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„Made in China 2025“ – Chinas Antwort auf die vierte industrielle Revolution

2018-06-04 14:46:00 Source:CRI Author:
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Von Zhu Sendi*  

  

Die Welle der vierten industriellen Revolution strömt unaufhaltsam vorwärts und  setzt die Fertigungsindustrie unter einen früher nicht gekannten Druck. Sie bewirkt starke Regulierungen und einschneidende Veränderungen. Angesichts dieses Trends ergriffen zahlreiche Industrieländer Gegenmaßnahmen und veröffentlichten staatliche Strategien, um die Oberhand bei diesem Wandel zu gewinnen.   

   

 

Dauerthema „Made in China 2025“: Auf dem First Digital China Construction Summit 

in der südostchinesischen Metropole Fuzhou haben die Redner ihren Fokus voll

auf das Strategiepapier „Made in China 2025“ gerichtet.

 

So gaben die USA im Jahr 2011 das AMP (Advanced Manufacturing Partnership) bekannt, „um die führende Position der USA in der Fertigungsindustrie zu sichern“, und die amerikanische Regierung gab etwas später die Losungen „Reindustrialisierung der USA“ und „Förderung der Rückkehr der Fertigungsindustrie“ aus. Deutschland verkündete seinerseits die „Hightech-Strategie 2020“. Die britische Regierung arbeitete das Papier „The Future of ManufacturingA New Era of Opportunity and Challenge for the UK” aus und auch Frankreich erstellte den Entwurf für die „Nouvelle France Industrielle – NFI“. Hinzu kamen noch Japans Roboter-Strategie und die Strategie „4U“ (Ubiquitous, Universal, User-oriented, Unique) sowie der von Südkorea veröffentlichte Plan für künftige Wachstumstriebkräfte. All diese Vorstöße zielen darauf ab, die Fertigungsindustrie des eigenen Landes dem neuen Trend anzupassen und die neue Entwicklung in den Griff zu bekommen.  

   

Auf der Überholspur: In Rahmen des Strategiepapiers „Made in China 2025“ nimmt

die chinesische Autoindustrie als Säule der Fertigungsindustrie einen Aufschwung.

Automatisierung, Digitalisierung und künstliche Intelligenz treiben eine neue

Runde der Niveahebung voran. Besonders beachtenswert sind die Fortschritte bei

der Anwendung der künstlichen Intelligenz.

 

 

Chinas Fertigungsindustrie steht zwar hinsichtlich ihres Umfangs und ihrer Produktionskapazität weltweit auf Platz eins, aber sie ist vom Entwicklungstand der Industrieländer meilenweit entfernt, wenn Effizienz, Effektivität, Qualität und Industriestruktur sowie Nachhaltigkeit und Ressourcenverbrauch in Betracht gezogen werden. Die chinesische Fertigungsindustrie muss also eine Transformation von der Umfangs- und  Geschwindigkeitsentwicklung in die Qualitäts- und Effizienzerhöhung vollziehen. Erst dadurch kann sie eine Fähigkeit zur nachhaltigen Entwicklung ausbilden, zur tragenden Säule in Chinas Volkswirtschaft werden und einen gebührenden Platz im globalen Wettbewerb einnehmen.    

   

Entwicklungsrichtung und Grundlage  

   

Im Jahr 2013 hat die Chinesische Akademie der Ingenieurwissenschaften mehr als 100 Mitglieder und Experten zu einer eingehenden Beratung zusammengerufen, bei der es darum ging, die globale Entwicklungstendenz der Fertigungsindustrie unter die Lupe zu nehmen, die Strategien und Maßnahmen der Industrienationen zu erforschen, die bestehenden Probleme der chinesischen Fertigungsindustrie kritisch zu betrachten und die durch den großen technischen Wandel bewirkten Einflüsse zu analysieren.   

   

Nach zwei Jahren der Studien haben die Experten das groß angelegte Projekt zum Aufbau eines starken Landes hinsichtlich der Fertigungsindustrie abgeschlossen. Auf der Grundlage dieses Projekts haben die Abteilungen des Staatsrates das Programm „Made in China 2025“ ausgearbeitet. Dieses Strategiepapier wurde im Mai 2015 bekannt gemacht und wird seitdem umgesetzt.   

