiche und Sumpfgebiete, eine urbane Gartenlandschaft entstehen. Dafür müssen die heutigen Ackerfelder allerdings modernen Parkanlagen weichen. Das südliche Gebiet grenzt unmittelbar an den Baiyangdian-See, das größte Binnengewässer der Provinz Hebei. Die Bautätigkeiten an den Ufern des Gewässers, durch die eine neue Uferlinie entstehen soll, werden beim Aufbau Xiong’ans streng kontrolliert.  

  

Wie schon bei anderen Projekten üblich setzt China auch im Falle Xiong’ans darauf, sich über die Einrichtung von Pilotzonen Schritt für Schritt bis zum Ziel vorzutasten und nötigenfalls unterwegs letzte Justierungen vorzunehmen. So wurden im oben genannten Ausgangsgebiet bereits einige Orte ausgewählt, welche die Städtebaupläne als erstes in Angriff nehmen sollen. Die Ortschaften, die hier entstehen, werden laut Plan eine Fläche von 20 bis 30 Quadratkilometern umfassen und vor allem dazu dienen, verschiedene ausgelagerte Funktionen Beijings jenseits seiner Hauptstadtfunktionen zu übernehmen.  

  

Umschlossen werden diese Ortschaften in Zukunft von fünf äußeren Raumgruppen, nämlich, Xiongxian, Rongcheng, Anxin, Zhaili und Zan’gang. In ihnen, so der Plan der Regierung, sollen gezielt High-End- und High-Tech-Industrien angesiedelt werden.  

  

Die Pläne der Regierung sehen außerdem vor, mehrere durch Lokalkolorit geprägte Gemeinden sowie schöne Dörfer zu errichten. Hierfür steht eine Landfläche von rund 50 Quadratkilometern zur Verfügung. Zhu Ziyu, Chefstadtplaner der China Academy of Urban Planning & Design, sagt, die Raumgruppen, Wälder, Sumpfgebiete und Grünflächen seien klar voneinander getrennt, womit Grenzlinien für die Erschließung gezogen würden. „Für sich genommen erfüllen die verschiedenen Zonen jeweils komplette Funktionen, wodurch die Arbeits- und Lebensbedürfnisse der Bewohner gut befriedigt werden können“, so der Fachmann. 

  

Li Xiaojiang, Mitglied der Beraterkommission für koordinierte Entwicklung der Städte Beijing und Tianjin sowie der Provinz Hebei, sagt zu den Plänen: „Der im Frühjahr vorgelegte Grundriss lässt ausreichend Spielraum für die strategische Entwicklung, das heißt für die Umsetzung der staatlichen Entwicklungsstrategie sowie der Strategie für nachhaltige Stadtentwicklung.“ 

  

Ausgeprägtes chinesisches Antlitz 

  

Die Planer betonen, das die Xiong’an New Area ein chinesisches Antlitz erhalten wird, das die Quintessenz der chinesischen Architektur zum Ausdruck bringen soll. So würden beispielsweise Aspekte der traditionellen chinesischen Baukunst wie symmetrische Elemente hervorgehoben. Zudem soll die Anlage neuer Straßen und Gassen in einem gesunden Maß erfolgen und alte Bauten gleichzeitig nicht ohne weiteres abgerissen werden.  

  

Der Grundriss sieht vor, dass sich chinesische Stilelemente harmonisch mit westlichen ineinanderfügen, wobei es erstere zu betonen gelte, heißt es. Auch sollen sich klassische Elemente mit modernen verweben. Es gelte, Chinas vorzügliche traditionelle Kultur hochzuhalten und deren Gene weiterzuführen. Kurzum: in Xiong’an sollen das Leitbild der chinesischen Kultur, anmutige Seenlandschaften und innovative Städtebautrends auf kreative Weise zu etwas Neuem verschmelzen.  

  

China will in Xiong’an also keineswegs einen kalten Wald aus Wolkenkratzern hochziehen. Die neuen Hochhäuser sollen strengen städtebaulichen Beschränkungen unterworfen sein. Insbesondere Skyscraper mit kalten Glasfassaden dürfen nicht nach Belieben in die Höhe gezogen werden. Den Funktionen des jeweiligen städtischen Standorts entsprechend und unter Berücksichtigung der Besonderheiten der jeweils angesiedelten Industrien werden nur in bestimmten Bezirken Hochhäuser für Business-Center, Finanzinstitutionen und Unternehmenszentralen gebaut. Xiong’ans Skyline, so die Vision der Städteplaner, soll eine harmonische und rhythmische Silhouette zeichnen. „Die Menschen sollen sich nicht von hohen Bauwerken erdrückt fühlen“, sagt Stadtplaner Zhu. Stattdessen hofft man, klassizistischen Geist und moderne Atmosphäre zu vereinen und die Bauwerke harmonisch ins natürliche Landschaftsbild einzufügen. Xiong’ans urbaner Raum soll ungekünstelt und stilvoll daherkommen. Skurrilen Baustilen und architektonischen Experimenten erteile man dagegen eine klare Absage, so Zhu.  

  

Im Einklang mit den natürlichen Gegebenheiten vor Ort planen die Verantwortlichen, den städtischen Bau auf dem Flachland vorzunehmen. Statt verschiedene Bauweisen mechanisch zu übernehmen, soll das chinesische Gepräge betont werden. Anders als bei der Anlage traditioneller chinesischer Städte will man allerdings bewusst vom gängigen Modell geschlossener Wohnviertel Abstand nehmen. Stattdessen sollen für den Wohnungsbau neue Straßen angelegt werden. Im oben erwähnten Ausgangsgebiet sollen so städtische Viertel quadratischen Grundrisses entstehen, ein städteplanerisches Schachbrett quasi.  

  

Zu beiden Seiten der Nord-Süd-Achse des neuen Stadtgebiets sollen historische, kulturelle und ökologische Merkmale zum Ausdruck kommen. Die Ost-West-Achse wird die einzelnen Städtegruppen verbinden. Nach dem Entwurf der Stadtplaner sollen die Städte von Waldstreifen mit reicher Vegetation gesäumt sein. Im Umland soll es eine blühende Seenlandschaft geben. Der städtische Raum wird sich also aus einem quadratischen Kernstadtgebiet mit zwei Achsen, fünf Städtegruppen und zehn Großgärten bzw. Parkarealen sowie ausgedehnten Blumenfeldern, Waldflächen und Seenlandschaften zusammensetzen.  

  

Hebeis Vizegouverneur Chen Gang, der gleichzeitig als Direktor des Verwaltungsgebiets der Xiong’an New Area fungiert, erklärt: „Ohne Rückbesinnung auf Chinas kulturelle Wurzeln gibt es für eine Stadt wie Xiong’an keine Zukunft.“ Bei der Planung des neuen Gebiets müsse deshalb darauf bestanden werden, alte Bäume nicht umzupflanzen, alte Bauwerke nicht einfach abzureißen und alte Gedenkbögen nicht anzutasten. Stattdessen sollten die neuen Städte Altes bewusst in sich aufnehmen, damit die alten Bewohner nicht mit ihrer neuen Heimat fremdeln, so der Vizechef der Lokalregierung.   

  

Soll sich das Mammutprojekt als erfolgreiches Jahrhundertprojekt etablieren, muss ein richtiger Umgang mit Fragen des Denkmalschutzes und der Pflege kultureller Traditionen gefunden werden. Der Grundriss des Aufbauplans des neuen Gebiets unterstreicht deshalb die Wichtigkeit, die traditionelle Kultur zu schützen und eine Szenerie zu schaffen, in der sich historische Entwicklung, zivilisatorische Inklusivität und moderner Innovationsgeist vereinen.  

  

Insbesondere betont der Grundriss, dass die kulturelle Tradition Chinas bewahrt und fortgeführt werden müsse. So ist geplant, alte Bäume und Gedenkbögen in die neuen Parks und Grünanlagen zu integrieren, damit der städtische Aufbau und die örtliche Kultur einander ergänzen und fördern und Xiong’an zu einem Gebiet mit starkem Lokalkolorit reift. Auf natürliche Weise, so hoffen die Verantwortlichen, wird durch die Denkmalpflege und den Schutz historischer Altstädte und Marktflecken die Heimatverbundenheit der Bewohner gestärkt.  