   

Das Papier steckte das Ziel ab, durch eine Reihe von Maßnahmen und 30 Jahre der Anstrengungen bis 2045 die Transformation und Niveauhebung der chinesischen Fertigungsindustrie zu fördern und deren Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen, damit China zu einem weltweit bedeutenden Land mit starker Fertigungsindustrie avancieren kann. Um dieses Ziel zu erreichen, muss es der Volksrepublik gelingen, in der Fertigungsindustrie den Ressourcenverbrauch zu senken, die Produktivität zu steigern, negative Einflüsse auf die Umwelt zu verringern und die technische Innovationsfähigkeit zu erhöhen; zudem muss noch die industrielle Struktur optimiert, die Produktionsorganisation verbessert, die Infomationsintegration beschleunigt und die internationale Zusammenarbeit ausgebaut werden.   

   

In diesem Papier ist vorgesehen, dass vor dem Jahr 2025 fünf Großprojekte durchgeführt werden sollen, nämlich der Aufbau von Innovationszentren, intelligente Fertigung, grüne Fertigung, Stärkung der Industriegrundlagen und innovative technische Anlagen auf dem High-End-Level. Außerdem wurden noch zwei spezielle Aktionen, nämlich zur Qualitätserhöhung und zur dienstleistungsorientierten Fertigung eingeleitet. Im Rahmen des Programms „Made in China 2025“ werden zudem noch ein Plan für die Ausbildung von Fachkräften in der Fertigungsindustrie sowie Pläne für die drei Industriezweige Information, neue Werkstoffe und Pharmazie ausgearbeitet und durchgeführt.    

   

Der Strategie „Made in China 2025“ liegt die Konzeption zugrunde, dass erstens die innovationsgetragende Entwicklung die richtungsweisende Rolle spielt, zweitens die Erhöhung der Leistungsfähigkeit und Qualität der Industrie eine solide Grundlage legt, drittens die intelligente Fertigung die Stoßrichtung bildet und viertens die grüne Fertigung und die dienstleistungsorientierte Fertigung die Funktion der flankierenden Maßnahmen erfüllen. Die Gedankengänge dieser Strategie zeigen in aller Deutlichkeit, dass sich die chinesische Fertigungsindustrie auf ihre eigene Kraft stützt und auf die Lösung bestehender Probleme abzielend von verschiedenen Seiten vorangetrieben wird.   

   

Das grundlegende Ziel der Umsetzung dieser Strategien liegt – wie vorhin bereits erwähnt – darin, das Niveau der chinesischen Fertigungsindustrie in ihrer Gesamtheit zu erhöhen und es ihr zu ermöglichen, im gleichen Tempo mit der vierten industriellen Revolution Schritt zu halten. Das Programm  „Made in China 2025“ verkörpert auch das von Chinas Staatspräsident Xi Jinping aufgestellte neue Konzept der Entwicklung, nämlich der innovationsgetragenen, koordinierten, grünen, offenen und durch gemeinsame Teilhabe geprägten Entwicklung, und bildet eine wichtige Praxis, um die  Versorgungskapazität der Fertigungsindustrie zu erhöhen.   

   

Es sei hier unterstrichen, dass das Ziel des Programms „Made in China 2025“ und dessen Umsetzung von folgenden vier Eckpfeilen getragen werden: Erstens gilt es, die Reform umfassend zu vertiefen, die Vitalität der Unternehmen durch Erneuerung von Systemen und Mechanismen zu stärken und die Produktivkräfte weiter zu befreien; zweitens soll der Markt bei der Ressourcenallokation die entscheidende Rolle spielen und die Regierung ihre Funktionen besser erfüllen; drittens gilt es, in der Fertigungsindustrie die Innovationsfähigkeiten zu erhöhen und durch die innovationsgetragene Entwicklung die Transformation der alten Triebkräfte in neue zu verwirklichen; und viertens soll die Öffnung ausgebaut werden. In einem offenen Umfeld soll faire internationale Zusammenarbeit zum gemeinsamen Gewinnen entfaltet, die internationale Konkurrenzfähigkeit erhöht und ein chinesischer Beitrag zum Wandel der globalen Fertigungsindustrie geleistet werden.   

   

Das Papier betont, dass in einem offenen Umfeld und unter der Entfaltung der richtungsweisenden Funktion des Marktes die eigenständige Kreativität und Vitalität der chinesischen Fertigungsindustrie erhöht werden sollten. Durch weitreichende Kooperation im In- und Ausland bei Wertschätzung und Schutz des geistigen Eigentums sollen die Innovationsfähigkeit und Versorgungskapazität der chinesischen Fertigungsindustrie gesteigert werden.   