  

Neue Zonen für die Reform und Öffnung sowie die globale Innovation 

  

Bis heute haben sich schon mehr als 100 High-Tech-Unternehmen in Xiong’an niedergelassen, wodurch sich die Konzentration der Innovationsressourcen auf das Gebiet beschleunigt hat.  

  

Im Grundriss zum Aufbau Xiong‘ans ist vorgesehen, dass in der Zone schwerpunktmäßig Spitzentechnologien wie Terahertz-Technik und Cognitive Computing erforscht und entwickelt werden. Auch ist die Einführung der IPv6 (Internet Protocol Version 6) in der Zone vorgesehen. 

  

Der im April veröffentlichte Grundriss sieht außerdem vor, dass das Gebiet schon bald verschiedene ausgelagerte Funktionen Beijings jenseits seiner Hauptstadtfunktionen übernehmen sowie Innovationsressourcen der Hauptstadt zusammenführen und aufnehmen wird. Es gelte, die Standortverteilung der High-Tech- und High-End-Industrien von hoher Warte aus zu planen und ein modernes Industriesystem aufzubauen, in dem sich Realwirtschaft, wissenschaftlich-technische Innovation, modernes Finanzwesen und Humanressourcen koordiniert entwickeln, heißt es in dem Papier.  

  

Wu Hequan, Mitglied der Chinesischen Akademie der Ingenieurwissenschaften und Vizeteamleiter der Beraterkommission für die koordinierte Entwicklung der Städte Beijing und Tianjin sowie der Provinz Hebei, sagt: „Es ist beachtenswert, dass in diesem Grundriss insgesamt 38 ganz konkrete Hauptzielvorgaben formuliert sind, darunter zum Beispiel eine Quote für die Anwendung künstlicher Intelligenz im Bereich Infrastruktur, sie soll demnach mehr als 90 Prozent erreichen. Die Hochgeschwindigkeitsbreitbandnetze sollen für Privathaushalte der 1Gbps-Norm und für Unternehmen der 10Gbps-Norm entsprechen. Diese Vorgaben und Normen zielen eindeutig auf den Anschluss an die weltweite Spitzentechnologien.“  

  

Eine Schlüsselfunktion Xiong’ans bestehe zudem darin, ein landesweit mustergültiges Beispiel für die hochwertige Entwicklung im neuen Zeitalter zu schaffen, erklärt Wang Dongfeng, Parteisekretär und Vorsitzender des ständigen Ausschusses des Volkskongresses der Provinz Hebei. „Dabei müssen wir vor allem wertvolle Praxiserfahrungen sammeln, die sich zur Nachahmung anbieten. High-End-Industrie und Hochtechnologie werden die hervorstechenden Merkmale der Industrie Xiong‘ans bilden“, so der hohe Funktionär. 

  

Hebeis Provinzgouverneur Xu Qin weist unterdessen darauf hin, dass der Schwerpunkt des Aufbaus des neuen Gebiets darin bestehe, Beijing durch Auslagerung derjenigen Funktionen, die nicht hauptstadtrelevant sind, zu entlasten. Es sei vorgesehen, dass sich Hochschulen, Unternehmenszentralen, Finanzinstitutionen und öffentliche Institutionen, die mit der Positionierung und dem Entwicklungsbedarf des neuen Gebiets in Übereinstimmung stünden, dort niederließen. „Zudem gilt es, in Xiong’an gezielt die Bereiche Informationstechnologie der neuen Generation, moderne Lebenswissenschaft und Biotechnik, neue Werkstoffe, High-End-Dienstleistungen und Biolandwirtschaft zu entwickeln“, so Xu weiter.  

  

Reform und Innovation bilden also die Seele und erste Triebkraft der neuen Metropolregion. Gemäß dem von der Regierung vorgelegten Grundriss soll ein hocheffizientes Umfeld für administrative Dienstleistung sowie ein politisches Umfeld für Innovation und Öffnung geschaffen und ein Paket an politischen Maßnahmen in Bereichen wie Bodenverwaltung, Steuern, Finanzen, Humanressourcen und der Öffnung nach außen geschnürt werden, damit sich die verlagerten Institutionen gut niederlassen und rasch Wurzeln schlagen.  

  

In Xiong’an sollen außerdem weltführende wissenschaftlich-technische Innovationsplattformen, international erstklassige Infrastruktureinrichtungen für wissenschaftliche und technische Bildung sowie Dienstleistungssysteme für Innovation von Weltrang aufgebaut werden. Auf Grundlage neuer Mechanismen und Modelle soll darüber hinaus mit der Xiong’an University eine neue Universität von Weltrang entstehen. „Wir planen letztlich die synchrone Verwirklichung einer digitalen und einer realen Stadt. Beide sollen in positive Interaktion miteinander treten“, erklärt Liu Duo, Direktorin der Chinesischen Forschungsakademie für Informatik und Telekommunikation. „Es geht also um eine Art Geschwisterstadt. Ziel ist es, eine intelligente Stadt auf hohem Niveau zu schaffen.“ 

  

Im Planungsgrundriss wird ferner unterstrichen, dass ein Verwaltungssystem für Big Data eingerichtet und eine weltführende digitale Stadt mit starker Lernfähigkeit aufgebaut werden soll. Geht es nach den Planern, soll sich Xiong’an schon bald zu einer intelligenten Stadt mausern, deren Verwaltung durch die verstärkte Anwendung künstlicher Intelligenz gekennzeichnet ist. Unter Zuhilfenahme der oben genannten Doppelplanung können bestimmte Maßnahmen vor ihrer Umsetzung in der virtuellen Welt auf diese Weise vorab getestet und notwendigenfalls angepasst werden, was den Prozess der Entscheidungsfindung verbessert. 

  

Parallel zum Aufbau der nötigen Infrastruktur sollen auch Systeme von Sensoren eingerichtet sowie eine einheitliche offene Plattform des Internet der Dinge gegründet werden. Mithilfe von Cloud Computing wollen die Stadtverwalter die städtischen Informationszentren kontrollieren und die Gesamtlage der Stadt in Echtzeit analysieren. Die Verwaltung öffentlicher Ressourcen soll sich also in Zukunft verstärkt auf den Einsatz künstlicher Intelligenz stützen.  

  

Ein hochwertiges Lebensumfeld schaffen 

  

Xiong’an soll für seine Bewohner zu einem hochwertigen städtischen Lebensraum reifen, bewohnerfreundlich sein und die Erwerbstätigkeit fördern. Geplant ist eine Stadt der Zukunft eingebettet in grüne Ökosysteme, die 70 Prozent des städtischen Raums ausmachen sollen.  

  

Hierfür werden in den Vorstädten große Ökoparks angelegt, in den Städten entstehen große Park- und Gartenanlagen. Ziel ist es, dass Bewohner nur drei Kilometer zu Fuß zurücklegen müssen, um den nächstgelegenen Wald zu erreichen. Wald-  bzw. Parkstreifen sollen schon in einem Kilometer fußläufig liegen. Der nächstgelegene Park wird höchstens 300 Meter entfernt sein. Zudem sollen alle Straßen hundertprozentig begrünt werden. Insgesamt sollen die Waldflächen 40 Prozent des neuen Stadtgebiets ausmachen und der Anteil der Grünflächen des Ausgangsgebiets soll satte 50 Prozent erreichen. 

  

Wu Hequan sagt: „Weltweit kann bisher noch keine Großstadt einen Anteil von 70 Prozent grüner Ökosysteme an der Stadtfläche vorweisen. Die hohe Dichte an Grün wird also den ökologischen Charme Xiong’ans ausmachen.“ Durch die gekonnte Verflechtung von Seenlandschaften und Grünflächen werde den Bewohnern und Besuchern in grandioser Weise vor Augen geführt, wie die Städte der Zukunft aussehen könnten, so der Urbanisierungsexperte. „Der See Baiyangdian, der in der Nähe der Metropole Tianjin liegt, soll eine treibende Kraft für die Governance der Umwelt und Wasserregulierung bilden, metaphorisch gesprochen also als ,Niere‘ fungieren“, sagt He Lifeng, Direktor der Staatlichen Kommission für Reform und Entwicklung und Leiter des Büros der Führungsgruppe für koordinierte Entwicklung der Städte Beijing und Tianjin sowie der Provinz Hebei. Zum Hochwasserschutz sind auf dem See neue Dämme vorgesehen. Das Umland soll sein historisches Antlitz beibehalten. 