   

Erste Wirkungen der intelligenten und grünen Entwicklung  

   

Seit drei Jahren wird das Programm „Made in China 2025“ umgesetzt und dabei wurden merkliche Wirkungen gezeitigt. Es hat sich mittlerweile vor allem die Erkenntnis über die Wichtigkeit der Fertigungsindustrie in der Volkswirtschaft in verschiedenen Wirtschaftsbranchen und Landesteilen durchgesetzt. Die verstärkte Nutzung der künstlichen Intelligenz und von umweltfreundlichen Technologien in der Fertigungsindustrie erzielte Fortschritte. Der Aufbau eines neuen Systems der Fertigungsindustrie wurde gestärkt, die Niveauhebung und Transformation von Triebkräften wurden beschleunigt und die Innovationsfähigkeit und die Versorgungskapazität wurden in einigen Bereichen deutlich erhöht.   

   

Für ein starkes Land in Sachen Fertigungsindustrie gibt es eine Reihe von Indizes, wie z. B. die Anwendungen globaler Patente in Relation zur Wertschöpfung, die FuE-Intensität (Intensität von Forschung und Entwicklung), den Anteil der Forscher und Entwickler an der Gesamtbelegschaft, die Arbeitsproduktivität, die Gewinnquote und nicht zuletzt den IDI (Informatization Development Index).   

   

Wenn man diese Indizes im Jahr 2016 mit denen im Jahr 2012 vergleicht, dann ist eine Erhöhung in unterschiedlichem Grade erkennbar. In den letzten Jahren schenkte die chinesische Regierung der Forschung und Entwicklung in der Fertigungsindustrie große Aufmerksamkeit und im Jahr 2016 lag die FuE-Intensität in der Fertigungsindustrie bei 2,01 Prozent, womit sie zum ersten Mal in den vergangenen fünf Jahren die 2-Prozent-Marke überschritt. Die Förderung der intelligenten Fertigung hat eine Reihe von Modell-Unternehmen hervorgebracht, die ihre Produktivität um 20 Prozent erhöhten, die Betriebskosten um 20 Prozent senkten, den Produktentwicklungszyklus um 30 Prozent verkürzten, die Ausschussquote um 20 Prozent herabsetzten und den Energieverbrauch um 10 Prozent verringerten.   

   

Dies zeigt, dass sich diese Unternehmen in der Welle der vierten industriellen Revolution zu Vorreitern gemausert haben. Zeitgleich haben sie auch zur Entwicklung jener anderen Unternehmen, die sich noch immer in der Phase der Industrie 2.0 bzw. 3.0 befinden, beigetragen.   

   

Es sei hier darauf hingewiesen, dass sich die Unternehmen unterschiedlicher Eigentumsformen, seien es staatseigene, private, Joint-ventures oder ausländische, aktiv an der Umsetzung des chinesischen Programms beteiligen. Insbesondere konnten einige ausländische Unternehmen in China ein starkes Wachstum im Automatisierungsbereich verzeichnen.   

   

In der Branche ist allgemein bekannt, dass einige ausländische technische Anlagen mit bekannten Markennamen für intelligente Fertigung auf dem chinesischen Markt große Vertriebserfolge für sich verbuchten konnten. Nehmen wir Industrieroboter als Beispiel. Im Jahr 2016 wurden auf dem chinesischen Markt 42 963 Knickarm-Roboter verkauft, was eine Zunahme von 25,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr bedeutet. Dies generierte ein Umsatzwachstum von 19,1 Prozentpunkten. Im gleichen Jahr wurden 9553 SCARA-Roboter auf dem chinesischen Markt abgesetzt, ein Plus von 51,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Marktanteile der Roboter in beiden Kategorien beliefen sich jeweils auf 78,5 Prozent und 88,7 Prozent.   

   

Diese Ergebnisse sind eher auf die Leistungsfähigkeit und das Serviceniveau der Roboterhersteller, die mit ihrem Verhalten den chinesischen Markt maßgeblich beeinflussen, zurückzuführen als auf die Eigentumsform dieser Unternehmen oder die vom Programm „Made in China 2025“ vorgegebene Entwicklungsrichtung, die ihren Marktzugang ermöglicht.  

   

Dorniger Pfad für Qualitäts- und Effizienzerhöhung  

   

Objektiv betrachtet, bewegt sich die chinesische Fertigungsindustrie noch immer in ausgefahrenen Gleisen, die durch einen großen Produktionsumfang gekennzeichnet sind. Die Transformation von einer quantitativen Expansion in eine qualitative Erhöhung verläuft nicht reibungslos. Die chinesische Fertigungsindustrie hat im Vergleich zu den Ländern mit einer starken Fertigungsindustrie wie z. B. den USA, Deutschland und Japan noch immer einen großen Nachholbedarf, insbesondere in den drei Bereichen Qualität und Effizienz, Strukturoptimierung der Struktur und nachhaltige Entwicklung. Dabei sollte die Erhöhung von Qualität und Effizienz die Hauptstoßrichtung der künftigen Entwicklung der chinesischen Fertigungsindustrie bilden.   