  

Um den See Baiyangdian, das Ausgangsgebiet sowie alle neuen Zonen werden Waldstreifen angelegt, grüne Korridore werden die Flüsse und Durchfahrtsstraßen säumen. In den Städtegruppen und wichtigen Ökogebieten werden insgesamt neun Waldgebiete angelegt. Dazu sagt Gao Junhai, Vizedirektor des Forschungsinstituts für Ökosysteme und Umwelt der China Academy of Urban Planning & Design: „Es gilt, Regenwasser auffangende Gärten und Grünflächen anzulegen sowie die Sumpfgebiete gut zu nutzen, um das Regenwasser im neuen Gebiet zu hundert Prozent zu sammeln und es anschließend natürlich zu reinigen. Derartig bearbeitetes Regenwasser hilft nicht nur, Wasser zu sparen, sondern kann auch zur Bewässerung der städtischen Grünanlagen verwendet werden. Zudem beugt es Hochwasser in Städten vor und verhindert Verschmutzungen durch unbehandeltes Regenwasser.“  

  

Überhaupt bildet der Umweltschutz einen wichtigen Schwerpunkt des Aufbauplans. Der Grundriss fordert, die grüne, intelligente und innovative Entwicklung voranzutreiben, eine kohlenstoffarme Lebens- und Produktionsweise zu verbreiten und die Verwaltungsmodelle der Städte zu erneuern. Die Städteplaner fordern dazu auf, energiesparende und umweltfreundliche Materialien und Technologien einzusetzen, sodass hochwertige und grüne Umfelder der Stadtverwaltung geschaffen werden.  

  

Der Grundriss fordert des Weiteren, die Bevölkerung in den Mittelpunkt zu stellen, großen Wert auf die Gewährleistung und Verbesserung ihrer Lebenshaltung zu legen, hochwertige Einrichtungen der öffentlichen Dienstleistungen aufzubauen und deren Niveau fortwährend zu erhöhen sowie die Nachhaltigkeit der neuen modernen Stadt zu stärken. Zudem gelte es, die Tragfähigkeit sowie Anziehungs- und Bindekraft des neuen Gebiets zu stärken. 

  

Innerhalb von fünf Minuten werden die Eltern ihre Kinder in den Kindergarten bringen können, verspricht der Grundriss, auch der Schulweg solle in nur zehn Minuten zurückgelegt werden können, innerhalb von 15 Minuten müsse die nächstgelegene Mittelschule erreichbar sein. Überhaupt sollen alle Orte zur Erledigung der Alltagsbedürfnisse des täglichen Lebens in Xiong’an innerhalb von nur 15 Gehminuten zu erreichen sein. Hierfür sollen zahlreiche bürgernahe Läden, Sanitätsstationen und kleine Sportplätze aufgebaut werden. In der Aufbauphase sollen hochwertige Einrichtungen für öffentliche Dienstleistungen errichtet werden, verspricht das Papier. Hierbei plant man, in Bereichen wie Bildung, medizinische Betreuung und Kulturangebot sowohl in- als auch ausländische Ressourcen zu nutzen. 

  

Nicht zuletzt soll das Neue Gebiet Xiong’an über eine gute Infrastruktur und günstige Verkehrsanbindungen verfügen. In Zukunft soll man Xiong‘an innerhalb von nur einer halben Stunde per Hochgeschwindigkeitsbahn von Beijing und Tianjin aus erreichen können. Der neue Beijinger Flughafen im Süden der Hauptstadt soll von Xiong’an aus in rund 20 Minuten per Auto erreichbar sein. Innerhalb des neuen Stadtgebiets will die Regierung in erster Linie auf grüne Verkehrsmittel setzen, etwa Elektrobusse oder Fahrräder.   

  

*Die Autoren sind Journalisten der Nachrichtenagentur Xinhua. 

 

 
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