   

Zweifelsohne resultieren die positiven Ergebnisse bei der Durchführung des Programms „Made in China 2025“ aus verdoppelten Anstrengungen und gesteigertem Einsatz der chinesischen Unternehmen. Sie sind aber auch der aktiven Anpassung an die vierte industrielle Revolution und der Aufnahme und Verarbeitung von neuen Hightech-Errungenschaften zu verdanken. Nicht zuletzt gründen sie sich auf die akkumulierten technischen Innovationserrungenschaften aus vielen Jahren und auf Synergieeffekte sowie die Früchte der fairen und beiderseitig nutzbringenden Kooperation zwischen chinesischen und ausländischen Unternehmen in einem offenen Umfeld.   

   

Das Programm „Made in China 2025“ zeigt der chinesischen Fertigungsindustrie nicht nur die Entwicklungsrichtung und die Zielsetzung, es bildet zugleich auch ein Band zur Zusammenarbeit und zum Austausch zwischen Unternehmen verschiedener Länder und fördert ihre gemeinsamen Fortschritte.   

   

In den vergangenen Jahren hat die chinesische Fertigungsindustrie eine breit gefächerte Zusammenarbeit und einen vielfältigen Austausch mit ihren Pendants in Deutschland, Japan, den USA und Großbritannien durchgeführt. Die oben genannten fünf Großprojekte sowie die Niveauhebung und Transformation der chinesischen Fertigungsindustrie bringen den ausländischen Produzenten Marktchancen. Im Zuge der Vertiefung dieses Programms werden Austausch und Zusammenarbeit mit der Fertigungsindustrie der entwickelten Länder noch reibungsloser vonstatten gehen. Die chinesischen und ausländischen Produzenten werden eigene Schwachstellen durch Ergänzung mit Vorzügen anderer ausgleichen und zur Zusammenarbeit zum beiderseitigen Vorteil und gemeinsamen Gewinnen beitragen.   

   

Die Kenntnisse einiger ausländischer Organisationen über das chinesische Programm beruhen auf unbegründeten Annahmen und Spekulationen. Ihrer Logik und Mutmaßung fehlt es an Wissenschaftlichkeit und Fairness. Die daraus gezogenen Schlüsse sind einseitig und offenbaren einen Doppelmoral. Besonders zu erwähnen ist hier, dass die USTR (United States Trade Representative) bezüglich des chinesisch-amerikanischen Handels einen Untersuchungsbericht zum Abschnitt 301 des Trade Act von 1974 veröffentlicht hat. In diesem Bericht wurde an verschiedenen Stellen auf das Programm „Made in China 2025“ Bezug genommen. Die Darlegungen und Schlussfolgerungen widersprechen allerdings sowohl den Tatsachen als auch den Grundpositionen und strategischen Anordnungen des chinesischen Programms. Zudem ignoriert dieser Bericht die Grundprinzipien der WTO (Welthandelsorganisation) und belegt einseitig die chinesischen Exporte von 1300 Produkten mit Zöllen von 25 Prozent.   

   

Die große Bandbreite der betroffenen Waren erstreckt sich auf Wirtschaftsbereiche wie unter anderenLuft- und Raumfahrt, Telekommunikation, Maschinenbau usw. Diese uniteralistische Aktion beeinträchtigte zwar die Wettbewerbsfähigkeit der betroffenen Produkte in den USA, insbesondere der Produkte der chinesischen Maschinenbauer, so dass ihre Wettbewerbsfähigkeit geschwächt wird, ihre Bestellaufkommen schrumpfen und das Geschäft erschwert wird, aber die von China ergriffenen Gegenmaßnahmen werden die  entsprechenden amerikanischen Industrien ebenfalls im Wert mindern, wenn nicht noch in größerem Maße.  

   

Die Umsetzung des Programms „Made in China 2025“ hat die Konkurrenzfähigkeit der chinesischen Fertigungsindustrie bereits gestärkt und wird dieser weiter Schub verleihen. Die chinesische Fertigungsindustrie wird die Chancen aus der vierten industriellen Revolution beim Schopfe packen und die Herausforderung meistern. Begünstigt durch die wissenschaftlich-technischen Errungenschaften wird sie die Schritte der Niveauhebung und Transformation der Triebkräfte beschleunigen, ihre Innovationsfähigkeit und Versorgungskapazität stärken und unbeirrt auf das Ziel des Aufbaus Chinas zu einem Land mit starker Fertigungsindustrie zusteuern.    

   

* Der Autor Zhu Sendi ist Ehrenvorsitzender des Expertenausschusses der China Machinery Industry Federation.  

  

 

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